Griechische und lateinische Zitate, Redewendungen oder Geflügelte Worte kennt jeder. Doch selten sind ihre Urheber, noch seltener der Zusammenhang und die Bedeutung bekannt. In unserer Blog-Serie „Zitate aus der Antike“ stellen wir euch regelmäßig ein Zitat vor. Dieses soll dazu einladen ein wenig über das zu Sinnieren was dahintersteckt. Für Freunde der Antike und alle historisch-sprachlich Interessierten.
Pro domo“ – Für das eigene Haus
Den römischen Politiker und Anwalt Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v. Chr. ) machten seine rhetorisch glänzenden Reden berühmt. Doch gerade diese verschafften ihm aber auch viele Feinde. Mitte März 58 v. Chr. musste Cicero seine Heimat Italien verlassen und ging in die Verbannung. Diese verbrachte er in der griechischen Stadt Thessaloniki und in der Stadt Dyrrhachium, im heutigen Albanien. Während seiner Abwesenheit wurde Cicero, von seinem langjährigen Feind dem Volkstribun Publius Clodius Pulcher (um 92 – 52 v. Chr.), enteignet. Seine Landgüter wurden geplündert und zerstört, sein Wohnhaus auf dem Palatin niedergebrannt.
Im Anschluss ließ Pulcher die Reste von Ciceros Villa auf dem Palatinshügel abreißen und auf einem Teil des Grundstücks einen Tempel für die Göttin Libertas (lateinisch: Freiheit) errichten. Nachdem Cicero Anfang August 57 v. Chr. ehrenvoll aus seinem Exil nach Rom zurückgekehrt war, protestierte er in seiner Rede im Prozess um die Rückgabe seines wertvollen Grundstücks auf dem Palatin.
Das Pontifikalkollegium sollte über die Rechtmäßigkeit der Enteignung unter Volkstribun Pulcher entscheiden. Ciceros Prozessrede „De domo sua ad pontifices“ (Für das eigene Haus, an das Pontifikalkollegium) im September 57 v. Chr. war eine erfolgreiche Maßnahme. Er konnte die Rückgabe seines Grundstücks erwirken. Staatsrechtlich betrachtet war dies seine bedeutendste Rede. Seitdem geht die lateinische Redewendung „Pro domo“ (Für das eigene Haus) auf den Titel der Rede von Marcus Tullius Cicero zurück. „Pro domo“ wurde zu einen Schlagwort für ein Plädoyer „In eigener Sache“ und ist es bis heute.
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Wer war Cicero?
Marcus Tullius Cicero, (geboren am 3. Januar 106 v. Chr. in Arpinum, gestorben am 7. Dezember 43 v. Chr. bei Formiae), war ein römischer Politiker, Anwalt, Schriftsteller, Philosoph. Im Jahr 63 v. Chr. war er Konsul, das höchste Staatsamt in der Römischen Republik. Cicero war der bedeutendste Redner Roms und einer der besten Rhetoriker der römischen Antike. Cicero kann als Universalgelehrter bezeichnet werden, wie beispielsweise Goethe. Sein Name wurde damals Kikero ausgesprochen.
Über keine andere Person aus der Antike sind wir heute so gut informiert wie über Cicero. Vor allem wegen seiner umfangreich erhaltenen Briefe. Als Redner war Cicero umfassend ausgebildet worden. Seinen philosophischen Schriften verdanken wir heute die Kenntnis vieler Inhalte des griechischen Denkens. Ciceros Sprachstil galt schon in der Antike als Ideal des klassischen Lateins.
Der Feldherr und Politiker Gaius Iulius Caesar (100 – 44 v. Chr.) und Cicero waren etwa gleich alt. Ihr Leben spielte sich vor dem Hintergrund des römischen Bürgerkrieges ab. Die Bürgerkriege begannen 133 und endeten 30 v. Chr. In diesem Zeitraum geriet die Republik in eine schwere Krise geriet und ging unter. Enteignungen, Morde und Terror gehörten damals in Rom zum politischen Tagesgeschäft.
Die Gegnerschaft der beiden römischen Politiker war vorgegeben: Cicero war Verfechter der Res publica mit Werten wie Freiheit, Gesetz und Recht. Seine Waffe waren Worte: Cicero kämpfte für freie Meinungsäußerung und gegen diktatorische Tendenzen im römischen Staat. Caesar hingegen glaubte an die Macht eines Einzelnen – einem Diktator unterstützt durch das Militär. Cicero stand daher keineswegs auf der Seite Caesars, am Attentat auf ihn war er aber nicht beteiligt.
Nach Caesars Tod begünstigte Cicero dessen Erben Oktavian (später Kaiser Augustus, 63 v. Chr. – 14 n. Chr.). Er entschied sich gegen Caesars natürlichen Nachfolger, den Feldherrn Marcus Antonius (um 86 – 30 v. Chr.). Als dieser im Jahr 43 v. Chr. im Reich die Oberhand gewann, ließ er von seinen Schergen Cicero brutal ermorden. Sein abgeschlagener Kopf und Hände wurden auf dem Forum Romanum ausgestellt, auf dem er mit glänzenden Reden einst seine größten Erfolge errungen hatte.
Die geschichtliche Bedeutung von Marcus Tullius Cicero liegt nicht in der Politik, sondern auf dem Gebiet der Sprache und Literatur. Cicero ist durch seine Reden, aber auch durch seine philosophischen und rhetorischen Schriften bekannt. Diese gelten noch immer als Muster der lateinischen Sprache, sind historische Dokumente und autobiographische Zeugnisse aus der Antike.
Prodomo: Ein Markenname der Moderne
Wer in Deutschland kennt den Namen dieses Kaffees nicht? Dallmayr prodomo, von Alois Dallmayr Kaffee in München, gibt es bereits seit Anfang der 1960er-Jahre. Der Begriff „Pro domo“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „für das (eigene) Haus“, oder auch frei übersetzt „Sich selbst etwas Gutes tun“. Den Geschmack von Prodomo-Kaffee prägen Arabica-Bohnen aus dem Hochland im Süden Äthiopiens, der Urheimat des Kaffees. Mein Fazit: Kaffeetrinken macht schlau!
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Unsere Buch-Tipps
Von Marcus Tullius Cicero
- Marcus Tullius Cicero, De re publica – Vom Staat, Reclam Verlag, Stuttgart 2013
- Marcus Tullius Cicero, Über den Redner – De oratore, Artemis und Winkler Verlag, 2007
- Marcus Tullius Cicero, Gespräche in Tusculum, Artemis und Winkler Verlag, 2003
- Marcus Tullius Cicero, Commentariolum petitionis – Empfehlungen zur Bewerbung um das Konsulat, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2001
Historische Romane
- Robert Harris, Imperium: Cicero, Band 1, Taschenbuch, Heyne Verlag, 2015
- Robert Harris, Titan: Cicero, Band 2, Taschenbuch, Heyne Verlag, 2015
- Robert Harris, Dictator: Cicero, Band 3, Taschenbuch, Heyne Verlag, 2017
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