Inhaltsverzeichnis
- 1 Kreta: Die bedeutendste Mittelmeerinsel
- 2 Die minoische Kultur: Ein Überblick
- 3 Phaistos: Der minoische Palast in der Messaraebene
- 4 Agia Triada: Minoische Villa oder doch ein Palast?
- 5 Heraklion: Besuch im Archäologischen Museum
- 6 Lesestoff: Minoische Kultur
- 7 Pinne unsere Tipps für Zentralkreta auf Pinterest
- 8 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Kreta: Die bedeutendste Mittelmeerinsel
Kreta ist eine Welt für sich. Kreta ist auf Grund seiner Lage, Fruchtbarkeit und Bevölkerung die bedeutendste Insel im Mittelmeer. Kreta füllt entweder ein Buch, oder mindestens eine ausführliche Abhandlung, vor allem wenn die Paläste der Minoer zum Thema gewählt wurden.
Wie aber dieses komplexe Gebiet in eine Kurzfassung zwängen? Ich hoffe, dass mir dies gelungen ist und Lust auf eine Reise zur Kultur der Minoer erweckt. Als ich Anfang der 90er-Jahre das erste Mal Kreta bereiste, inspirierte und faszinierte mich die Kultur der Minoer grundlegend.
Die Minoer erfanden die ersten Schriftzeichen Europas. Außerdem verfügten sie über talentierte Baumeister und Konstrukteure, die unter z. B. die ersten Straßen Europas, mehrstöckige Palastanlagen, weitläufige Wasserleitungen und Kanalisationssysteme sowie eine große Flotte bauten.
Die Frühgeschichte Kretas ist absolut einzigartig in Europa. Die minoische Hochkultur Kretas gibt uns noch immer Rätsel auf. Wie ist es möglich, dass sich auf dieser Mittelmeerinsel eine Kultur mit einem kosmopolitischen Flair entwickelte, das den modernen Menschen mehr anspricht als beispielsweise die Dominanz von Göttern und Herrschern in Mesopotamien oder dem mittelalterlichen Europa?
Auf jeder meiner Reisen auf die Insel, war ein Besuch im Archäologischen Museum in Heraklion obligatorisch. Seither stehen etliche Kunst- und Kultur-Reiseführer, auch mehrere Fachbücher über die Geschichte, Kultur, Schrift und Politik der Minoer im heimischen Bücherregal (siehe unten).
Zu beachten sei hier: Die minoische Kultur begann 2700 v. Chr. und endete 900 v. Chr., das ist ein fast unvorstellbar langer Zeitraum von 1800 Jahren. Wer sich nun für die geheimnisvolle Kultur interessiert und nach Kreta reisen möchte, dem sei empfohlen: Seht euch den Palast von Knossos unbedingt an, aber beginnt nicht damit, dort nach dem Mythos der Minoer zu suchen.
Die durch übermäßige touristische Entwicklung verunstaltete Umgebung zerstört ein wenig die Eindrücke. An bestimmten Tagen sieht man vor lauter Menschen die Ruinen kaum noch. Knossos ist die einzige restaurierte bzw. rekonstruierte Darstellung eines minoischen Palastes, wie er seinerzeit ausgesehen hat … oder ausgesehen haben mag.
Beginnt mit den Palästen Phaistos und Agia Triada. Oder mit Gournia oder Zakros. Also an Orten, wo die Ruinen in eine wunderschöne und fast unberührte Landschaft eingebettet sind. Dort lohnt es sich, unter einem schattigem Baum innezuhalten und der Atmosphäre dieser Kultur nachzuspüren. Die Palastanlage von Malia ist ebenfalls empfehlenswert, aber doch touristisch stark frequentiert.
Die Beste Reisezeit für Kreta
Schönste und beste Reisezeit für Besichtigungen und Wanderungen ist das Frühjahr. Von Mitte März bis Ende Mai. In dieser Zeit präsentiert sich Kreta in einem Blütenmeer. Für einen kombinierten Bade- und Besichtigungsurlaub ist der Herbst, ab Ende September bis Anfang November, perfekt.
