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Ein wunderschöner Ausflug führt ans Meer bei Palekastro in Ostkreta. Wir waren in der Vorsaison im April unterwegs. Der Strand von Chiona war still, fast einsam und sehr idyllisch.
Besonders reizvoll sind die minoischen Ausgrabungen der Hafen- und Handelsstadt von Roussolakkos. Wir sind im äußersten Osten Kretas und durchqueren Palekastro, den ruhigen Hauptort der Region.
Vom Nachbardorf Agathia zweigt die Straße zu einem der schönsten Badestrände im Osten von Kreta ab: Dem Chiona-Strand. Der Sand-Kieselstrand wird vom weit sichtbaren Tafelberg Kastri dominiert.
Der Berg ähnelt einer Pyramide ohne Spitze. Auf seinem Gipfel konnten ebenfalls bronzezeitliche Mauerreste nachgewiesen werden. Die Venezianer errichteten auf seiner Spitze eine Festung.
Unterhalb des Tafelbergs liegen mehrere Tavernen. Nach unserem Besuch der minoischen Ausgrabungen von Roussolakkos kehrten wir bei „Batis“ ein.
Wir saßen gemütlich am Strand mit Meerblick. Zum Baden im Meer war es noch etwas kühl. Beim Nachbarn in der Taverne „Chiona“ kann man auch wohnen, hier werden Apartments vermietet.
Eine Schönheit ist der Kouremenos-Beach bei Palekastro, nebenan von Chiona-Beach. Hier finden nicht nur Badefans und Sonnenanbeter ihre Erfüllung, sondern besonders Surfer.
Der Strand von Kouremenos zählt zu den besten Surfspots Griechenlands und die gesamte Bucht zu einer der windsichersten Surfspots in ganz Europa.
Lest dazu Ostkreta: Unsere 25 Sehenswürdigkeiten um Sitia und Ierapetra. Wer das authentische Kreta kennen lernen möchte, für den ist der äußerste Osten perfekt. Über zwei Dutzend Ausflugstipps in Ostkreta haben wir zusammengestellt, um euren Urlaub zu verschönern. Dabei geht es nicht nur um Highlights, sondern auch um versteckte Ziele:
Ostkreta: Unsere 25 Sehenswürdigkeiten um Sitia und Ierapetra
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Roussolakkos: Einstige Hafenstadt der Minoer
Die Kultur der Minoer fasziniert uns seit unserer ersten Kreta-Reise. Daher standen die minoischen Ausgrabungen von Roussolakkos bei Palekastro ganz oben auf unserer Ausflugs-Liste. Die minoische Hafenstadt lag einst direkt am Meer und soll nach Knossos, die zweitgrößte Stadt auf Kreta gewesen sein.
Geschichte der minoischen Stadt in Roussolakkos
Noch in griechisch-römischer Zeit trug das Gebiet den Namen Heleia. Wie die Minoer ihre Hafenstadt nannten ist unbekannt. Bis heute ist sie nur in Teilen ausgegraben.
Die Hafenstadt entwickelte sich um 2.000 v. Chr. (mittelminoischer Zeitraum MM I, zwischen 2100 – 1900 v. Chr.) in den heute sichtbaren Strukturen.
Große luxuriös ausgestattete Hauskomplexe reihten sich in den folgenden drei Jahrhunderten in einem rechtwinkligen Straßensystem aneinander.
Der Wohlstand seiner Einwohner beruhte auf Olivenanbau, Fischfang und dem Handel über das Meer. Überwiegend fand dieser mit den Ländern im östlichen Mittelmeer statt: Nach Griechenland mit der Ägäis und Zypern, Türkei, Ägypten, Syrien, Libanon, Israel, Jordanien.
Schäden die durch das starke Erdbeben, im Zusammenhang mit der Vulkankatastrophe auf Thera (Insel Santorin), am Ende der spätminoischen Zeit (spätminoischer Zeitraum SM I A, zwischen 1600 – 1480 v. Chr.) entstanden, wurden sofort behoben. Die Stadt wuchs weiter.
Ob die Stadt über einen Palast wie in Knossos, Phaistos oder Kato Zakros verfügte ist bis heute unklar. Auch eine Survey der „British School at Athens“ im Jahr 2001 konnte einen Palast nicht sicher bestätigen.
Vielleicht gehörte die Stadt auch zum Herrschaftsgebiet des Palastes in Kato Zakros? Südlich des Areals liegt auf dem markanten Berggipfel Petsophas ein großes, einst bedeutendes minoisches Gipfelheiligtum.
