Inhaltsverzeichnis
- 1 Ursprung minoischer Paläste liegt im 3. Jahrtausend v. Chr.
- 2 Paläste der Minoer ähnelten Tempelbauten in Mesopotamien
- 3 Agia Fotia bei Sitia: Prototyp eines minoischen Palastes
- 4 Die Architektur eines minoischen Palastes
- 4.1 Polythyra: Mulifunktionale Klimaanlagen in Palästen und Villen
- 4.2 Architekturgeschichtlich einzigartig: Die minoische Säule
- 4.3 Lustralbassin: Der Kultraum wird als Adyton gedeutet
- 4.4 Raffinierte minoische Wassertechnik in den Palästen
- 4.5 Die Flügelbauten der minoischen Paläste und ihre Funktionen
- 5 Buchtipps & Online-Quellen
- 6 Pinne den Bericht über die Paläste der Minoer auf Pinterest
- 7 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Die grandiosen Paläste der Minoer im bronzezeitlichen Kreta waren einzigartig in Architektur und Zweck. Sie verbanden politische, religiöse, wirtschaftliche und administrative Aufgaben in einem Gebäude. Woher und wann kamen die Ideen zum Bau derartiger Paläste nach Kreta?
Im 3. Jahrtausend v. Chr. stand Kreta im engen Kontakt zu Ägypten, Mesopotamien und Vorderasien. In den meisten Kulturen dieser Epoche waren Paläste und Tempel getrennte Einheiten für Wirtschaft, Verwaltung, Herrschersitz und Kultbetrieb. Die Tempelwirtschaft im sumerischen Mesopotamien war als Theokratie mit staatskapitalistischer Wirtschaft in einem multifunktionalen Zentralgebäude organisiert.
Diese Hochkulturen im Orient und Afrika könnten für die Minoer in der Bronzezeit eine Vorbildfunktion zu Strukturen mit Zentralverwaltung gewesen sein. Zweifellos waren auf Kreta die Entwicklungen in Ägypten, Mesopotamien oder Vorderasien bekannt.
Minoische Paläste waren trotz aller Inspirationen aus dem Ausland, das Resultat einer Entwicklungsdynamik die innerhalb der Insel Kreta stattfand. Der Palastkomplex war Kennzeichen eines Umbruchs. Alle Paläste auf Kreta entstanden in bereits florierenden Siedlungen, die sich anschließend zu Städten weiterentwickelten.
Das Ausmaß derartiger Palastbauten war sicherlich für die gesamte Gesellschaft im bronzezeitlichen Kreta revolutionär. Alle Paläste der Minoer wurden sorgfältig geplant und stellten beträchtliche Investitionen in Form von großen Mengen an Materialien und vielen Arbeitskräften dar. Die Dominanz der Paläste belegt auf der Insel die Existenz mächtiger Eliten.
Palaststädte waren die charakteristische soziale und politische Einheit der Minoer. In Kreta war regionales Bewusstsein und Eigenständigkeit typisch, die mit Palästen nicht endete. Es entstand auch kein Kontrollsystem. Von Beginn an war Knossos die größte und kunstvollste aller Palaststädte. Heute sind die Ausgrabungen von Knossos eine der bekanntesten archäologischen Stätten der Welt.
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Ursprung minoischer Paläste liegt im 3. Jahrtausend v. Chr.
Bis zur Entstehung der ersten Hochkultur Europas in Kreta war ein langer Weg. Die Vorpalastzeit (FM – MM, 3.100 – 2.000/1.900 v. Chr.) dauerte über tausend Jahre. Neuerungen beendeten das Neolithikum. Mit der Altpalastzeit (2.000 – 1.700 v. Chr.) setzte ein neues technologisches Zeitalter ein: Die Bronzezeit. Die Metallbearbeitung setzte Fortschritte in Gang, die alle Lebensbereiche erfasste.
