Inhaltsverzeichnis
- 1 Rundgang durch die Mykene-Ausstellung in Karlsruhe
- 2 Mykene: Schliemann und die Goldmasken des Agamemnon
- 3 Die Bronze-Krone aus dem Tholos von Routsi
- 4 Pylos: Das Grab des Greifenkriegers
- 5 Palastzeit: Feste feiern im Palast von Pylos
- 6 Der Thronsaal: Optische Attraktion der Mykene-Ausstellung
- 7 Kriegswesen: Der Eberzahnhelm aus der Kladeos-Nekropole
- 8 Helladische Handwerkskunst: Meisterwerke aus Elfenbein
- 9 Mykenische Religion: Die Weiße Göttin aus Pylos
- 10 Untergang der Paläste und ein Neuanfang in Tiryns
- 11 Fakten und Zahlen der Ausstellung
- 12 Pro & Kontra: Mykene – Die sagenhafte Welt des Agamemnon
- 13 Unsere Reiseberichte und Buchtipps zum Thema
- 14 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe ist bis zum 2. Juni 2019 die Sonderausstellung Mykene – Die sagenhafte Welt des Agamemnon zu sehen. Die kulturhistorische Ausstellung ist die weltweit größte über Griechenland in der Bronzezeit, mit rund 430 Funden. Schloss Karlsruhe zeigt 2019 die erste Mykene-Ausstellung in Deutschland seit Jahrzehnten. Leihgeber sind überwiegend Griechenlands große Museen.
Die mykenische Kultur war die erste Hochkultur auf dem europäischen Festland und florierte in der Spätbronzezeit zwischen 1.600 und 1.200 v. Chr. In der Fachwelt wird die Epoche Späthelladikum genannt. Spektakulärste Funde stammen aus dem Greifenkrieger-Grab von Pylos in Messenien, die erst 2015 entdeckt wurden. Manche Exponate griechischer Museen waren noch nie außerhalb des Landes.
Die Ausstellung in Schloss Karlsruhe ermöglicht eine grandiose „Zeitreise nach Mykene“. Für uns Antikenliebhaber, Hellasfreunde und Reiseblogger aus München war sie ein Pflichtbesuch. Während unserer Reisen auf den Peloponnes haben wir die Paläste von Mykene, Tiryns und Pylos besucht. Dazu Wanderungen zu versteckt liegenden Nekropolen im Umfeld der bronzezeitlichen Anlagen.
Unser erster Besuch auf den Spuren von Agamemnon fand vor fast zwanzig Jahren statt. Seither fasziniert uns diese Epoche. Wer damals die Funde von Heinrich Schliemann und der griechischen Archäologen bestaunen wollte, kam um das Nationalmuseum in Athen nicht herum. Natürlich waren wir im Athener Museum – Jahre später. Die Funde aus Mykene und Tyrins füllen dort schon einen Besichtigungstag.
Jeder der sich für Griechenlands Altertümer oder die Helden des Trojanischen Krieges begeistern kann sollte die Ausstellung Mykene – Die sagenhafte Welt des Agamemnon in Karlsruhe besuchen. In der Gesamtheit der dort zusammengetragenen Leihgaben sind andernfalls mehrere Reisen nach Hellas erforderlich. Der gelungene Ausstellungskatalog rundet die Schau im Badischen Landesmuseum ab.
Vielleicht kann die Mykene-Ausstellung zu einer „Forschungsreise“ nach Griechenland inspirieren? Denn die Halbinsel Peloponnes ist eines der reizvollsten Reiseziele in Griechenland.
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Rundgang durch die Mykene-Ausstellung in Karlsruhe
Beeindruckend ist der Auftakt der Sonderausstellung Mykene – Die sagenhafte Welt des Agamemnon im Badischen Landesmuseum von Karlsruhe. Hier wird ein originalgetreuer Gipsabguss des Löwenreliefs von Mykene gezeigt. Die Skulptur ist die älteste Monumentalplastik Europas und entstand im 13. Jhd. v. Chr. Das Relief verziert bis heute das Entlastungsdreieck über dem weltberühmten Löwentor von Mykene.
