Inhaltsverzeichnis
- 1 Sasso Pisano: Der Naturlehrpfad „Parco delle Fumarole“
- 2 Monterotondo Marittimo: Der Naturlehrpfad „Le Biancane“
- 3 Vulkanismus in Italien und der Toskana
- 4 Sasso Pisano: Das etruskische Heiligtum „Terme del Bagnone“
- 5 Buchtipps Toskana
- 6 Pinne unsere Tipps in den Colline Metallifere auf Pinterest
- 7 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Die Colline Metallifere in der Toskana sind ein oft übersehenes Naturparadies. Das Mittelgebirge, zwischen Volterra, Siena und Massa Marittima, mit dichten Eichenwäldern ist noch wild und ursprünglich.
Doch wer vermutet hier schon Vulkane? Die Colline Metallifere sind auch für ihren aktiven Vulkanismus und imposanten geothermischen Phänomene eine Sehenswürdigkeit.
Für die Vulkane Italiens ist der Aufprall der Kontinentalplatten von Afrika und Europa verantwortlich. Eine Tour durch die Vulkan-Felder bei Sasso Pisano und Monterotondo Marittimo ist spektakulär.
An den beschilderten Naturlehrpfaden steigen aus zischenden Fumarolen heiße schwefelhaltige Dämpfe auf. Die Magmakammern stehen hier dicht unter der Erdoberfläche.
Aus nächster Nähe können vulkanische Dampfquellen und blubbernde Schlammlöcher beobachtet werden.
Die Erde stößt hier ihren heißen Atem aus. Kleine Geysire und Schlammlöcher gluckern, daneben brodeln kleine Tümpel mit kochendem Wasser.
Die ganze Gegend riecht nach faulen Eiern. Eine dampfende Landschaft aus weißem und rotem Geröll. Ein apokalyptisches Bild. Die Wanderung führt hautnah durch die geothermischen Felder hindurch.
Die aus dem Erdinneren an die Oberfläche tretenden Fumarolen und Schlammlöcher werden in den Colline Metallifere in großem Stil zur Energiegewinnung genutzt.
In Larderello treibt der heiße Wasserdampf Turbinen an, die vom Energiekonzern ENEL mit Kraftwerken in Strom umgewandelt werden. Die Kühltürme der Erdwärme-Kraftwerke arbeiten emissionsfrei.
Als weitere Sehenswürdigkeit im Fumarolen-Gebiet der Colline Metallifere, möchten wir die archäologischen Ausgrabungen etruskischer Thermen bei Sasso Pisano empfehlen.
Sie liegen geheimnisvoll inmitten der Wälder, beim Ortsteil Lagoni del Sasso. Es sind die einzigen bislang entdeckten Badeanlagen der Etrusker aus hellenistischer Zeit.
Einst lagen sie an der antiken Straße zwischen Volterra und dem Val di Cornia. In Sasso Pisano wurde inzwischen ein modernes, biothermisch beheiztes Naturbad „Biolago“ eingerichtet.
Mehr dazu in unserer detaillierten Reisereportage Natururlaub in den Colline Metallifere bei Castelnuovo. Die landschaftliche Schönheit und Harmonie der Natur in den Colline Metallifere, mit dem Bergdorf Castelnuovo di Val di Cecina, hat alle unsere Erwartungen übertroffen. Die paradiesische Stille unter den Eichen am Ferienhaus „Madonna del Piano“ wirkte wie aus der Zeit gefallen.
Sasso Pisano: Der Naturlehrpfad „Parco delle Fumarole“
Von Castelnuovo kommmend, fahren wir am Dorf Sasso Pisano vorbei. Am Ortsrand folgen wir den Wegweisern „Fumarole – Steaming Soil“ an der Hauptstraße SP 49.
Etwas oberhalb der Straße liegt ein Parkplatz mit Infotafel. Der Naturlehrpfad „Parco delle Fumarole“ führt entlang der dampfenden Fumarolen auf Pfaden den Berg hinauf.
Dieses Gebiet hat starke geothermische Aktivitäten wegen der Oberflächen-Nähe seines Magmas, die aus dem Gebiet um den erloschenen Vulkan Monte Amiata stammt.
Es gibt viele eindrucksvolle Stellen mit Dampfaustritten und der Fumarolen. Leider wird der steile Pfad den Berg hinauf nicht oft gewartet. Vormals befestigte Passagen und Treppen sind teilweise abgerutscht.
Besonders schön ist im Areal, das von dichtem grünen Wald und Macchia umgeben ist, der farbliche Kontrast zu den rötlich-weißen Geröllfeldern und gelben Schwefel-Ablagerungen.
