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Epidauros ist die bedeutendste antike Kultstätte für den Heilgott Asklepios in Griechenland und war einst Heiligtum, Kurbetrieb und Pilgerort in einem. Inmitten einer gebirgigen Landschaft liegen die Reste der luxuriösen Kuranstalt. Epidaurus ist einer der Höhepunkte jeder Griechenlandreise.
Wir waren schon einmal da, im Jahr 2001 – seitdem hat sich einiges verändert und doch ist vieles erfreulicherweise gleich geblieben. Beispielsweise, dass die meisten Reisegruppen zu wenig Zeit haben um sich das weitläufige Gelände in Ruhe anzusehen. Das war schon vor fünfzehn Jahren schon so.
Daher ist der größte Andrang der Besucher immer im Theater. Dennoch, erst die Erkundung der weiteren Gebäudekomplexe lassen die Heilstätte im Gesamten in unserer Vorstellung wieder auferstehen. Sonst bleibt nach dem Besuch lediglich ein ausgezeichnet erhaltenes Theater in der Erinnerung erhalten.
Neu dazugekommen sind, in unseren Augen gelungene, Rekonstruktionen und Restaurationen an den wichtigsten Gebäuden und Tempeln. Besonders die Arbeiten an der Tholos lassen das architektonisch interessanteste Gebäude in Epidaurus wieder auferstehen.
Die archäologischen Ausgrabungen des Heiligtums von Epidauros liegen beim Dorf Ligourio auf dem Peloponnes in der Region Argolis. Etwa 30 Kilometer von der Stadt Nafplio und 13 Kilometer von Palea Epidavros am Saronischen Golf entfernt. Seit 1988 gehört Epidauros zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Heute bewundern die meisten Besucher das größte Theater der Antike. Es wurde vor etwa 2300 Jahren in den Hang gebaut und war für maximal 14 000 Zuschauer ausgelegt. Dutzende Jahrhunderte lang lag es verschüttet unter der Erde, bis es im 19. Jahrhundert ausgegraben und renoviert wurde.
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Sport-Wettkämpfe und Kult-Traditionen in Epidauros
Auch in Epidauros fanden panhellenische Festspiele statt. Ein Wettbewerb der ähnlich wie die Spiele in Olympia, Delphi, Isthmia und Nemea ablief. Seit dem 5. Jhd. v. Chr. wurden sie alle vier Jahre, neun Tage nach den Spielen in Isthmia abgehalten.
Zu den ursprünglich athletischen Wettkämpfen kamen später kulturelle Disziplinen hinzu. Allerdings erreichten die Asklepieia nicht den gleichen Rang wie die vier überregionalen Stätten.
Die Kulttraditionen in Epidauros haben eine lange Geschichte. Bereits seit mykenischer Zeit wurde auf dem Berg Kynortion der Heilgott Maleatas verehrt (siehe Kapitel „Das Heiligtum des Apollon Maleatas“ am Ende des Berichts). Daraus entwickelte sich die Kultstätte für Apollon, und später für seinen Sohn Asklepios.
Die Pilger kamen hierher, um im Tempel zu beten. Die Kranken erhofften sich rasche Heilung von ihren Beschwerden. Der heute sichtbare Ausbau entstammt dem 5. Jhd. v. Chr. und spiegelt einen neuen Individualismus der Griechen wieder.
Die zentralen Werte der Menschen dieser Zeit waren Gesundheit und Wohlhaben. Es wuchs der Wunsch nach körperlicher und auch seelischer Pflege. Nicht nur Sport und Krieg waren jetzt Vorbild, sondern auch Therapien zur Heilung.
Männer, Frauen, Kinder, junge und alte Menschen – sie alle suchten im Asklepeion von Epidauros vollendetes ärztliches Können, natürlich unter Mithilfe der Heilgötter. Epidauros war etwa tausend Jahre in Betrieb, bis 500 n. Chr., was auf eine hohe Erfolgsquote schließen lässt.
