Mykene: Blick auf die bronzezeitliche Zitadelle mit ihren wuchtigen Mauern. Die Besucher winden sich wie Ameisen hinauf zum Gipfel mit den Resten des Thronsaales. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Mykene war in der Bronzezeit Königspalast, Festung und Hauptstadt der Region Argolis auf dem Peloponnes. Das Machtzentrum mykenischer Könige lag auf einem Bergkegel am Rand der Ebene von Argos.
Die Palaststadt Mykene lag am Landweg zwischen südlichem Peloponnes und dem Isthmus von Korinth, einer Landenge die das Gebiet mit Athen und Nordgriechenland verbindet.
Nach diesem Palast wurde die mykenische Hochkultur benannt, die erste auf dem europäischen Festland. Vor etwa 3500 Jahren, vom 16. bis 12. Jhd. v. Chr., war Mykene das Zentrum dieser Kultur.
In Mykene herrschten die mächtigen Könige Atreus und Agamemnon. Ein Besuch der Burg von Mykene (griechisch: Μυκήνες) ist für jeden eine Reise durch Mythos und Vergangenheit.
Denn die Festung mit den mächtigen Zyklopenmauern, dem berühmten Löwentor und den legendären Kuppelgräbern zählt zu den weltberühmten Stätten des antiken Hellas.
Seit 1999 gehört Mykene gemeinsam mit Tiryns zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zusätzlich ist das berühmte Mykene eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Griechenlands.
Für eine entspannte Besichtigung des weitläufigen Areals mit Archäologischem Museum empfehlen wir einen ganzen Tag einzuplanen. Mykene haben wir schon einmal im Jahr 2001 besucht.
Mykene: Der Blick über die Ebene der Argolis auf die Ägäis ist unverändert – seit Jahrtausenden. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Damals war zu unserem Bedauern das Archäologische Museum noch nicht eröffnet. Seit 2003 ist das Museum zugängig und es hat sich manches verändert.
Es wurden befestigte Wege durch das Burgareal angelegt, was natürlich die Besichtigung für so manchen bequemer macht.
Speziell Reisegruppen die mehrere Punkte in der Argolis besichtigen, sind dadurch auch schneller. Allerdings sind im Gegenzug inzwischen einige Bereiche im Areal abgesperrt und unzugänglich für die Besucher.
Sicherlich dient dieses Vorgehen der besseren Konservierung, und dem Schutz der Ausgrabungen. Wer alles sehen möchte, kommt trotz neuer Wege schnell an seine Grenzen. Besonders in der warmen Jahreszeit.
Hier wären verschiedene Ticket-Variationen überlegenswert, z. B. Eintrittskarten NUR für das Archäologische Museum, NUR für den Burgberg und eine Variante für das ganze Areal. Noch besser fänden wir Eintrittskarten die mehrere Tage Gültigkeit behielten.
Ein Beispiel aus Rom: Der Eintritt ins Forum Romanum kostet 12 Euro, das Ticket umfasst das Forum Romanum, das Kolosseum und den Palatin und gilt für zwei Kalendertage.
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Archäologische Wanderung um Mykene
Gegenüber der Burg von Mykene lockt der Panagitsa-Hügel. Hier liegen weitere Kuppelgräber inmitten von Feldterrassen. Hans war mit Hilfe einer GPS-App Entdeckerkönig. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Wir möchten unsere beiden Besichtigungstage beim Königspalast von Mykene vorstellen. Idealerweise sollte zuerst das Ausgrabungsareal mit Museum besichtigt werden.
Am Folgetag kann sich der Besucher bei einer archäologischen Wanderung mit Landschaft und Natur um den Mykene vertraut machen, sowie Eindrücke zur Architektur der Kuppelgräber perfekt vertiefen.
Burg von Mykene: Rundgang durch die kostenpflichtigen Ausgrabungen, mit vier Kuppelgräbern und Archäologischem Museum.
Die Zitadelle von Mykene steht gut getarnt auf einem etwa dreihundert Meter hohen Hügel. Dahinter liegt der Berg Agiolias, auch Profitis Ilias genannt. An der Südseite (rechts) wird die Burg durch die Chavos-Schlucht vom Berg Zara getrennt. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Von der Nationalstraße 7 von Argos kommend zweigt eine Nebenstraße nach Mikines (Μυκήνες) ab, das sich mit Tavernen und Souvenierläden auf Besucher eingestellt hat.
Der Weg zur etwa zwei Kilometer nördlich liegenden Ausgrabungsstätte von Mykene ist ausgeschildert.
Kurz bevor der große kostenlose Parkplatz am Eingang erreicht wird, liegt links neben der Straße, das monumentale Schatzhaus des Atreus – das größte Kuppelgrab der Bronzezeit.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Sommer: April von 8 bis 19 Uhr, Mai bis Ende Oktober von 8 bis 20 Uhr Winter: November bis Ende März von 8 bis 15 Uhr
Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 6 Euro
Die Eintrittskarte ist auch für das Museum und das Atreus Grab gültig.
Für alle unter 18 Jahren und EU-Studenten mit Studentenausweis: Eintritt frei.
Für andere Studenten und Rentner über 65 Jahre: Eintritt 6 Euro.
Deutscher Presseausweis (DJV) wird nicht akzeptiert.
Greek Travel Pages, Archaeological Site of Mycenae (englisch): www.gtp.gr Ministry of Culture and Sports, Myceane (englisch): odysseus.culture.gr
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Ist Homers Epos über Mykene Sage oder historische Realität?
König Agamemnon (sitzend) bekommt während des trojanischen Krieges die junge Frau Chryseis als Kriegsbeute zugesprochen. Ihr Vater, der Apollonpriester Chryses, fleht Agamemnon an seine Tochter freizulassen – aber dieser weigert sich. Apollon straft daraufhin die Mykener mit der Pest. Agamemnon muss Chryseis zurückgeben, um den Gott gnädig zu stimmen. Römisches Mosaik, Neapel, Haus der Nymphen, 4. Jhd. n. Chr. Foto: Habib M’henni, Wikipedia.
Das Epos der Ilias von Homer, ist eines der ältesten erhalten gebliebenen schriftlichen Dichtungen Europas, gleichzeitig zählt sie zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur.
