Griechenland: Pylos – Zwei Fürstengräber bei Nestor-Palast entdeckt


Griechenland: Pylos - Zwei Fürstengräber bei Nestor-Palast entdeckt pylos_tholos_03_ol Die Luftaufhahme zeigt einen Überblick des Ausgrabunsgeländes. Links das Kuppelgrab (Tholos IV), es wurde 1957 restauriert. Tholos VI und Tholos VII wurden 2019 von den UC-Archäologen Jack Davis und Sharon Stocker entdeckt. Foto: Denitsa Nenova, Department of Classics, University of Cincinnati

Griechenland, Messenien: Das Ausgrabunsgelände bei Pylos in der Luftansicht. Links das Kuppelgrab (Tholos IV) das 1957 restauriert wurde. Tholos VI und VII wurden 2019 von den Archäologen Jack Davis und Sharon Stocker freigelegt. Foto: Denitsa Nenova, Department of Classics, University of Cincinnati

Archäologen der Universität von Cincinnati haben bei Pylos in Griechenland zwei mykenische Fürstengräber aus der Bronzezeit entdeckt. Dieser sensationelle Fund wurde am 17. Dezember 2019 bekannt gegeben. Genaue Datierungen stehen noch aus. Die beiden Tholosgräber liegen im Areal des mykenischen Nestor-Palastes und dürften in das 15. Jhd. v. Chr. (Späthelladikum, SH II A) datieren.

Im nachfolgenden Artikel „Griechenland: Pylos – Zwei Fürstengräber bei Nestor-Palast entdeckt“ geben wir den Inhalt dieser Veröffentlichung (inkl. Bildmaterial) in deutscher Übersetzung wieder. Die Publikation erschien auf UC News: UC discovers princely tombs near ‚Griffin Warrior‘ (Text von Michael Miller).

Der Fundort Ano Englianos befindet sich in Messenien auf der Halbinsel Peloponnes im Süden von Griechenland. Die neu entdeckten mykenischen Kuppelgräber lagen nahe dem Grab des Greifenkriegers (Griffin Warrior) von 2015. Die aktuellen Ausgrabungen ergänzen diesen Fund.

An einem Fundort bedeutende Fürstengräber aus der Bronzezeit
zu entdecken, ist fünfzig Jahre her. Das ist außergewöhnlich.“

Jack L. Davis (* 1950), US-amerikanischer Archäologe, University of Cincinnati

In Ano Englianos, nahe der Stadt Pylos in der Bucht von Navarino im Westen des Peloponnes, wurde 1939 der mykenische Nestor-Palast geortet. Die Lokalisierung erfolgte durch Prof. Carl Blegen (1887 – 1971) von der Universität von Cincinnati. Ausgrabungen unter Blegen folgten erst in den 1950er-Jahren.

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Die Landschaft der Könige von Pylos: Die Aussicht von der Profitis Ilias-Kapelle nahe der Voidokiliabucht, lässt den Blick auf Dörfer, Obst- Oliven- und Weingärten, sowie das Aegaleon-Gebirge schweifen. Der Nestor-Palast (rechts) ist etwa zehn Kilometer entfernt. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Anmerkung: Das Reise-Zikaden Team hat mehrfach in den letzten Jahren die Region Messenien, Pylos und den Nestor-Palast besucht. Uns fasziniert die herrliche Landschaft an der Bucht von Navarino, sowie die vielen Fundstätten aus mykenischer Zeit im Gebiet. Die aktuelle Nachricht von neu entdeckten Kuppelgräbern in luxuriöser Ausstattung hat uns zu diesem Artikel im Blog inspiriert.


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Das Innere der Fürstenräber von Pylos war goldverziert

Griechenland: Pylos - Zwei Fürstengräber bei Nestor-Palast entdeckt pylos_tholos_01_ol Eine weitere Luftaufnahme zeigt das Kuppelgrab Tholos VII. Der Zuweg (Dromos) führt heute fast bis an die moderne Straße heran. Foto: Denitsa Nenova, Department of Classics, University of Cincinnati

Eine weitere Luftaufnahme zeigt das Kuppelgrab Tholos VII. Der Zuweg (Dromos) führt heute fast bis an die moderne Straße heran. Foto: Denitsa Nenova, Department of Classics, University of Cincinnati

Die Archäologen Jack L. Davis und Sharon Stocker arbeiten für das Department of Classics der University of Cincinnati. Bereits 2018 lokalisierte das Forschungsteam zwei Kuppelgräber bei Pylos, als das Areal um das Grab des Griffin Warrior näher untersucht wurde. Dies hatten sie 2015 entdeckt.