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Anfahrt nach Epidauros
Das Ausgrabungsgelände ist am besten mit dem Auto erreichbar. Von Nafplion kommend die gut ausgebaute Nationalstraße 70 in Richtung Nea Epidavros/Palea Epidavros nehmen. Nach dem Städtchen Ligourio zweigt eine beschilderte Nebenstraße zum Heiligtum von Epidauros ab.
Unser Tipp: Am östlichen Ortsausgang von Ligourio steht, direkt neben der Hauptstraße, die sehenswerte byzantinische Kreuzkuppelkirche Agios Ioannis Eleimon (11. Jhd.), in die zahlreiche Bauteile aus dem Asklepios-Heiligtum verbaut wurden. Die Orte Ligourio oder, das etwa 13 Kilometer entfernte, Palea Epidavros bieten sich für eine Taverneneinkehr nach der Besichtigung der Ausgrabungen an.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Sommer: April von 8 bis 19 Uhr, Mai bis Ende Oktober von 8 bis 20 Uhr
Winter: November und Dezember von 8 bis 15 Uhr, Januar bis März 8 bis 17 Uhr
Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 6 Euro
Die Eintrittskarte ist auch für das Museum gültig.
- Für alle unter 18 Jahren und EU-Studenten mit Studentenausweis: Eintritt frei
- Für andere Studenten und Rentner über 65 Jahre: Eintritt 6 Euro
Greek Travel Pages, Archaeological Site of Asklepieion of Epidaurus (englisch): www.gtp.gr
Ministry of Culture and Sports, Epidaurus (englisch): odysseus.culture.gr
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Ablauf einer Therapie im Heiligtum von Epidauros
Für die Erkrankten standen die Traumerfahrungen in der Schlafhalle im Mittelpunkt. Dort sollte ihnen im Traum durch eine Erscheinung des Asklepios Heilung zuteil werden. Antike Literatur und archäologische Zeugnisse überliefern, dass hier Gelähmte, Blinde, Stumme, Taube, Wassersüchtige, Frauen mit Kinderwunsch, Gichtkranke, Neurotiker und Psychotiker Heilung suchten.
Die Arzt-Priester im Asklepeion maßen der tiefenpsychologischen Aufarbeitung von Träumen, Problemlösungen durch Gespräche, Besuchen von Theater- und Musikaufführungen und von sportlichen Wettkämpfen große Bedeutung zu. Es wurde neben der medizinischen Behandlung für Entspannung und Heiterkeit gesorgt, um dem Kranken eine ganzheitliche Heilungschance zu geben.
Zuerst das Wort, dann die Pflanze, zuletzt das Messer!“
Asklepios, Griechischer Gott der Heilkraft und der Medizin, Stammvater der hippokratischen Mediziner
Der Ablauf der Therapie in einem Asklepion beinhaltete großes psychologisches Verständnis. Sie erforderte die Mitarbeit des Erkrankten und förderte den Wunsch wieder gesund zu werden:
- Zu Beginn fand eine kultische Reinigung des Erkrankten im Brunnenhaus statt. Mit einem Opfer an Asklepios und Apollon, wird um dessen Unterstützung gebeten.
- Dem Erkrankten wird für den Heilschlaf ein Platz im Schlafsaal (Abaton) zugewiesen und ein Schlaftrunk gereicht. Im Traum erfährt er durch Asklepios, welche Heilmethode gewählt werden soll.
- Mit einem Arzt-Priester wird die Therapie besprochen. Das konnten Bad- oder Entspannungskuren, operative oder medikamentöse Anwendungen sein. Heilpflanzen waren ein wichtiger Bestandteil.
- Für den Zeitraum der Behandlung bezog der Erkrankte ein Zimmer im Gästehaus und hatte die Möglichkeit zusätzlich zu den Behandlungen das kulturelle Angebot und die Bibliothek zu nutzen.
