Inhaltsverzeichnis
- 1 Kurzinfo: Ettaler Mühle bis Graswang
- 2 Naturschutz und Landschaftspflege: Die Herbstmahd
- 3 Das Naturschutzgebiet Ettaler Weidmoos
- 4 Die Wanderung durch das Ettaler Weidmoos
- 5 Tierische Begegnung: Esel und Schaf – Zwei dicke Freunde
- 6 Besuch in der Schaukäserei Ammergauer Alpen in Ettal
- 7 Pinne unseren Ausflug ins Ettaler Weidmoos auf Pinterest
- 8 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Eine Wanderung durch das Graswangtal in den Ammergauer Alpen bei Ettal bietet eine Rarität für Naturfreunde: Das Ettaler Weidmoos, ein Naturschutzgebiet im Quellgebiet der Ammer. Es bietet zu jeder Jahreszeit besondere Naturerlebnisse. Pflanzen- Vogel- und Amphibienliebhaber und natürlich Naturfotografen finden hier ihr Paradies. Ein absoluter Hotspot für biologische Vielfalt!
Das landschaftliche Juwel befindet sich im Dreieck zwischen Ettal, Oberammergau und Graswang, auf etwa 800 bis 850 Meter Höhe. Nicht weit entfernt liegt das berühmte Schloss Linderhof, die königliche Villa von Ludwig II., harmonisch inmitten eines Parks.
Der fast ebene Schotterweg verbindet bequem die beiden Sehenswürdigkeiten und ist bei Radfahrern eine beliebte Tour. Wir jedoch sind gemütlich zu Fuß unterwegs und durchwandern das Moor mit seinen glasklaren Bächen und Quelltöpfen. Schloss Linderhof werden wir diesmal nicht besuchen, wir möchten intensiv die Natur des Spätsommers genießen.
Moore, Quelltöpfe, Bäche, Feuchtwiesen, Buschregionen und Mischwaldanteile wechseln sich im Ettaler Weidmoos ab. Die meisten Raritäten blühen im Frühjahr, dennoch konnten wir Anfang September noch einige Enzian-Arten entdecken. Gelbe Trollblumen und die rosa Blüten der Herbstzeitlosen konnten wir reichlich sehen. Die ideale Zeit für Naturbeobachtungen im Weidmoos ist von April bis Juli.
Kurzinfo: Ettaler Mühle bis Graswang
- Länge: 8 Kilometer, Feld- und Schotterwege
- Dauer: 3 Stunden, ohne Aufenthalte
Der Rückweg zur Ettaler Mühle erfolgt auf der gleichen Strecke.
Naturschutz und Landschaftspflege: Die Herbstmahd
Die Mahd der wertvollen Streuwiesen durch die Landwirte ist Anfang September in vollem Gang und erfolgt überwiegend in Handarbeit. Es wird mit Sensen, Heugabeln und traditionellen Heurechen gearbeitet. Zum Abtransport werden Traktoren eingesetzt. Der späte Schnitt ermöglicht es den Pflanzen, ihre Samen abzuwerfen, bevor das Heu eingebracht wird.
Voraussetzung für den Erhalt der Biodiversität ist die Mahd. Die Bauern bekommen Zuschüsse, damit die Streuwiesen nur einmal im Jahr nach der Samenreife gemäht werden. Mit der Einstreu im Stall kommen die Pflanzensamen im Mist bei der Düngung wieder auf die Wiesen zurück.
Dadurch schließt sich der Kreislauf und die Vielfalt an Pflanzen bleibt durch diese Bewirtschaftung erhalten. Auf den Streuwiesen wachsen etwa fünfzig Pflanzenarten pro Quadratmeter, auf einer gedüngten Mähwiese nur noch zwölf.
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Das Naturschutzgebiet Ettaler Weidmoos
Insgesamt hat das Naturschutzgebiet Ettaler Weidmoos eine Fläche von etwa 160 Hektar, seit 1982 wird es geschützt. Der Nieder-, Übergangs- und Hochmoorkomplex ist eine Besonderheit unter den bayerischen Mooren und wird vor allem wegen seiner hydrologischen Bedingungen geschützt.
Das Weidmoos ist durch die Verlandung eines Schmelzwasser-Sees am Ende der Eiszeit entstanden. Ein Großteil des Areals ist durch Streuwiesen geprägt, die eine hohe botanische Artenvielfalt aufweisen. Dazu gehören zahlreiche Orchideen- und Enzianarten, Prachtnelken, Fieberklee und Fadenwurzelseggen.
