Griechische und lateinische Zitate, Redewendungen oder Geflügelte Worte kennt jeder. Doch selten sind ihre Urheber, noch seltener der Zusammenhang und die Bedeutung bekannt. In unserer Blog-Serie „Zitate aus der Antike“ stellen wir euch regelmäßig ein Zitat vor. Dieses soll dazu einladen ein wenig über das zu Sinnieren was dahintersteckt. Für Freunde der Antike und alle historisch-sprachlich Interessierten.
Carpe diem“ – Pflücke den Tag
Das berühmte Zitat des römischen Dichters Horaz (65 – 8 v. Chr.) lautet vollständig: „Carpe diem quam minimum credula posterum!“ Dies bedeutet übersetzt sinngemäß „Genieße den Tag und traue dem nächsten so wenig wie möglich!“ Das Zitat bildete den Abschluss einer Ode (antike Gedichtform) mit dem Titel „An Leukonoe“ aus dem Band „Carmina“, das Horaz um 23 v. Chr verfasste.
Im Gedicht wird die Figur der Leukonoe davor gewarnt, die Zukunft mit Astrologie oder Zauberei zu ergründen. Stattdessen solle sie vernünfig leben und ihre Zeit nutzen. Horaz hieß eigentlich Quintus Horatius Flaccus. Er gilt neben Vergil, Properz, Tibull und Ovid als einer der bedeutendsten Dichter im Augusteischen Zeitalter – der Regierungszeit des römischen Kaisers Augustus von 30 v. Chr. bis 14 n. Chr.
„Carpe diem“ lässt sich als Appell deuten, sein Leben im Augenblick zu leben und nicht an Morgen zu denken. Wobei immer die positiven Seiten betrachtet werden sollten. Wesentlich ist, dass „carpe“ grundsätzlich „pflücken“ bedeutet, nur im übertragenen Sinne es es als „Genießen“ zu verstehen.
Motto der Barockzeit: „Carpe diem“
Dass „Carpe diem“ später zu solcher Berühmtheit gelangen würde, war seinerzeit natürlich für den Römer Horaz nicht absehbar. Denn „Carpe diem“ wurde das Schlüsselzitat in der Epoche des Barock, diese begann etwa 1580 und endete um 1770.
In dieser Zeit findet sich der Carpe diem-Gedanke in der Kunst, Musik, Architektur und Literatur. Alles war pompös, übertrieben schmuckvoll, heiter. Die Zeit, die man auf der Erde verbrachte, sollte so schön wie möglich sein. Genieße den Augenblick, nimm das Leben von der positiven Seite.
Ein ideales Beispiel in der Barockmalerei stellt das Gemälde vom Rembrandt van Rijn (1606 – 1669) mit seiner Ehefrau Saskia dar. Der niederländische Maler Rembrandt ist einer der bedeutendsten Barockkünstler. Sein Selbstbildnis zeigt ihn in ausgelassener Stimmung mit seiner Ehefrau Saskia. Das Gemälde entstand während seines Karriere-Höhepunkts zwischen 1634 und 1638. Saskia hatte er 1634 aus Liebe geheiratet.
Rembrandt ist in edle Kleidung gehüllt und trägt einen üppigen Federhut. Er prostet dem Betrachter mit erhobenem Glas freudig zu. Mit der linken Hand rafft er Saskia, die ihren Blick ebenso zum Betrachter richtet, kokett den Rock. Ein Pfau im Hintergrund, die edlen Stoffe und die goldene Farbgebung der Szene unterstützen die Darstellung.
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Mensch erkenne Dich und
Carpe diem
Darauf kann ich denke ich aufbauen.