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Die minoische Kultur: Ein Überblick
An der Südküste von Kreta entdeckten Archäologen 2008/09 Steinwerkzeuge aus der Altsteinzeit. Die Funde aus dem Mittelpaläolithikum datieren die Forscher auf mindestens 130.000 Jahre.
Kreta wurde vor siebentausend Jahren von Migranten aus Anatolien und Peloponnes erreicht. Diese brachten Wissen in Ackerbau und Viehzucht mit. Der Aufstieg gelang Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr., als der Ausbau des Seehandels mit Kupfer, Kreta zu einem zentralen Handels-Stützpunkt machte.
Danach entstanden die ersten Paläste mit Wohnräumen, großen Warenspeichern und Werkstätten. Die zentrale geographische Lage von Kreta im Mittelmeer zu den Hochkulturen und Großreichen der Hethiter, Assyrer, Babylonier und Ägypter waren für diese Entwicklungen ideal.
Die Palastarchitektur der Minoer
Die Weiterentwicklung der sogenannten Palastarchitektur ab 2700 v. Chr. spiegelt den Reichtum der frühminoischen Könige wieder. Wegen der zentralen Bedeutung der Paläste sprechen Wissenschaftler von einer Kultur, die in Stufen den Beginn der europäischen Zivilisation geprägt hat.
Ab dem Jahr 2000 v. Chr. beginnt sich die Machtkonzentration in den Palästen zu beschleunigen. Lage und Ausstattung der Wohnräume belegen, dass Macht und Reichtum bei einer Oberschicht liegen, die sich von der übrigen Bevölkerung abhebt.
Die mächtigsten Palastbauten jener Zeit in Knossos, Mallia und Phaistos sind auch Verwaltungszentren und von keinerlei Verteidigungsmauern umgeben. Um 1700 v. Chr. verursachte ein Erdbeben schwerste Zerstörungen. Dem sofortigen Wiederaufbau folgt eine Blütezeit minoischer Kultur.
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Die minoische Thalassokratie
Kreta war Heimat und Basis des ersten Reiches, das seine Macht mit einer Schiffsflotte begründete. Das ganze östliche Mittelmeer unterlag seinem Einfluss. Herodot und auch Thukydides beschreiben eine Thalassokratie des Minos auf Kreta. Daraus wurde die minoische Thalassokratie abgeleitet.
Auf den nahegelegenen Inseln wie Rhodos, Milos und besonders auf Thera (Santorin) entstanden Kolonien. Seine Kapitäne beherrschten den Handel zwischen den Städten an der kleinasiatischen Küste und der Ägais. Es bestanden Handelsbeziehungen mit dem Peloponnes, Kleinasien und den Völkern der russischen Steppe.
Kretische Ortsnamen tauchen in einer Inschrift des ägyptischen Pharaos Amenophis II (1388 – 1351 v. Chr.) auf. Freskos zeigen, dass der Austausch sich nicht nur auf den Handel beschränkte, sondern auch Handwerkstechniken und kulturelle Gemeinsamkeiten einschloss.
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Die minoische Götterwelt
Die Götterwelt der Minoer war vielfältig. Die Namen alter Gottheiten haben sich bis in römische Zeit erhalten. Andere werden später von griechischen Göttergestalten überlagert. Auf Gefäßen und Fresken sind Darstellungen minoischer Kulthandlungen abgebildet: Diese fanden in Opferhöhlen, Bergheiligtümern, Hainen und Kulträumen der Paläste statt.
Es gab festliche Bankette und Prozessionen, Aufstellungen von Statuen und Altaropfer. Zentrale religiöse Symbole waren der heilige Stier und die Doppelaxt. Die Frau nahm in der Gesellschaft der Minoer eine gleichberechtigte Position ein, die sie auch wichtige soziale Positionen als Priesterinnen einnehmen ließ.
Zu den aufregendsten Entdeckungen zählen die farbigen Fresken. Die modische Damenkleidung bevorzugte Puffärmel, schlanke Taillen und schmale Röcke. Das weltberühmte Stierspringer-Fresko aus dem Palast von Knossos zeigt junge Frauen und Männer, die über einen Stier hinweg springen.