Die Schlange: Uralte Heilerin und Wahrzeichen der Ärzte
Im antiken Griechenland galt die Schlange als Beschützerin der Unterwelt und war das Symbol für die religiöse Verbindung mit der Erde. Ihre Häutung stand für Wiedergeburt, ewige Jugend und Unsterblichkeit. Schlangen wurden aber auch wahrsagende Fähigkeiten zugesprochen.
Es heißt, eine Schlange habe Asklepios, den griechischen Gott der Heilkunst, auf die Wirksamkeit der Heilpflanzen aufmerksam gemacht. Er selbst soll ein Erdgott in Schlangengestalt gewesen sein. Der Äskulapstab, um dessen Schaft sich eine Schlange windet, ist seither das Wahrzeichen der Ärzte und Apotheker.
Sokrates letzte Worte galten Asklepios
Auch der kritische Philosoph Sokrates hat den Heil- und Erlösergott Asklepios verehrt. Vom Gift im Schierlingsbecher bereits halb gelähmt, soll er mit seinen letzten Worten seinen Freund Kriton um ein Opfer an Asklepios gebeten haben:
Kriton, wir sind dem Asklepios einen Hahn schuldig.
Entrichtet ihm den und versäumt es ja nicht!“Sokrates letzte Worte, aus dem Dialog „Phaidon“ von Platon
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Rundgang durch das Ausgrabungsgelände von Epidauros
Idealerweise beginnt der Rundgang beim berühmten Theater, darauf folgt das weitläufige Areal mit Tempeln, Schlafsaal, Thermen, Stadion, Gymnasion und Hotelgebäuden, zum Ende der Runde das kleine archäologische Museum. Alle Gebäude liegen in der Ebene unterhalb des Theaters.
Nach ersten Untersuchungen im Jahr 1829, begannen die Ausgrabungen im Asklepiosheiligtum im Jahr 1879 und dauerten mit Unterbrechungen bis 1928. Seit den 1980er-Jahren erfolgen weitere Grabungskampagnen und auch Restaurationen an verschiedensten Bauwerken, z. B. Tholos, Abaton, Propylon des Hestiatorions.
Das Theater von Epidauros
Zu den großartigsten erhaltenen Großbauten der klassischen Antike zählt das Theater von Epidauros, mit grandiosen Blick auf die Berglandschaft der Argolis. Es wurde etwa 300 v. Chr. erbaut, nach dem Vorbild des Dionysos-Theaters in Athen. Der usprüngliche Bau hatte 34 Sitzreihen, unterteilt in 12 Sektoren, bot Platz für 6500 Personen.
Etwa hundertfüngzig Jahre später wurde es auf imposante 55 Sitzreihen erweitert, unterteilt in 22 Sektoren, dafür waren umfangreiche Erdarbeiten nötig. Nach diesem zweiten Bauabschnitt fasste das Theater 12 300 Zuschauer, bei maximaler Auslastung sogar 14 000 Personen. Die untere Sitzreihe mit Rückenlehnen waren für Priester-Ärzte und Honoratioren reserviert.
Wer auf den Stufen Platz nimmt, wird neben der phänomenalen Akustik, ein tiefes Gefühl der Geborgenheit und einer Verbindung mit dem Theater bemerken. Genau dieser Effekt machte diesen Bautypus eines Theaters so erfolgreich. Denn im gefüllten Theater war sich das Publikum fast schon selbst ein Schauspiel.
Was uns heute vertraut erscheint ist die halbkreisförmige Konzentration der Zuschauer zur Bühne hin. Dies war in klassischer Zeit das Ergebnis einer revolutionären architektonischen Neuerung. Die alten Versammlungsplätze waren geradlinig ausgerichtet, was das Zuhören und Zusehen erschwerte. Das erste halbrund gebaute Theater war das Dionysos-Theater in Athen, seine Anlage war so überzeugend, dass alle Neubauten diesen Stil übernahmen.