Oft wird die Ilias auf die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. datiert. Allerdings ist die Datierung eine der kompliziertesten und umstrittensten der Altphilologie.
Waffenfunde und daraus schließende Kampftechniken sprechen auch für eine Entstehung in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. Die Ilias schildert Mykene als eine glanzvolle Weltmacht.
Als Sitz von König Agamemnon, der die griechischen Könige dazu brachte, unter seiner Führung einen Krieg gegen die reiche Handelsstadt Troja zu bestreiten.
Der Krieg um Troja in Kleinasien fand wahrscheinlich im 12. Jhd. v. Chr. statt. Die Forschung kann sich bis heute nicht auf eine genauere Datierung einigen.
Ursache für den Krieg gegen Troja: Der trojanische Prinz Paris entführte im mykenischen Palast von Sparta, die schöne Helena, Ehefrau von Agamemnons Bruder Menelaos.
Um die Ehre des Bruders zu rächen, wurde der Krieg gegen Troja, im Westen des hethitischen Großreichs, begonnen. Helena war die Schwester von Agamenons Ehefrau Klytaimnestra.
Agamemnon und Menealos gehörten zur Atriden-Dynastie um die sich düstere Erzählungen ranken. Über Generationen fanden Gräueltaten statt: Totschlag, Betrug, Ehebruch, Kindestötung, Inzest, Mord.
Während sich Agamemnon in Troja befand, verführte Aigisthos Agamemnons Ehefrau Klytaimnestra. Sie hatte allen Grund ihren Ehemann abgrundtief zu hassen.
Denn Agamemnon hatte die gemeinsame Tochter Iphigenie als Menschenopfer angeboten, um von den Göttern günstigen Wind für die Fahrt mit der Schiffsflotte nach Troja zu erlangen.
Die Göttin Artemis hatte Mitleid mit Iphigenie und rettete es vor dem Opfertod. Kurz nachdem Agamemnon von Troja heimkehrt wird er von Klytaimnestra und seinem Cousin Aigisthos erschlagen.
Die Rache für die Tat liegt nun bei der nächsten Generation. Agamemnon und Klytaimnestras Sohn Orestes stellt die Ehre des Vaters her, indem er seine Mutter und ihren Geliebten Aigisthos tötet.
Erst mit Klytaimnestras Tod finden die schaurigen Taten der Atriden ein Ende.
Die Thronfolge des Agamemnon
Da erhob sich der Held Agamemnon,
das Zepter haltend, das mühsam Hephaistos gefertigt.
Aber Hephaistos gab es dem Herrscher Zeus, dem Kroniden,
Zeus aber gab es dann dem Geleiter, dem Töter des Argos;
Hermes, der Herr, aber gab es dem Pelops, dem Rossebezwinger.
Pelops gab es dem Atreus wieder, dem Hirten der Völker.
Atreus ließ es sterbend dem herdenreichen Thyestes,
aber Thyestes ließ es zu tragen dem Agamemnon,
daß über viele Inseln er herrsche und über ganz Argos.“
Homer, Ilias, 2. Gesang, Zeile 100-10
Dieser Abschnitt aus Homers Illias berichtet über die Thronfolge, nicht aber das verwandtschaftliche Verhältnis dieser Herrscher. Mehr Info: www.stefan.cc
Heinrich Schliemann (1822-1890), Kaufmann, Archäologe und Pionier der Feldarchäologie auf einer Fotografie aus dem Jahr 1883. Foto: Wikipedia
Aber sind nun die Epen in der Ilias von Homer tatsächliche Begebenheiten, poetischer Nachklang oder bloße Fiktion?
Heinrich Schliemann war überzeugt, dass in den Geschichten von Homer ein historischer Kern steckt. Schliemann war Genie und gleichzeitig Abenteurer.
Ab 1876 begann Schliemann seine Ausgrabungen in der Zitadelle von Mykene und entdeckte die weltberühmten Königsgräber mit den goldenen Totenmasken.
Homers Werke galten damals als märchenhafte Erzählungen. Als Forschungen in Mykene manche Verszeile Homers bestätigten, änderte sich diese Sichtweise grundlegend.
Nicht nur von Homer ließ Schliemann sich leiten, sondern auch von Pausanias, dem griechischen Reiseschriftsteller des 2. Jahrhunderts. Pausanias hatte geschrieben, Agamemnon und seine Gefährten seien innerhalb der Mauern bestattet worden.
Die Lage der Gräber hatte man auf die Stadtmauern bezogen. Schliemann aber erkannte, dass Pausanias nicht die Stadtmauern, sondern die Mauern der Burg gemeint hatte.
Die Königsgräber mussten seiner Ansicht nach innerhalb der Burg liegen, er sollte Recht behalten. So hat Schliemann mit Forscherdrang das reale Mykene wiedergefunden.
Dazu muss noch erwähnt werden, die Burg von Mykene war immer sichtbar, sie lag niemals unter der Erde verschüttet. Schliemann hat es nicht entdeckt, er hat als erster hier geforscht.
Antike Schriftsteller wie Thukydides (5. Jhd. v. Chr.), der Tragödiendichter Euripides (5. Jhd. v. Chr.) und der bereits erwähnte Pausanias (2. Jhd.) schrieben beeindruckt von Mykenes mächtigen Mauern.
Das Gemälde von Edward Dodwell (1767 – 1832) zeigt den Aufgang zum Löwentor von Mykene. (The Gate of the Lions at Mycenae, London Rodwell & Martin, 1821). Foto: Wikipedia
Ab dem 15. Jhd. besuchten wenige unerschrockene Reisende die bronzezeitliche Festung. Erst ab dem 18. Jhd. kamen Besucher in etwas größerer Zahl.
Der Engländer Edward Dodwell, der Mykene 1806 besuchte, fertigte wunderschöne Zeichnungen der Ruinen an.
Dazu notierte er sich folgendes in sein Tagebuch: „Ich näherte mich der zyklopischen Stadt des Pelops mit mehr Ehrfurcht, als irgendeine andere Stätte in Griechenland in mir ausgelöst hat“.