Der Herrscher im „Greifenkrieger“-Grab war mit Blickrichtung Meer bestattet worden. Dies erfolgte genauso bei den jetzt entdeckten Gräbern. In den Grablegen konnten reiche Funde gesichert werden. Daraus wird die Forschung viele Erkenntnisse über das bronzezeitliche Griechenland gewinnen können.

Das Grabungsteam der University of Cincinnati (UC) hat im Zeitraum von 18 Monaten (seit Ende Mai 2018) zwei monumentale mykenische Fürstengräber freigelegt und dokumentiert. Die Gewölbe der Kuppelgräber waren schon seit langem eingestürzt. Beide wieder entdeckten Tholoi waren einst an den Innenwänden offenbar mit Blattgold überzogen gewesen.

„Wie beim Grab des Greifenkriegers wussten wir am Ende der ersten Grabungswoche, dass wir etwas Wichtiges gefunden hatten“, sagt Sharon Stocker, Co-Direktorin im Nestor-Palast. „Bald wurde uns klar, dass der Blitz wieder eingeschlagen hatte“, sagte Jack L. Davis, Leiter des UC-Department of Classics.

Griechenland: Pylos - Zwei Fürstengräber bei Nestorpalast entdeckt pylos_map_ol Die Grafik zeigt das Ausgrabungsareal von Ano Englianos. Links der Palast des Nestor, etwas entfernt lagen die Fürstengräber. Rot umrandet ist das Grab des "Greifenkriegers" von 2015. Karte: Denitsa Nenova, Department of Classics, University of Cincinnati

Die Grafik zeigt das Ausgrabungsareal von Ano Englianos. Links der Palast des Nestor, etwas entfernt lagen die Fürstengräber. Rot umrandet ist das Grab des „Greifenkriegers“ von 2015. Karte: Denitsa Nenova, Department of Classics, University of Cincinnati


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Grab des Greifenkriegers von 2015: Das Combat Agate-Siegel

Griechenland: Pylos - Zwei Fürstengräber bei Nestorpalast entdeckt Achatsiegel mit Kampfdarstellung, sog. „Combat Agate“ 15. Jh. v. Chr., Pylos, Grabfund, Archäologisches Museum Messeniens, Kalamata, Foto PETER GAUL

Der Achatsiegel aus dem Grab des Greifenkriegers von Pylos wird auch „Combat Agate“ genannt. Der Siegelstein wurde im 15. Jhd. v. Chr. minoischen Kreta angefertigt. Foto: BLM, Peter Gaul

Das ungestörte Grab des Griffin Warrior wurde nach seiner Entdeckung 2015 nach einem Greif benannt, einer Figur aus der griechischen Mythologie. Greifen stellte man sich als Mischwesen aus Adler und Löwe vor. Auf einer Elfenbeinplatte im Grab war solcher Greif (γρύφων) abgebildet.

Beim Bestatteten „Greifen-Krieger“ wurden Waffen, Rüstung und Goldschmuck gefunden. Wertvollstes Fundstück war ein Siegelstein aus Achat, der einen tödlichen Kampf zwischen Kriegern in feinen Details darstellt. Die Zeitschrift „Archaeology“ bezeichnete den Fund als „Meisterwerk der Bronzezeit“.

Ergänzung: Der Achat-Siegelstein wird in der Fachwelt Pylos Combat Agate genannt. In der Zeitschrift „Hersperia“ Vol. 86 (2017), von der American School of Classical Studies at Athens, wird das Siegel als eine Arbeit aus dem minoischen Kreta betrachtet. Datierung: Späthelladikum, SH I (um 1.450 v. Chr.).

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Sensationsfund 2015: Dieses Bronzeschwert mit Goldgriff lag 3.500 Jahre in einem Schachtgrab im Areal des Nestorpalastes bei Pylos. Foto: Department of Classics, University of Cincinnati

Lest dazu unsere Reise- und Ausstellungsberichte:


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Wertvolle Fundstücke: Bullen-Goldring und Stern-Ikonogramme

Griechenland: Pylos - Zwei Fürstengräber bei Nestorpalast entdeckt pylos_siegelring_gold_ol Fürstengräber von Pylos: Besonders wertvoll ist ein Goldring auf dem zwei Bullen abgebildet sind. Flankiert werden sie von Gerstenähren. Foto: Department of Classics, University of Cincinnati

Fürstengräber von Pylos: Besonders wertvoll ist ein Goldring auf dem zwei Bullen abgebildet sind. Umgeben werden sie von Gerstenähren. Foto: Department of Classics, University of Cincinnati

„Die 2019 gefundenen Artefakte aus Ano Englianos erzählen von den Lebensumständen die vor 3.500 Jahren am Mittelmeer herrschten“, erzählt Davis. Ein Goldring zeigt zwei Bullen, diese werden von Getreideähren flankiert. Ein im Projekt mit einbezogener Paläobotaniker identifizierte die Abbildungen als Gerste.