Die runde Orchestra, mit 20 Meter Durchmesser, war ursprünglich der antike Spielort. Später sang in der Orchestra der Chor und die Schauspieler agierten nun auf dem zusätzlich angefügten Bühnengebäude, der Skene. Von der Skene sind nur noch die Fundamente erhalten, sicherlich war sie zweistöckig. Die wunderschönen zweitürigen Bühnenportale sind dagegen gut erhalten geblieben und hervorragend restauriert.
Das Theater verfügt über eine exzellente Akustik. Noch in den obersten Reihen wird jedes Wort das in der Orchestra gesprochen wird verstanden. Erreicht wird dies vermutlich durch die nach unten gewölbte Form der Sitzsteine. Ein beliebter Akustik-Test ist das Fallenlassen einer Münze auf die Steinplatte im Zentrum der Orchestra, das auch ganz oben problemlos gehört werden kann.
Der antike Schriftsteller Pausanias über Epidauros
Den heiligen Hain des Asklepios umgeben auf allen Seiten Grenzmarkierungen.
Innerhalb der Eingrenzung darf weder jemand sterben noch dürfen Frauen gebären.
Die Opfergaben verzehren sie, gleichgültig ob der Opfernde aus Epidauros
oder ein Fremder ist, innerhalb der Grenzmarkierungen…“Pausanias, Buch II: Korinth und Argolis, Absatz 27, 2. Jhd. n. Chr.
Katagogeion: Das Kurhotel von Epidauros
Der riesige quadratische Baukomplex des Katagogeion misst 76 x 76 Meter und stammt aus dem 4. Jhd. v. Christus. Heute sind leider nur die Grundmauern erhalten, die seine einstige Größe nur noch erahnen lassen. Das zweistöckige Kurhotel gliedert sich in vier Peristyle mit angrenzenden kleinen Wohnräumen und bot etwa 160 vornehmen Kurgästen Platz und war das größte Gebäude des Asklepeions.
Hestiatorion: Speisen mit den Göttern
An den Wasserrinnen und Steinbecken ist eine Therme aus hellenistischer Zeit (3. Jhd. v. Chr.) erkennbar. Gleich daneben folgt das Hestiatorion, mit den imposanten Maßen von 75 x 69 Metern. Das Gebäude war ein riesiger Speisesaal. Für kulturelle Veranstaltungen wurde in römischer Zeit in den Innenhof ein Odeon eingebaut.
Im Heilungsprozess spielten körperliche Reinigung mit „geweihtem Wasser“ und die gemeinsame Mahlzeit mit den Göttern eine wichtige Rolle. Der Rauch der im Feuer verbrannten Teile der Opfertiere war für die Götter, das Fleisch stand den Menschen zu, die es sich zubereiteten und verspeisten. So entstand eine Gemeinschaft mit Göttern und Menschen. Übrigens: Das Wort „Estiatorio“ ist noch heute das griechische Wort für Restaurant.
Der mächtige Propylon im Norden war einst der Zugang zum Hestiatorion. Später wurde er in einen Tempel der Hygieia umgebaut. Heute sind wieder Säulen und Teile vom Gebälk restauriert und wieder aufgerichtet worden.
Die Palästra, Tempel der Themis & Artemis, Bouleuterion
Von der direkt anschließenden Palästra sind nur Grundmauern erhalten geblieben. Es folgen die beiden winzigen Tempel der Themis und Artemis und ein hellenistischer Saalbau, der vermutlich als Bouleuterion (Versammlungsraum) genutzt wurde.
Das alte Abaton: Ältestes Gebäude in Epidauros
Das älteste Gebäude des Aklepion-Heiligtums ist das alte Abaton. Es stammt aus dem 6. Jhd. v. Chr. und wurde nach dem deutlich größeren Neubau nicht mehr für den Heilschlaf der Kranken benutzt. In römischer Zeit waren darin Priesterwohnungen untergebracht.