Es stammt aus der Zeit um 1400 v. Chr., unklar ist bis heute, ob es sich dabei um ein religiöses Ritual handelt, oder um sportliche Spiele, vielleicht sogar frühe olympische Spiele? Der Stierkult war auf Kreta und im ganzen Mittelmeerraum weit verbreitet.
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Die Schrift der Minoer
Da die Minoer Händler und Handwerker waren, brauchten sie verlässliche Dokumentationssysteme für ihre Abrechnungen und Buchführungen. Bereits vor 2000 v. Chr. entstanden mit unterschiedlichen Zeichenkombinationen frühe Versuche zur Entwicklung einer hyroglyphischen Schrift, die von den Forschern Linear A genannt wird.
Einzigartig und rätselhaft ist der mit Schriftzeichen versehene Fund des Diskos von Phaistos. 1908 wurde er entdeckt und gibt seitdem der Linguistik, Archäologie und Kryptologie Rätsel auf. Bis heute können Wissenschaftler die Schrift, die wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert v. Chr. stammt, nur in Teilen entziffern. Der Fund stellt für die Zeit vor 3700 Jahren eine beispiellose Innovation dar.
Aus der frühen Linear A-Schrift leitet sich die, später auch von den Mykenern verwendete, altgriechische Linear B-Schrift ab. Die den Textzeugnissen zugrundeliegende Sprache der Minoer, ist zwar teilweise lesbar, konnte aber bisher nicht komplett entschlüsselt, oder einer bekannten Sprachfamilie zugeordnet werden. Im Osten Kretas hat sie bis in historische Zeit überlebt. Es wurden hier einige in griechischer Schrift abgefasste Inschriften gefunden, deren Sprache als Eteokretisch bezeichnet wird.
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König Minos: Namensgeber einer Epoche
Der britische Archäologe Sir Athur Evans, der seit 1899 Grabungen auf Kreta durchführte, hat die bronzezeitliche Kultur als „minoische“ bezeichnet. Er bezog sich dabei auf den mythischen König Minos von Knossos. Gleichzeitig erkannte Evans den Inhalt der antiken Sage um Minos und ihren wichtigen geschichtlichen Kern. Seiner Ansicht nach entsprach die Bezeichnung Minos einem erblich verliehenen Königstitel, ähnlich wie für einen Pharao in Ägypten.
Neue Forschungsergebnisse zur Herkunft der Minoer
Amerikanische Forscher vom Hartnell College haben die DNA-Proben der Minoer mit anderen Populationen weltweit verglichen. Zusätzlich wurden andere jungsteinzeitliche DNA-Proben anderer Regionen Europas, Kleinasiens und Nord-Afrikas untersucht.
Das Resultat: Die DNA der Minoer stimmt am meisten mit der DNA der Urbevölkerung Europas überein. Die größte Übereinstimmung fand sich in Südosteuropa und auf der iberischen Halbinsel. Eine Verwandschaft mit Nordafrikanern oder Völkern Kleinasiens konnte ausgeschlossen werden.
Zu heutigen Nationen wies die DNA der Minoer die größte Übereinstimmung mit der Bevölkerung in der Lasithi-Ebene auf Kreta und den DNA Proben von Menschen aus Makedonien und Bulgarien auf. Das Ergebnis: Die Minoer waren Ureuropäer. (Quelle: Nature Communications, Mai 2013, www.nature.com)
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Phaistos: Der minoische Palast in der Messaraebene
Phaistos war der erste minoische Palast den ich besichtigt habe und er zählt bis heute zu den unvergesslichen Eindrücken meiner ersten Kretareise. Für mich ist er viel ergreifender als Knossos, natürlich auch wegen seiner Lage. Zusammen mit dem Gebäudekomplexen in Agia Triada bildet Phaistos das beeindruckendste minoische Zeugnis der Messara-Ebene.
Beide Anlagen stehen auf einem Hügelrücken, unmittelbar am Fluss Geropotamos. Der Palast von Phaistos liegt auf dem Ausläufer einer Hügelkette, mit einzigartigen Rundblick auf die wundervolle fruchtbare Ebene der Messara, die bei jedem Licht und Wetter seinesgleichen sucht.