Einst waren die Löwenköpfe separat angebracht, heute sind sie leider verloren. Ihre älteste Beschreibung stammt vom antiken Reiseschriftsteller Pausanias, der Mykene im 2. Jhd. besuchte. Die Löwen waren die Wappentiere der Dynastie der Atriden zu der auch Agamemnon gehörte. Sie verdeutlichen jedem Besucher der Burganlage die Macht und Stärke der hier herrschenden Könige.
„Es sind übrigens von der Mauer [in Mykene] noch Reste und das Thor erhalten;
über ihm stehen Löwen. Auch dieses sollen Werke der Kyklopen sein,
welche dem Proitos die Mauer in Tiryns bauten.“Pausanias, um 115 – um 180, Beschreibung Griechenlands, Buch 2, Argolis 16 V. 5
Eindrucksvoll imitieren in der Ausstellung Großformatbilder das Zyklopenmauerwerk der Festung von Mykene. Innerhalb des Areals der bronzezeitlichen Burg blickt Heinrich Schliemann versonnen auf die heutigen Besucher der Sonderschau. Der Rundgang führt mit abwechslungsreichen und informativen Erlebnisräumen durch eine szenografische Ausstellungslandschaft.
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Mykene: Schliemann und die Goldmasken des Agamemnon
Der erste Ausstellungssaal zeigt Fundstücke aus den Schachtgräbern von Mykene. Mitglieder der Königsfamilien wurden dort zwischen 1.600 bis 1.525 v. Chr. bestattet. Die Grablegen wurden durch eine runde Mauer abgesetzt. In der Fachwelt werden die Nekropolen Gräberrund A und B genannt.
Highlight der Ausstellung ist eine Goldmaske aus Mykene, die aus der nördlichen Bestattung in Schachtgrab V (aus dem Grabkreis A) stammt. Sie zeigt einen offenbar älteren Mann mit auffällig rundem Gesicht und ist erstmals in Deutschland zu sehen.
Grabkreis A wurde im 13. Jhd. v. Chr. in die Burg von Mykene integriert und diente dem Heroenkult. Gleichzeitig wurde das Löwentor erbaut. Die Nekropole wurde durch Stelen gekennzeichnet. Die ältesten Bestattungen im Grabkreis A datieren auf 1.550 v. Chr. Die hier Bestatteten Personen wurden schon in der Bronzezeit als Ahnen und Heroen verehrt, die einst die Macht von Mykene gründeten.
Heinrich Schliemann entdeckte 1876 während der Ausgrabungen als erstes diese Grabmaske, die er als Maske des Agamemnon interpretierte. Das Fundstück stammt jedoch aus dem 16. Jhd. v. Chr. und ist viel älter als der Zeitraum in dem Agamemnon (12. Jhd. v. Chr.) lebte.
Die in der Ausstellung gezeigte Goldmaske stammt von einem Herrscher der zur Konservierung mumifiziert wurde. Seine Mumie lag neben der Männerbestattung die mit der weltberühmten bärtigen Goldmaske als „Agamemnon“ bekannt ist.
Der von Schliemann ursprünglich als Agamemnon betitelte Herrscher, war die Goldmaske die heute in der Karlsruher Ausstellung gezeigt wird. Beide Männer waren offensichtlich Verwandte. Von der Mumie wurden Zeichnungen angefertigt. Überreste des Bestatteten haben sich nicht erhalten.
Die Funde von gravierten Schwertern, Gold- und Silberbechern ect. lassen keinerlei Zweifel zu, dass in Grabkreis A von Mykene mächtige Könige mit ihren Familienmitgliedern bestattet wurden.
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Die Bronze-Krone aus dem Tholos von Routsi
Ein Nebenraum birgt die Fundstücke aus Routsi bei Myrsinochori. Dort wurden Mitte der 1950er Jahre zwei Kuppelgräber erforscht. Ein Tholos war erhalten, aber beraubt. Beim zweiten war die Kuppel eingestürzt, er war ungeplündert und seine Beigaben blieben unentdeckt. Tholos 2 von Routsi zählt damit zu den wenigen unberaubten Kuppelgräbern des griechischen Festlands.