Haupttempel von Epidauros: Der Tempel des Asklepios
Erstaunlich klein, mit einer Fläche von 24,5 x 13,2 Metern, erscheint der Tempel für Asklepios in der weitläufigen Heilstätte. Der Haupttempel von Epidauros wurde ab 390 v. Chr. im Stil eines dorischen Peripteros mit 6 x 11 Säulen angelegt. Seine Bauzeit betrug nur fünf Jahre.
Der Tempel aus verputztem Tuffstein wurde unter dem Architekt Theodotos von Phokaia erbaut, der auch für die Tholos von Delphi als Architekt überliefert ist. Der Asklepiostempel hatte keine Rückhalle (Opisthodomos), auch die Säulen der Cella waren nicht freistehend. Gut erhaltene Architekturteile sind im Archäologischen Museum von Epidauros.
Im Tempel befand sich eine vergoldete Statue von Asklepios auf einem Thron, die vermutlich auch die Schatzkammer bewachte, die sich im Boden davor befand. Darin wurden wertvollste Weihegeschenke der Heilsuchenden aufbewahrt. Der antike Schriftsteller Pausanias überlieferte die Beschreibung des Kultbildes, das um 350 v. Chr. hergestellt wurde.
Die Kultstatue des Asklepios steht an Größe um die Hälfte hinter dem olympischen Zeus in Athen zurück und ist aus Elfenbein und Gold. Eine Inschrift nennt Thrasymedes aus Paros, als Schöpfer der Statue. Der Gott sitzt auf einem Thron, in der einen Hand einen Stab, die andere hält er über dem Kopf der Schlange; Neben ihm ist außerdem der liegende Hirtenhund des Aresthanas dargestellt.“
Beschreibung des Reiseschriftstellers Pausanias, 2. Jhd. n. Chr.
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Tholos: Rundbau für die Opfergaben an Asklepios
Nach dem Theater ist das interessanteste und einst prächtigste Gebäude die Tholos, ein Opfertempel für Asklepios. Sie wurde zwischen 365 und 335 v. Chr. erbaut. Es handelt sich um einen von 26 dorischen Säulen umgebenen Rundbau, der im Inneren einen Ring von 14 Säulen besaß.
Die Tholos war dem Heilgott Asklepios geweiht, sein Tempel steht genau gegenüber, und ist vermutlich auch seine symbolische Grabstätte.
Die Krypta der Tholos weist eine Besonderheit auf: Um eine zentrale Kammer fügen sich zwei Gänge aneinander. Sie waren labyrinthisch konzipiert daher wird angenommen, dass in den Gängen die heiligen Schlangen des Asklepios lebten.
Die Tholos wurde Thymele genannt, was Opferstätte bedeutet. Das ist ein Hinweis darauf, dass hier die Schlangen dem Heilgott geopfert wurden. Ob es zu den Gängen der Krypta einen äußeren Zugang gab ist nicht sicher. Heute ist von der Tholos nur noch die Krypta und die ringförmigen Mauern erhalten, weitere Architekturteile werden im Museum gezeigt. Zur Zeit wird die Tholos wieder aufwändig renoviert und rekonstruiert.
Das neue Abaton: Die Liegehalle für den Heilschlaf
Das neue Abaton diente als Schlafsaal (Enkoimeterion) für die Patienten und hatte beachtliche Maße: Länge 70 Meter, Breite 9,5 Meter. Der östliche Teil des Schlafsaals war eingeschossig und stammt aus dem 4. Jhd. v. Chr., der westliche Teil war zweigeschossig und wurde im 3. Jhd. v. Chr. angebaut.
Die Kranken legten sich im Abaton, nach Reinigung, Gebet und Opfer, zum Heilschlaf nieder. Die Menschen waren sich gewiß, dass nur eine Gottheit Heilung senden kann. Nach einem Heiltrank erschien Asklepios den Gläubigen im Traum. Diese Visionen schilderten sie den Ärzten, die danach ihre Diagnose als Weisungen des Heilgottes ausgaben. Diese Methode verstärkte die psychosomatische Wirkung der Anwendungen erheblich.
