Berlinale: Werner Herzogs Film „Queen of the desert“ – Starbesetztes Wüsten-Epos


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Der Film „Queen of the Desert“ erzählt die Geschichte der Gertrude Bell, einer britischen Forschungsreisenden und Orient-Expertin des frühen 20. Jahrhunderts.

Werner Herzog gilt bei vielen als Grenzgänger des Kinos. 2015 ist er mit „Queen of the Desert“ zum ersten Mal seit mehr als dreißig Jahren wieder im Wettbewerb der Berlinale. Mit „Queen of the Desert“ und Nicole Kidman in der Hauptrolle hat er sich mit einem starbesetzten Wüstenepos zurückgemeldet.  Wenn Werner Herzog beschliesst, dem “weiblichen Lawrence of Arabia” ein filmisches Denkmal zu setzen, dann darf man mit Überraschungen rechnen.

Nicole Kidman spielt die britische Archäologin, Schriftstellerin und Geheimdienstmitarbeiterin Gertrude Bell (1868 – 1926), die im Ersten Weltkrieg Einfluss auf die Ziehung der noch heute gültigen Grenzen im Nahen Osten nahm. Die Britin hatte im frühen 20. Jahrhundert, mehr vom Nahen Osten verstanden als die meisten Experten heute.

Gertrude Bell, eine gebildete junge Frau, für die in England kein geeigneter Mann gefunden werden konnte, unternimmt eine Reise nach Teheran. Dort lernt sie den Diplomaten und Spieler Henry Cadogan kennen und lieben. Doch das Glück ist nicht auf ihrer Seite. Sie trennt sich von ihm, entschließt allem Privaten zu entsagen und als Forschungsreisende die Region zu erkunden.

Starke Frauen haben Werner Herzog immer fasziniert. Über Nicole Kidman sagt er: „In zehn Jahren habe ich nichts von ihrem Kaliber bei einer schauspielerischen Leistung gesehen, in keinem Film, von keiner Schauspielerin. Sie ist einzigartig, mindestens für ein Jahrzehnt“.

Die Geschichte von Gertrude Bell ist ganz nach Herzogs Gusto: Da zieht eine junge Frau entgegen jeder Vernunft, blauäugig und überzeugt von sich los, um das Fremde zu entdecken. Und will in Wahrheit das Fremde und Einsame in sich selbst überwinden. Zusätzlich zeigt Werner Herzog, wie majestätisch die Wüste sein kann. Wunderschöne Kameraeinstellungen, Sanddünen, edle Scheiche, Pferde, Dromedare. Alles ist da, um die längst versunkene Romantik der arabischen Welt zum Leben zu erwecken.

„Gertrude Bell war ihrer Zeit mindestens 100 Jahre voraus. Damals durften Frauen in England nicht wählen. Als sie in Oxford studierte, mussten Frauen in den Klassen ihre Gesichter zur Wand drehen, damit die männlichen Studierenden durch sie nicht abgelenkt wurden. Alles, was Gertrude Bell machte, war also revolutionär“ sagt Herzog in einem dpa-Interview.

Und gleichzeitig lässt der Film die Realität, die Gegenwart und die Machtpolitik immer wieder durchblitzen. Das macht den Film zu einem Genuss mit Widerhaken. Es ist gewissermassen ein Film mit zwei Gesichtern. Das romantische Traumgesicht ist da, die Fratze der Realität blickt aber immer auch auf die Sehnsuchtslandschaften hinter den Dünen und hinter der Leinwand.

Der Film ist ein kunstvolles, schwelgerisches Historienabenteuer. Bisher erhielt das Werk gegensätzliche Rezensionen von Kritikern. Die Leistungen von Nicole Kidman, Robert Pattinson und Damian Lewis wurden hoch gelobt. Der Film erntet konträre Kritiken, eine solche Reaktion läßt uns auf einen interessanten Film hoffen, dessen Ziel es nicht ist, allen zu gefallen.

Werner Herzog hat längst seinen eigenen Stil entwickelt: Er kombiniert die große Geste mit der großen Ironie und das tut er meisterlich. Das große Scheitern, das als zentrales Motiv in seinen Filmen schon lange identifiziert ist, wird vielleicht gerade im vermeintlichen Triumph der Gertrude Bell manifest. In den USA ist er eine Kultfigur, in Deutschland wird er kritisch beäugt: Werner Herzog polarisiert mit seinen Filmen – immer wieder.


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Originaltitel: Queen of the desert
Regie und Drehbuch: Werner Herzog
Genre: Drama, Biographie
Hauptdarsteller: Nicole Kidman, James Franco, Jenny Agutter, Robert Pattinson, Damian Lewis, Holly Earl
Kamera: Peter Zeitlinger
Produktionsland: USA, Marokko
Produktionsjahr: 2015
Länge: 125 Minuten
Musik: Klaus Badelt
Kinostart: kein Angabe


Queen of the desert, Kinotrailer (mit deutschem Text)


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Berlinale: Werner Herzogs neuer Film „Queen of the desert“ – Ein starbesetztes Wüsten-Epos
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Berlinale: Werner Herzogs neuer Film „Queen of the desert“ – Ein starbesetztes Wüsten-Epos
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Filmtipp: Werner Herzog ist mit seinem Werk "Queen of the desert" zum ersten Mal seit dreißig Jahren auf der Berlinale. Mit Nicole Kidman in der Hauptrolle hat er sich mit einem starbesetzten Wüstenepos zurückgemeldet. Seine Filme polarisieren – immer wieder!
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Reise-Zikaden Reiseblog
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Monika Hoffmann

schreibt Foto-, Natur- und historische Reportagen aus Griechenland, Italien, Österreich, Deutschland mit Schwerpunkt München und Bayern. Passion auf Reisen: Geschichte und archäologische Plätze. Spezialgebiete: Ur- und Frühgeschichte & Antike Hochkulturen. Die Fotografin, Redakteurin, Köchin, Naturfreundin liebt Griechenland, Italien und ihre Heimat Oberbayern: Über die Geschichte bis zu Musik, Literatur, Filmkunst.

2 Kommentare:

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