Voraussetzung für die Entstehung der Palastgesellschaft auf Kreta war die Bildung einer Elite. Diese ist mit Grabbeigaben (Dolche, Schmuck, Steingefäße) belegt. Fundorte (Mochlos, Platanos, Odigitria, Koumasa, Kalathiana, Archanes) zeigen Spezialisierungen im Kunsthandwerk und überseeischen Handel. Die Paläste banden mit ihrer zentralen Funktion das gesamte Umland an sich.
Kreta war in der Mittelminoischen Epoche (MM I A, 2.000 – 1.900 v. Chr.) hierarchisch gegliedert. Von großer Bedeutung war der Gebrauch von Siegelsteinen, die für eine erste bürokratische Administration sprechen. Siegelabdrücke belegen eine organisierte Warenwirtschaft, außerhalb des familiären Rahmens.
Die Entwicklungen auf Kreta waren gegen Ende der Mittelminoischen Periode in Organisation und Architektur soweit fortgeschritten, dass sich der Schritt zur Palastgesellschaft vollziehen konnte. Ihren Gipfel erreichten die Machthaber um 2.000 v. Chr. (MM I A) mit dem Bau der ersten Paläste. Diese Gebäude waren administrative, ökumenische und religiöse Zentren und die Basis minoischer Städte.
In Zentralkreta wurden fast gleichzeitig erste Paläste in Knossos, Malia und Phaistos erbaut. Ein minoischer Palast vereinte politisch-administrative Funktionen: Politik, Militär, Archiv, Administration, Ökonomie (Handwerk und Vorratshaltung), religiöser Kult, Wohnräume des Herrschers. Der Palast von Knossos war vier bis fünf Stockwerke hoch und bot pro Ebene etwa 13.000 qm Fläche.
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Paläste der Minoer ähnelten Tempelbauten in Mesopotamien
Leider ist bislang ungeklärt welche politische Regierungsform im minoischen Kreta angewandt wurde. Es ist unbekannt, ob es von einem König, einem Oberpriester, einer Oberpriesterin oder einem Priesterkollegium geleitet wurde. Nur eines ist sicher: Kreta wurde von Palästen regiert.
Eine Verbindung von administrativ-ökonomischen und sakralen Bereichen in einem Gebäudekomplex war jedoch nicht neu. Im altorientalischen Reich der Sumer in Mesopotamien gab es im 3. Jtsd. v. Chr. eine ausgereifte Tempelwirtschaft. Das Reich war in mehrere Stadtstaaten verteilt an deren Spitze ein Gouverneur stand. Dieser bekleidete zugleich das Amt eines Oberpriesters in seiner Stadt.
Die Tempelanlagen der Sumer beinhalteten Kult- und Wohnräume, Werkstätten und Lagerbereiche in denen Priester und Handwerker arbeiteten und auch wohnten. Das gesamte Gebäude diente als Umverteilungszentrum für die Wirtschaft des Stadtstaates, sowie für das gesamte soziale Leben.
Eine Ähnlichkeit der Tempelanlagen aus Mesopotamien mit den Palaststrukturen der Minoer auf Kreta ist offenkundig. Ein gutes Beispiel ist die Handelsstadt Mari mit Königspalast Zimri-Lim am Oberen Euphrat, im heutigen Syrien. Daher ist anzunehmen, dass die Funktionen der Paläste von Knossos, Phaistos, Malia und Zakros diesen altorientalischen Strukturen sehr ähnlich gewesen sind.
Dass im minoischen Kreta über die Stadtstaaten Monarchen geherrscht haben, lässt sich mit dem archäologischen Material schwierig in Einklang bringen. Weder in den Ruinen der Paläste noch im Kunstschaffen der Minoer finden sich Hinweise auf die Existenz von monarchischen Königsdynastien.
Bessere Übereinstimmungen liefern die Befunde mit der Annahme einer Theokratie, also einer priesterlichen Herrschaft. Diese wurde nicht nur von einer Person ausgeübt, sondern von einem Gremium, das sich offenbar aus Priesterinnen zusammen setzte. Fresken legen diese These nahe.