Dampfschwaden steigen auf und verwehen im Wind. Schlamm blubbert, es riecht nach nach Schwefel. Mehrere Infotafeln am Naturpfad erklären die geologischen Zusammenhänge. Vorsicht ist geboten! Denn der Boden kann so heiß sein, dass Schuhsohlen schmelzen.
Das heiße Wasser besitzt einen hohen Anteil an Schwefel und Bor. Bereits Etrusker und die Römer nutzten die Mineralien zu medizinischen Zwecken und zur Herstellung von Keramikglasuren.
Wer mag kann über den Bergsattel bis Monterotondo wandern. Die Wanderung wird im Rother Wanderführer „Toskana Süd“ beschrieben. Uns war der Pfad zu abenteuerlich.
Wir sind anschließend zum Parkplatz zurückgekehrt und mit dem Wagen an der SP 62 nach Monterotondo Marittima weitergefahren.
Adresse, Öffnungzeiten und Eintritt
- Adresse: Parco delle Fumarole, Via dei Lagoni, 56041 Sasso Pisano.
- GPS-Koordinaten: 43.168184, 10.858643.
- Öffnungzeiten: Frei zugänglich. Eintritt: Frei.
- Websites: www.lafumarola.it und www.volterratur.it
Monterotondo Marittimo: Der Naturlehrpfad „Le Biancane“
Bei Monterotondo Marittimo liegen die Fumarolen und Geysire „Le Biancane“. Westlich vom Ortskern startet der Naturlehrpfad „Parco Geotermico delle Biancane“ mit vielen Infotafeln.
Dieser führt ebenfalls zwischen dampfenden Geröllfeldern den Berg hinauf. Der Wanderpfad führt über einen Bergpass bis ins benachbarte Sasso Pisano.
Die Name „Biancane“ leitet sich von der weißen Farbe der Felsen ab. Ursache sind Schwefel-Wasserstoff-Emissionen die im Kalkstein chemische Reaktionen auslösen und in Gips verwandeln.
Der Wasserdampf ist etwa 100 Grad heiß und besteht außerdem aus Kohlendioxid, Methan, Ammoniak und Schwefelwasserstoff. Diese Gase sorgen für den Geruch nach „faulen Eiern“.
Das Gebiet im Geothermischen Park nicht nur geologisch interessant, sondern dient auch als Energiequelle. Dabei werden die borhaltigen Fumarolen genutzt.
Seit dem frühen 19. Jhd. wurde Borsäure aus schwefelhaltigem Wasser gewonnen. Die Temperaturen erreichen in der Tiefe etwa 200 Grad, bis sie zur Oberfläche gelangen sind es noch etwa 100 Grad.
Im unteren Teil befindet sich die imposante „Lagone naturale“. Dieser graue Vulkankrater wird durch Thermalwasser gespeist, das vom darüber liegenden Berg herab fließt.
Das Wasser wird durch heißen Dampf im Kraterboden erhitzt, und erreicht Temperaturen von 100 bis 150 Grad. Manchmal wird das heiße Wasser zu einem mehrere Meter hohem Geysir hochgedrückt.
Das an der Westseite gelegene Geothermie-Kraftwerk von ENEL erzeugt emissionsfreien Strom mit einer Leistung von 10 MW. Dabei wird heißer Dampf in Turbinen geleitet. Das Kondenswasser wird danach gekühlt und erneut in den Untergrund eingespritzt.
Besonders lohnend ist ein Besuch des Parco Geotermico delle Biancane in den kühleren Jahreszeiten. Dann verwandeln dichte Dampfschwaden die vulkanische Landschaft.
Adresse, Öffnungzeiten und Eintritt
- Adresse: Parco Geotermico delle Biancane, Piazza F. de Larderel, 58025 Monterotondo Marittimo.
- Öffnungzeiten: Jederzeit zugänglich. Eintritt: Frei.
- Websites: www.turismomonterotondomarittimo.it und www.volterratur.it
- Pdf-Flyer zum Download mit Infos zum geothermischen Gebiet in Sasso Pisano und Monterotondo Marittimo, (italienisch, englisch): Le Terrefumanti
Vulkanismus in Italien und der Toskana
In Italien treffen die Kontinentalplatten von Afrika und Europa aufeinander und sind daher für den Vulkanismus verantwortlich. In Italien gibt es vier große Vulkan-Provinzen:
Die Vulkane Italiens konzentrieren sich auf die Toskana, den Golf von Neapel in Kampanien, die Liparischen Inseln und den Ätna auf Sizilien.