Zurück zum Dichter Homer: Wie also konnte Homer von Details Kenntnis haben, wenn er auf keinerlei schriftlichen Zeugnisse zurückgreifen konnte?
Immerhin lag der Krieg um Troja bereits etwa fünfhundert Jahre zurück. Wie konnte er Tausende von Verszeilen vortragen? Homer musste von Sängern, Barden und Geschichtenerzählern abstammen.
Griechische Schrift: Diese Kopie der Ilias wurde im 2. Jahrhundert in Ägypten angefertigt und stammt aus dem Oxyrhynchus Papyri 221. Foto: Wikipedia
Die Geschichten vom Krieg in Troja wurden mündlich weitererzählt, daher mussten sie sich im Laufe der Zeit doch durch Hinzufügen und Weglassen verändert haben. Vom Kern der Erzählung hätte bestenfalls eine vage Erinnerung überlebt.
Die Hexameter-Dichtung wurde bereits in mykenischer Zeit angewendet. Vermutlich sogar seit dem 16./15. Jhd. v. Chr., darüber sind sich die Fachleute nicht einig.
Der Versrhythmus des Hexameters ist das Korsett des Inhalts. Die Texte waren durch Reim und Rhythmus leichter lernbar und konnten mit identischem Inhalt weitererzählt werden. Nur dadurch war es möglich, dass die Erzählungen über Dutzende von Jahrhunderten unverändert blieben.
Auch Homer benutzte den Hexameter (Sechs-Maß) als Versmaß seiner Epen Ilias und Odyssee. Damit konnte er die gesungenen Geschichten, die von den Barden aus mykenischer Zeit herübergerettet worden waren, konservieren.
Homer benutzt das griechische Alphabet, das eine Weiterentwicklung der phönizischen Schrift ist. Sie war die erste Alphabetschrift im engeren Sinne, entstand etwa 900 v. Chr., und erlaubte den Autoren nun auch belletristische Literatur zu publizieren.
Das mykenische Griechisch ist die älteste Form der griechischen Sprache. Sie wurde zwischen dem 16. und 11. Jhd. v. Chr. auf dem griechischen Festland und auch auf Kreta gesprochen.
Überliefert ist die mykenische Sprache durch Inschriften in der Silbenschrift Linear B, hauptsächlich auf Tontafeln aus den Archiven von Knossos, Pylos und anderen mykenischen Palästen.
Linear B war eine Silbenschrift und nicht für literarische Texte geeignet. Mit dem Untergang der mykenischen Kultur geriet die Linear B-Schrift in völlige Vergessenheit.
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Das Archäologische Museum von Mykene
Das archäologische Museum von Mykene wurde im Jahr 2003 geöffnet. Es liegt malerisch an der Nordflanke der Burg und beherbergt in seinen Ausstellungsräumen Funde aus allen Zeitperioden, aus dem Gebiet Mykene und dem umliegenden Siedlungen. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Nach dem Eingang zweigt links der Weg zum sehenswerten Archäologischen Museum von Mykene ab. Kurz bevor es erreicht wird, liegt unterhalb am Hang das Löwengrab.
Das Löwengrab ist ein mächtiges Kuppelgrab mit fünfzehn Meter Durchmesser, das auf 1450 v. Chr. datiert wird (siehe Beschreibung im Kapitel „Das Löwengrab“).
In den Ausstellungsräumen des Museums werden herausragende Funde und Rekonstruktionen gezeigt. Wir empfehlen das Museum zu besichtigen bevor man sich die Ausgrabungen ansieht.
Hier werden Waffen, Keramik, Freskenreste, Linear B Tafeln und Schmuck aus Mykene ausgestellt. Wer hier auf die berühmte Goldmaske des Agamemnon hofft, wird etwas enttäuscht sein.
Das Original befindet sich im Archäologischen Museum in Athen, in Mykene wird eine Kopie gezeigt. Im Eingangsbereich steht ein interessantes Modell der Burganlage von Mykene.
Fotos und Infos zum Archäologischen Museum in Mykene
Die Zitadelle von Mykene liegt etwas verdeckt. Wer von der Ebene von Argos aus hierher kommt findet die Festung hinter einem Hügel, auf einer knapp dreihundert Meter hohen Erhebung.
An der Südseite wird die Burganlage durch die tiefe Chavos-Schlucht vom Berg Zara getrennt. Im Norden von Mykene liegt der Berg Agiolias, auch Profitis Ilias genannt.
Durch diese ausgezeichnete Lage konnte man die Burg nicht sehen, weder vom Meer noch von der Ebene. Der Eindruck blieb unverändert, erst als wir direkt unterhalb der Burg sind sehen wir sie plötzlich.
Die ältesten Siedlungsspuren stammen aus dem Neolithikum um 3500 v. Christus. Die Burg liegt auf einem Areal von etwa 30.000 qm und wird von einer 900 Meter langen Mauer umschlossen.
Erhalten sind in der Akropolis die Ruinen der mykenischen Oberstadt, des Königspalastes, der Gräberkreis A und der zyklopische Burgmauer, aus der Zeit von 1450 bis 1200 v. Christus.
Zusätzlich können außerhalb der Akropolis der Gräberkreis B, die Unterstadt und neun monumentale Kuppelgräber bestaunt werden. Die Tholosgräber dienten den königlichen Familien von Mykene.
Orientierungsplan der Burg von Mykene. Modell: Archäologisches Nationalmuseum, Athen
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Das weltberühmte Löwentor
Jeder betritt die Zitadelle von Mykene durch das mächtige Löwentor – und das seit fast 3300 Jahren. Nicht nur uns heutigen Betrachtern, auch schon damaligen Besuchern, müssen Erscheinung und Technologie größten Respekt abgenötigt haben. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Das Löwentor war der Haupteingang von Mykene und wurde nach den beiden Löwen die auf einem Relief über dem Tordurchgang dargestellt sind benannt.
Der Durchlass wurde um 1250 v. Chr. erbaut und nachträglich, in die etwa hundert Jahre älteren Mauern, eingefügt. Das Löwentor nötigte sicher antiken Besuchern schon größten Respekt ab.
