Inhaltsverzeichnis
- 1 Warum wählen wir Themistokles zum Thema?
- 2 Gründe für den Krieg zwischen Griechenland und Persien
- 3 Themistokles – Der umstrittene Held: Furchtlos und klug
- 3.1 Die Portraitbüste von Themistokles
- 3.2 Kindheit und Jugend von Themistokles
- 3.3 Themistokles wird zum Archon ernannt
- 3.4 Die List des Themistokles vor der Schlacht von Salamis
- 3.5 September 480 v. Chr.: Die Schlacht von Salamis
- 3.6 Die Siegesfeiern in Athen
- 3.7 Der Attische Seebund
- 3.8 Bau der Befestigungen zwischen Athen und Piräus
- 3.9 Das Scherbengericht von 471 v. Chr.
- 3.10 Themistokoles wir als Landesverräter verurteilt
- 3.11 Alternativlose Flucht nach Persien
- 4 Die Triere: Glanzstück antiker Schiffbautechnik
- 5 Buchtipps
- 6 Unser Tipp: Computerspiel Assassin’s Creed Odyssey
- 7 Kinofilm „300: Rise of an Empire“ – Martialisches Actiondrama
- 8 Quellen
- 9 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Im zweiten Teil unserer Serie „Antike Persönlichkeiten“ befassen wir uns mit dem Athener Feldherrn und Politiker Themistokles (524 – 459 v. Chr.). Während der Perserkriege mobilisierte Themistokles (Θεμιστοκλῆς) ab 486 v. Chr. energisch den Bau einer Kriegsflotte. Mit dieser erkämpfte sich Athen im Jahr 480 v. Chr., mit seinen Verbündeten, den Sieg in der Seeschlacht von Salamis gegen die persische Flotte.
Nach dem Sieg war Themistokles der Held von Salamis. Aus der Sicht der Historiker hat die Seeschlacht von Salamis weltgeschichtliche Bedeutung. Ohne ihre neu gebauten Trieren hätten die Griechen die Perser nicht besiegen können. Das Goldene Zeitalter von Athen, Höhepunkt der griechischen Antike und Wiege der europäischen Kultur, wäre mit einem Sieg der Perser abrupt beendet worden.
Start der Serie „Antike Persönlichkeiten“ war unser Bericht Toskana: Cicero und die etruskische Familie Caecina aus Volterra. Die beschriebenen Akteure lassen die Welt der Etrusker und Römer im 1. Jahrhunderts v. Chr. im Licht der einstigen Realität aufleben. Gleichzeitig sind die Figuren perfekte „Begleiter“ für Streifzüge durch die toskanische Bergstadt Volterra im Val di Cecina.
Warum wählen wir Themistokles zum Thema?
Themistokles sind wir auf unseren Reisen mehrfach „begegnet“, beinahe ist er für uns ein guter Bekannter. Während unserer Reise nach Ionien, in der heutigen Westtürkei, besuchten wir 2013 die Ruinen von Magnesia am Mäander. Die Stadt bekam Themistokles vom persischen Großkönig Artaxerxes I. zum Lehen. Im DuMont direkt Reiseführer „Türkische Agaisküste“ fanden wir einen ersten Hinweis.
Die antike Stadt Magnesia ad Maiandros nördlich von Söke wurde berühmt,
weil sie dem Athener Themistokles Asyl gab, als man ihn ins Exil schickte.“
Das nächste „Treffen“ mit Themistokles fand 2014 in Athen statt. Im Agora-Museum in der Attalos-Stoa werden Fundstücke des Scherbengerichts von 471 v. Chr. gegen ihn gezeigt. Die Keramik war mit seinem Namen beschriftet: Themistokles Neokleous (Θεμιστοκλής Νεοκλέους) oder Themistokles Phararios (Θεμιστοκλής Φρεάριος). Mehr dazu im Kapitel: Das Scherbengericht von 471 v. Chr.
