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Wie sollen wir unseren Reiseblog nennen? Die Namenssuche hat durchaus gedauert. Tagelang schrieben wir Ideen auf Zettel, grübelten über Inhalte, Fotos und Reiseabenteuer nach. Denn ein guter Name ist entscheidend für den Erfolg einer Website.
Wenn sich niemand an den Blognamen erinnert, ist das suboptimal und auch für Suchmaschinen spielt der Name eine wichtige Rolle. Der Name des Blogs ist genauso wichtig wie einzigartiger Content auf der Website. Im Namen sollen das Thema und die Ziele enthalten sein. Zusätzlich empfielt sich ein einprägsamer und kurzer Name.
Als eine erste Idee fiel uns eine selbsterlebte Anekdote wieder ein: Die Reisestory mit dem „Klang des Südens“ während unserer ersten Griechenlandreise nach Skiathos
Ein Gedicht aus dem Buch von Erhart Kästner, aus dem Jahr 1953, half uns endgültig bei unserer Entscheidung.
Nur drei Dinge könnte ich nennen, die ich an diesem Lande in gleichem Maße liebe: Den Ölbaum, die Granatapfelblüte und die Zikaden. Es hat sich in mir die Überzeugung gefestigt, daß man nur dort wirklich lebt, wo Zikadengeschrill die Mittage füllt und wo Ölbäume stehn. Der Ölbaum ist der Baum aller Bäume, ich liebe ihn. Er hat den Segen, die Stille.“
Erhart Kästner, Ölberge, Weinberge – Ein Griechenland-Buch.
Es funkte – genau das ist es! Die Singzikaden sollen uns ihren Namen leihen: Reise-Zikaden. Denn unsere Reiseziele liegen meist südlich des Alpenkammes, im warmen Süden, in dem die Zikaden zirpen.
Weitere Recherchen ergaben, dass wir uns mit dem Namen Reise-Zikaden in illustre Gesellschaft begeben haben. Über die Zikaden schrieben schon die alten Griechen. Sokrates, Platon, Anakreon, Goethe, Roth und wahrscheinlich noch unendlich viele andere Denker, Dichter und Philosophen haben sich ausführlich mit den Singzikaden beschäftigt. Inspririerend!
Die Fotografien der scheuen Singzikaden gelangen während einer Griechenlandreise in der Nähe von Pylos in der Region Messenien im Westen des Peloponnes.
Zum Weiterlesen:
Insel Skiathos: Der Klang des Südens – Fremd und schrill, jedoch betörend
Sokrates und Platon über den Zikadenmythos
Der griechische Philosoph Platon (429 – 347 v. Chr.) war Schüler des Sokrates, dessen Denken und Methode er in vielen seiner Werke schilderte. Nach einem Text von Platon wurden im antiken Griechenland die Zikaden als Botschafter der Musen verehrt.
Zikaden befreien sich mit dem Abstreifen der Larvenhaut von jeglichen physischen Bedürfnissen und wurden daher als entkörperlichte Seelen betrachtet. Dadurch erreichen die Insekten eine höhere Ebene der Erkenntnis. Zikaden wurden als ein Modell der menschlichen Seele angesehen. Musen wurden als die Schutzgöttinnen der Kunst verehrt.
Sokarates erzählt seinen Schülern den Zikadenmythos:
„Zikaden sind die Nachkommen verzauberter Menschen. Als einst die Musen den Gesang in die Welt brachten, waren die Menschen davon derart hingerissen, dass sie das Essen und Trinken vergaßen. So starben sie, ohne es zu bemerken und wurden in Zikaden verwandelt. Von den Musen haben die Zikaden die Fähigkeit erhalten, von Geburt an ohne Nahrung zu leben und unablässig zu singen. Sie sind beauftragt, das Treiben der Menschen zu beobachten und den Musen zu melden, was die einzelnen Menschen in den Musenkünsten leisten. Auch darum soll man in der Mittagszeit beim Zikadengesang nicht einschlafen, sondern sich geistig betätigen.“
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Anakreon und seine Liebeserklärung an die Zikade
Anakreon (575/570 – 495 v. Chr.) war ein griechischer Lyriker. Auf der Akropolis in Athen stand seine Bildsäule, direkt neben der Statue seines Freundes Xanthippos, Politiker und Feldherr. Anakreon galt als Dichter, der bis ins hohe Alter der Lyrik, dem Wein, der Geselligkeit, der Schönheit, der Anmut und der Liebe huldigte.
Der Legende nach starb Anakreon im Alter von 85 Jahren, nachdem er sich an einer Weinbeere verschluckt hatte. Beim folgenden Gedicht handelt sich um eine Hymne an die gottgleichen Zikaden. Das Werk erfreute sich auch in späterer Zeit großer Beliebtheit und wurde von Johann Wolfgang von Goethe ins Deutsche übersetzt.
An die Zikade
Selig bist du,
liebe Kleine,
Die du auf der Bäume Zweigen,
Von geringem Trank begeistert,
Singend, wie ein König lebest!
Dir gehöret eigen alles,
Was du auf den Feldern siehest,
Alles, was die Stunden bringen;
Lebest unter Ackersleuten, Ihre Freundin, unbeschädigt,
Du den Sterblichen Verehrte,
Süßen Frühlings süßer Bote!
Ja, dich lieben alle Musen,
Phöbus selber muß dich lieben,
Gaben dir die Silberstimme,
Dich ergreifet nie das Alter,
Weise, Zarte, Dichterfreundin,
Ohne Fleisch und Blut Geborne,
Leidenlose Erdentochter,
Fast den Göttern zu vergleichen.
Eugen Roth wird es mit den Zikaden leicht zuviel!
Nicht ganz so freundlich geht Eugen Roth in seinem Gedicht mit den Singzikaden um. Denn ihr Gesang ist zuerst vereinzelt und zaghaft, dann vielstimmig und lautstark. Mit wenigen Pausen tönt lautes Zirpen und Schnarren aus Bäumen und Sträuchern. Ein untrügliches akustisches Zeichen, dass der mediterrane Sommer begonnen hat.
Die Zikaden
Es lobte hoch Anakreon
Das Flöten der Zikaden schon.
Doch leicht wird´s einem nachts zuviel:
O unglückseliges Flötenspiel!
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