Dort hinauf führt eine Wanderung. Diese ist alleine wegen der fantastischen Aussicht lohnenswert. Der Tempel auf dem Gipfel besaß mehrere Räume und eine Temenos-Mauer. Reste davon sind erhalten geblieben.
Als mykenische Invasoren um 1.450 v. Chr. Kreta eroberten und die Macht übernahmen, wurde auch Heleia nicht verschont. Brände, Verwüstungen und Plünderungen in diesem Zeitraum, können die Forscher nachweisen.
Doch bereits in spätminoischer Zeit, um 1390 – 1370 v. Chr., waren viele Häuser renoviert und wieder bewohnt.
Kaum hatte ein gewisser Wohlstand wieder eingesetzt, wurde die Stadt um 1.350 v. Chr. erneut von Invasoren überfallen und brannte ab. Die Bewohner renovierten wieder ihre Wohnhäuser.
Um 1.200 v. Chr. verließen sie dennoch die Talsiedlung und zogen auf den steilen Tafelberg Kastri hinauf, über dem Chiona-Strand. Auch diese neue Siedlung war nicht sicher.
Um 1.150 v. Chr. und nochmals fünfzig Jahre später, wurde die Siedlung erneut überfallen und brannte ab. Danach wurde das Gebiet von den Einwohnern verlassen und nicht mehr besiedelt.
Vielleicht ist das heutige Palekastro die Folgesiedlung des minoischen Heleia? Um 700 v. Chr. wurde, in den Ruinen eines großen minoischen Hauses eine Kultstätte für Zeus Diktaios erbaut.
Etwa einhundert Jahre später entstand aus dem alten Kultplatz ein Tempel. Ab dem 3. Jhd. v. Chr. wurde dieser von der antiken Stadt Praisos (östlich von Sitia) verwaltet.
Nachdem Praisos von der Stadt Hierapytna (Ierapetra) erobert und zerstört wurde, kam der Zeus-Tempel in deren Besitz. Ein im Ausgrabungsareal entdecktes Stelenbruchstück belegt, dass mindestens bis in diese Zeit die minoischen Rituale und Gesänge weitergepflegt worden sind.
Koordinaten des Ausgrabungsareals von Palekastro (Roussolakos): 35.195479, 26.275596
Mehr dazu auf der Website von Ian Swindale (englisch): www.minoancrete.com
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Rundgang durch die Ausgrabungen von Roussolakos
Das Ausgrabungsgelände von Roussolakos kostet nur einen Mini-Eintritt von zwei Euro. Als wir zum Kassenhäuschen kommen ist das Tor geöffnet, aber niemand ist dort.
Nach ein paar Minuten gehen ins Gelände hinein. Das wird sicherlich in Ordnung sein. Schließlich sind wir in Griechenland. Es sind mehrere Info-Tafeln vorhanden, die auch die Orientierung erleichtern.
Wir entdecken Säulenbasen von minoischen Megaron-Häusern, Lustralbecken. Eine zentrale gepflasterte Hauptstraße führt durch die weitläufigen Wohnbereiche.
Dazwischen blühen bunte Wildblumen inmitten der Ruinen, was für ein entzückender Anblick. Die Stadt wird von schmalen, gepflasterten Straßen gekreuzt und trennt sie in Sektoren.
Eine gewisse Ähnlichkeit mit den heutigen Dörfern auf Kreta ist durchaus gegeben. Der Boden im Gelände ist mit unzähligen Ziegel- und Keramikscherben übersät.
Auch außerhalb des Grabungsareals in Blickrichtung zum Chiona-Strand sind Scherben sichtbar. In vielen Häusern finden sich bronzezeitliche Zisternen.
Wer genau hinsieht findet Sitzbänke, Herdstellen und große Steinmörser zur Mehl-Herstellung. Treppenansätze lassen bei villenartigen Wohnhäusern auf zwei- oder drei Stockwerke schließen. Zusätzlich entdecken wir Fußbodenreste aus weinroten Steinplatten.
Ein raffiniertes Entwässerungssystem durchlief alle Bereiche der Stadt. Die Funde aus Roussolakos sind im empfehlenswerten archäologischen Museum in Sitia ausgestellt.
Unter den Funden nimmt der berühmte Kouros von Palekastro eine ganz besondere Stelle ein, dieser wird auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts v. Chr. datiert.