Ein weiteres Plus ist: In Phaisos gibt es, im Vergleich zu Knossos, fast nur authentisches zu sehen. Baustrukturen wurden auch hier ergänzt, aber weniger und zurückhaltender als in Knossos. Von hier aus schweift das Auge über die Ebene, wo im Südosten der Asterousia-Gebirgszug den Blick auf das Libysche Meer verstellt.
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Das Bergheiligtum auf dem Doppelgipfel
Im Norden geht der Blick geradewegs zum Doppelgipfel des Mavri (1981m, rechts) und Nikita (1917m, links) im Psiloritis-Massiv (auch Idagebirge genannt). Diese Berggipfel dienten den Minoern als Ausrichtungspunkt für die Hauptachse des großen Hofes von Phaistos.
Unter dem Gipfel des Mavri, befindet sich das uralte Bergheiligtum der Kamares-Höhle auf 1525 Meter. Es ist eine Kulthöhle, in der große Mengen von Keramik gefunden wurden. Den riesigen Eingang kann man von Phaistos und Agia Triada, als schwarzen Fleck (siehe Markierung im Foto) in der hellen Südflanke des Mavri-Gipfels, erkennen.
In der Höhle wurde eine Fruchtbarkeitsgöttin verehrt, da man im Inneren Getreidereste und Erdfrüchte nachweisen konnte, die einst Opfergaben für die Göttin waren. Hier wurden seit frühminoischer Zeit (seit 2600 v. Chr) Kulthandlungen betrieben. Etwa 700 Jahre vor dem ersten Palastbau in Phaistos.
Jenseits der Ebene liegt die anmutige Bucht von Messara, schon immer ein guter Ankerplatz und eine der wenigen Stellen der rauen Südküste, wo ein Boot einigermaßen sicher liegen kann. Der minoische Hafen am heutigen Kommos-Beach war der Haupthafen der Paläste und Siedlungen. Er befindet sich etwa sechs Kilometer südwestlich, beim heutigen Dorf Kalamaki.
Mehr dazu in unserem Reisebericht über die Messaraebene:
Kommos – Der minoische Hafen von Phaistos
Einen Überblick über das Areal kann man sich vom erhöht liegenden Fußweg vom Parkplatz machen. Phaistos bedeckt eine Grundfläche von etwa 8.400 qm. Die Anlage gehört zu den wichtigsten archäologischen Stätten Kretas und wird jährlich von Tausenden von Besuchern besichtigt.
Es gibt einen Innenhof für festliche Spiele. Eine Schautreppe, die vielleicht Vorläufer der späteren Theater war. Möglicherweise wurde sie für Empfänge oder kultisch-festliche Veranstaltungen genutzt.
Zu sehen gibt es Reste von mehrstöckigen Privatgemächern mit Thronsaal und Lichtschächten, Pfeilerhallen, Kulträumen und Wirtschaftsmagazinen. Teilweise finden wir an den Alabasterssockeln der Gebäude noch Spuren der ehemaligen Feuersbrunst, die den letzten Palast zerstörte.
In der griechischen Mythologie regierte hier die Dynastie des Radamanthys, dem Bruder von König Minos. Phaistos war das wichtigste und reichste Zentrum der minoischen Zivilisation im Süden Kretas. Unterhalb des Palasthügels lag die florierende Wohnstadt.
Reste der Häuser sind erst teilweise ausgegraben. Am Anfang der Bronzezeit, im 3. Jahrtausend v. Chr. begann die Blütezeit. Der erste Palast wurde 1900 v. Chr. errichtet und umfasste etwa 18.000 qm in mehreren Stockwerken, nur etwas weniger als der Palast von Knossos. Ein heftiges Erdbeben um 1700 v. Chr. zerstörte Phaistos und Knossos.
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Neubau des Palastes von Phaistos
Erst um das Jahr 1600 v. Chr. wurde ein aufwändiger Neubau des Palastes begonnen, der jedoch nie vollendet wurde. Gleichzeitig entstand der Palast von Agia Triada, der unweit von Phaistos noch reichhaltiger ausgestattet war, so dass angenommen wird, dass es sich bei Agia Triada um den neuen Herrscher-Palast handelte, während sich in Phaistos das kultische und wirtschaftliche Zentrum befand.