Der Eindruck blieb unverändert. Das Löwenrelief ist die älteste Monumentalplastik Europas. Das Tor scheint mit seinem Entlastungsdreieck den Eingang in die Tholosgräber von Mykene zu zitieren.
Ein weiteres Burgtor befand sich im Norden der Festung von Mykene und ist ebenfalls gut erhalten geblieben. Das Löwentor besteht aus insgesamt vier Monolithblöcken.
Diese Blöcke bilden eine Öffnung mit einer Höhe von über drei Metern und einer Breite von drei Metern bilden. Die tragenden Blöcke sind mit Aussparungen versehen.
In diese wurde Querbalken eingesetzt, um das Löwentor zu verschließen. Das Burgportal soll aus zwei hölzernen, mit Bronze verstärkten Flügeln bestanden haben.
Die Ringmauer um die Zitadelle von Mykene
Der Blick entlang der Mauer zum Löwentor. Im Vordergrund imposantes Polygonalmauerwerk. Gut erkennbar ist das Quadermauerwerk eines Wachturms (Mitte). Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Die zyklopische Ringmauer (Polygonalmauerwerk) wurde in drei Bauphasen angelegt: Die erste datiert auf etwa 1350 v. Chr. Ab etwa 1250 v. Chr. wurden die Festung im Süden und Westen verstärkt.
Ab Ende des 13. Jhd. v. Chr. erfolgte nochmals eine Verstärkung im Osten der Festung von Mykene mit Einbeziehung der Brunnen und Lagerhäuser. Offenbar rüstete sich die Burg gegen Belangerungen.
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Der Königspalast von Mykene
Vom Megaron (Thronsaal) mit runder Feuerstelle ist nichts zu sehen, da dort kein Zugang gewährt wird. Alles ist durch ein Schutzdach verdeckt. Die beiden Säulenbasen (rechts) gehörten zur Vorhalle (Aithusa), die sich zum Vorhof öffnete. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Vom mykenischen Königspalast auf dem höchsten Punkt der Akropolis sind nur wenige Reste erhalten geblieben, da er durch einen schweren Brand zerstört wurde.
Außerdem wurde der Palast später immer wieder überbaut. Der Thronraum war ein großes Gebäude in Form eines Megaron, mit runder Feuerstelle von 3,70 Meter Durchmesser.
Das Megaron von Mykene ist ähnlich wie der Thronsaal im Nestorpalast von Pylos in Messenien. Um den Herd standen vier Holzsäulen, die Sockel dazu sind noch erhalten geblieben.
Vorhalle, Thronsaal und Palasthof hatten farbig verzierte Böden aus Gipsplatten. Die Wände im Megaron waren mit Fresken verziert, die meisten sind im Nationalmuseum von Athen zu bestaunen.
Zum Palast selbst führte eine steile Rampe hinauf, die größtenteils erhalten ist. Wegen ihrer Steigung von etwa zwanzig Prozent konnte sie nur von Menschen begangen werden.
Im Haupttempel des Palastes fand man einen Skarabäus von Teje, der Ehefrau von Pharao AmenophisIII. Die Beziehungen werden durch eine Inschrift in Amenophis Totentempel bestätigt.
Tanaja wurde der Peloponnes bzw. das ganze mykenisch-griechische Festland in Ägypten genannt, Mykene wurde auf ägyptisch Mukana genannt.
Mykene war während einer französischen Expedition1822 bekannt geworden. Erst die von Heinrich Schliemann durchgeführten Ausgrabungen haben Kenntnisse über die Königsburg ermöglicht.
Lesetipp: Pylos und der Nestorpalast im Westen des Peloponnes
Unser Reisebericht über den Palast von Pylos in der Region Messenien beschreibt ausführlich die Funktionalität eines mykenischen Palastsystems.
Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass die Grabbeigaben von Mykene einer Kunstrichtung angehören deren Ursprung in der Kultur von Mesopotamien lag.
Diese künstlerischen Einflüsse waren in Kleinasien und Phönizien stilistisch beeinflusst worden. Die mykenischen Kunstwerke haben daher einen orientalischen Charakter.
Die Kultur der Minoer auf Kreta hatte einen starken Einfluss auf die Mykener. Einflüsse aus Ägypten sind greifbar, vor allem in der Jenseitsvorstellung. Das erklärt z. B. die üppigen Grabbeigaben.
Auch eine Mumifizierung ist belegt. Während dem Ende des 13. Jhds. v. Chr. konnte Mykene seinen Machtbereich bis Pylos im Westen, Kreta im Süden sowie Athen und Theben im Norden ausdehnen.
Die meisten Funde aus Mykene befinden sich heute im Archäologischen Nationalmuseum von Athen. Doch auch im Archäologischen Museum von Mykene sind einzigartige Funde zu sehen.
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Die Schachtgräber vom Gräberrund A
Von weltweiter Berühmtheit ist das Gräberrund A mit den Königsgräbern. Hier wurden von Heinrich Schliemann die Goldmasken der Fürsten von Mykene geborgen. Der Friedhof wurde im 16. Jhd. v. Chr. außerhalb angelegt, im 13. Jhd. v. Chr. in die Burg integriert. Wegen Aufschüttungen wurde das doppelwandige Mauerrund angelegt. Foto: Reise-Zikaden, J. Hoffmann
Ölgemälde der Mumie die Schliemann im Gräberrund A (Schachtgrab V) entdeckte. Original in der National Library of Scotland.
Mykenes Aufstieg zur Macht beginnt am Ende der mittleren Bronzezeit. Aus dieser Periode rasanter kultureller und sozialer Veränderungen existiert nur die prähistorische Nekropole aus dem 19./18. Jhd. v. Chr., die sich westlich unterhalb des Aufgangs zum Löwentor befand.
Die Mitglieder der Königsfamilien wurden, ab 1600 – 1525 v. Chr., in Schachtgräbern in zwei verschiedenen Bereichen der Nekropole bestattet, die durch eine runde Mauer von den übrigen Gräbern abgesetzt wurden: Gräberrund A und B.
Von weltweiter Berühmtheit ist der Grabkreis A mit den Königsgräbern. Er wurde im 16. Jahrhundert v. Chr. als zweites Gräberfeld angelegt und folgte auf Gräberrund B.