In folgenden Kapitel beschreiben wir die Merkmale von Fumarolen, Molfetten und Geysiren. Der Vulkanismus in den Colline Metallifere stammt aus den Magmakammern des Monte Amiata.
Der Monte Amiata ist Teil eines Vulkangürtels. Dieser erstreckt sich von der Toskana in Mittelitalien bis zum Monte Vulture in der Basilikata in Süditalien.
Der Vulkan Monte Amiata und die Colline Metallifere
Der höchste Berg der Toskana ist mit 1.738 Metern der erloschene Vulkan des Monte Amiata. Sein Lavadom ist, nach dem Ätna mit 3.330 Metern, der zweithöchste Vulkan Italiens.
Die letzten Ausbrüche des Monte Amiata fanden vor 180.000 Jahren statt. Bis in die Colline Metallifere im Westen macht sich der Monte Amiata bemerkbar.
In den Colline Metallifere bricht die Erde immer wieder auf und gibt Fumarolen und Geysire frei. Das Gebiet um den Monte Amiata ist geothermisch äußerst aktiv.
Die heißen Quellen werden zur Stromgewinnung in geothermischen Kraftwerken genutzt. Das Gebiet des Monte Amiata sticht durch üppige Vegetation im kargen Süden der Toskana hervor.
Auch für das häufige Auftreten von Thermalquellen im Süden der Toskana ist der erloschene Vulkan des Monte Amiata verantwortlich.
Was ist eine Fumarole?
Fumarolen sind Felsspalten aus denen vulkanische Gase und heißer Wasserdampf entweichen. Ihre Temperaturen sind hoch, sie liegen zwischen 200 und 800 Grad.
Die Bezeichnung Fumarole stammt vom lateinischen Wort „Fuma“ für Rauch. Mineralien lagern sich bei Abkühlung am Rand der Fumarolen als auffällige Kegel ab.
Besonders häufig ist dabei Schwefel. Unter einer Fumarole befindet sich eine Magmakammer.
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Was ist eine Mofette?
Im Prinzip ist eine Mofette der Fumarole ähnlich, nur ist sie relativ kühl. Nur selten erreicht eine Mofette hundert Grad. Ihre Bezeichnung stammt vom italienischen „Moffetta“ für muffiger Geruch.
Mofetten enthalten verschiedene Gase. Die sind z. B. Kohlenstoffdioxid, Methan und Schwefelwasserstoff. Das sie umgebende Gestein können sie chemisch verändern.
Mofetten können nach Regenfällen Schlammtöpfen ähneln.
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Was ist ein Geysir?
Ein Geysir ist eine heiße Quelle, die ihr Wasser gewissen Zeitabständen in Fontänen auswirft. Die Bezeichnung Geysir stammt vom dem isländischen Wort „Geysa“ für wild strömend.
Geysire haben einen tiefen Schlot, der an der Oberfläche in ein Becken einmündet. Sie werden durch Grundwasser vulkanischen Ursprungs gespeist.
Der Krater „Lagone naturale“ in Monterotondo Marittimo ist ein Geysir.
Larderello: Vulkankrater, Pipelines und Kraftwerke
Um Larderello dem Nachbarort von Castelnuevo di Val di Cecina, haben sich Vulkanfelder gebildet. Inzwischen sind es zwölf vulkanische Krater mit einem Durchmesser von 30 bis 250 Metern.
Der größte ist der Lago Vecchienna. Dieser entstand im Jahr 1282 durch eine seismische Dampfexplosion, dabei wurde das Gebiet mit einer dicken Schicht Vulkanasche bedeckt.
Heute werden die Vulkanfelder vom Energiekonzern ENEL zur Erzeugung von Strom genutzt.
Sasso Pisano: Das etruskische Heiligtum „Terme del Bagnone“
Bereits in der Antike waren die Thermalquellen in der Umgebung von Sasso Pisano bekannt. Durch den Ort die Hauptstraße SP 49 ins Val di Cornia hinein fahren.
Etwa 1,5 Kilometern nach dem ENEL-Kraftwerk kommt eine Gabelung. Dort den Schildern „Area archaeologica Il Bagno“ nach links folgen (siehe GPS-Koordinaten unten).
Die unbefestigte Straße führt etwa einen Kilometer nach Norden den Berg hinauf.,Kurz vor dem Ziel liegt rechts die ehrwürdige Bauernhof-Ruine Podere il Bagno.
Danach am Feldweg rechts halten. Dann sind die etwas versteckt liegenden Ausgrabungen „Terme del Bagnone“, oder auch „Complesso Sacro Termale Etrusco e Romano“, erreicht.