„Die Szene auf dem Ring ist interessant. Denn sie zeigt ruhende Rinder, sowie den Anbau von Getreide. Beide Abbildungen stellten die Fundamente der Landwirtschaft dar“, sagt Davis. „Die Abbildung von Getreide aus den Fürstengräbern von Pylos ist offenbar die einzige in der Kunst minoischen Zivilisation.“

Die Fürstengräber von 2019 enthalten auch Kunstwerke die mit mythologischen Kreaturen geschmückt waren. „Auf einem Siegelstein aus dem Halbedelstein Karneol stehen zwei Genien aufrecht. Genien waren löwenähnliche Schutzgeister. Die Genien tragen Opfer- und Weihrauchgefäße zu einem niedrigen Altar, der von einer Pflanze zwischen einem Weihehorn gekrönt wird“, sagte Stocker.

„Über den Genien wurde ein Stern mit sechzehn Spitzen oder Strahlen eingraviert. Ein solcher Stern ist selten in der mykenischen Ikonographie. Die Tatsache, dass wir zwei Objekte in zwei verschiedenen Medien (Achat, Gold) mit diesem Stern-Symbol gefunden haben, ist bemerkenswert“, sagte Stocker.

„Stern-Ikonogramme mit sechzehn Spitzen wurde in der Bronzezeit bislang nur deutlich östlicher gefunden. Problematisch ist, dass keine Schriften aus minoischer oder mykenischer Zeit existieren, die Auskünfte über die Religion überliefern oder religiöse Symbole erklären“, erzählt Stocker weiter.

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Der Siegelstein aus Karneol zeigt zwei Genien bei Opferhandlungen vor einem Altar. Darüber ist ein Stern mit sechzehn Spitzen zu sehen. Rechts ist ein Gipsabdruck des Siegel abgebildet. Foto: Jeff Vanderpool, Department of Classics, University of Cincinnati


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Die Handelsrouten des Nestor-Palastes reichten bis Ägypten

Griechenland: Pylos - Zwei Fürstengräber bei Nestorpalast entdeckt pylos_hathor_ol Foto: Department of Classics, University of Cincinnati In den Fürstengräbern von Pylos fanden die Archäologen einen goldenen Anhänger, der das Abbild der ägyptischen Göttin Hathor zeigt. Foto: Vanessa Muro, Department of Classics, University of Cincinnati

In den Fürstengräbern von Pylos fanden die Archäologen einen goldenen Anhänger, der die ägyptische Göttin Hathor zeigt. Foto: Vanessa Muro, Department of Classics, University of Cincinnati

Während der Ausgrabungskampagne 2019 konnte das UC-Team einen goldenen Anhänger sichern, der die ägyptische Göttin Hathor zeigt. „Diese Entdeckung ist besonders interessant im Zusammenhang mit der Rolle, die Hathor in Ägypten als Beschützerin der Toten spielte“, sagte Davis.

Bislang ist die Identität des Bestatteten im Grab des Griffin Warrior von 2015 ungeklärt. Die Kombination aus Rüstung, Waffen und Schmuck zeigt, dass die dort bestattete Person sowohl militärische wie religiöse Autorität ausgeübt hat. Vermutlich ist es das Grab eines mykenischen Wanax (König).

Auch die 2019 freigelegten Funde aus den Fürstengräbern vermitteln den Reichtum und hohen Status der Bestatteten. Es fanden sich Artefakte aus Bernstein von der Ostsee, Amethyst aus Ägypten, importierten Karneol und vieles aus Gold. Alle Gräber liegen im Areal des Nestor-Palastes in malerischer Lage über dem Meer. Der Nestor-Palast wurde der Anfang des 12. Jhds. v. Chr. durch Feuer zerstört.

nestor palace throneroom reconstruction pylos messenia Die Rekonstruktionszeichnung, in Aquarelltechnik von Piet de Jong, zeigt den bunt bemalten Thronsaal im Nestor-Palast mit den vier Holzsäulen und dem Kultfeuer in seiner Mitte. Foto: Wikipedia

Die Rekonstruktionszeichnung, in Aquarelltechnik von Piet de Jong, zeigt den bunt bemalten Thronsaal im Nestor-Palast mitvier Holzsäulen und Kultfeuer in seiner Mitte. Foto: Wikipedia

Sharon Stocker erzählt weiter, „Hier wurde die Elite bestattet, also Personen die schon zu Lebzeiten hohe Ansprüche hatten. In einer Zeit in der es nur wenige Luxusgüter und Importwaren gab. Erst im Zeitraum als die ersten helladischen Tholosgräber erbaut wurden, tauchten auf dem griechischen Festland derart wertvolle Kunstwerke auf“.