Funde aus Tempeln und Heiligtümern lassen gemeinsame religiöse Vorstellungen auf ganz Kreta vermuten. Jedoch ist eine endgültige Aussage, ohne die Entzifferung von Texten kaum möglich. Dennoch war offensichtlich Religion die wichtigste verbindende Kraft in der minoischen Gesellschaft.
Multifunktionelle Palaststrukturen gab es lange vor den Palästen der Minoer: z. B. in Mari (Tell Hariri, Nordsyrien, Oberer Euphrat), Beycesultan (Südwest-Anatolien) und Alalakh (Südost-Türkei, bei Antakya).
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Agia Fotia bei Sitia: Prototyp eines minoischen Palastes
Als Vorläufer minoischer Paläste, gilt der Gebäudekomplex in Agia Fotia (Αγία Φωτιά) bei Sitia in der Region Lasithi. Die rechteckige Anlage mit Zentralhof und Zugang im Westen stammt aus der Mittelminoischer Zeit (MM I A). Die Anlage war mit Mauern und Bastionen befestigt. Fast vierzig Wohnräume und Werkstätten gruppierten sich um den Hof. Magazine mit Pithoi wurden nicht gefunden.
Der Komplex von Agia Fotia, sowie der verbreitete Gebrauch von Siegeln zur Administration auf Kreta, setzte die die Existenz einer zentralisierten Wirtschaft voraus. Durch Sammlung und Verarbeitung von verschiedenen Produkten war das Ziel eine Überschussproduktion, die über die Subsistenzwirtschaft hinausging. Gefunden wurden im Areal Stein- und Bronzewerkzeuge, Keramik, Obsidian und Bimsstein.
Agia Fotia zeigt, dass die vorpalastzeitliche Gesellschaft in Kreta am Ende von MM I A (2.000 – 1.900 v. Chr.) bereits erweiterte Kenntnisse in Architektur und Organisation besaß, um den Schritt zu Palaststädten vollziehen zu können. Daraus entwickelte sich in den nachfolgenden Jahrhunderten die mächtigen Hauptstädte der minoischen Kultur: Knossos, Phaistos und Malia.
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Die Architektur eines minoischen Palastes
Typische Merkmale der Architektur eines minoischen Palastes war ein Zentralhof der sich meist in Nord-Süd-Richtung orientierte. Um den Hof lagen einzelne Flügel des Komplexes, die unregelmäßig zu den Randbereichen vorstießen. Daher wirkte die Außenfront nur teilweise geschlossen und monumental.
Wieviel technisches und architektonisches Wissen in den Palästen der Minoer steckte, war an der Außenfassade für einen damaligen Besucher sicherlich nur zu vermuten. Ausgeführt wurden die Anlagen mit erdbebensicheren Quadermauerwerk. Luft- und Lichtschächte mit Treppenhäusern innerhalb der Paläste waren eine weitere Innovation in der minoischen Architektur.
Die Palastdächer waren flach, ihre Ränder mit Kulthörnern verziert. Dieses Aussehen überliefern minoische Fresken. Im Palast von Knossos war der Ostflügel vier oder fünf Stockwerke hoch.
Ein großes Treppenhaus mit Lichthof verband die einzelnen Etagen. Die beiden tiefsten Stockwerke lagen unterhalb des Niveaus des Zentralhofes und glichen das Gefälle aus.
Auf Kreta wurden bislang acht große Palaststädte und vierzehn Städte mit kleineren Palastanlagen entdeckt. Von den Städten mit großem Palast liegen sechs an der Küste, nur zwei im Bergland.
Insgesamt liegen fast alle Palaststädte in Zentralkreta und in der Region Lasisthi im Osten. Nur eine wurde bislang in Westkreta gefunden, die Stadt Kydonia – das heutige Chania.
