Inhaltsverzeichnis
- 1 Geschichte der Saalburg: Von Erdschanzen zum Steinkastell
- 2 Rundgang durch das Römerkastell Saalburg
- 2.1 Vallum, Agger & Fossa: Mauern, Wälle und Gräben
- 2.2 Portae: Kastelltore mit Doppeltürmen
- 2.3 Horreum: Speichergebäude für Getreide
- 2.4 Principia: Hauptgebäude für Stab, Verwaltung & Religion
- 2.5 Fabrica: Die Werkstätten
- 2.6 Centuriae: Barracken der Legionäre
- 2.7 Panificium: Brotbacken im römischen Kuppelofen
- 3 Das Saalburg-Museum
- 4 Einkehr-Tipp: Museumscafé Taberna
- 5 Sehenswürdigkeiten außerhalb von Kastell Saalburg
- 6 Anfahrt zur Saalburg
- 7 Adresse, Öffnungszeiten, Eintritt
- 8 UNESCO-Welterbe: Obergermanisch-Raetischer Limes
- 9 Quellen
- 10 Unsere Buchtipps
- 11 Pinne den Ausflug zu Kastell Saalburg auf Pinterest
- 12 Hessen: Ausflug zum Römerkastell Saalburg bei Bad Homburg
- 13 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Wer kommt mit zu einem Ausflug in die Antike mitten in Deutschland? Einmalige Einblicke bietet das römische Kastell Saalburg im Taunus bei Frankfurt am Main. Im Reisebericht Hessen: Ausflug zum Römerkastell Saalburg bei Bad Homburg beschreiben wir das einzige komplett rekonstruierte Römerkastell der Welt.
Mit dem Obergermanisch-Raetischen Limes gehört Kastell Saalburg im Rhein-Main-Gebiet seit 2005 zum UNESCO-Welterbe. Das Kastell am Saalburgpass zwischen Wetterau und Usinger Becken liegt bei Bad Homburg auf dem Taunuskamm im grünen Herz von Hessen und ist ein großartiges Ausflugsziel.
In den Austellungsräumen der rekonstruierten antiken Gebäude bieten faszinierende Funde aus dem Kastell eine außergewöhnliche Reise in römische Lebenswelten. Im Archäologischen Park warten außerdem die Ruinen eines römischen Dorfes mit Badehaus und Gasthof auf Entdecker.
Nicht die Samniten, nicht die Karthager, nicht die Gallier, nicht die Spanier, nicht einmal die Parther haben uns so oft herausgefordert wie die Germanen. Ja, gefährlicher noch als die Macht der Arsakiden ist dieses Volk mit seinem Freiheitswillen.“
Publius Cornelius Tacitus (56 – 120), römischer Senator und Historiker
Auf Initiative von Kaiser Wilhelm II. von Preußen (1849 – 1941) wurde Kastell Saalburg ab 1897 wieder aufgebaut. Die antike Bezeichnung des Kastells (Castra) am Taunuskamm ist unbekannt. Der Name „Saalburg“ taucht erst 1604 auf. Vermutlich vom fränkischen Begriff „Sala“ (große Halle) abgeleitet.
Nördlich der Saalburg verlaufen Abschnitte des Obergermanisch-Raetischen Limes mit Wällen und Gräben die gut erhalten sind. Dort wurden Teile der römischen Grenze originalgetreu rekonstruiert.
Lest dazu im Blog: Hessen – Der Keltenfürst vom Glauberg – Weltweit einzigartig! Am Glauberg in der Wetterau entstand während der Latènezeit im 5. Jhd. v. Chr. ein keltischer Kultbezirk mit Tumulusgräbern und Prozessionswegen. Dort wurde, neben unversehrten Krieger-Bestattungen, die weltweit einzigartige Statue eines Keltenfürsten entdeckt – heute der Star im Museum Keltenwelt am Glauberg.
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Geschichte der Saalburg: Von Erdschanzen zum Steinkastell
Seit vorgeschichtlicher Zeit verlief ein Handelsweg von der Flussmündung der Nidda bei Frankfurt-Höchst auf den Taunuskamm (auch Saalburgpass). Der Standort von Kastell Saalburg war strategisch und verkehrsgeographisch bedeutungsvoll. Heute führt die Bundesstraße 456 über den Taunus.
Kastell Saalburg gehörte zur römischen Provinz Germania superior. Die ältesten Befestigungsanlagen am Taunuspass waren im 1. Jhd. zwei Kleinkastelle, sogenannte Erdschanzen.
In der Regierungszeit von Kaiser Trajan (53 – 117) wurde das Numeruskastell aus Holz-Erde für eine Legionsabteilung (Vexillatio) von etwa 150 bis 200 Mann (zwei Centurien) errichtet.
Um 135 wurde die berittene Kohorte Cohors II Raetorum civium Romanorum equitata von Kastell Butzbach im Wetteraukreis zum Kastell Saalburg am Taunuskamm verlegt.