„Der Reichtum in dieser Epoche entwickelte sich explosionsartig. Die mykenischen Herrscher buhlten um Macht und Prestige. Die Bronzezeit war prägend für Entwicklungen, die später die Griechische Klassik auslösten. Alle Funde belegen, dass die Palaststadt bei Pylos im Westen des Peloponnes damals ein wichtiges und mächtiges Handelszentrum war.“

Wer heute in einer Karte nach Ano Englianos sucht, wird das bronzezeitliche Stadtgebiet als abgelegen interpretieren. Der Nestor-Palast liegt im gebirgigen Hinterland, das Meer ist einige Kilometer entfernt. Die erhöhte Lage bot jedoch auch Schutz vor plötzlichen Überfällen. Nur wenige Touristen fanden bis vor wenigen Jahren den Weg herauf zu den interessanten bronzezeitlichen Ausgrabungen.

Wenn die Seewege von und nach Pylos betrachtet werden, dann war die Lage sinnvoll. Die Hafen- und Palaststadt lag an der Seeroute nach Italien. Das „sandige Pylos“ aus Homers Ilias war schon in der Bronzezeit ein zentraler und wichtiger Ort an den Handelsrouten von Süden nach Norden.

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Westmessenien: Tholosgrab IV liegt nahe des Nestor-Palastes bei Pylos in einem Olivenhain. Es wurde über Generationen als Grablege der mykenischen Fürstenfamilie genutzt und datiert auf 1.550 – 1.500 v. Chr. Es ist das älteste der drei Kuppelgräber. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann


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Grabungen 2018/19: Zwei weitere Tholoi nahe Nestor-Palast

Griechenland: Pylos - Zwei Fürstengräber bei Nestorpalast entdeckt pylos_overview_ol Luftansicht des Ausgrabungsgeländes von Pylos bevor die Ausgrabungen begannen. Deutlich sichtbar ist der restaurierte Tholos IV. Die beiden weiteren Kuppelgräber liegen unter einem Weingarten. Foto: Denitsa Nenova, Department of Classics, University of Cincinnati

Das Ausgrabungsgelände bei Pylos vor den Ausgrabungen 2018/19. Deutlich sichtbar ist der restaurierte Tholos IV. Zwei weitere Kuppelgräber liegen unter noch unter einem Weingarten verborgen. Foto: Denitsa Nenova, Department of Classics, University of Cincinnati

Der Nestor-Palast bei Pylos erhielt seine Bezeichnung nach König Nestor, der in den Werken „Ilias“ und „Odyssee“ von Homer überliefert wird. Nestor soll auch am Krieg um Troja teilgenommen haben.

Der Palast wurde 1939 von Prof. Carl Blegen entdeckt. Schon in den 1950er-Jahren wollte Blegen genau auf diesem Feld weitere Grabungen ausführen. Doch erst 2018/19 konnten dort zwei weitere Fürstengräber freigelegt werden. Eine Grabungserlaubnis wurde Blegen damals nicht gewährt.

palace of nestor pylos messenia greece 02 Die freigelegten Mauern des Nestorpalastes kurz nach seiner Entdeckung. Der Blick zeigt das Zentrum des Palastes von Nord-Osten, mit dem Megaron und dem runden Feuerplatz (rechts). Foto: University of North Carolina at Chapel Hill

Die freigelegten Mauern des Nestorpalastes kurz nach seiner Entdeckung. Der Blick zeigt das Zentrum des Palastes von Nord-Osten, mit dem Megaron und dem runden Feuerplatz (rechts). Foto: University of North Carolina at Chapel Hill

So warteten die mykenischen Kuppelgräber weitere 63 Jahre unter Weinreben auf ihre Wiederentdeckung. Die aktuellen Ausgrabungen waren anstrengend für das Team, da es erneute Verzögerungen gab.

Planungen das Gebiet mit Bodenradar zu erfassen schlugen fehl. So mussten sich die beiden Grabungsleiter Stocker und Davis auf ihre Erfahrung und Intuition verlassen.