Mykenische Zeit in Phaistos
Das Ende dieser Epoche fällt mit der Eroberung der Insel durch die mykenischen Griechen 1450 bis 1425 v. Chr. zusammen. In mykenischem Griechisch wurde der Palast Pa-i-to genannt. Wieder wurde die gesamte Anlage durch eine Brandkatastrophe zerstört, vermutlich besteht hier ein Zusammenhang mit den Kriegshandlungen der Mykener auf Kreta.
Auf jeden Fall wurde der Palast nicht wieder aufgebaut. Die Siedlung am Hang bestand in nachminoischer/mykenischer, geometrischer und klassischer Zeit weiter. Die Verwaltung wurde nach Agia Triada verlegt, wo ein kleinerer Herrschersitz mit einem Marktplatz und Speichergebäuden entstand.
Phaistos: Besuchszeiten & Verpflegung
Für das Palastgelände von Phaistos empfiehlt sich im Sommer auch ein Besuch in den Abendstunden, denn das Panorama, vom Palast-Hügel über die Messara-Ebene, ist am schönsten unter dem warmen Licht der absteigenden Sonne.
Die großen Menschenmassen sind bereits auf der Rückfahrt in ihre Hotels und es ist nicht mehr so heiß. Ihr solltet aber mindestens zwei bis drei Stunden für eine grobe Besichtigungsrunde einplanen. Nicht vergessen: Agia Triada schließt bereits nachmittags.
Wir haben beide Paläste nicht an einem Tag angesehen. Wir nehmen uns lieber Zeit für die Areale, lesen dort in Ruhe im Reiseführer Details nach. Die Fotomotive möchten ebenfalls in Ruhe gewählt werden. Außerdem gibt es die Aussicht auf das Meer, die Ebene und das Idagebirge zu bewundern.
Das Cafe-Restaurant „Phaistos Xenia“ im schattigen Eingangsbereich bietet kalte und warme Getränke. Hier kann man es gut aushalten. Der Shop verkauft Postkarten, Reiseführer, Landkarten und Souvenirs.
Phaistos: Öffnungszeiten & Eintritt
Täglich von 8 bis 20 Uhr. Erwachsene 8 Euro, Ermäßigt 4 Euro.
Einkehrtipp: Taverna „Kelari“ in Kamilari
Nach den Besichtigungstouren empfiehlt sich ein Besuch der Taverna Kelari im nahegelegenden Dorf Kamilari. Der Ort liegt nur drei Kilometer südwestlich von Phaistos. Angeboten wird ausgezeichnete kretische Küche, zu erschwinglichen Preisen. Dazu einen Panoramablick von der Terrasse.
Während unseres Aufenthalts hier im Süden von Zentralkreta war das Kelari unsere Lieblingstaverne. Empfehlenswert ist auch der kleine Laden Aroma Kelari, direkt unterhalb der Taverne. Zusätzlich unterhält die Familie Nikolidakis eine kleine Ferienanlage in grandioser Lage über Kamilari mit einem weiten Blick über Ebene, Meer und Berge.
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Agia Triada: Minoische Villa oder doch ein Palast?
In überwältigender Lage mit Blick auf den Golf von Tymbaki und das Ida-Gebirge, liegt der einstmals bedeutende minoische Palast von Agia Triada. Nur zwei Kilometer von Phaistos entfernt. Ein schmales, kretisches Sträßlein führt von Phaistos hinüber.
Ursprünglich waren die beiden Anlagen durch eine gepflasterte Straße miteinander verbunden. Damals lag es auch viel näher am Meer, das sich fast bis an die Hügelabhänge erstreckte. Der minoische Name der villenähnlichen Palastanlage ist nicht sicher überliefert. Vermutlich nannte man es Da-wo aus dem mykenischen Linear B.
Der heutige Name kommt von der Kirche Agia Triada, unweit des Grabungsgeländes. Innerhalb des Areals steht die kleine, freskengeschmückte Kapelle Agios Georgios Galatas aus dem Jahr 1302.
Die Architektur und Funktion der minoischen Anlage ist den Forschern noch immer rätselhaft. Die Grabungen dauern bis heute an. So bietet sich zunächst ein zwar beeindruckendes, aber etwas verwirrendes Bild. Hier gruppieren sich mehrere Gebäudetrakte um einen Hof, eine Gesamtstruktur ist nicht erkennbar.