Im antiken Friedhof Kerameikos bestaunten wir Teile der unter Themistokles erbauten „Langen Mauern“ (μακρὰ τείχη). Beim Blick von der Dachterrasse unseres Hotels in der Plaka sahen wir verbaute Säulentrommeln an der Nordwand der Akropolis. Diese wurden bei der Anlage der Befestigungen unter Themistokles verwendet. Mehr dazu im Kapitel: Bau der Befestigungen zwischen Athen und Piräus
Unsere Sommer-Reise 2019 ging nach Attika in die Gemeinde Lavrio, im Osten der Region. Das gewählte Apartment liegt im Bereich der Kleinstadt Keratea an der Ägäisküste. Bei den Recherchen zu diesem Bericht entdeckten wir, dass Themistokles Heimat nur wenige Kilometer südlich von Keratea lag. Beim heutigen Dorf Ferzia (Φέριζα) im antiken Demos Phrearroi: (Φρεάρριοι). Ob dies alles Zufall ist?
Hinweis: Im obigen Zitat von DuMont wird die Stadt „Magnesia ad Maiandros“ genannt. Diese Formulierung ist falsch, die lateinische Bezeichnung ist „Magnesia ad Maeandrum“. Ihr altgriechischen Name war Μαγνησία ἐπὶ Μαιάνδρῳ, vermutlich entstand daraus die Übersetzung „Maiandros“.
Lest dazu unsere Reisereportage Griechenland: Attika – 14 Sehenswürdigkeiten plus Extra-Tipps. Dort stellen wir Ausflüge im Umland von Athen vor. Die historischen Highlights sind ein Traum für Kultur-Reisende: Antike Heiligtümer, Theater, Burgen, Kurorte, Nekropolen. Dazu haben wir 14 Extra-Tipps ausgewählt mit unbekannteren Stränden, Denkmälern, Naturphänomene, Kirchen oder Tavernen.
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Gründe für den Krieg zwischen Griechenland und Persien
Persien war im 5. Jhd. v. Chr. eine globale Supermacht. Die Dynastie der Achämeniden hatte ein Weltreich gegründet. Das Gebiet umfasste die heutige Türkei, Zypern, Iran, Irak, Afghanistan, Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Syrien, Libanon, Israel, Palästina und Ägypten, im Zeitraum von 550 – 330 v. Chr. Übrigens beendete Alexander der Große 330 v. Chr. die Herrschaft der Achämeniden.
Der persische Großkönig war der mächtigste Mann der Welt. Hauptakteure waren die Herrscher Dareios I. (549 – 486 v. Chr.) und sein Sohn Xerxes I. (um 519 – 465 v. Chr.). Beide versuchten Griechenland durch militärische Gewalt ihrem Reich anzugliedern und waren entschlossen Wahrheit und Ordnung zu bringen. Aus ihrer Sicht regierten in Athen und Sparta rebellische Monarchen in einem kargen Bergland.
Für den antiken Historiker Herodot (484 – 425 v. Chr.) war der Konflikt ein Krieg der Systeme. Griechenland setzte sich für Freiheit und Demokratie ein. In Persien dagegen herrschte Despotismus und Tyrannei. Kurz gesagt: Asien gegen Europa – Freiheit gegen Knechtschaft.
Von den Sitten und Gebräuchen der Perser ist mir folgendes bekannt: Götterbilder, Tempel und Altäre zu errichten ist bei ihnen nicht der Brauch. Vielmehr nennen sie Toren, die solches tun, und diesen Brauch haben sie meines Erachtens deswegen eingeführt, weil sie die Götter nicht für menschenartig halten wie die Hellenen.“
Herodot von Halikarnassos, Geschichtsschreiber und Völkerkundler, 484 – 425 v. Chr.
Der Aufstand der ionischen Städte an der Westküste Kleinasiens gegen Persien endet 499 v. Chr. für die Griechen in einer Niederlage. Die griechische Metropole Milet wird 494 v. Chr. von den Persern zerstört. Nur wenige Jahre später, im Jahr 490 v. Chr, folgt ein persischer Feldzug nach Griechenland. Durch die siegreiche Schlacht von Marathon, im Norden von Attika, wird die Invasion gestoppt.