Bei den kleineren Palaststädten waren nicht immer alle architektonischen Elemente vorhanden. Ihr Anspruch ergab sich aus ihrer Funktion und zentralen Lage.
Dazu zählte auch die Kontrolle des Warenverkehrs mit Verwaltungsystemen, auch dort mit Siegelsteinen und Schriftsystemen. Offenbar standen die kleineren Paläste unter der Herrschaft der größeren Palaststädte.
Polythyra: Mulifunktionale Klimaanlagen in Palästen und Villen
Ein Polythyron (Vieltürer) war eine deckenhohe, doppelflügelige Türe. Polythyra verbanden mehrere Räume miteinander, oder trennten sie wieder. Diese Flügeltüren waren zwischen Holzpfeilern so ausgeführt, dass ein oder mehrere Räume damit miteinander verbunden werden konnten.
Der Vorteil lag darin, dass bei geöffneten Türen die Luft zirkulierte und für ein angenehmes Klima in den heißen Sommermonaten sorgte. Im Winter wurden die Türen geschlossen, um die Wärme der Kohlebecken in den Zimmern halten zu können. Eine wichtige Funktion der Polythyra war die Möglichkeit einzelne Räume zu einer großen Halle erweitern zu können.
Gebäudeteile mit Polythyra werden als Räume oder Hallen mit öffentlichen oder halböffentlichen Veranstaltungen oder Empfängen gedeutet. Die ältesten Polythyra stammen aus dem Palast von Monastiraki im Amarital und aus Akrotiri auf der Insel Santorin. In Knossos wurden ebenfalls Polythyra gefunden. In der „Halle der Doppeläxte“ wurden derartige Flügeltür-Konstruktionen nachgebaut.
Architekturgeschichtlich einzigartig: Die minoische Säule
Weiteres Merkmal der kretischen Palastarchitektur war der Einsatz der minoischen Säule, die in der Fachwelt auch „kretische Säule“ genannt wird. Minoische Säulen dienten zur Abstützung, aber auch als Zierelemente der Räume. In der Architekturgeschichte einzigartig ist, dass sich minoische Säulen nach unten verjüngen.
Ihr Durchmesser ist an den Basen kleiner als am Kapitell. Sie werden von einem wulstförmigen Kapitell und einer Abakus-Platte abgeschlossen. Säulen und Kapitelle in minoischen Palästen und Villen wurden aus Holz angefertigt. Es haben sich nur ihre flachen Steinbasen erhalten.
Der geknickte Treppenlauf von Treppenhäusern mit Lichtschächten wurde durch minoische Säulen gestützt, die auf gestuften Brüstungen standen. Minoische Treppenhäuser zählen zu den grandiosesten Leistungen bronzezeitlicher Architektur. Im Ostflügel des Palastes von Knossos, nahe des Zentralhofes, kann ein solches Treppenhaus bestaunt werden.
Lustralbassin: Der Kultraum wird als Adyton gedeutet
Wichtiges Element in den Palästen und Villen der Minoer war das sogenannte „Lustralbassin“, das sicherlich kultische Funktionen hatte. Derartige Konstruktionen fanden sich nur auf den Inseln Kreta und Santorin. Zu diesen eingetieften rechteckigen Räumen führten abknickende Treppen hinab.
Durch eine Balustrade mit Säulen wurden die Kulträume von angrenzenden Räumlichkeiten getrennt. Die Wände eines „Lustralbassins“ wurden mit Gipsplatten verkleidet und bemalten Stuckschichten verziert. Gegen ihre Nutzung als sakrales Bad spricht das völlige Fehlen von Wasserabflüssen.
Offenbar imitierten die Anlagen Kulthöhlen und dienten als bronzezeitliches Adyton, zur Aufnahme von Gaben an die Götter der Unterwelt. In diesen minoischen Adyta fanden sich verschiedene Kultgegenstände und Gefäße. Fundorte waren z. B. Malia, Phaistos, Zakros, Knossos und Akrotiri auf Santorin.