In der Regierungszeit von Antoninus Pius (86 – 161) erbaute diese Kohorte das Holz-Steinkastell. Die Einheit stand unter dem Kommando von Mogontiacum (Mainz), der Hauptstadt von Germania superior.
Die Legionäre dieser Kohorte waren einheimische Hilfstruppen (Auxiliareinheiten) und wurden aus römischen Bürgern rekrutiert. Diese Auxiliareinheit ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.
Anfang des 3. Jhds. entstand das Steinkastell, dabei wurden im Schwerpunkt die Befestigungsmauern erneuert. Diese letzte Ausbauphase war Vorlage für die heutigen Rekonstruktionsbauten.
- Vexillationskastelle: Zwei Erdschanzen mit Flechtwerk. Erbaut spätestens 83 – 90. Nutzung bis Anfang 2. Jhd. Fläche 0,16 und 0,2 ha. Besatzung: jeweils 80 Mann. Imperator: Domitian, Nerva.
- Numeruskastell: Holz-Erdekastell, Erbaut Anfang 2. Jhd. Nutzung bis 135. Fläche 0,7 ha. Besatzung: 150 bis 200 Mann. Imperatoren: Trajan, Hadrian.
- Kohortenkastell: Holz-Steinkastell. Erbaut um 135. Nutzung bis Anfang 3. Jhd. Fläche: 3,2 ha. Auxiliareinheit: Cohors II Raetorum civium Romanorum equitata, 600 Mann (480 Mann Infanterie, 120 Kavallerie). Imperatoren: Hadrian, Antoninus Pius bis Caracalla.
- Kohortenkastell: Steinkastell. Erbaut Anfang des 3. Jhds. Brände 240/50 und Umbauten. Nutzung bis 270/275. Fläche: 3,2 ha. Auxiliareinheit: Cohors II Raetorum civium Romanorum equitata, 600 Mann (480 Mann Infanterie, 120 Kavallerie). Imperatoren: Caracalla bis Valerian.
Das Kastell diente römischen Grenzsoldaten als Stützpunkt. Eine 600 Mann starke Kohorte (480 Mann Infanterie, 120 Kavallerie) schützte von den Limes im Hochtaunus. Dies geschah durch Legionäre in Wachtürmen und Reiterpatroullien, sowie Kontrollen an den Grenzübergängen nach Germanien.
Um 233 wurde der Vicus durch Germanen zerstört und wieder aufgebaut. Ende des 3. Jhds. (270/275) wurde die Saalburg ohne Kampfhandlungen planmäßig geräumt. Nach Aufgabe des Obergermanisch-Raetischen Limes in dieser Zeit, wurde das inzwischen verfallene Kastell als Steinbruch genutzt.
Mitte des 18. Jhds. erkannte Regierungsrat Elias Neuhof (1724 -1799) aus Bad Homburg römische Schanzen und publizierte seine Ergebnisse. Anfang des 19. Jhds. wurde die Ruine geschützt und Ausgrabungen begannen.
Grundstock zu den Rekonstruktionen des Kastells legte der von Altertum und Archäologie begeisterte Kaiser Wilhelm II. (1849 – 1941). Mit dem Architekten Louis Jacobi (1836 – 1910) aus Bad Homburg fand der Monarch einen ebenso an Antike und Archäologie interessierten Ausgräber und Baumeister.
Von Jacobi stammte auch die Idee für den Wiederaufbau der Saalburg. Wilhelm II. ließ das Kastell Saalburg von 1897 bis 1907 als Museum und Forschungsinstitut rekonstruieren. Feierliche Grundsteinlegung war am 11. Oktober 1900. Auch die Umgebung der Saalburg wurde als Archäologischer Park gestaltet.
Das Kastell und der vicus wurden hauptsächlich von den 1860er Jahren an bis in das Jahr 1934 ausgegraben. Die damalige Grabungsdokumentation und -methodik waren für ihre Zeit vorbildhaft. Man nutzte neue Techniken und Methoden, etwa bei Vermessung, Photogrammetrie oder naturwissenschaftlichen Untersuchungen“.
Dr. Cecilia Moneta, Archäologin und Autorin. Publikation: „Der Limes 10/2016, Heft 1“
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Rundgang durch das Römerkastell Saalburg
Innerhalb von Kastell Saalburg wurden Rekonstruktionen der antiken Gebäude in Stein- und Holzbauweise errichtet: Horreum, Principa, Fabrica, Centuriae. Die Innenausstattungen wurden nach antiken Vorbildern gestaltet. Die Gebäude dienen heute als Museum und Forschungsinstitut.
Die Rekonstruktion der Saalburg orientierte sich am Vorgängerbau mit gemörtelten Steinmauern. Das Steinkastell der letzten Ausbauphase wurde 155/150 erbaut. Das Kohortenkastell besaß vier Doppeltore. Es bedeckte eine Fläche von 3,25 Hekar. Maße: 147 Meter Breite, 221 Meter Länge.
Maximal bis ins Jahr 275 wurde das Römerkastell genutzt. Das heutige Horreum (Speichergebäude) wurde in der Rekonstruktion um etwa das doppelte vergrößert. Die übrigen Bereiche waren in römischer Zeit dicht mit Unterkünften für die Soldaten, Magazinen, Werkstätten und Stallungen bebaut.