Beide Grabkreise von Mykene wurden zugunsten der monumentalen Kuppelgräber, die in der Folgezeit die bevorzugte Grabform in Mykene war, aufgegeben.
Grabkreis A wurde im 13. Jhd. v. Chr. in die Burg integriert und diente dem Heroenkult. Zur gleichen Zeit wurde auch das Löwentor errichtet. Der neu angelegte Friedhof wurde durch Gedenkstelen gekennzeichnet und diente der Verehrung der Ahnen aus einer dreihundert Jahre zurückliegenden Zeit.
Die Goldmaske des Agamemnon aus dem Schachtgrab V, Grabkreis A. Original: Archäologisches Museum Athen. Foto: Xuan Che, Wikipedia.
Die ältesten Bestattungen im Grabkreis A datieren auf 1550 v. Chr. Schon zu Beginn der Ausgrabungen von Schliemann entdeckte er eine Goldmaske, in der er König Agamemnon sehen wollte.
Nach aktuellem Wissenstand der Archäologen stammt diese Goldmaske aus dem 16. Jhd. v. Chr. und ist sehr viel älter als der Zeitraum in dem Agamemnon (12. Jhd. v. Chr.) gelebt hat.
In den Schachtgräber entdeckten die Ausgräber reichste Grabbeigaben: Terrakotten, Tongefäße, goldene Masken, Schmuck und wertvolle Prunkwaffen.
Insgesamt wurden hier neunzehn Menschen beerdigt, neun Männer, acht Frauen und zwei Kinder. Die Grabbeigaben im Grabkreis A waren noch reicher als im Grabkreis B.
Einflüsse aus Ägypten bei den Grabriten von Mykene sind sicher, denn bei einer der Bestattungen (Schachtgrab V) konnte Heinrich Schliemann eine versuchte Mumifizierung entdecken.
Unter dieser Goldmaske entdeckte Schliemann eine Mumie. Der Verstorbene lag neben dem Toten mit der Agamemnon-Maske. Foto: Giovanni Dall’Orto, Wikipedia
Der bestattete Krieger mit der Goldmaske des Agamemnon und die Mumie lagen nebeneinander im Grab V, auch die Mumie trug eine Goldmaske vor dem Gesicht. Die beiden Männer müssten daher nahe Verwandte gewesen sein.
Die Funde von gravierten Schwertern und Dolchen sowie Speer- und Pfeilspitzen lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass hier mächtige Kriegerfürsten und ihre Familien begraben liegen. Zu den herrausragenden Kunstgegenständen gehören die Goldmaske des Agamemnon und der filigrane Nestorbecher.
Museumstipp: Archäologisches Nationalmuseum in Athen
Wir empfehlen den Besuch des Archäologischen Nationalmuseums in Athen. Es ist das größte und bedeutendste Museum von Griechenland und präsentiert 11.000 Fundstücke in 52 Räumen. Funde von der Steinzeit bis zu den Römern werden dort gezeigt. Interessanteste Sammlung stellen die Relikte aus minoischer und mykenischer Zeit dar. Link:www.namuseum.gr
Blick von der Aufstiegsrampe auf das Gräberrund A. Am Ende der Rampe ist deutlich die Rückseite des Löwentors erkennbar. Foto: Wikipedia, Andreas Trepte
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Die Vorburg im Osten
Der Eingang zum Brunnen beim Ost-Annex führt über Stufen zur Wasserstelle am Fuß der Burgmauern hinunter und ist im oberen Teil noch begehbar. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Einer der interessantesten von Mykene ist die Vorburg im Osten. Die meisten Besucher haben nicht ausreichend Zeit um die ganze Anlage in Ruhe besichtigen zu können.
Was eigentlich sehr schade ist, denn hier erwarten uns architektonische und ingenieurtechnische Meisterleistungen im Festungsbau, sowie ein zweites Zugangstor zur Burg.
Nur zwei Generationen vor der endgültigen Zerstörung von Mykene um 1200 v. Chr., wurde die Zitadelle noch einmal umfangreich erweitert.
Mit bis zu sieben Meter dicken Mauern legte man im Osten eine Vorburg, oder auch Ost-Annex an, um die Wasserversorgung zu sichern. Die alte Begrenzungsmauer der Burg wurde abgetragen.
Durch die neu angelegten Mauern führten auch zwei spitzgewölbte Ausfallpforten nach draußen. Ein Zugang liegt im Süden und ein weiterer im Norden.
Zur Wasserversorgung war eine etwa 350 Meter entfernte Quelle zum Burghügels geleitet worden. Zu diesem führte ein gedeckter Gang über hundert Stufen (knapp 40 Meter) hinab zum Wasser.
Noch heute ist er begehbar. Der Weg führt zur unterirdischen Wasserstelle. Am Ende des Ganges wurde das Wasser durch Tonröhren von der Quelle zum Brunnen in der Burg herangeführt.
Das Nordtor
Das Nordtor von Mykene im Osten der Festung. Höchst interessant, aber meist nur von wenigen Besuchern frequentiert. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Nahe des Ost-Annex liegt der zweite Eingang zur Zitadelle von Mykene: Das deutlich kleinere Nordtor. In diesem Bereich der Festung ist es still, nur wenige Besucher kommen hierher.
Das Nordtor wurde zur gleichen Zeit wie das Löwentor, um 1250 v. Chr. erbaut, seine Architektur ist ähnlich. Der Zugang wurde von vier Steinblöcken umrahmt, ist 2,30 Meter hoch und 1,40 Meter breit
Das Nordtor wurde einst mit Doppelholztüren verschlossen. Der bemerkenswerteste Unterschied bei diesem Durchlass in die Festung ist das Fehlen des Entlastungsdreiecksüber dem Türsturz.
Interessant ist auch ein Gang durch das Nordtor hindurch. Denn hier können die Mauern und die Länge der Burg, sowie zusätzlich die nördliche Ausfallpforte durch die Mauer betrachtet werden.