Raffinierte minoische Wassertechnik in den Palästen
Die Wasserverteilungssysteme in minoischen Palästen und Siedlungen sind bemerkenswert. Im Neolithikum war dieses Wissen noch teilweise unbekannt. Die Minoer erbauten Aquädukte, Zisternen, Brunnen, Sammel- und Verteilungsanlagen (Druckrohrsysteme), Filtersysteme und Springbrunnen. Die fortschrittlichen minoischen Wassermanagement- und Sanitärtechniken beeindrucken bis heute.
Die hydraulischen und architektonischen Funktionen der Wassersysteme waren eines der herausragenden Merkmale der minoischen Zivilisation. Die Systeme waren so fortschrittlich, dass sie mit moderner Wassertechnik verglichen werden können, die sich erst ab Mitte des 19. Jhds. etablierte.
Beispielsweise wurde bei der Kalksteinquelle „Mavrocolymbos“, etwa vierhundert Meter südwestlich von Knossos, ein offenes Aquädukt aus minoischer Zeit gefunden. Die Quelle liegt auf etwa 150 Meter Höhe und transportierte Frischwasser zum Palast in Knossos, der auf einer Höhe von 85 Meter liegt. Tonleitungen und Filter wurden mit Aquädukten an Gebäuden oder mit Zisternen verbunden.
Die Flügelbauten der minoischen Paläste und ihre Funktionen
Die Räume in minoischen Palästen waren nicht entlang einer erkennbaren Achse gegliedert, noch folgten sie symmetrischen Prinzipien. Auf Monumentalität wurde im Palast völlig verzichtet. Diese Palastbauten unterschieden sich fundamental von heutigen Vorstellungen eines Herrschersitzes. Denn in den Anlagen waren sowohl Werkstätten, Magazine, wie auch Heiligtümer integriert.
Westflügel und Zentralhof: Religiöses Zentrum und Magazine
Im Westen eines minoischen Palastes lagen Heiligtümer und Magazine. In großen Pithoi (Tongefäßen) wurden Olivenöl, Wein, Getreide, Honig und Wolle gelagert. Diese Magazine dienten jedoch auch rituellen Zwecken. Dies belegen eingemeißelte „Heilige Symbole“ an den Wänden, wie z. B. die Doppelaxt, sowie die Lage der Magazine in direkter Nachbarschaft zu Kulträumen.
Religiöse Räumlichkeiten wurden ebenfalls mit sakralen Symbolen versehen, die sich z. B. an Steinpfeilern befanden. Die Fassade einer Kapelle im Westflügel von Knossos lag am Zentralhof und war auch von außen zugänglich. Zentralhöfe dienten zur Versammlung der Gemeinde bei religiösen Festen.
Die Orientierung des Zentralhofes in Knossos war nicht zufällig. Der Nordeingang führte in die Stadtviertel. Die südliche Sichtachse des Hofes war bewusst geöffnet und auf das Gipfelheiligtum auf dem Berg Jouchtas (Γιούχτας) ausgerichtet. Das Bergmassiv ist bis heute ein topographischer Bezugspunkt der gesamten Region. Jouchtas war offenbar das wichtigste Bergheiligtum im minoischen Kreta.
Im Obergeschoss der Westfassade von Knossos lag offenbar ein „Erscheinungsfenster“. Dort zeigte sich eine Priesterin beim Vollzug einer Epiphanie den Gläubigen auf dem großen Platz. In allen Zentralhöfen der minoischen Paläste befanden sich Altäre, auf denen auch Opfer vollzogen wurden. Vermutlich wurde auf dem großen Platz auch das Ritual des minoischen Stiersprungs abgehalten.
Die Zentralhöfe der Paläste durchzogen erhöhte Prozessionswege. Auf diesen „Heiligen Wegen“ wurden Gaben zu den Opfer-Altären gebracht. Zusätzlich wurden durch den Verlauf dieser Wege die Festteilnehmer nach Männern und Frauen separiert. Diese rituellen Nutzungen minoischer Prozessionswege überliefern Fresken.