Markenzeichen und Eiszeitrelikt im Weidmoos ist das gelb blühende Karlszepter (Pedicularis sceptrum-carolinum), das bis Juli/August blüht. Mit dem Fettkraut findet sich hier sogar eine fleischfressende Pflanze. Das Ettaler Weidmoos ist ein schwimmendes Moor, nur der Wurzelfilz trägt die Wiesen.
Auch wenn für Naturfotografen das Ettaler Weidmoos das ganze Jahr über ein „gedeckter Tisch“ ist. Jeder sollte der Versuchung wiederstehen und die Wege nicht verlassen. Alle hier präsentierten Fotografien sind direkt vom Rand der Wege entstanden.
Auch der Hund muss an die Leine, auch wenn der Ausflug für ihn dann vielleicht nicht mehr ganz so schön ist. Es sollte bei uns allen die Vernunft überwiegen, um die empfindliche Flora und Fauna im Naturschutzgebiet zu erhalten.
Im Frühjahr sind seltene Wiesenbrüter, wie die Bekassine, das Braunkehlchen und der Wiesenpieper hier beheimatet. Eine hohe Anzahl an bedrohten Schmetterlingsarten kennzeichnen das Feuchtgebiet. Bedrohte Vogelarten wie Birkhuhn, Weißrückenspecht, Uhu und Adler sind hier heimisch.
Im Ettaler Weidmoos tritt versickertes Wasser des Gebirgsbachs Linder in Quelltrichtern, bei den Rahmbauernhöfen und der Ettaler Mühle, wieder an die Oberfläche. Luftblasen steigen in kleinen Trauben aus den Quellen nach oben. In etwa dreißig Quelltöpfen entspringen Bäche, die zusammenfließen und die Kleine Ammer bilden. Diese fließt dann in die Ammer.
Die Ammer und ihr Oberlauf die Linder können noch als Wildflüsse bezeichnet werden. Sie fließen auf einer Länge von etwa achzig Kilometern von der Quelle im Ammergebirge bis in den Ammersee. Die Ammer ist ein halbwegs intakter Alpenfluss ohne Staustufen, ihre wertvollen Streckenabschnitte sind:
- Die Linder, Oberlauf der Ammer, beim Dorf Graswang
- Die Ammerschlucht, bei Bad Bayersoien
- Das Mündungsdelta am Ammersee, beim Dorf Fischen
Lediglich bei Oberammergau, Peißenberg und der Ammersee-Mündung wurde die Ammer begradigt. Am Ende des Ammersees wird aus der Ammer die Amper, die bei Moosburg in die Isar mündet.
Die Wanderung durch das Ettaler Weidmoos
Start unserer Wanderung ist das Gasthaus „Ettaler Mühle“ mit kostenpflichtigem Wanderparkplatz. Wir wandern an der Ammer entlang, durchqueren die ausgedehnten Streuwiesen und können uns an den botanischen Kostbarkeiten kaum sattsehen.
Der Feldweg trifft auf eine schmale Teerstraße, wir folgen dem Wegweiser „Linderhof über Sonnenweg“ nach links auf der Straße. Nach wenigen Metern zweigt rechts der Wanderweg von der Straße ab, der dann allmächlich zum Talrand führt. Durch schönen Mischwald, immer am Fuß des Sonnenbergs entlang, erreichen wir die Rahmbauernhöfe.
Auf dem letzten Stück, bis zum hübschen Dorf Graswang, genießen wir den herrlichen Blick auf die höchsten Berge der Ammergauer Alpen: Die Notkarspitze, das Kienjoch im Süden, die Scheinbergspitze und die Klammspitze in Richtung Osten.
Übrigens: Die Ammergauer Alpen sind mit dreihundert Quadratkilometern Bayerns größtes zusammenhängendes Naturschutzgebiet und das Herzstück der bayerischen Alpen.
Graswang, mit seinem spitzen Kirchturm, zählt bestimmt zu den malerischsten Gebirgsweilern in den Alpen. Die Bewohner lebten früher von der Land- und Forstwirtschaft, heute spielt der Fremdenverkehr die Hauptrolle. Die Durchgangsstraße B23 durchschneidet das Dorf.
Prachtvolle Bauernhäuser lagern sich in Graswang um einen angerartigen Platz. Es handelt sich um Einfirsthöfe mit Flachsatteldach, aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Wir kehren beim Gasthaus „Fischerwirt“ ein und genehmigen und ein Ettaler Klosterbier mit Brotzeit.