Ein dramatischer Krieg Osten gegen Westen begann. Zehn Jahre später scheitert ein zweiter Versuch Persiens mit kombinierten Angriffen von Landheer und Flotte unter Xerxes I. Griechenland zu erobern. Die persische Flotte wird in der Seeschlacht von Salamis 480 v. Chr., sowie anschließend in der Landschlacht von Plataiai 479 v. Chr., vernichtend geschlagen.
Die zähen Griechen widersetzten sich dem riesigen persischen Heer und besiegten es. Das Ergebnis ist eines der bedeutendsten Ereignisse der Geschichte. Eine der wichtigsten Akteure in dieser Zeit war Feldherr Themistokles aus heutiger Sicht – der Mann der den Westen rettete.
Themistokles – Der umstrittene Held: Furchtlos und klug
Themistokles (524 – 459 v. Chr.) war ein außergewöhnlicher Mann, der sich kühn auf sich selbst verließ. Er besaß eine scharf kalkulierende, doch einsame Intelligenz. Dazu eine rätselhafte Klarheit des Blicks mit der Leidenschaft für die Vorausberechnung. Er war ein ausgezeichneter Redner und konnte Überzeugen. Doch wegen seiner Entschiedenheit hatte er auch Gegner.
Offenbar war Themistokles keine leicht erschließbare Persönlichkeit. Vermutlich ist wegen seiner Voraussicht eine fast unheimliche Ausstrahlung von ihm ausgegangen, die dennoch faszinierte.
Auch negative Charakterzüge des Themistokles haben sich überliefert: Gier und Geltungssucht. Wenn Geld im Spiel war um Ziele zu erreichen, soll Themistokles meist den größten Anteil für sich behalten haben. Griechenlands Retter war höchst umstritten, musste stets um Anerkennung und Wohlstand kämpfen.
Die Portraitbüste von Themistokles
Am eindeutigsten ist Themistokles Besonderheit in seinem Porträt erkennbar. Während andere Politiker sich als griechische Adelige abbilden ließen, scheint ihm daran nichts gelegen zu haben. Themistokles wollte sich in allen Gebieten unterscheiden: Unverwechselbar, willensstark, hochintelligent und listenreich.
Die Bildnisherme zeigt einen bulligen Mann mit rundem Kopf, niedriger Stirn und kurzen Haaren. Seine Erscheinung passt gut zu dem Bild, welches die antike Literatur von ihm überliefert. Die Büste von Themistokles ist das älteste griechische Portrait das individuelle Züge aufweist.
Das Original wurde vermutlich im Tempel der Artemis Aristobule in Athen (Demos Melite) aufgestellt. Die römische Kopie wurde im Jahr 1940 in Ostia Antica, der antiken Hafenstadt westlich von Rom, gefunden. Das Fundstück befindet sich heute im Archäologischen Museum von Ostia.
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Kindheit und Jugend von Themistokles
Themistokles stammte aus dem Demos Phrearroi (Φρεάρριοι) im Südosten Attikas. Beim heutigen Ferzia (Φέριζα), nahe Anavyssos in der Gemeinde Saronikos, südlich von Keratea. Sein Vater war Neokles, aus der attischen Dynastie der Lykomiden, einer Familie die dem Adelsstand angehörte.
Seine Mutter war nicht aus Attika, vermutlich stammte sie aus Halikarnassos in Karien. Als Kind soll Themistokles eigenbrötlerisch gewesen sein und hielt sich abseits. Später konzentrierte er sich auf Themen die ihm wichtig waren. Schon als Jugendlicher war dies die Politik. Förderer, Lehrer und politischer Berater wurde sein Freund Mnesiphilos (Μνησίφιλος), der ebenfalls aus seiner Heimat Phrearroi stammte.