Nord- und Ostflügel: Kultplatz, Werkstätten und Wohnräume
Im Norden eines minoischen Palastes lagen meist Bereiche die Theaterbauten ähneln. In den Palästen von Knossos und Phaistos waren diese gestuften Versammlungsplätze in den Kult integriert. Welche Feste und Zeremonien feierten die Minoer? Die minoische Religion war mit der Natur tief verbunden. Daher wurden vermutlich Vegetationsfeiern, wie z. B. Frühlings- und Ernstefeste abgehalten.
Im Nordtrakt schlossen sich an den Zentralhof große Hallen und Wirtschaftsräume an, die vermutlich zu repräsentativen Zwecken genutzt wurden, z. B. Bankette oder Staatsempfänge. Im Nordosten lagen die Werkstätten der Kunsthandwerker, hier arbeiteten Steinschneider, Schmiede und Töpfer. Die weiteren Bereiche im Osten und Süden der minoischen Paläste lassen keine einheitliche Deutung zu.
Offenbar lagen dort weitere Lagerräume und die Wohngemächer der Herrscher und ihrer Familien. Doch lagen diese offenbar meist in den oberen Stockwerken der Palastanlagen. Aus erhaltenen Darstellungen, wie Fresken, Siegeln oder Modellen, ist die Vielfarbigkeit der Paläste und Wohntrakte überliefert. Dies bestätigen beispielsweise Reste von bemaltem Stuck im Palast von Phaistos.
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Buchtipps & Online-Quellen
- Dartmouth College, Online Publikation, Aegean Prehistoric Archaeology, Lesson 12: Minoan Architecture, The Palaces, Vorlesungsunterlagen von Prof. Jeremy B. Rutter, www.dartmouth.edu
- Online Publikation, The Evolution of Water Supply Technologies in Ancient Crete, Greece, von E. G. Dialynas und Α. Ν. Angelakis, Website: worldwatermuseum.com
- Oxford University Press, The Oxford Handbook of the Bronze Age Aegean, von Eric H. Cline, 2012.
- Dumont Verlag, Kunst Reiseführer Kreta, von Lambert Schneider, 368 Seiten, 4. Auflage, 2011.
- Theiss Verlag, Die Minoer, von Lesley J. Fitton, 208 Seiten mit 118 Abbildungen, Skizzen und Karten,
1. Auflage 2004. - Biering & Brinkmann, Im Labyrinth des Minos. Kreta – die erste europäische Hochkultur, von Harald Siebenmorgen, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums 2001.
- Minoan Crete, Online Publikation, Ayia Photia, von Ian Swindale, Website: minoancrete.com
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das mit der schrift kann auch nicht stimmen, da die amazigh eigentliich nie eine schrift hatten, die ist erst vor 30 jahren ‚erfunden‘ worden, damit die sprache nicht verloren geht und heute auch wieder unterrichtet werden kann…
die berberflagge in der heutigen version stammt auch erst aus den 70er jahren des letzten jahrhunderts
aber sie haben ein altes symbol benutzt, dessen bedeutung ich nicht kenne
das abgebildete symbol (‚was das wohl bedeutet?‘)wird von den amazigh(berbern)nordafrikas verwendet
Hallo Georg,
interessante These. Bin in Wikipedia unter Berbersprachen fündig geworden, deren Sprache nennt sich ⵜⴰⵎⴰⵣⵉⵖⵜ Tamaziɣt. Im berberischen Alphabet kommt das minoische Symbol vor. Doch löst das vermutlich nicht das für mich unklare „Zeichen“ auf dem Foto, das im Palast von Phaistos gefunden wurden. Vermutlich stammt es aus der kretischen Schrift Linear A. Diese Frage wird nur ein Spezialist in diesem Gebiet beantworten können.
Vielen Dank für den Hinweis und viele Grüße, Monika