Unterhalb des Nordtors beeindrucken die Mauerzüge und die Länge der Burg. Im linken Drittel ist die nördliche Ausfallpforte durch die Mauer erkennbar. Foto: Reise-Zikaden, J. Hoffmann
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Die Unterstadt von Mykene
Die Burg von Mykene war von einer ausgedehnten Unterstadt und einer Nekropole umgeben. Allerdings sind Siedlungsflächen und Gräberbezirk nicht voneinander getrennt. Offenbar haben sich Siedlungsareale mit Bereichen für Gräber abgewechselt. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Die mykenische Unterstadt lag westlich der Zitadelle in einer Senke. Die Gebäude waren Wohnhäuser von Händlern oder Handwerkern und entsprachen der Luxusausstattung der Räume in der Burg.
Handwerksbetriebe waren, z. B. das Haus der Sphingen (Elfenbeinfunde), Haus des Ölhändlers, das Haus der Schilde (Funde von Möbelbeschlägen, Steingefäßen) und Haus des Weinhändlers.
In einem der Gebäude war eine Werkstatt zur Herstellung von Parfümöl untergebracht. In den Häusern der Unterstadt wurden auch Tontafeln mit Linear B Texten gefunden.
Kurz nach 1200 v. Chr. brannte mit der Burg auch die Unterstadt ab. Zum Zeitpunkt der Zerstörung nahm die gesamte Besiedelungsfläche der Stadt Mykene eine Fläche von rund 32 Hektar ein.
Die Unterstadt wurde im Unterschied zur Burg von Mykene zunächst nicht wieder aufgebaut. Erst in archaischer Zeit (750 – 500 v. Chr.) wurde das Stadtgebiet wieder neu besiedelt.
Auf der Akropolis über dem Nordteil des um 1100 v. Chr. zerstörten bronzezeitlichen Palastes wurde im 7. Jhd. v. Chr. ein Athenetempel errichtet.
Nach erneuter Zerstörung 468 v. Chr durch Argos, wurde die neu aufgebaute Unterstadt befestigt, ein Brunnenhaus errichtet und der Tempel auf der Akropolis renoviert.
Die Unterstadt blieb bis ins 5. Jhd. bewohnt. Archäologischen Forschungen und Ausgrabungen in der Unterstadt von Mykene weiter (Stand: Juni 2016) dauern an.
Video der Grabungsarbeiten in der Unterstadt von Mykene
Die Forschungen entstanden mit Unterstützung der Athens Archaeology Society, INSTAP, Dickingson College, Mycenean Foundation und der Mitarbeit der Studenten des Dickinson College (USA).
Infos zu den Ausgrabungen
Dickinson Excavation Project & Archaeological Survey of Mycenae (D.E.P.A.S.) des Dickinson College in Carlisle, Pennsylvania (englisch): www.mycenae-excavations.org
Popular Archaeology: Archaeologists Excavate Lower City of Mycenae (englisch): popular-archaeology.com
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Die Schachtgräber vom Gräberrund B
Das Gräberrund B wurde im Zeitraum 1650 bis 1550 v. Chr. angelegt und ist das älteste Gräberfeld von Mykene. Die Nekropole umgibt eine niedrige kreisförmige Mauer mit einem Durchmesser von 28 Metern. Im Hintergrund der Burghügel (Mitte), rechts der Berg Zara. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Beim Parkplatz liegt ein frühmykenisches Ensemble an Schachtgräbern: Das Gräberrund B. Es wurde im Zeitraum 1650 bis 1550 v. Chr. angelegt und ist das bislang älteste Gräberfeld von Mykene.
Grabkreis B liegt erhöht vor der Burg, etwa 120 Meter vom Löwentor entfernt. Er wurde im Jahr 1951 entdeckt, als Arbeiter beim Grab der Klytaimnestra Erdarbeiten ausführten.
Umgeben ist das Gräberrund B mit einer niedrigen kreisförmigen Mauer mit einem Durchmesser von 28 Metern. Innerhalb der bronzezeitlichen Nekropole fand man insgesamt 26 Gräber.
Die Forscher gaben den Grablegen, griechische Buchstaben zur Unterscheidung. Zusammenfassend lässt sich der Ausnahmecharakter der Schachtgräber in beiden Gräberkreisen erklären.
In Grabkreis B wurde die Generation der mykenischen Stadtgründer bestattet. Die Personen wurden mit einem enormen materiellen und symbolischen Aufwand bestattet und verehrt.
Kleine Schale aus Bergkristall in Form einer Ente aus Grab Omikron im Grabkreis B von Mykene. Foto: Zde, Wikipedia
Alle Gräber konnten weitgehend unberührt freigelegt werden. Es fanden sich vierzehn Schachtgräber, zwölf Erdbestattungen und Steinkistengräber, in denen insgesamt 38 Skelette beerdigt waren.
Über vier Schachtgräbern wurden bis zu zwei Meter hohe Grabstelen errichtet. Zu den wertvollsten Funden gehört eine Totenmaske aus Elektron aus Grab Gamma und ein Gefäß aus Bergkristall in Form einer Ente aus Grab Omikron.
Zusätzlich wurden an den gut erhaltenen Skeletten gründliche forensische Untersuchungen durchgeführt. Auch Gesichtsrekonstruktionen wurden angefertigt um eine Vorstellung von ihrem Aussehen zu erhalten. Infos dazu unter: helens-daughter.dreamwidth.org
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Die neun Tholosgräber von Mykene
Mykene: Die Karte zeigt die Anordnung der neun Tholosgräber, des Grabkreises B und der freigelegten Gebäude der Unterstadt: 1 Atreus-Grab, 2 Aigisthos-Grab, 3 Grab der Klytaimnestra, 4 Löwengrab, 5 Grab der Genien, 6 Kyklopen-Grab, 7 Kato Phournos-Grab, 8 Epano Phournos-Grab, 9 Panagia-Grab. Kartenvorlage: argolikivivliothiki.gr
Die Tholosgräber von Mykene sind eine Grabform von Rundgräbern der späthelladischen Zeit (1600 v. Chr. bis 1050 v. Chr.) in Mykene und Umgebung.
Die Grablegen entstanden über einen Zeitraum von etwa 400 Jahren und erfuhren im Verlauf der Jahrhunderte Veränderungen in Lage, Form und Gestaltung.