Attraktion der Fundstücke ist das Gerüst einer Bronzekrone die auf das 16. bis 15. Jhd. v. Chr. datiert und vermutlich einer Priesterin gehörte. Sie entstammte offenbar einer Priester-Dynastie in der lokalen Umgebung. Das Fundstück wird das erste Mal in einer Ausstellung gezeigt und wurde 1986 bei Nachgrabungen in Routsi gefunden.
Erkennbar ist ein Reif aus einzelnen bandartigen Streifen. Die Bänder überkreuzen sich am Scheitelpunkt der Krone. Vermutlich hielt die Krone Stoff oder Leder zusammen.
Im oberen Bereich ist ein goldener Blattstern befestigt. Die Krone von Routsi ist die einzige ihrer Art die bislang entdeckt wurde. Sie repräsentiert die Entstehung von mächtigen Dynastien, die ihre Angehörigen mit kostbaren Würdezeichen ausstattete.
Die Gräber von Routsi waren mit reichen Beigaben versehen und wurden über Jahrhunderte zur Grablege genutzt. Den Bestatteten waren Waffen, Siegelsteine, Schmuck aus Gold, Silber, Bronze, Stein und Elfenbein, sowie Keramik mit ins Grab gelegt. Sie datieren auf den Zeitraum von 1.600 – 1.350 v. Chr.
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Pylos: Das Grab des Greifenkriegers
Spektakulär sind die Beigaben aus dem Grab des Greifenkriegers von Pylos. Sie befinden sich in einer Wandnische des ersten Saals. Im Umfeld des Palastes von Pylos wurde 2015 ein intaktes Schachtgrab mit der Bestattung eines bronzezeitlichen Kriegers entdeckt. Der Fund zählt zu den bedeutendsten archäologischen Funden in Griechenland der letzten 65 Jahre.
Bestattet war ein Mann aus der Oberschicht, etwa 30 bis 35 Jahre alt, 170 cm groß. In einer Steinkammer wurde er in einem Holzsarg im Zeitraum 1.500 bis 1.450 v. Chr. beerdigt. Als Beigaben wurden Gefäße aus Gold, Silber und Bronze, Waffen und Rüstungsteile, ein Bronze-Zepter, etwa fünfzig Siegelsteine und vier Goldringe mitgegeben. Dazu Schmuckperlen, Kämme und Spiegel.
Eindrucksvollster Fund ist ein fein graviertes Steinsiegel, auch Combat Agate genannt, aus dem Halbedelstein Achat. Der Achat-Siegelstein wird in Karlsruhe erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Siegelstein ist nur 34 mm breit und zeigt Kampfszenen. Das Siegel ist ein Beleg für den starken Einfluss des minoischen Kreta auf das griechische Festland, denn es stammt von dort.
Der Combat Agate ist eines der besten Beispiele minoischer Steinschneidekunst. Der jugendliche Held streckt mit seinem Schwert einen Krieger nieder. Ein gefallener Kämpfer liegt zu Füßen der beiden. Diese Darstellung eines siegreichen Helden kann als ein Meisterwerk „en miniature“ betrachtet werden. Seinen Namen erhielt das Grab nach einer dort gefundenen Elfenbeintafel die einen Greifen zeigt.
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Palastzeit: Feste feiern im Palast von Pylos
Der folgende Saal ist ein weißer Raum, der die Schwelle zum Palast symbolisiert. Schlichte Illustrationen zeigen Aufbau und Organisation der Palastwelt. In den Magazinräumen des Palastes von Pylos, auch Nestorpalast genannt, wurden riesige Mengen an Geschirr gefunden. Zu den Funktionen des Palastes gehörte offenbar, an großen Feiertagen für die Bevölkerung Feste auszurichten.
Das beeindruckendste Fundstück zum Thema Essen & Trinken in der Mykene-Ausstellung ist ein tragbarer Souvlaki-Grill aus Ton, der aus dem 13. Jhd. v. Chr. stammt. Offenbar empfanden dies viele Besucher ähnlich, denn ein Herankommen an die Objekte war mit Wartezeiten verbunden.
Die Ernährung im bronzezeitlichen Griechenland unterschied sich unwesentlich von der späterer Zeiten. Getreide, Rinder, Ziegen, Schafe und Schweine. Dazu Fisch, Oliven, Feigen, Bohnen, Olivenöl, Wein und Bier.
