Zitate aus der Antike: Lupus in fabula – Der Wolf in der Fabel


Griechische und lateinische Zitate, Redewendungen oder Geflügelte Worte kennt jeder. Doch selten sind ihre Urheber, noch seltener der Zusammenhang und die Bedeutung bekannt. In unserer Blog-Serie „Zitate aus der Antike“ stellen wir euch regelmäßig ein Zitat vor. Dieses soll dazu einladen ein wenig über das zu Sinnieren was dahintersteckt. Für Freunde der Antike und alle historisch-sprachlich Interessierten.

Zitate aus der Antike: Lupus in fabula - Der Wolf in der Fabel - wolf-landscape_ol - Der lateinische Ausdruck Lupus in fabula drückt das Erstaunen über das unverhoffte Auftauchen einer Person aus, über die soeben gesprochen wurde. Der sprichwörtliche Wolf in der Fabel erscheint unerwartet wenn man von ihm spricht.

Die Phrase „Lupus in fabula“ drückt Erstaunen über das Auftauchen einer Person aus, über die man gerade spricht. Der sprichwörtliche „Wolf in der Fabel“ erscheint unerwartet wenn man von ihm redet.

Lupus in fabula“ – Der Wolf in der Fabel

Im siebten Teil unserer Serie „Zitate aus der Antike“ beschäftigen wir uns der lateinischen Redewendung Lupus in fabula. In Rom existierte anscheinend der Aberglaube, dass der Wolf kommt, wenn man von ihm spricht. Offensichtlich war Lupus in fabula, oder auch Lupum in sermone, eine gängige Phrase die auch in Werken von mehreren antiken Autoren überliefert ist. Diese waren Terenz in seiner Kömödie „Adelphoe“, Plautus in seiner Kömödie „Stichus“ und Cicero in seinen Attikus-Briefen.

Der Ausdruck Lupus in fabula spielt mit der Doppelbedeutung der lateinischen Bezeichnung „Fabula“, das sowohl „Fabel“ als auch „Unterhaltung“ bedeuten kann. Die Phrase drückt das Erstaunen über das unverhoffte Auftauchen einer Person aus, über die soeben gesprochen oder gelästert wurde.

Übersetzt lautet die lateinische Redewendung Lupus in fabula:

  • (Wie) der Wolf in der Fabel.
  • (Er ist) der Wolf in der Fabel.
  • Der Wolf als Gegenstand des Gesprächs
  • Der Wolf vom dem die Rede ist.

Gemeint ist damit: Wenn eine Person in einer Gesellschaft auftritt, von der soeben die Rede war. So legt die Gegenwart dieser Person der Gesprächsrunde sofortiges Stillschweigen dazu auf.

Dies entspricht der deutschen Redewendung „Wenn man des Teufels nennt, schon kommt er gerennt“ oder auch der Variante „Mal den Teufel nicht an die Wand.“ Möglicherweise liegt der Phrase eine abergläubische Vorstellung zugrunde: Eine Person die man fürchtet, wird durch das Aussprechen ihres Namens ungewollt herbei gerufen.

Der sprichwörtliche Wolf in der Fabel erscheint unerwartet und überraschend wenn man von ihm spricht. So wie der Teufel der kommt, wenn man ihn nur erwähnt. Oder der Wolf im Märchen „Rotkäppchen“, der alles verschlingt. Fabeltiere verkörpern immer menschliche Listen, Tugenden und Laster.


