Griechische und lateinische Zitate, Redewendungen oder Geflügelte Worte kennt jeder. Doch selten sind ihre Urheber, noch seltener der Zusammenhang und die Bedeutung bekannt. In unserer Blog-Serie „Zitate aus der Antike“ stellen wir euch regelmäßig ein Zitat vor. Dieses soll dazu einladen ein wenig über das zu Sinnieren was dahintersteckt. Für Freunde der Antike und alle historisch-sprachlich Interessierten.
Ad absurdum“ – Zum Sinnlosen
In der lateinischen Sprache wird „reductio ad absurdum“ als Rückführung bis zum Sinnlosen bezeichet. Eine Beweistechnik die aus der Denklehre der Logik stammt. Anstatt eine Aussage zu beweisen, nimmt man ihr Gegenteil an und zeigt durch logische Schlüsse, dass dies letztendlich zu Unsinn führt.
Jemand versucht die Unsinnigkeit einer Behauptung zu beweisen, indem er ihre unmöglichen Folgen ausführt und sie dadurch lächerlich macht. Vereinfacht gesagt: Wenn jemand etwas „ad absurdum“ führt, treibt er eine Aussage so weit, dass sie in Unsinn umschlägt.
Schriften des griechischen Philosophen Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) sind dafür die ältesten Quellen. Eine der bekanntesten „reductio ad absurdum“ stammt vom griechischen Mathematiker Euklid (um 365 – 300 v. Chr.). Der Satz von Euklid zeigt, dass es keine größte Primzahl geben kann (dass es zu jeder Primzahl eine größere gibt), indem die Annahme – es gebe eine größte – widerlegt wird.
Sokrates führt die Anklage der Gottlosigkeit „Ad absurdum“
Der Philosoph Sokrates (469 – 399 v. Chr.) wurde in Athen der Gottlosigkeit angeklagt, in einem sogenannten Asebie-Prozeß. Der Ankläger Meletos legte dar, dass Sokrates an übermenschliche Wesen glaube. Sokrates führt diese Anklage „Ad absurdum“: Da „daimonia“ göttliche Wesen seien, müsse er auch an Götter glauben.
Sokrates sagte: „Gibt es jemanden, der zwar an Wirkungen von göttlichen Wesen (daimonia) glaubt, an göttliche Wesen (daimones) selbst jedoch nicht?“ – „Wenn ich also an die Realität von göttlichen Wesen glaube, wie du behauptest, und wenn diese göttlichen Wesen eine Art von Göttern sind, habe ich dann nicht recht, wenn ich sage, dass du ein Rätsel vorträgst?“ […] „Da du behauptest, dass ich nicht an Götter glaube und gleichwohl doch wieder an Götter glaube?“ So konnte Sokrates zumindest den Vorwurf der Gottlosigkeit rhetorisch entkräften.
Quelle: Platon, Apologie, 27c/27d, Übersetzung: Schleiermacher
Ad absurdum: „Der Römer Cicero war ein Grieche!“
Um zu zeigen, dass nicht alle Menschen Griechen sind, nehmen wir das Gegenteil an. Wir behaupten also, dass alle Menschen Griechen sind. Aus dieser Annahme folgern wir, dass auch Cicero ein Grieche war. Es ist dagegen bekannt, dass der Römer Cicero kein Grieche war.
Dass Cicero aber gleichzeit sowohl ein Grieche als auch kein Grieche war, ist ein Widerspruch. Damit wird die Aussage, dass alle Menschen Griechen sind, auf einen Widerspruch zurückgeführt. Ein klassischer Fall von „reductio ad absurdum“. Dieser zeigt, dass nicht alle Menschen Griechen sind!
Aktuelle Beispiele zu „Ad absurdum“
- Übermäßiger Gebrauch von Streiks und Demonstrationen führen dieses Druckmittel „ad absurdum“.
- Wenn man energieeffiziente Unternehmen mit hohen Strompreisen belastet, wird das Anreizsystem für Energieeinsparungen „ad absurdum“ geführt.
- Lohnerhöhungen werden „ad absurdum“ geführt, wenn man deshalb die nächst höhere Steuerklasse erreicht. Zitate aus der Antike: Ad absurdum – Zum Sinnlosen
WERBUNG