Die Feste im Palast von Pylos wurden offenbar im Rahmen religiöser Zeremonien gefeiert, bei denen auch Tieropfer eine Rolle spielen. Auf diese Weise wurden an die Bevölkerung Fleisch und alkoholische Getränke verteilt.
Der Herrscher von Pylos als Gastgeber erfüllte mit dem Fest auch religiöse Pflichten. Gleichzeitig ließ er die Bevölkerung an seinem Besitz teilhaben. Damit sicherte er sich die Legitimität seiner hohen Stellung und festigte das Band zwischen der Elite Im Palast und seinem Volk.
In den Palästen wurden große Vorräte eingelagert. Im Weinmagazin von Pylos wurden in über dreißig großen Vorratsgefäßen aus Ton (Pithoi) hunderte Liter Wein aufbewahrt. Diese Güter gelangten als Abgaben in den Palast, wurden dort umverteilt oder an großen Festtagen konsumiert.
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Der Thronsaal: Optische Attraktion der Mykene-Ausstellung
Der rekonstruierte Thronsaal ist für uns die optische Attraktion der Mykene-Ausstellung im Badischen Landesmuseum. Der Besucher durchschreitet, vom weißen Raum kommend, die Vorhalle zum Megaron des Königs. Die Raumaufteilung ist am Grundriss des Palastes von Pylos orientiert. Der Eindruck ist eindeutig: Die frühen Griechen bevorzugten eine ausgesprochen bunte Raumgestaltung.
Das Megaron war das Machtzentrum jedes mykenischen Palastes. Es beinhaltete Säulengang, Vorhalle und großen Thronsaal mit Herdstelle in dem der König Audienz gab. Hier führte der Herrscher Zeremonien politischer oder religiöser Natur durch. Sofort fühlt sich der heutige Gast in die mykenische Welt versetzt, der Blick schweift zum Thron des Wanax (König).
Die Besucher können auf dem Königsthron Platz nehmen. Davor befindet sich der runde Herd, der von vier Säulen umrahmt wird. Der entstehende Rauch wurde über im Dach angebrachte tönerne Kaminrohre ins Freie geleitet. Den Thron rahmen Greifen und Löwen ein. Sie stehen für die Macht des Wanax über starke, sogar mythische Tiere und damit seiner engen Verbundenheit mit den Göttern.
Die Fresken im Thronsaal erzählen vielfältige Geschichten. In Pylos wurde ein religiöses Fest mit Prozession, Opfer und Trinkgelage, sowie Tiere abgebildet. In Mykene wurden die Wände mit Kriegs-Szenen versehen. Die Fresken und Fliesenbemalung verleiten sich in Details zu vertiefen. Am Saalrand kündigen kostbare Exponate in geheimnisvoller Atmosphäre das Ende der Palastzeit an.
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Kriegswesen: Der Eberzahnhelm aus der Kladeos-Nekropole
Die Fresken im Thronsaal zeigten mehrere Kriegsszenen. Bereits in frühmykenischer Zeit war der heldenhafte Krieger ein Leitbild der Gesellschaft. Auch in der Palastzeit hatten diese Vorbilder für die Elite größte Bedeutung. Der Palast regulierte das Bedürfnis der Oberschicht nach Selbstdarstellung.
Das gesamte Kriegswesen der Mykener organisierte und kontrollierte ausschließlich der Palast. Die Produktion, Lagerung und Verteilung der Waffen unterliegen komplett dieser zentralen Steuerung. Das Heer wird von Streitwagen unterstützt. Die Truppe der Wagenkämpfer erhalten Wagen, Pferde und Panzerungen vom Palast.
Der Eberzahnhelm aus der Kladeos-Nekropole bei Olympia wird in einer Vitrine im Thronsaal gezeigt. Diese Helme sind eine eigenständige frühgriechische Entwicklung und wurden von 1.650 bis etwa 1.150 v. Chr. hergestellt.
Für die Herstellung der Eberzahn-Platten wurden lediglich die beiden unteren Hauer eines Ebers verwendet. Diese haben eine Länge von zwanzig Zentimetern. Für einen Helm waren etwa 40 Tiere notwendig, vermutlich wurden daher nur wenige Eberzahnhelme produziert.