Aufgrund der wertvollen Materialien, der Verarbeitung und der Körperhaltung gehen Forscher davon aus, dass es sich dabei um eine jugendliche Gottheit handelt.
Das Gebäude in dem die Figur entdeckt wurde, ist eine besonders gut erhaltene Villa unter einem Schutzdach. Als wir von unserem Rundgang zurückkommen, werden wir von der Wärterin begrüßt.
Sie fragt uns, wie es uns gefallen hat. Holt gleich einen Bildband mit Fotografien der wertvollen Funde herbei. „Es kommen im Frühjahr nur wenige Besucher“ erzählt sie.
„Die meisten bleiben auch nicht lange im Areal“ fährt sie fort. Es stimmt, eine gewisse Vorstellungskraft ist von Vorteil. Wir hatten im Gegenzug eine minoische Siedlung ganz für uns alleine.
Ein Seltenheitswert, auch auf Kreta. Strahlen nicht alle Ruinenfelder eine besondere Stimmung aus, als würden die alten Gemäuer dem aufmerksamen Besucher uralte Geschichten erzählen?
Zum Abschied schenkt uns die freundliche Dame noch kleine Zitronen aus ihrem Garten und bedankt sich für unser Interesse an den Ausgrabungen. Wir sind gerührt über so viel Freundlichkeit.
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Der Chiona-Strand: Fast noch ein Geheimtipp
Auf uns wirkt der Strand von Chiona wie eine Oase, fast ein Geheimtipp. Wir reisen seit den 1990er-Jahren nach Kreta und konnten daher die touristische Entwicklung der Insel gut verfolgen.
Doch hier am Chiona-Beach erwartet uns ein unverfälschtes und unverbautes Paradies. Es wird sicherlich auch Kreta-Neulinge bezaubern. Noch ist wenig los – wir sind allerdings auch im April hier.
Die Wassertemperaturen sind zum Baden noch kühl, Sonnenbäder sind gut möglich. Alle Dinge die für uns Griechenland und speziell Kreta ausmachen wurden hier bei Palekastro mehr als erfüllt.
Diese Dinge sind: Unser Faible für minoische Stätten inmitten herrlicher Meereslandschaften und der Kombination von gemütlicher Strandtaverne mit kretischer Gastfreundschaft.
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Surferparadies: Der Kouremenos Strand bei Palekastro
Surf-Fans aufgepasst! Hinter dem Tafelberg Kastri bei Palekastro beginnt die fast zwei Kilometer lange Bucht von Kouremenos. Diese Bucht ist einer der besten Surfspots von ganz Griechenland.
In der Strandmitte befindet sich eine Surfschule mit Board-Verleih und Beach-Bar. Der hier ganzjährig wehende Meltemi bringt die Surfsportler flott aufs Meer hinaus.
Das macht den Spot zu einem der windsichersten in ganz Europa.
Infos zur Windsurf-Station unter: www.freak-surf.com
Hier ist auch in der Hauptsaison reichlich Platz für einen ruhigen Tag am Meer. Am Strandende befinden sich ein kleiner Hafen, Restaurants und Apartement-Anlagen.
Dort sind meist etwas mehr Gäste am Strand. Auch der Kouremenos-Beach ist sehr gepflegt, wie auch für die Chionabucht, wurden hier mehrfach der „Blue Flag Award“ vergeben.
Infos zu Unterkünften: Auf der Website www.insitia.gr wurden alle Unterkünfte in und um Palekastro versammelt.
Schluss-Anekdote: Abenteuer mit der Katzenfamilie
Als wir unser Frühstück im Ferienhaus in Kato Drys vorbereiteten, leerte eine unserer „Urlaubs“-Katzen stillschweigend den Teller mit Salami auf dem Esstisch. Ein Katzen-Festschmaus!
„Ella, Ella – jetzt ist aber Schluss!“ Schnell waren die kleinen Räuber dem Haus gehuscht. Jetzt liegt sicherlich einer der flinken Stubentiger satt im Schatten, döst zufrieden und träumt von weiteren Leckerbissen.
Wir geben den ausgesprochen höflichen kretischen Katzen gerne etwas ab, bevorzugt den Katzenkindern.
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Unsere Buchtipps für Kreta
Reiseführer
- Michael Müller Verlag, Reiseführer Kreta, von Eberhard Fohrer, 768 Seiten, mit herausnehmbarer Karte, 22. Auflage, 2021.