Der junge Themistokles entwickelte, inmitten des im politischen Umbau vibrierenden Athen, ein feines Gespür für Realitäten. Manches durchschaute er als schöne Illusionen. Zustände und Entwicklungen die andere nicht wahrnahmen, erkannte Themistokles und lernte das Unwägbare einzuschätzen.
Themistokles wird zum Archon ernannt
Mit dreißig Jahren wurde Themistokles 493/92 zum Archon ernannt. Die Stellung eines Archon (ἄρχων) bedeutet übersetzt Herrschender und war die Bezeichnung für den höchsten Amtsträger im antiken Griechenland. Alle Politiker Athens vermochte er nicht zu überzeugen, viele haben ihn gehasst.
Sämtliche antiken Autoren, von Herodot über Diodoros bis Plutarch, stellen kurz vor der Seeschlacht von Salamis, die Entschlossenheit und Durchsetzungsfähigkeit von Themistokles in den Mittelpunkt.
Ich habe nie gelernt, eine Harfe zu stimmen oder auf einer Laute zu spielen; Aber ich weiß, wie man eine kleine und unbedeutende Stadt zu Ruhm und Größe erheben kann.“
Themistokles, Staatsmann und Feldherr, 524 – 459 v. Chr., aus „Das Leben des Themistokles“ von Plutarch (45 – 125).
Gewinne aus den Silberminen von Laureion im Süden von Attika sicherten die Finanzierung zum Bau der Flotte die um 486 v. Chr. begann. Themistokles war auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere. Seinen Rivalen Aristeides (530 – 467 v. Chr.) ließ er durch das Scherbengericht 483/82 v. Chr. verbannen.
Die List des Themistokles vor der Schlacht von Salamis
Kurz vor der Schlacht von Salamis wurde ganz Attika evakuiert. Mit diplomatischer List und taktischem Kalkül lockte Themistokles Ende September 480 v. Chr. die persische Flotte zur Seeschlacht in die Bucht vor Salamis. Vor der Schlacht waren deren Schiffe durch einen Sturm beschädigt bzw. ausgedünnt worden. Die persischen Besatzungen waren davon erschöpft und geschwächt.
Vorher sandte er heimlich einen Boten zu Xerxes I., der sich als Überläufer ausgab. Dieser schilderte dem persischen Großkönig, dass die Griechen kurz davor wären mit ihrer Flotte vor der Übermacht der persischen Schiffe und Kämpfer zu fliehen.
Wenn dies geschähe wäre für Persien die letzte Möglichkeit für einen schnellen Sieg verstrichen. Ein mühsamer, zeitaufwändiger Krieg auf dem Festland würde die Folge sein. Themistokles war sich sicher, dass Xerxes I. an einem raschen und spektakulären Erfolg gelegen war. So waren sich die beiden einig – doch jeder rechnete mit verschiedenen Ausgängen der Schlacht.
Raffiniert setzte Themistokles Xerxes I. in seine Kalkulationen ein und erreichte genau das was er plante. Er hielt an seinem Konzept mit einsamer Sicherheit fest und behielt die Nerven. Um einen Zangenangriff von Seiten der Perser zu verhindern, zog sich die attische Flotte in die Bucht von Ampelakia auf der Insel Salamis zurück.
Dort verschafften der alliierten griechischen Flotte ihre Ortskenntnisse einen Vorteil. In der Enge von Salamis errang die griechische Flotte mit ihren Trieren einen Sieg gegen die Übermacht der Perser. Die Hälfte persischen Kriegsflotte wurde versenkt, die restlichen Schiffe zogen sich nach Kleinasien zurück.
September 480 v. Chr.: Die Schlacht von Salamis
Ort: Griechenland, Saronischer Golf, Athen, Meereinge von Insel Salamis vor Piräus.
Koordinaten: 37.955298, 23.566901
Wann: 29. September 480 v. Chr.