Die vorbereiteten Eberzähne wurden auf einer Lederhaube befestigt, deren Innenseite mit Filz gepolstert war. Eberzahnhelme sind durch archäologische Funde und zahlreiche Abbildungen auf Fresken gut belegt. In der Ilias von Homer wird ebenfalls ein Eberzahnhelm detailiert beschrieben.
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Helladische Handwerkskunst: Meisterwerke aus Elfenbein
Der mykenische Männerkopf aus Elfenbein befindet sich im Thronsaal, in einer Vitrine gegenüber des Throns. Gefunden wurde der etwa sieben Zentimeter große Portraitkopf im Raum der Fresken im Kultzentrum von Mykene.
Das Handwerk der Elfenbeinschnitzerei wurde im mykenischen Griechenland stark von minoischen Künstlern auf Kreta beeinflusst. Im Lauf der Zeit entwickelten die mykenischen Kunsthandwerker eine eigene Bildsprache.
Der fein gearbeitete, rundplastische Kopf eines jungen Mannes trägt ein bandförmiges Diadem und datiert ins 13. Jhd. v. Chr. Sein kurz geschnittenes Haar wird ebenfalls exakt wiedergegeben. Seine plastischen Gesichtszüge mit dreieckigen Kinn betonen seine großen, mandelförmigen Augen.
Am Hals fällt eine Lochbohrung auf, die offenbar für die Befestigung des Portraitkopfes an einem Sockel diente. Dieses Meisterwerk der Elfenbeinschnitzerei strahlt Ruhe und Kraft aus, wie man sie von der Darstellung eines jungen Regenten erwarten würde.
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Mykenische Religion: Die Weiße Göttin aus Pylos
Nach dem Thronsaal folgt ein gedämpft beleuchteter Ausstellungsraum der sich mit der mykenischen Religion, Bestattungsbräuchen, sowie Handelsbeziehungen befasst. Eine abstrakt nachgebildete dunkle Kyklopenmauer thematisiert den kommenden Untergang der mykenischen Kultur.
Jeder kennt die Götterwelt des klassischen Griechenland: Zeus, Poseidon, Hera, Athena, Demeter oder Dionysos. Diese Götter und Göttinnen wurden bereits im bronzezeitlichen Griechenland verehrt. Die mykenischen Heiligtümer waren nicht so spektakulär wie die Tempelbauten der Klassik. Meist waren es kleinere Kapellen innerhalb der Paläste. Auch heilige Bezirke auf Bergkuppen sind nachgewiesen.
Dort fanden die Forscher Weihegaben an die verschiedenen Götter, wie Waffen, Statuetten, Votivbleche und Keramik. Abbildungen von Göttern gab es, meist waren dies kleinere Figuren aus Ton oder Fresken. Trotz verschiedener Attribute sind die Abbildungen nicht charakteristisch genug gestaltet, um die dargestellte Gottheit genau zu identifizieren.
Eindrucksvoll ist das Freskofragment der Weißen Göttin das aus dem Palast von Pylos stammt. Es datiert auf das 13. Jhd. v. Chr. Das Fundstück ist eine Leihgabe des Archäologischen Museums von Chora. Es lag inmitten von Freskenresten am Nordwesthang des Palastareals.
Die Weiße Göttin lächelt geheimnisvoll und blickt entschlossen. Sie trägt einen kronenförmigen Hut, der mit einem Band eng an der Stirn lag und sich nach oben mit Quasten oder Federn öffnete. Die Kopfbedeckung mit Federkrone weist die abgebildete Frauengestalt eindeutig als Priesterin aus. Das berühmte Fresko des Lilienprinzen aus dem Palast von Knossos auf Kreta zeigt ebenfalls eine Federkrone.
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Untergang der Paläste und ein Neuanfang in Tiryns
Im letzten Saal der Mykene-Ausstellung eröffnet sich ein landschaftliches Panorama, das die Kyklopenmauer der Burg von Tiryns zeigt. In den Vitrinen werden Keramiken und Waffen der Nachpalastzeit ausgestellt. Außerdem wird eine kurze Filmdokumentation über Tiryns gezeigt.