Das Abaton ist in den letzten Jahren umfangreich restauriert worden. Auf einer Freitreppe kann das untere Stockwerk betreten werden. Auch eine Holzdecke wurde eingezogen, die erfrischenden Schatten spendet.
Wer ein wenig Zeit hat, kann noch immer einen angenehmen milden Wind am Abaton spüren. Besonders an heißen Tagen ist gerade dieser Platz entspannend und auch ohne „Heiltrank“ stellt sich hier eine gewisse Schläfrigkeit ein.
Für uns ist das Abaton eines der eindrucksvollsten Komplexe in Epidauros. Auch von den Stoen sind einzelne Säulen wieder aufgerichtet worden. In der Nord-Ost-Ecke des Abaton befand sich der heilige Brunnen, der heute mit einem Stahlgeländer gesichert ist.
Das Stadion von Epidauros
In einer natürlichen Senke befindet sich das rechteckige Stadion aus dem 5. Jhd. v.Chr., mit einer Breite von 23 Metern und einer Gesamtlänge von 197 Metern. An den Längsseiten sind antike Sitzreihen erhalten geblieben. Diese sind zum Teil aus dem Fels gehauen, zum Teil gemauert. Sitze mit Rückenlehnen befanden sich an der südlichen Längsseite. Im Stadion wird ebenfalls umfangreich restauriert, beispielsweise werden die beschädigten Sitzreihen wieder ergänzt.
Das Stadion ist durch einen unterirdischen Gang (Krypte) mit dem Heiligtum verbunden, so dass die Athleten vom Asklepiostempel aus hierher kommen konnten. Auch musische Wettkämpfe wurden hier veranstaltet, solange das Theater noch nicht verfügbar war.
Interessant sind auch die gut erhaltenen Befestigungsbasen für den Startpunkt der Athleten: Die Startanlage. Wer mag, kann problemlos den Abhang hinuntergehen und das Stadion genauer betrachten. Besonders ehrgeizige können auch einen Wettlauf wagen. Zu Demonstrationszwecken werden wieder Wettkämpfe im Stadion ausgetragen.
Der Propyläen: Haupteingang zum Heiligtum
Die Propyläen aus Tuffstein war der eindrucksvolle Haupteingang zum antiken Kurzentrum. Heute liegt sie am Ende des Ausgrabungsgeländes in ausgesprochen stimmungsvoller Einsamkeit und wird nur von wenigen Besuchern frequentiert.
Das Bauwerk hat uns schon bei unserem ersten Besuch in Epidauros tief beeindruckt, auch wenn es heute nur noch ein Schatten seiner einstigen Monumentalität ausstrahlt.
Die mächtige Toranlage war 20 Meter breit und etwa doppelt so lang, hatte sechs dorische Säulen außen und sechs korinthische Säulen im Innenbereich. Die Wasserspeier an der Sima hatten die Form von Löwenköpfen.
Nach dem Durchschreiten der Propyläen kam der Besucher auf die heilige Straße die, leicht ansteigend, direkt zum Tempel und Kurbetrieb führte. Der heilige Bezirk war nicht ummauert, sondern nur durch Grenzsteine markiert. Auf den Propyläen stand folgende Inschrift in Form eines Distichon (Zweizeilers):
Rein muss sein, wer den duftenden Tempel betritt;
Reinheit aber heißt, Heiliges im Sinn zu haben.“
Die frühchristliche Basilika
In der Nähe vom Propyläen sind die Reste einer fünfschiffigen frühchristlichen Basilika sichtbar, die Ende des 5. Jhd. erbaut wurde. Mosaikböden sind erhalten geblieben. Hier fand ein nahtloser Übergang vom Heilgott Asklepios zu Jesus Christus statt. Frühchristliche Autoren konnten besonders mit der Inschrift vom Propyläen gut an die neue Lehre anknüpfen.