Treppen verbinden die einzelnen Bereiche. Sehr gut lassen sich imposante steinerne Wasserrinnen identifizieren. Wie alle minoischen Paläste und Stadtzentren, war auch Agia Triada mit einem System von Zu- und Abwasserleitungen ausgestattet.
Umfangreiche Häuserreste und vor allem die Tholosgräber in der näheren Umgebung sind Zeichen einer dichten Besiedlung seit dem 3. Jt. v. Chr. Agia Triada war ein politischer und sakraler Verwaltungssitz. Ab 1550 v. Chr. erbaut, also erst 350 Jahre nach Phaistos, aber leider bereits hundert Jahre danach durch ein Erdbeben zerstört.
Die außerordentlich reichen Funde von Agia Triada befinden sich heute alle im Archäologischen Museum von Heraklion, darunter eine umfangreiche Sammlung von Schrifttafeln in Linear A-Schrift. Eines der Prunkstücke von Agia Triada ist die Schnittervase: Ein Reliefrython aus schwarzem Speckstein mit der Darstellung von singenden und tanzenden Bauern nach der Getreideernte.
Ein ebenfalls bekannter Fund ist ein bemalter Tonsakrophag, der mit großartigen Figuralszenen einer Bestattung bemalt wurde. Die wertvollen Funde von Agia Triada deuten auf noch größere Macht und Reichtum hin als in Phaistos.
Nach der Zerstörung der Anlage, etwa 1450 v. Chr. gewann es unter den Mykenern noch einmal an Einfluss. Es wurden ein Megaron, ein kleines Heiligtum, ein monumentaler Magazinbau und Wohnhäuser nachgewiesen. Es wird vermutet, dass sich hier Handwerker und Kaufleute ansiedelten, die lukrative Handelsbeziehungen nach Nordafrika pflegten.
Agia Triada war auch in mykenischer Zeit das politische und wirtschaftliche Zentrum der Region, mit Verbindung zum Herrscher in Knossos. Im Verlauf des Niedergangs der minoischen und mykenischen Kultur wurde der Palast von Agia Triada um 1250 v. Chr. wieder zerstört. Danach wurde der Palast nicht mehr aufgebaut, der Ort nur noch als Kultplatz genutzt.
In hellenistischer Zeit entstand über den Fundamenten des alten Tempels ein kleines Heiligtum des Zeus. Die Reste dieses Tempels wurden nach der Freilegung komplett abgetragen, um ältere minoische Schichten auszugraben. Im Mittelalter entstand die dörfliche Siedlung Agia Triada, sie lag westlich der Ausgrabungsstätte.
Die Ausgrabungen liegen etwas unterhalb vom Parkplatz. Es gibt keinen Kiosk oder ähnliches in Agia Triada. Ihr könntet euch also vor dem Besuch in Tymbaki oder Mires, mit Vorräten für ein kleines Picknick im, oder nahe dem Palastgelände eindecken.
Im Vergleich zum „großen Bruder“ Phaistos, mit den vielen Reisebussen, ist Agia Triada ein geradezu ein idyllischer Ort der Ruhe und Entspannung.
Agia Triada: Öffnungszeiten & Eintritt
Täglich von 9 bis 16 Uhr. Erwachsene 4 Euro, ermässigt 2 Euro.
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Heraklion: Besuch im Archäologischen Museum
Nach den Besichtigungen der Paläste von Phaistos und Agia Triada empfehlen wir euch unbedingt einen Besuch im Archäologischen Museum von Heraklion. Erst dann wird die Minoische Kultur wirklich lebendig und verständlich.
Nach dem Nationalmuseum in Athen ist das Museum von Heraklion das zweitwichtigste Museum Griechenlands. Die weltweit umfangreichste Sammlung für minoische Kunst befindet sich hier. Heute wird in modernen Räumen anschaulich der Ablauf der minoischen Geschichte gezeigt.
Hier ist der berühmte Diskos von Phaistos und die wertvollen Funde aus Agia Triada zu bewundern. Auch Fresken aus den Palästen sind hier ausgestellt, die mich interessanterweise an Werke moderner Maler des 19. Jahrhunderts erinnert haben.