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Lupus in fabula: In der Kömödie „Stichus“ von Plautus

Beim römischen Autor Titus Maccius Plautus (254 – 184 v. Chr.), auch Plautus genannt, unterhalten sich in seinem Werk Stichus die Akteure Pamphilus und Epignomus über den abwesenden Antiphon, ob sie ihn zum Essen einladen sollen oder nicht. Als dieser unverhofft herannaht sagt Epignomus:

  • (Original) Dicit Epignomus: „Atque eccum tibi lupum in sermone: Praesens esuriens adest.“
  • (Übersetzung) Epignomus sagt: „Nun sieh dir den Wolf an, von dem man spricht: Schon ist der Hungrige da.“

Quelle: Plautus, Stichus, Akt 4, Szene 1, 577


Lupus in fabula: In der Komödie „Adelphoe“ von Terenz

Beim römischen Autor Publius Terentius Afer (195 – 159 v. Chr.), auch Terenz genannt, unterhält sich in der Komödie Adelphoe (dt. Die Brüder) Ctesipho mit seinem Sklaven Syrus über Ctesiphons Vater. Der Sohn hofft, der Vater möge noch möglichst lange fortbleiben. Plötzlich hält Syrus mitten im Gespräch inne, da er den im Raum anwesenden Vater bemerkt:

  • (Original) Dicit Syrus: „… Em tibi autem! Ctesipho: Quidnam est? Syrus: Lupus in fabula.“
  • (Übersetzung) Syrus sagt: „… Sieh dich vor! Ctesipho: Was ist denn los? Syrus: Der Wolf, von dem man spricht.“

Quelle: Terenz, Adelphoe, Akt 4, Szene 1, 21


Lupus in fabula: In Ciceros Attikus-Briefen

Der römische berühmte Anwalt und Autor Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v. Chr.) schreibt in einem seiner Attikus-Briefe (Epistulae ad Atticum):

  • Original: „De Varrone loquebamur: Lupus in fabula. Venit enim ad me.“
  • Übersetzung: „Wir sprachen über Varro, der Wolf in der Fabel. Er kam nämlich zu mir“.

Dies zeigt deutlich wie scherzhaft man damals den Ausdruck Lupus in fabula gebrauchte. Der Universalgelehrte Marcus Terentius Varro (116 – 27 v. Chr.) war nämlich ein guter Freund von Cicero und in keinster Weise eine bedrohliche Heimsuchung.

Quelle: Cicero, Epistulae ad Atticum, 13, 33, 1


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Der Ursprung von „Lupus in fabula“

Der Ursprung von Lupus in fabula sind offenbar Fabeln von Äsop, einem antiken griechischen Dichter des 6. Jahrhunderts v. Chr. In „Der Wolf und die Amme“ droht die Amme einem quengelndem Kind, wenn es nicht still sei, werde sie es dem Wolf zu fressen geben. Als tatsächlich ein Wolf erscheint, um sich das Kind zu holen, ruft die Amme jedoch die Hunde herbei und diese vertreiben den Wolf.

Die Fabel „Der Hirtenjunge und der Wolf“ handelt von einem Hirtenjungen, der aus Langeweile „Der Wolf!“ ruft, um zu sehen, wie die Dorfbewohner herbeieilen. Als später wirklich ein Wolf kommt und der Junge wieder ruft, kommt ihm niemand mehr zu Hilfe und der Wolf tötet seine Herde.


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Zuletzt aktualisiert am 8. August 2022 um 12:18 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

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Zitate aus der Antike: Lupus in fabula – Der Wolf in der Fabel
Beschreibung:
Blog-Serie Teil 7: Zitate aus der Antike: Lupus in fabula - Der Wolf in der Fabel. Der „Wolf in der Fabel“ erscheint unerwartet wenn man von ihm redet.
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Reise-Zikaden Reiseblog
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Monika Hoffmann

schreibt Foto-, Natur- und historische Reportagen aus Griechenland, Italien, Österreich, Deutschland mit Schwerpunkt München und Bayern. Passion auf Reisen: Geschichte und archäologische Plätze. Spezialgebiete: Ur- und Frühgeschichte & Antike Hochkulturen. Die Fotografin, Redakteurin, Köchin, Naturfreundin liebt Griechenland, Italien und ihre Heimat Oberbayern: Über die Geschichte bis zu Musik, Literatur, Filmkunst.

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