Anfang des 12. Jhds. geht die mykenische Palastwelt unter. In dieser Zeit werden Truppen an die Küsten von Messenien bei Pylos beordert. Was dann passiert ist unbekannt, die Linear B Texte schweigen. Den Palast von Pylos plündern unbekannte Angreifer, danach brennt er ab. Die Menschen verlassen die Gegend, der Palast bleibt eine Ruine.
Die Paläste in Mykene, Tiryns, Midea und Theben werden ebenfalls durch Feuer zerstört. In der syrischen Hafenstadt Ugarit geschieht ähnliches. In den Ruinen fanden sich Briefe, die vor nahenden Schiffen warnen. Ein Hilferuf an den hethitischen König bleibt unbeantwortet. Um 1185 v. Chr. wird Ugarit zerstört. Die Bewohner bauen es nicht mehr auf und hinterlassen Horte mit Wertgegenständen.
Diese Zerstörungen betrafen im 12. Jhd. v. Chr. das gesamte östliche Mittelmeer. Eine schlüssige Erklärung steht noch aus. Sicherlich führten komplexe Ereignisse zu einem derartigen Zusammenbruch der Kulturen.
In der Festung von Tiryns wagt man im 11. Jhd. einen Neuanfang. Am Ort des Thronsaals errichteten neue Machthaber ein kleines Megaron. Ein Zeichen für eine Rückbesinnung. Man versucht an alte Systeme anzuknüpfen und sie wieder zu beleben. Begehrt sind vor allem Antiquitäten aus der Palastzeit.
Siegelringe und Bronzegefäße aus Tiryns sind Objekte die an früheren Glanz erinnern. Es gibt wenige Hinweise einer Nutzung der Schrift. Lange kann sich der Neuanfang nicht behaupten, nach kaum einem Jahrhundert gibt man auf. Es ist die Zeit neuer Herrscher. Die Ideologie der Helden aus der mykenischen Epoche lebt in Griechenland bis in die Zeit von Homer, im 7. und 8. Jhd. v. Chr., fort.
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Fakten und Zahlen der Ausstellung
- Sonderausstellung: Mykene – Die sagenhafte Welt des Agamemnon.
- Ausstellungsdauer: 1. Dezember 2018 bis 2. Juni 2019
- Veranstaltungsort: Badisches Landesmuseum, Schloss Karlsruhe, 76131 Karlsruhe.
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und Feiertage 10 bis 18 Uhr.
- Ausstellungsfläche: rund 1.000 Quadratmeter.
- Eintrittspreise, inkl. Sammlungen: 12 Euro, ermäßigt 9 Euro, Schüler 3 Euro, Familien 25 Euro.
- Website: www.landesmuseum.de
- Leihgeber: Griechenland, Niederlande, Deutschland.
- Katalog: Bildband „Mykene – Die sagenhafte Welt des Agamemnon“ mit Objekten, Landschaften und Rekonstruktionen der Ausstellung. 392 Seiten, über 500 Abbildungen von wbg Philipp von Zabern.
Pro & Kontra: Mykene – Die sagenhafte Welt des Agamemnon
- Optische Aufbereitung mit Großformatbildern.
- Umfangreiche Funde aus ganz Griechenland.
- Der rekonsturierte mykenische Thronsaal.
- Kleine, oft überfüllte Ausstellungsräume.
- Unpersönliches Personal im Foyer.
- Außer im Thronsaal gilt Fotografierverbot.
Wir möchten uns bei der Pressestelle des Badischen Landesmuseum im Schloss Karlsruhe für die Bereitstellung der zahlreichen Fotos, der Pressetexte sowie dem umfangreichen Infomaterial bedanken.
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Unsere Reiseberichte und Buchtipps zum Thema
- Peloponnes: Mykene – Die sagenhafte Königsfestung von Agamemnon
- Peloponnes: Mykene – Die Kuppelgräber am Panagitsa-Hügel
- Peloponnes: Navarinobucht – Der Nestorpalast bei Pylos und die bronzezeitlichen Tholosgräber
- Peloponnes: Navarinobucht – Pylos und seine traumhaften Sandstrände im Westen von Messenien
- Buchtipp: 1177 v. Chr. – Der erste Untergang der Zivilisation, von Eric H. Cline
- Griechenland: Top 20 Sehenswürdigkeiten im Osten des Peloponnes und 20 Extratipps
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