Insgesamt wurden um die Burg von Mykene neun Kuppelgräber (Tholosgräber) freigelegt, die als Grabkammern der Königsfamilien von Mykene verwendet wurden.
Sie werden auch als „Schatzhäuser“ bezeichnet und wurden willkürlich benannt (z.B. „Schatzhaus des Atreus“, „Schatzhaus der Klytaimnestra“). Ihre Namen sagen daher nichts über die Bestatteten aus.
Alle Kuppelgräber besaßen einen langen Korridor (Dromos) der zum Eingang führte. Die Kuppelgräber zeigen Besuchern deutlich die Weiterentwicklung dieses mykenischen Gräbertyps.
Die zwei größten und bautechnisch anspruchsvollsten Tholosgräber von Mykene sind das Atreus-Grab und das Klytaimnestra-Grab.
Der britische Archäologe Alan Wace (1879 bis 1957) leitete viele Ausgrabungen in Mykene, Sparta, Troja, Thessalien, Korinth und Alexandria.
Sein Hauptforschungsgebiet war das bronzezeitliche Griechenland. Er gliederte die neun Tholosgräber in Mykene zur Datierung und Klassifizierung in drei Gruppen:
Gruppe 1 (1510 – 1470 v. Chr.): Kyklopen-Grab, Epano Phournos-Grab, Aigisthos-Grab
Gruppe 2 (1470 – 1400 v. Chr.): Panagia-Grab , Kato Phournos-Grab, Löwen-Grab
Gruppe 3 (1400 – 1220 v. Chr.): Grab der Genien, Atreus-Grab, Klytaimnestra-Grab
Vier monumentale Kuppelgräber befinden sich innerhalb des kostenpflichtigen Ausgrabungsgeländes (Zahlen in Klammern stellen die Nummerierung in der Karte dar):
Atreus-Grab (1), errichtet 1400 bis 1250 v. Chr.
Aigistos-Grab (2), errichtet 1470 v. Chr.
Klytaimnestra-Grab (3), errichtet 1220 v. Chr.
Löwengrab (4), errichtet 1450 v. Chr.
Fünf weitere große Tholosgräber liegen außerhalb des kostenpflichtigen Ausgrabungsgeländes:
Grab der Genien (5), errichtet 1300 v. Chr..
Kyklopen-Grab (6), errichtet 1500 v. Chr.
Kato Phournos-Grab (7), errichtet 1460 und 1400 v. Chr.
Epano Phournos-Grab (8), errichtet 1500 v. Chr.
Panagia-Grab (9), errichtet 1460 und 1400 v. Chr.
Das Löwengrab
Das Löwengrab (1450 v. Chr.) liegt unterhalb des Archäologischen Museums von Mykene. Dromos und Fassade sind aus geglätteten Stein, die Kuppel ist eingestürzt. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Das Löwengrab (Nr. 4 im Plan) liegt nahe am Burgberg, nordwestlich des Eingangs, neben dem Museum. Hier ist es ruhig, nur wenige Besucher kommen hierher.
Angelegt um 1450 v. Chr., drei geplünderte Grabgruben konnten nachgewiesen werden. Benannt wurde es nach dem Löwentor, da es im frühen 19. Jhd. das nächste bekannte Tholosgrab war.
Der 22 Meter lange Dromosgang des Kuppelgrabes ist eingestürzt und wird von Mauern aus großen geglätteten Quadern flankiert. Auch die Kuppel ist zusammengebrochen.
Die Kuppe hatte einen beachtlichen Durchmesser von etwa 14 Metern und war ursprünglich 15 Meter hoch. Das Grab wurde bereits 1810 beschrieben und 1892 von Christos Tsountas ausgegraben.
Das Kuppelgrab des Aigisthos
Das Aigisthos-Grab ist eines der drei ältesten Gräber in Mykene. Benannt wurde es willkürlich nach Aigisthos, dem Geliebten der Klytaimnestra. Er wurde nicht dort bestattet. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Das Grab des Aigisthos (Nr. 2 im Plan) wird auf 1470 v. Chr. datiert wird und zählt zu den drei ältesten Tholosgräbern in Mykene. Seine Dimensionen waren einst beachtlich.
Durchmesser und Höhe des Tholosgrabes betragen 13 Meter, der Dromos (Zugangsweg) ist 23 Meter lang. Das Aigisthos-Grab liegt nur etwa 80 Meter westlich des Löwentors.
Benannt wurde das Kuppelgrab nach Aigisthos, dem Geliebten von Königin Klytaimnestra. Doch es ist sehr unwahrscheinlich, dass dieser dort wirklich bestattet wurde.
Pausanias berichtete im 2. Jhd., dass Königin Klytaimnestra und Aigisthos wegen der Ermordung von König Agamemnon, nicht innerhalb der Stadtgebiets von Mykene begraben werden durfte.
Seine Datierung auf 1470 v. Chr. passt ebenfalls nicht zu den Geschehnissen um Agamemnon. Um 1400 v. Chr. erhielt das Kuppelgrab eine neue Fassade aus Kalkstein.
Um 1250 v. Chr. wurde der Tholos aufgegeben, ausgeraubt. Später brach auch noch die Kuppel ein. Hierbei stürzte ein Altar, der auf dem Gewölbe errichtet war gleich mit in die Tiefe.
Bereits 1892 wurde das Grab des Aigisthos entdeckt und der obere Teil des Dromos freigelegt, aber erst von 1954 bis 1957 wurde die riesige Grabanlage vollständig ausgegraben.
Das Kuppelgrab der Klytaimnestra
Das jüngste Kuppelgrab ist das sogenannte Grab der Klytaimnestra, es wurde erst 1220 v. Chr. angelegt. Sicherlich wurde die Königin hier nicht bestattet. Manche Forscher wollen hier auch das Grab des Agamemnon sehen. Insgesamt unterscheidet sich diese Anlage nur geringfügig vom berühmten Atreus-Grab. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Das jüngste Kuppelgrab ist das Grab der Klytaimnestra (Nr. 3 im Plan), es wurde um 1220 v. Chr. angelegt. Das Grab liegt etwa 130 m westlich des Löwentors, gleich neben dem Tholos des Aigisthos.