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Das Archäologische Museum von Epidauros
Das kleine Museum gliedert sich in drei Räume. Der erste Raum zeigt Stelen als Geschenke für den Heilgott Aspklepios und Berichten über Heilungen. Außerdem sind antike medizinischen Instrumente ausgestellt.
Im zweiten Raum stehen Statuen aus dem Tempel des Asklepios. Die große Statue des Asklepios ist eine Kopie, das Original ist im Archäologischen Nationalmuseum in Athen.
Im dritten Raum werden gut erhaltene Gebäudeteile, Rekonstruktionszeichnungen und Fotografien der Grabungskampagnen vom Asklepios-Tempel, Artemis-Tempel und Tholos gezeigt.
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Das Theaterfestival von Epidauros und Athen
Schlußszene des Theaterstücks Richard III. von William Shakespeare,
inszeniert von Sam Mendes, mit Kevin Spacey in der Hauptrolle.
Das antike Theater ist die einmalige Kulisse für die internationalen Theaterfestspiele in Epidauros, die einmal im Jahr von Juli bis August stattfinden. Gespielt werden überwiegend antike griechische Dramen von Euripides, Aristopahes, Aischylos und Sophokles. Die weltberühmten Künstler Maria Callas, Placido Domingo, Luciano Pavarotti sind hier aufgetreten.
Zu Beginn, im Jahr 1955, war das antike Athener Odeon des Herodes Atticus bei der Akropolis der einzige Schauplatz der Festspiele. Später kamen wegen des großen Erfolgs, weitere Veranstaltungsorte hinzu: Das antike große Theater von Epidauros, das kleine antike Theater in Palea Epidavros und mehrere Konzerthallen in Athen.
Die einstige Kulturministerin Melina Mercouri (1920 – 1994) holte auch ausländische Inszenierungen nach Epidauros. Seitdem werden jedes Jahr auch zwei nichtgriechische Ensembles gezeigt, wie z. B. im Jahr 2011 Richard III. von Shakespeare, inzeniert von Sam Mendes, mit Kevin Spacey in der Hauptrolle. Infos zum Athens – Epidaurus Festival: greekfestival.gr
Die Sparmaßnahmen der griechischen Regierung machen sich inzwischen auch bei renomierten Kultur-Events bemerkbar. Griechische Medien berichten über erhebliche finanzielle Probleme des Veranstalters. Im April 2016 ist der Leiter des Festivals, der Belgier Jan Fabre, wegen „feindlichem künstlerischen Umfelds“ zurückgetreten.
Nach Fabres Rücktritt übernahm im Mai 2016 der griechische Schauspieler und Regisseur Vangelis Theodoropoulos die Leitung des Festivals. Für internationale Produktionen wurde der Berliner Festivalmacher Matthias von Hartz ins Leitungsteam berufen. Info: www.griechenland.net
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Umgebung: Das Heiligtum des Apollon Maleatas
Unter dem Namen Apollon Maleatas wurde der griechische Gott Apollon, am Abhang des Berges Kynortion, nahe des Heiligtums von Epidauros verehrt. Der Berg war seit dem Frühhelladikum (3. Jahrtausend v. Chr.) besiedelt. Funde aus mykenischer Zeit zeigen, dass sich hier im 2. Jahrtausend v. Chr. ein Heiligtum befand. Dieser Kultplatz ist der Vorgänger des Asklepios-Heiligtums in Epidauros.
Der Kult für den alten Heilgott Maleatas wurde später mit dem Apollonkult verbunden. Apollon Maleatas wurde hier als weiter Heilgott verehrt, in dieser Funktion wurde er ab dem 5. Jhd. v. Chr. von Asklepios verdrängt, dessen Heiligtum einen Aufschwung erlebte. Die Patienten des Asklepios mussten trotzdem dem Apollon Maleatas ein Voropfer bringen.