- Dumont Verlag, Kunst Reiseführer Kreta, von Lambert Schneider, 368 Seiten, 4. Auflage, 2011.
- Artemis-Cicerone, Kunst- und Reiseführer Kreta, von Reinhold Bichler und Peter W. Haider,
320 Seiten, 1. Auflage, 1988.
Fachbücher
- Theiss Verlag, Die Minoer, von Lesley J. Fitton, 208 Seiten mit 118 Abbildungen, Skizzen und Karten,
1. Auflage 2004. - C. H. Beck Verlag, Im Schatten der Paläste: Geschichte des frühen Griechenlands – Von den Dunklen Jahrhunderten bis zu den Perserkriegen, von Klaus Bringmann, 1. Auflage 2016.
- Biering & Brinkmann, Im Labyrinth des Minos. Kreta – die erste europäische Hochkultur, von Harald Siebenmorgen, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums 2001.
Website-Tipp: Das Kreta-Umweltforum informiert mit über tausend Pdf-Merkblättern zum Download, über die Sehenswürdigkeiten der Insel. Themen: Kultur, Brauchtum, Geschichte, Natur und Wandertouren. Website: www.kreta-umweltforum.de
Wer seine Amazon-Buchbestellung über die Anzeige unten abwickelt, unterstützt uns ohne jeglichen Mehraufwand, um unsere laufenden Kosten für den Blog etwas abzudecken. Vielen Dank dafür.
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Hinweis in eigener Sache
Um für unsere Leser einen entsprechenden Mehrwert im Reiseblog bieten zu können, haben wir den „alten“ Bericht vom 16. April 2015, im Mai/Juni 2017 überarbeitet und ergänzt. Der ursprüngliche Artikel war, unter dem Projektnamen „Kreta-Frühlingstagebuch“, im Jahr 2015 als Mehrteiler erschienen. Diesen hatten wir vor Ort in Kreta produziert. Nach und nach möchten wir die Serie komplett überarbeiten und mit neuen Reportagen aus Kretas Osten erweitern. Sämtliche Anekdoten und Begebenheiten der Reise werden wir selbstverständlich in den Texten belassen. Viel Spaß beim Lesen!
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wunderschön zu lesen! Vielen Dank! Da wir in ein paar Tagen für 5 Tage in Zakros sein werden, ist es besonders schön, hier noch so viele Perlen geschenkt bekommen zu haben!
Hallo Kristine,
wie schön, dass unser Reisebericht für Dich hilfreich ist. In der Umgebung von Palekastro ist es beneidenswert schön. Vielleicht klappt eine Wanderung zum minoischen Gipfelheiligtum hinter den Ausgrabungen von Roussolakos? Traumaussicht garantiert! Wir wünschen eine wunderbare Reise nach Kreta und schöne Stunden in den Tavernen am Strand.
Viel Spaß und schöne Grüße, Monika
Kalispera, dem Kommentar von Strauss Klemens „Weil man die Liebe zu Land und Leute förmlich spürt, ist das Tagebuch eine wunderbare Gelegenheit vom nächsten Besuch auf der megallo nisi zu träumen“ kann ich mich nur anschließen.
Über den erwähnten Ort Paleokastro ist gerade ein wunderschönes Fotobuch erschienen: “Nikos – Ein kretischer Fischer und sein Dorf.”
http://radio-kreta.de/buchtipp-nikos-ein-kretischer-fischer-und-sein-dorf/
Für Palékastro-Freunde ist dieses Buch sicherlich ein Muß, aber auch für alle Kreta-Liebhaber ist dieses Buch zu empfehlen.
gruß, kv
Hallo, vielen Dank für den Tipp mit dem Buch über Paleokastro und das beflügelnde Lob für unsere Reiseberichte aus Kreta. Wir sind noch zwei Wochen in der Region, da werden noch einige kleine Anekdoten folgen. Schöne Grüße, Monika
Weil man die Liebe zu Land und Leute förmlich spürt,ist das Tagebuch eine wunderbare Gelegenheit vom nächsten Besuch auf der megallo nisi zu träumen.
Hallo, vielen Dank für den netten Kommentar. Ja, das stimmt – von der Megalo Nisi träumen alle Kretafreunde. Wir genießen unseren Aufenthalt in vollen Zügen. Momentan schreiben wir gerade den dritten Teil.
Viele Grüße, Monikaa