Die Fundstätte ist aus Kostengründen geschlossen. Auch sollen die Ausgrabungen weiter fortgesetzt werden. Durch die Umzäunung gelingen dennoch einige Einblicke.
Der imposante etruskische Thermenkomplex war gleichzeitig ein Heiligtum, mehrere hundert Quadratmeter groß und wurde ab dem 2. Jhd. v. Chr. erbaut.
Nach etwa hundert Jahren wurde die Anlage durch ein Erdbeben schwer beschädigt und wieder aufgebaut. Damals gehörte Etrurien bereits zum römischen Imperium.
Im Areal wurden 64 Bronzemünzen gefunden, die auf das 3. Jhd. v. Chr. datieren. Die Anlage blieb bis ins 4. Jahrhundert in Betrieb. Dann wurde sie offenbar durch einen Erdrutsch zerstört.
Ein erster Hinweis auf etruskische Ruinen erbrachte ein im Gelände entdeckter Dachziegel mit der Aufschrift Spural Huflunas (Spural = Die Stadt). Diese war von Handwerkern in den Ziegel eingestempelt worden. Ein Hinweis, das der Komplex einst ein öffentliches Gebäude war.
Seit 1985 wurden archäologische Ausgrabungen ausgeführt. Es sind die einzigen bislang entdeckten etruskischen Badeanlagen aus hellenistischer Zeit.
Die ganze Anlage war gleichzeitig ein Heiligtum, wie Funde von Statuetten der Göttin Minerva belegen. Zahlreiche Fundstücke, darunter Terrakotta-Badewannen, werden im 2006 eingerichteten Antiquarium von Sasso Pisano gezeigt. Besuche im Museum nach Voranmeldung.
Der Standort der Therme wurde in der spätrömischen Straßenkarte Tabula Peutingeriana, aus dem 4. Jhd. nachgewiesen. Dort wurde sie unter „Acqua Volaterrae e Acqua Populaniae“ verzeichnet.
Die schwefelhaltigen Thermalquellen, die einst die Bäder speisten, gibt es bis heute. Das etwa 60 Grad heiße Wasser fließt in einem natürlichen Bachbett in der Nähe und kühlt sich dabei etwas ab.
In Becken im Bach kann man sich an einem ein naturnahem Thermalbad freuen. Hierzu sollten Badeschuhe im Gepäck sein. Wer das nicht möchte, besucht das Naturbad „Biolago“ in Sasso Pisano.
Adresse, Öffnungzeiten und Eintritt
- Adresse: Complesso Sacro Termale Etrusco e Romano, Località II Bagnone, 56041 Sasso Pisano.
- Öffnungzeiten: Geschlossen. Einblicke durch die Umzäunung möglich.
- GPS-Koodidinaten: 43.180885, 10.831698
- Websites: www.gasassopisano.it, www.lafumarola.it und www.volterratur.it
- Antiquarium: Museo etrusco „Il Canapaio“, Via dei Lagoni, 56041 Sasso Pisano.
Besuche nur nach Vereinbarung. - Pdf-Flyer zum Download mit Kartenmaterial und Fotos
(italienisch, englisch, deutsch, französisch): castelnuovo-terme-di-bagnone
Buchtipps Toskana
Reiseführer und Rezeptbuch
- Michael Müller Verlag, Reisehandbuch Toscana, 784 Seiten, 18. Auflage, 2018.
- DuMont Reiseverlag, Kunst-Reiseführer Toscana, Das Hügelland und die historischen Stadtzentren, von Klaus Zimmermann, 464 Seiten, 8. Auflage, 2008.
- DuMont Reiseverlag, Kunst-Reiseführer, Das etruskische Italien, Kunststätten und Nekropolen der Etrusker, 424 Seiten, von Robert Hess und 1990.
- CreateSpace Publishing, Das Toskana-Lesebuch: Impressionen und Rezepte aus dem Land von Kunst und Genuss, von Almut Irmscher, 212 Seiten, 1. Auflage, 2012.
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Wanderführer und Kartenmaterial
- Bergverlag Rother, Wanderführer Toskana Süd, 176 Seiten, 7. Auflage, 2016.
- Michael Müller Verlag, Toscana MM-Wandern Wanderführer, 204 Seiten, 2. Auflage, 2017.
- Wanderkarte (italienisch) Edition Multigraphic 723, Costa Livornese – Colline Metallifere, 1:50.000
- Wanderkarte (italienisch) Selca Edizioni di Firenze, Colline Metallifere – Carta Turistica, 1:50.000
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Toskana: Fumarolen und Geysire in den Colline Metallifere