Sein Dromos ist eindrucksvolle 37 Meter lang, Fassade und Kuppel haben einen Durchmesser von 13,50 Metern und sind aus geglätteten Steinen zusammengefügt.
Die meisten Besucher von Mykene eilen offenbar sofort zum Löwentor, spazieren anschließend zum berühmten Grabkreis und gleich hinauf zum Megaron des Königs.
Insgesamt unterscheidet das Kuppelgrab sich nur geringfügig vom berühmten Atreus-Grab. Insgesamt sind seine Dimensionen beispielsweise kleiner.
Benannt wurde das Grab nach Klytaimnestra, der Ehefrau von König Agamemnon. Doch es ist völlig unwahrscheinlich, dass die Königin hier begraben wurde.
Das Klytaimnestra-Grab wurde nach dem Atreus-Grab erbaut und lag damals im Stadtzentrum. Der Tumulus der es bedeckte, muss bei den Bewohnern einen überwältigenden gewirkt haben
Ist es Zufall, dass dieses Grab neben dem alten Gräberrund B erbaut wurde? Sicher nicht. Während der Errichtung der neuen Grablege wurde ein Teil der Ringmauer des älteren Grabkreis B zerstört.
Die Gräber blieben unberührt. Die neue Anlage bedeckte beide Nekropolen und verknüpfte den alten mit dem neuen Friedhof. Dies zeigt den Wunsch die beiden Anlagen zu verbinden.
Das Grab war wie alle anderen Tholosgräber von Mykene seit langem geplündert, die spärlichen Funde sind heute im Nationalmuseum in Athen ausgestellt.
Fundstücke waren Bronzespiegel, Goldschmuck, Elfenbeinplatten, Siegelsteine, Halsketten, Perlen aus Glas Fayence, Lapislazuli. Im Dromos lag geometrische Keramik, Hera-Figuren und archaische Kuhidole.
In hellenistischer Zeit war das Grab in Vergessenheit geraten, denn im 3. Jahrhundert v. Chr. errichtete man ein Theater über dem Dromos, von dem neben dem Zugang Sitzreihen zu sehen sind.
Am Beginn des Dromos entdeckten die Forscher Fundamente von Häusern aus der gleichen Zeit.
Das Kuppelgrab des Atreus
Das Schatzhaus des Atreus ist das berühmteste, größte und eindrucksvollte Kuppelgrab in Mykene. Es wurde bewusst im Stadtgebiet erbaut und war Mausoleum eines großen Herrschers mit Familie. Durch seine exponierte Lage beherrschte es das Stadtbild. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Höhepunkt unseres Besuchs ist das Atreus-Grab (Nr. 4 im Plan), es ist das größte und bestausgestattete Kuppelgrab der Könige von Mykene und wird auch Schatzhaus des Atreus genannt.
Es liegt etwa 500 Meter südlich vom Parkplatz neben der Straße, schon bei der Anfahrt haben wir es kurz gesehen. Das Atreus-Grab wurde ebenfalls bewusst innerhalb des Stadtareals angelegt.
An einer prominenten Stelle auf der linken Seite der Straße, die von der argolischen Ebene zur Akropolis führte. Der Straßenverlauf ist seit mykenischer Zeit unverändert.
Keramikfunde legen nahe, dass während der Benutzungszeit des Grabes sein Dromos und seine Fassade nicht mit Erde verfüllt, sondern sichtbar geblieben waren.
Die Anlage wurde zwischen 1350 bis 1250 v. Chr. erbaut und stellt eine bewusste Demonstration von Können und Macht dar. Es erzeugt einen ähnlichen Eindruck wie das Löwentor.
Das Atreus-Grab erinnert stark an ägyptische Grab- und Tempelarchitektur – gleichzeitig an Megalithtempel im Norden, wie beispielsweise Stonehenge. Ein Wunderwerk der Architektur!
Die Halbsäulen des Atreus-Grabes sind mit Zickzackmustern und Spiralen verziert und schmückten die Eingangsfassade. Sie befinden sich im Archäologischen Nationalmuseum von Athen. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Der Dromosgang ist 36 Meter lang und 6 Meter breit und führt auf die Fassade des Kuppelraums zu. Die flankierenden Seitenwände steigen zur Kuppel hin an und sind aus sorgfältig behauenen Quadern gemauert. Im Sockel ein Block mit über 40 Tonnen Gewicht.
Die Türöffnung in der Fassade ist 4,5 Meter hoch und wurde von zwei Halbsäulen flankiert. In die Säulen und Kapitelle aus grünem Marmor waren Zickzacklinien und Spiralen geritzt.
Die Wandfläche und die Entlastungskammer waren mit verzierten Deckplatten aus rotem Marmor verblendet. Alle Zierelemente befinden sich heute im Archäologischen Museum in Athen.
Ehrfurcht erfasst uns, als wir unter dem monolithen Türsturz in das Kuppelrund hineingehen. Der Türstürz hat kolossale Dimensionen: Mit seinen 9,5 Metern Breite, 5 Metern Tiefe und einem Gewicht von 120 Tonnen stabilisiert er das ganze Gewölbe.
Dieser monumentale Bau war gewiss kein einfaches Grab, sondern ein Mausoleum für einen großen Herrscher und seiner Familie. Seine exponierte Lage und Größe beherrschte das Erscheinungsbild der Unterstadt.
Der Blick jedes Besuchers oder Einwohners von Mykene, der von der Akropolis die Aussicht auf die Ebene genoss, wurde vom Tumulus dieser Grabanlage gefangen. Für die herausragende Bedeutung der darin bestatteten Personen spricht seine Isolierung von den Gräberfeldern der Stadt.
Der Kuppelraum hat 14,5 Meter Durchmesser und ist 13,5 Meter hoch und führt die Technik des Pseudogewölbes, aus immer weiter vorkragenden Steinen, an ihre äußerste Grenze. Die Sichtflächen der Blöcke sind so geglättet und gerundet, dass man echtes Keilsteingewölbe zu sehen glaubt.
Das Grab war nie vollständig verschüttet und geriet auch deshalb nicht in Vergessenheit. Erst im Jahr 1874 wurde es von Heinrich Schliemann vollständig ausgegraben.