Ausgang: Sieg von Griechenland
Folgen: In der ersten entscheidenden Seeschlacht der Geschichte wird die persische Flotte aus den griechischen Gewässern vertrieben. Die persischen Angriffe zu Land werden verzögert, der Peloponnes nicht erobert. Mittelgriechenland blieb bis zur Schlacht von Plataiai 479 v. Chr. in den Händen der Perser.
Insel Salamis, Spithari: In der Bucht von Ampelakia konnten Archäologen 2017 den antiken Kriegshafen der Allierten Griechen in der Schlacht von Salamis nachweisen. Panoramafoto: www.google.com
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Die Siegesfeiern in Athen
Bei den Siegesfeiern in Athen soll der junge Sophokles mit der Lyra den Reigen eröffnet haben. Euripides wurde in jenen Jahren geboren. Aischylos hatte in sowohl in Marathon, wie auch in Salamis mitgekämpft.
Im Jahr 472 v. Chr. veröffentlichte Aischylos die Tragödie „Die Perser“. Heute ist dieses Werk das älteste historische Zeugnis der Schlacht von Salamis und gleichzeitig das älteste erhaltene Drama der Welt. Aischylos, Sophokles und Euripides zählen seither zu den großen Dramatikern dieser Epoche.
Der alte Tempel der Athena auf der Akropolis stammte aus dem 6. Jhd. v. Chr. Im Jahr 480 v. Chr. wurde das Heiligtum von den persischen Landtruppen zerstört, auch der heilige Olivenbaum verbrannte. Er stand an der Stelle, an der Athene ihren Speer in den Boden gerammt hatte. Nach zwei Tagen spross ein neuer Schößling aus seinem Stumpf. Die Bauten auf der Akropolis lag in Trümmern.
Der Attische Seebund
Auf Initiative von Themistokles entstand 478 v. Chr. der Attische Seebund, ein Bündnissystem zwischen Athen und zahlreichen Städten in der Ägäis und Kleinasien. Die Bezeichnung lautete im Original: Die Athener und ihre Alliierten (οἱ Ἀθηναῖοι καὶ οἱ σύμμαχοι). Das Bündnis sollte die Vormachtstellung Athens zur See gegenüber der Landmacht Sparta demonstrieren. Themistokles sah die Konflikte mit dem Rivalen Sparta auf dem Peloponnes schon damals voraus.
Bau der Befestigungen zwischen Athen und Piräus
Themistokoles ließ 478 v. Chr. den Bau der Langen Mauern (τὰ μακρὰ τείχη) zwischen Athen und Piräus beginnen. Die Befestigungsmauern waren über sechs Kilometer lang, verband die Städte miteinander und machte sie fast uneinnehmbar. Sparta war über die Befestigungen in Athen feindselig gestimmt.
Politisch verfolgte Themistokoles einen Kurs der zur Demokratisierung Athens beitrug und gilt als Wegbereiter der attischen Demokratie. Seine Ansichten waren umstritten. Seine Rivalen Aristeides (530 – 467 v. Chr.) und Xanthippos (525 – 475 v. Chr.) übertrafen ihn an Einfluss. Beide setzen sich mit einer antipersischen Ausrichtung der Außenpolitik durch, die gleichzeitig auf einen Ausgleich mit Sparta zielte.
Das Scherbengericht von 471 v. Chr.
Themistokles warnt vor dem mächtigen Sparta auf dem Peloponnes. Neun Jahre nach der Schlacht von Salamis wurde Themistokles nicht mehr zum Strategen (στρατηγός, Feldherr) gewählt. Die konservativen Politiker in Athen ließen ihn 471 v. Chr. durch ein Scherbengericht (Ostrakismos, ὁ ὀστρακισμός) nach Argos auf dem Peloponnes verbannen. Politiker und Athener Bürgerschaft hatte diesen außergewöhnlichen Staatsmann nicht verstanden.
Mögliche Gründe zum Ostrakismos waren:
- Die Kämpfer aus Sparta haben während der Verteidigung der Thermopylen keine Hilfe bekommen.
- Unnötige Evakuierung Athens vor der Schlacht von Salamis, die Persien die Zerstörung ermöglichte.