Als ich einen Siegelring mit einem minoischen Schiff mit Ruderern betrachtete, musste ich daran denken, dass die Minoer schon Herren des Mittelmeeres waren, zu einer Zeit als wir Nordeuropäer noch gar kein Wort für ein Schiff besaßen.
Nach einem Neubau ist das Museum seit Mai 2014 wieder vollständig zugänglich. Ihr solltet für einen ausführlichen Besuch mindestens drei bis vier Stunden einplanen. Im Museumsshop gibt es Kopien der Kunstwerke, Bücher, Postkarten usw. zu kaufen und gibt auch ein Cafe.
Öffungszeiten & Eintritt:
Sommer: 1. April bis 31. Oktober, täglich 8 bis 20 Uhr, Winter: 1. November bis 31. März, Montag 11 bis 17 Uhr. Dienstag bis Sonntag 8 bis 15 Uhr. Erwachsene 6 Euro, Ermäßigt 3 Euro, Kombiticket Archäologisches Museum und Palast von Knossos, Erwachsene 10 Euro, Ermäßigt 5 Euro
Adresse: Archaeological Muesum of Herakleion, Xanthoudidou Street 2, Herakleion
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Lesestoff: Minoische Kultur
Reiseführer
DuMont Kunst Reiseführer Kreta, von Lambert Schneider, 4. Auflage, 2011, 368 Seiten. Ohne einen Kunstreiseführer von Dumont können wir nicht losfahren! Die Ausgabe ist voll mit zahlreichen kunsthistorischen Informationen. Sehr fundierte Erläuterungen auch für sozialgeschichtliche Zusammenhänge. Auch völlig unfrequentierte, teilweise einsam gelegene historische Plätze werden genau beschrieben. Auch die vorzüglichen Bilder sind hier nicht ästhetisches Beiwerk, sondern echte Informationsquellen. Für unsere Reisen ein unersetzlicher Fundus.
Wer seine Amazon-Buchbestellung über die Anzeige unten abwickelt, unterstützt uns ohne jeglichen Mehraufwand, um unsere laufenden Kosten für den Blog etwas abzudecken. Vielen Dank dafür.
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Fachbücher
Im Labyrinth des Minos – Kreta, die erste europäische Hochkultur, von Harald Siebenmorgen (Hrsg.). Ein großformatiger Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Austellung des Badischen Landesmuseums, vom 27.1. bis 29.4.2001 in Karlsruhe. 372 Seiten mit vielen Fotos, Grafiken und Karten. Der Band ist in neunzehn Berichte gegliedert, die das Leben im minoischen Kreta veranschaulichen: der Mythos, die Heiligtümer und religiösen Kulte, die Palastkultur, das Alltagsleben, die See- und Handelsbeziehungen und das minoisch-mykenische Kreta nach den ersten Invasionen vom Festland. Die Lektüre vermittelt ein erstaunlich lebensnahes Bild des minoischen Kreta.
Die Minoer, Fachbuch von Lesley J. Fitton, Theiss Verlag, 1. Auflage 2004, 208 Seiten mit 118 Abbildungen, Skizzen und Karten. Dieses Buch bietet eine guten Überblick über die Kultur der Minoer und ist zur Reisevorbereitung ideal. Die Autorin fasst den aktuellen Wissensstand zusammen und beleuchtet Alltag, Landwirtschaft, Architektur, Religion, Wirtschaft und Gesellschaft des minoischen Kreta.
Historischer Roman
Palast der blauen Delphine, Roman von Brigitte Riebe, 1994, 492 Seiten. Der berühmte Mythos vom kretischen Labyrinth – frisch und ganz anders erzählt. Das Ende einer Epoche: Die Bronzezeit weicht der Eisenzeit, das Matriarchat dem Patriarchat, und die Festlandgriechen erobern die Vormachtstellung im Mittelmeerraum, die Kreta so lange innehatte.