Auf dem gleichen Weg, am Fuß den Sonnenbergs und unterhalb der markanten Falkenwand, geht es wieder zurück zur „Ettaler Mühle“. Die gesamte Länge der Strecke beträgt etwa acht Kilometer und dauert etwa drei Stunden, natürlich ohne Einkehr- Bankerl- und Fotoaufenthalte.
Das Ettaler Weidmoos ist auch ideal für eine Familienwanderung. Abgekürzt wird die Strecke beispielsweise, wenn bei den Rahmbauernhöfen einfach umgekehrt wird. Dann steht zur Wahl, ob der schattige Waldpfad „Dickenwaldweg“ die Wanderer in einer Schleife zum Ausgangpunkt zurückbringt.
Tierische Begegnung: Esel und Schaf – Zwei dicke Freunde
Kurz vor Ende der Wanderung im Graswangtal, nahe der Eisstockbahnen und dem Gebäude des Schützenvereins, liegt eine große Scheune mit Viehweide. Hier leben Esel und Schafe, auch eine scheue Katze schleicht um den Stall. Alle Esel und Schafe sind neugierig, intelligent und gesellig.
Auf unsere freundlichen Lockrufe kommen Esel und Schaf neugierig zum Gatter der Weide. In der Hoffnung, dass wir möglicherweise Leckerbissen für sie bereithalten. Wir haben leider keinerlei Gourmet-Happen für die beiden in unserem Wanderrucksack.
Es ist bekannt, dass idealerweise Eselinnen, hervorragende Schutzesel für Schafherden sind. Auf Störungen reagieren Esel empfindlich, ihre lauten Schreie alarmieren die Schafherde und holen den Wachhund herbei. Vor allem auf Raubtiere (Füchse, streunende Hunde oder Wölfe) reagiert ein Esel aggressiv und flüchtet auch nicht. Das ist ein verbliebener Instinkt vom Wildesel, der sich gegen solche Angreifer wehren musste.
Was wir hier wunderschön beobachten können ist, dass tatsächlich Schaf und Esel sehr vertraut miteinander sind. Sie wirken eigentlich wie richtig dicke Freunde. Was sollte das nette Langohr auch tun, schließlich ist sein Artgenosse „grantig“ oder heute ein bisschen „leut’scheu“. Sein Freund das Schaf ist zwar auch neugierig, wendet sich jedoch nach kurzen Blick auf die „Besucher“ ab.
Der Esel dagegen, lässt sich durch umfangreiche Streicheleinheiten weiter von uns verwöhnen. Offenbar hofft er immer noch auf eine kleine Belohnung von uns.
Pfiffigerweise bleibt das Schaf vorsichtshalber nahe bei seinem Kumpel stehen: „Nicht, dass doch noch etwas in unseren Taschen ist“. Als Zeichen seiner Enttäuschung zeigt es uns sein Hinterteil. Der verschmuste, freundliche Esel blickt uns noch lange nach…
Zum Abschluss gönnen wir uns noch einen ausgezeichneten Zwetschgen-Streuselkuchen mit Milchkaffee, im empfehlenswerten Biergarten des Gasthofs Ettaler Mühle.
Besuch in der Schaukäserei Ammergauer Alpen in Ettal
Auf der Rückfahrt nach München machen wir Halt in Ettal um in der Schaukäserei Ammergauer Alpen einzukaufen.
Die Landwirte der Gemeinden Ettal (mit Graswang), Oberammergau, Unterammergau, Saulgrub (mit Altenau), Bad Kohlgrub und Bad Bayersoien, haben sich zu einer Genossenschaft zusammengetan, um ihre Milch regional zu vermarkten.
Wer sich für die Käseherstellung interessiert, der kann durch große Glasscheiben beobachten, wie die verschiedenen Käsesorten entstehen. Wer sich detailierter über die Käse-, Butter- oder auch Joghurtherstellung informieren will, für den bieten sich die kostenpflichtigen Präsentationen der Schaukäserei an.
Im Brotzeitstüberl stehen Käsebrotzeiten zur Wahl, ebenso Kaffee und Käsekuchen, der von den Bäuerinnen gebacken wird. Es wird auch frische Milch, Buttermilch und Ettaler Klosterbier angeboten. An der Verkaufstheke warten, zu moderaten Preisen, Käse, Joghurt und Süßrahmbutter darauf, kurzzeitig in unseren Kühlschrank einzuziehen. Unsere Empfehlung: Ettaler Manndl-Käse.
Adresse: Schaukäserei Ammergauer Alpen eG, Mandlweg 1, 82488 Ettal. Öffungszeiten: Täglich geöffnet von 10 bis 17 Uhr. Von November bis einschließlich Mai ist am Montag Ruhetag.
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