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Themistokoles wir als Landesverräter verurteilt
Sparta nutzte Themistokles Abwesenheit und schickte Diplomaten nach Athen. Diese behaupteten er hätte sich mit dem persischen Großkönig Xerxes I. (um 519 – 465 v. Chr.) verbündet um in Zukunft Griechenland zu beherrschen. Daraufhin wurde über Themistokles das Todesurteil als Verräter verhängt. Argos wollte ihn ausliefern, doch Themistokles konnte nach Korfu und anschließend in den Epirus entkommen.
Alternativlose Flucht nach Persien
Über Makedonien gelangte Themistokles auf dem Seeweg nach Ephesos in Kleinasien. Von dort nahm er Kontakt zum persischen Königshof der Achämeniden in Susa auf und bot dem Großkönig seine Dienste an. Xerxes I. Sohn, Artaxerxes I. (Regierungszeit 465 – 424 v. Chr.) machte Themistokles 465 v. Chr. zum Satrap (Gouverneur) der kleinasiatischen Städte Magnesia am Mäander, Lampsakos und Myus.
In Magnesia am Mäander (heute: Tekin, Provinz Aydin, Türkei) starb Themistokles 459 v. Chr. Es kursierten Gerüchte er hätte sich vergiftet. Doch offenbar starb er an einer Krankheit. Ein prächtiges Grab, sowie eine Statue des Themistokles, wurde auf der Agora von Magnesia aufgestellt. Beide Denkmäler waren noch im 1. Jhd. v. Chr. erhalten.
Als Retter Griechenlands wurde Themistokles in seiner Heimat als Landesverräter gejagt. Der persische Großkönig Artaxerxes I., zu dem er flüchtete, dagegen war großmütig und schätze ihn wegen seiner Klugheit – obwohl er seine Flotte vernichtet hatte. Offenbar glaubte Artaxerxes I. zu diesem Zeitpunkt noch immer an die Ehrlichkeit von Themistokles Warnung am Vorabend der Schlacht von Salamis.
Ich wünschte, die Griechen würden immer ihre besten Leute vertreiben.“
Artaxerxes I., Großkönig von Persien, (Regierungszeit 465 – 424 v. Chr.)
Mythos und Erinnerung an den Sieg in Salamis über die drohende Despotie der Perser wird in Griechenland bis heute gepflegt. Der orientalische Großmut des Artaxerxes I. ist nur wenigen bekannt.
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Die Triere: Glanzstück antiker Schiffbautechnik
Eine Triere (τριήρης, Dreiruderer) war ein antikes Kriegsschiff im Mittelmeer und wurde durch Rudern angetrieben. Die Ruderer saßen in drei, gestaffelt angeordneten, Reihen. Die wendige und schnelle Triere wurde in Korinth entwickelt und war zwischen vom 6. bis 3. Jhd. v. Chr. in Gebrauch.
Durch die leichte Bauweise war eine Triere nicht hochseetauglich. Ihr Schwerpunkt lag hoch über dem Wasserspiegel. Trieren waren rund 40 Meter lang und 4,5 Meter Breit. In der Breite kam ein weiterer Meter hinzu, für die Riemen der Ruderer. Die Steuerung erfolgte durch seitliche Ruder und bei langsamen Manövern durch gegenläufige Ruderbewegungen.
Für längere Strecken besaß eine Triere Schiffsmast und Rahsegel. Für die Besatzungen war kaum Stauraum für Wasser und Verpflegung vorhanden. Der Kiel wurde aus Steineiche, die Planken aus Rotbuche oder Linde gefertigt. Die Waffe der Triere war ein bronzebeschlagener Rammsporn am Vorschiff. Damit wurden gegnerische Schiffe gerammt, manövrierunfähig gemacht und versenkt.