„Als wir Weinstöcke und weitere Vegetation beseitigt hatten, wurden Steinmauern sichtbar“, sagt Stocker. Es stellte sich heraus, dass es sich um Mauern von Kuppelgräbern handelte. Eines war etwa zwei Meter tief. Das Mauerwerk bestand aus etwa 40.000 Steinen, die etwa die Größe einer Wassermelone hatten.

Dicke Mauern schützten die Bestatteten vor Witterungsverhältnissen oder auch Grabräubern über Jahrtausende. Gesteinsbrocken der zusammengebrochenen Kuppeln lagen nach der Freilegung im Grabrund. Das UC-Team musste jeden Baustein einzeln entfernen, eine mühsame Arbeit.

Schritt für Schritt wurden zur Auswertung die Verfahren der Photogrammetrie, sowie digitale Kartierungen angewendet. Dabei wurde die Position und Ausrichtung der Fundstücke dokumentiert. Eine wichtige und wertvolle Erfassung, da eine große Anzahl von Artefakten gefunden wurde.

„Durch diese exakte Erfassung, können wir auch später alle Ebenen einsehen und sie miteinander in Beziehung setzen“, sagte Davis. Das UC-Team wird mindestens die folgenden zwei Jahre (2020/21) vor Ort weiterarbeiten. Während Archäologen der Universität von Cincinnati und viele weitere Wissenschaftler versuchen werden die Rätsel der bronzezeitlichen Fundstücke zu lösen. 

Griechenland: Pylos - Zwei Fürstengräber bei Nestorpalast entdeckt pylos_tholos_02_ol Luftaufnahme von einem der beiden mykenischen Kuppelgräbern nahe des Nestor-Palast bei Pylos. Im Innenraum waren die Fürstengräber mit Blattgold ausgekleidet. Foto: Luftbild Denitsa Nenova, Department of Classics, University of Cincinnati

Luftaufnahme des mykenischen Kuppelgrabes (Tholos VI) nahe des Nestor-Palastes bei Pylos. Im Innenraum waren die Fürstengräber ursprünglich offenbar mit Blattgold ausgekleidet. Foto: Denitsa Nenova, Department of Classics, University of Cincinnati

Dimensionen von Tholos VI: 12 Meter Innendurchmesser, Seitenwände bis ca. 4,5 Meter Höhe erhalten. Offenbar war die Grabkammer in archaisch-klassizistischer Zeit, oder auch früher, bewohnt. Dimensionen von Tholos VII: etwa 8,5 Meter Innendurchmesser, Seitenwände bis ca. 2 Meter erhalten.

Tholos IV, den schon Blegen freilegte, ist das älteste Grab in der Tholoi-Gruppe nahe dem Nestor-Palast. Tholos VI und VII sind etwas jünger. Die beiden neu entdeckten Rundbauten, sowie das unversehrte Grab des Greifenkriegers wurden im 15. Jhd. v. Chr. erbaut, im Spät-Helladikum SH IIA.

Warum wurde aber der Greifenkrieger gesondert bestattet und nicht in den Kuppelgräbern zur letzten Ruhe gelegt? Mit ziemlicher Sicherheit war dieser Krieger, der mit militärischen und religiösen Symbolen bestattet wurde, ein mykenischer Wanax (König). Dieser Sonderrang erklärt sein getrenntes Begräbnis. In den Tholosgräbern wurden die Prinzen und weitere Angehörige bestattet.

Unser Tipp zum Thema, die Website Griffin Warrior von Sharon Stocker und Jack L. Davis.


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Zuletzt aktualisiert am 8. August 2022 um 10:38 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

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Monika Hoffmann

schreibt Foto-, Natur- und historische Reportagen aus Griechenland, Italien, Österreich, Deutschland mit Schwerpunkt München und Bayern. Passion auf Reisen: Geschichte und archäologische Plätze. Spezialgebiete: Ur- und Frühgeschichte & Antike Hochkulturen. Die Fotografin, Redakteurin, Köchin, Naturfreundin liebt Griechenland, Italien und ihre Heimat Oberbayern: Über die Geschichte bis zu Musik, Literatur, Filmkunst.

2 Kommentare:

  1. Hallo Monika!
    Schaut Euch nächstes Mal auch die Kuppelgräber bei Galata an!
    LG
    Tobias

    • Hallo Tobias, das machen wir ganz bestimmt. Nur ist ein „Ausflug“ von Messenien mit einer Entfernung von über 200 Kilometern dorthin einfach zu weit. Die Region um Methana und Poros ist uns eine eigene Reise wert.

      Schöne Grüße, Monika & Hans 🙂

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