Der alte Kultplatz wurde weiter genutzt, aber offensichtlich genoss das Asklepeion, in der Ebene unter dem Hügel, höheres Ansehen. Erhalten sind Reste eines Tempels für Apollon Maleatas, zwei Schatzhäuser aus dem 4. Jhd. v. Chr, eine Stoa aus dem 3. Jhd. v. Chr. und römische Gebäudereste. Von 1948 bis 1951 wurde das Maleatas-Heiligtum ausgegraben. Ab 1974 folgten erneute Forschungen.
Leider ist die Besichtigung des Maleatas-Heiligtums momentan wegen Ausgrabungsarbeiten nicht möglich. Im Gelände steht ein großer Baukran, im Eingangsbereich liegen große Mengen an Steinquadern. Offensichtlich wird nicht nur weitergeforscht sondern auch, ganz wie im Asklepiosheiligtum, renoviert und rekonstruiert.
Dennoch, die kurze Fahrt zum alten Kultplatz führt durch eine wunderschöne und einsame Bergregion. Uralte Olivenhaine und Feldterrassen mit Trockenmauern säumen die Wege und Pfade. Ein Hirte mit seiner Schaf- und Ziegenherde streift durch die zeitlos wirkende Landschaft.
Anfahrt: Bevor der Parkplatz zum Heiligtum von Epidauros (vom Dorf Ligurio kommend) erreicht wird, biegt (gegenüber von einem Bauernhof) rechts ein unbeschilderter Schotterweg zur Kultstätte des Apollon Maleatas ab. Nach knapp zwei Kilometern Fahrt auf dem Feldweg (diesem immer weiter folgen, nicht abbiegen!) wird die Ausgrabungsstätte auf einer Anhöhe erreicht.
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GetYourGuide ist Kooperationspartner von reise-zikaden.de und die weltweit größte Online-Plattform für Ausflüge und Touren zu Sehenswürdigkeiten. Die Auswahl reicht von Flughafentransfers über Führungen bis zu Koch-Events. Angeboten werden rund 32.000 Touren zu über 7.000 Reisezielen weltweit.
Fazit
Zweifellos ist ein Besuch von Epidauros der Höhepunkt jeder Peloponnesreise – ja eigentlich jeder Griechenlandreise. Die antike Kultstätte liegt in einer weiten Ebene umrahmt von einer einsamen Berglandschaft. Unbestrittene Attraktion ist das Theater, das am besten erhaltene von Griechenland. Jedes Jahr im Sommer erwacht es während des internationalen Theaterfestivals zu neuem Leben.
Buchtipps
Der griechische Schriftsteller Pausanias, ein Reisender des 2. Jhd. n. Chr., hat das Heiligtum von Epidauros besucht und in seinem Buch beschrieben. Pausanias‘ „Beschreibung Griechenlands“ wird der Baedeker der Antike genannt und ist ein ispirierender Reiseführer durch Griechenland und dem Peloponnes. In Schilderungen aus erster Hand wird das Altertum mit seinen Bauwerken, Orakeln und Mythen wieder sehr lebendig.
Dieses Werk steht national wie international konkurrenzlos da: Es ist das erste Lexikon zur antiken Medizin. Der Autor Karl-Heinz Leven hat dazu Medizinhistoriker, Historiker und Philologen aus Europa und den USA zusammengeführt, die alles Wissenswerte zur antiken Medizin von Aderlaß bis Zwilling vorstellen und erläutern. Auch werden bedeutende Ärzte der Antike wie Hippokrates und Galen, antike Quellen, Heilpflanzen, Arzneimitteltheorie, Untersuchungstechniken und Krankenversorgung bis zum Tod dargestellt.
Wer seine Amazon-Buchbestellung über die Anzeige unten abwickelt, unterstützt uns ohne jeglichen Mehraufwand, um unsere laufenden Kosten für den Blog etwas abzudecken. Vielen Dank dafür.
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