Lest dazu auch unsere Reisereportage:
Kreta: Die Messara-Ebene und Südküste – Klöster und Küsten, Archäologie und Einsamkeit
Die darauf abgestimmte Landschaft ringsum besitzt eine geheimnisvolle Faszination, ein verborgenes, spielerisches, vielbedeutendes Lächeln wie das der Sphinx – aber einer griechischen Sphinx. Seit dem Tag, an dem die kretische Kultur ans Licht kam, wurde die griechische Geschichte um zwei bis drei Jahrtausende verlängert.
Die dorische Wanderung offenbarte sich nun als ein großes Mittelalter; vor ihr blühte und trug Früchte in Griechenland eine große, bislang unbekannte Kultur, deren sich Homer erinnerte, als er das goldreiche Mykene und das hundert Städte zählende Kreta besang. Und jetzt steht diese Kultur stumm vor uns.
Und die ganze Landschaft von Knossos, Phaistos und Agia Triada, die man vorher ohne Herzklopfen erblickte, gewann plötzlich einen tiefen, geheimnisvollen Sinn. Denn vor vier oder fünf Jahrtausenden flog auch hier der blaue Vogel, der Geist, vorbei und ließ sich nieder.
Auszug aus dem Buch „Im Zauber der griechischen Landschaft“
von Nikos Kazantzakis, Kapitel Knossos.
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Hallo Monika Hoffmann.
Sehr schöner Bericht mit schönen Fotos. Vielen Dank dafür. Habe den Text und die Bilder aufgesaugt wie ein Schwamm weil ich die Gegend seit Jahren in den Ferien abklappere und vieles wiedererkennen konnte.
Kennen Sie auch die Bedeutung der steinernen Rampe auf Festos. Sie zeigt genau zwischen die Hörner von Mavri und „Nikita“. In dem Hohlspiegel den die beiden Berge bilden soll eine Steinplatte platziert gewesen sein von wo aus man nach Festos zu besagter Rampe rüberrufen konnte. Wissen Sie etwas darüber, können Sie einen Hinweis geben?
Freundliche Grüsse
R.Eckert
Hallo Reiner,
vielen Dank für Deinen Kommmentar, es freut mich sehr wenn ich Feedback bekomme. Die ganze Region um Phaistos ist einmalig und gibt uns allen immer wieder neue Inspirationen. Nun zu Deiner Frage. Wirklich fachkundige Artikel von Archäologen ect. habe ich dazu leider im Netz nicht finden können. Deßhalb habe ich das Thema auch in meinem Bericht vorsichtshalber weggelassen.
Hier der Link zur Website, deren Inhalte auf mich etwas eoterisch angehaucht wirken: http://pankultura.jimdo.com/heilige-berge/
Ein informatives Buch kann ich empfehlen, in dem ich immer wieder gerne lese:
Die Minoer, von J. Lesley Fitton (deutsch), von Konrad Theiss Verlag, Stuttgart
Viele Grüße und weiterhin viel Spaß beim Forschen in antiken Stätten, Monika 🙂
Hallo Monika,
vielen Dank für Deine Tips.
Bin immer noch dran Deine Internetseite durchzuschauen, es macht einfach Spass und mir ziehts die Mundwinkel nach Oben.
Gruss Reiner
Hallo Reiner,
wie schön, dass meine Tipps Dir weiterhelfen. Einen Buchtipp hätte ich noch für Dich. Es ist zwar ein Ausstellungskatalog von 2001, aber dort sind interessante und ausführliche Fachartikel über die minoische Kultur zu finden. Titel: Das Labyrinth des Minos, Kreta – die erste europäische Hochkultur, Verlag Biering & Brinkmann, Ausstellung des Landesmuseums Karlsruhe, 2001. Gleich mit dabei, umfangreiche Fotografiensammlung der Ausstellungsobjekte.
Viel Spaß beim Stöbern und viele Grüße, Monika
Liebe Monika, tröstlich, dass du auch so lange Posts machst! Der Effekt mit den kleinen Bildern ist ja schön! Gefällt mir. Ich schmöker noch mal weiter, liebe Grüße!
Liebe Michaela, das stimmt die Reiseberichte sind lang. Aber ich finde es ganz gut so – so kann der Leser sich besser einstimmen. Es freut mich, dass meine Seite Dir gefällt. Melde Dich gerne, wenn ich etwas zum Diablog beitragen kann. Viele Grüße, Monika
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