Die Kampftaktik bestand aus zwei Merkmalen. Während der Vorbeifahrt wurde versucht dem Gegner die Riemen zu zerbrechen. Oder das feindliche Schiff seitlich zu rammen. Dabei wurden Geschwindigkeiten von über 16 km/h erreicht. Zur Besatzung gehörten 170 Ruderer, 20 Matrosen und Offiziere, sowie etwa 10 Hopliten für den Enterkampf.
Die Triere konnte Hafensperren überwinden, dabei begab sich ein Teil der Besatzung zum Heck und hob durch ihr Gewicht den Bug aus dem Wasser. Dank ihrer flinken Trieren konnten Griechenland nach der Niederlage der Perser ihre Seeherrschaft sichern. Athen gründete anschließend den Attischen Seebund.
Buchtipps
- Pantheon Verlag, Athen: Ein Neubeginn der Weltgeschichte, Pantheon Verlag, von Christian Meier, 720 Seiten, 2. Auflage, 2012.
- wbg Verlag, Griechen besiegen Perser bei Salamis!, von
- Konradin Medien, Zeitschrift „Damals“, Salamis – Die berühmteste Seeschlacht der Antike, Ausgabe 06/2010, 84 Seiten, 1. Auflage, 2010.
- Rowohlt Verlag, Persisches Feuer: Ein vergessenes Weltreich und der Kampf um Europa, von Tom Holland, 464 Seiten, 4. Auflage, 2011
- Franz Steiner Verlag, Themistokles bei Herodot: Spiegel Athens im fünften Jahrhundert, von Wolfgang Blösel, 422 Seiten, 1. Auflag,e 2004.
- Ars Una Verlag, Kontakte – Konflikte – Kooperationen: Der Umgang mit Fremden in der Geschichte, von 2002.
- Suhrkamp Verlag, Die Perser von Aischylos, übertragen von Durs Grünbein, 67 Seiten, 4. Auflage, 2001.
- C. H. Beck Verlag, Große Gestalten der griechischen Antike: 58 historische Portraits von Homer bis Kleopatra, von
Wer seine Amazon-Buchbestellung über die Anzeige unten abwickelt, unterstützt uns ohne jeglichen Mehraufwand, um unsere laufenden Kosten für den Blog etwas abzudecken. Vielen Dank dafür.
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Unser Tipp: Computerspiel Assassin’s Creed Odyssey
Assassin’s Creed ist eine Computerspielserie im Genre Action-Adventure von Ubisoft. 2007 kam das Computerspiel auf den Markt und umfasst elf Hauptspiele und viele Erweiterungen. Im Oktober 2018 erschien Assassin’s Creed Odyssey. Thematischer Rahmen ist der Peloponnesische Krieg in einer alternativen Version in einer riesigen Spielwelt, inkl. Wasserbereiche. Die Spielfigur streitet entweder für Athen im Attischen Seebund oder für Sparta im Peloponnesischen Bund. Das Game läuft auf Windows oder den Spielkonsolen PS3, PS4, Xbox One, sowie PS Vita. Bewertung: 8/10 von PC Games.
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Kinofilm „300: Rise of an Empire“ – Martialisches Actiondrama
Kritik der FAZ, März 2014: „300 – Rise of an Empire“ inszeniert die Verteidigung des demokratischen Griechenland der Klassik gegen die Perser als Krieg gegen den Terror. Der Zweck adelt jede Untat.
Quellen
- Pantheon Verlag, Athen: Ein Neubeginn der Weltgeschichte, Pantheon Verlag, von Christian Meier, 720 Seiten, 2. Auflage 2012.
- Ars Una Verlag, Kontakte – Konflikte – Kooperationen: Der Umgang mit Fremden in der Geschichte, von 2002.
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GetYourGuide ist Kooperationspartner von reise-zikaden.de und die weltweit größte Online-Plattform für Ausflüge und Touren zu Sehenswürdigkeiten. Die Auswahl reicht von Flughafentransfers über Führungen bis zu Koch-Events. Angeboten werden rund 32.000 Touren zu über 7.000 Reisezielen weltweit.
Antike Persönlichkeiten: Themistokles – Der umstrittene Held
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