Außenmauern und Gebäude waren ehemals auf römische Art weiß verputzt und wirkten anders als die Steinmauern der wilhelminischen Nachbauten. Gut sichtbar ist der Kontrast an der Principia.
Für eine Besichtigung von Kastell Saalburg mit Museum und Rundweg zum Limes, sowie der Außenbereiche (Therme, Mansio, Vicus, Jupitersäule), sollte ein ganzer Ausflugstag eingeplant werden.
Vallum, Agger & Fossa: Mauern, Wälle und Gräben
Die Saalburg war in ihrer letzten antiken Ausbauphase von einer gemörtelten Steinmauer (Vallum) von 4,80 Meter Höhe umgeben. Außen waren diese weiß verputzt und mit Scheinmauerwerk mit roten Fugen bemalt. Ein Beispiel dieser verputzten Mauern liegt an der südöstlichen Außenmauer.
Die Kastellmauern wurden in der Rekonstruktion aus naturfarbenem Taunusquarzit erbaut. Hinter der Befestigungsmauer war eine Erdrampe (Agger) aufgeschüttet. Über diese Rampe gelangten die Soldaten zur Mauerkrone.
Die Ecken der Befestigungsmauern ohne Ecktürme waren abgerundet. Alle vier Tore erhielten Doppeltürme. An der Oberseite waren die Mauern mit Zinnen versehen, deren Abstand zueinander 1,50 Meter betrug.
Die verwendeten Wurf- und Schleuderwaffen (z. B. Speere) der Legionäre benötigten dringend diesen Freiraum. Die ehemalige Ausführung der Zinnen im Saalburg-Kastell belegen archäologische Ausgrabungen.
Der heute sichtbare deutlich engere Abstand der Zinnen wurde auf den expliziten Wunsch von Kaiser Wilhelm II. durchgesetzt und entspricht nicht dem einstigen Zustand.
Vor den Steinmauern lag ein doppelter Spitzgraben (Fossa). Der innere Graben war rund drei Meter tief und acht bis neun Meter breit. Der äußere Graben ebenfalls drei Meter breit und zehn Meter breit.
Vor den Doppeltoren wurden die Spitzgräben meist durch Erdbrücken unterbrochen. Wo dies nicht der Fall war, ermöglichten Holzbrücken den Zugang ins Innere der Anlage.
Portae: Kastelltore mit Doppeltürmen
Das Haupttor des Kastells war die Porta Praetoria im Süden. Das Tor wurde mit einem Mittelpfeiler versehen und ermöglichte dadurch eine doppelte Durchfahrt von jeweils 3,4 Meter Breite. Heute begrüßt die Besucher eine neuzeitliche Bronzestatue des römischen Kaisers Antoninus Pius (86 – 161).
In der Regierungszeit von Antoninus Pius wurde der Limes in den Provinzen Obergermanien und Raetien nach Osten vorgeschoben. Damit erreichte die Gebiete ihre größte räumliche Ausdehnung.
Alle Tore (Portae) wurden mit zwei Tortürmen, aber in unterschiedlichen Breiten ausgeführt. Die Porta Decumana im Norden und wurde mit einer Einzeldurchfahrt von 2,8 Meter Breite versehen.
Die Seitentore der Saalburg, Porta principalis sinistra (links) und Porta Principalis Dextra (rechts), verfügten über Einzeldurchfahrten mit einer Breite von rund 3,8 Metern.
Horreum: Speichergebäude für Getreide
Im Horreum (Speicher- oder Magazingebäude) wurden Lebensmittel gelagert, im Schwerpunkt Getreide. Der Fußboden wurde in römischer Zeit auf Pfeilern aufgeständert, dadurch konnte die Luft besser zirkulieren. Die eingelagerten Vorräte blieben trocken und länger haltbar.
Heute dient das Horreum der Saalburg als Ausstellungsraum. Besucher können die Original-Funde aus Bronze, Eisen, Glas und Keramik der Saalburg-Ausgrabungen und weiterer Kastelle bestaunen.
Themenbereiche: Essen & Trinken, Bauen & Handwerk, Waffen & Ausrüstung, Kleidung & Schmuck, Medizin & Körperpflege, Geldwesen & Religion. Besondere Attraktion: Funde aus Holz und Leder.
Principia: Hauptgebäude für Stab, Verwaltung & Religion
Die Via Praetoria führt nach dem Haupttor direkt zum Eingang in die Principia, dem Stabsgebäude. Die Principia mit Porticus und Innenhof war das Hauptgebäude im Römerkastell Saalburg.
Das Stabsgebäude war auch Zentrum für Verwaltung und Religion. Durch seine Lage am Schnittpunkt der wichtigsten Straßenachsen des Kastells wird die Bedeutung der Principia unterstrichen.
Basilica: Die Große Halle
Die Basilica (Große Halle) lag an der Kreuzung der Lagerstraßen und wurde für verwaltungstechnische, zeremonielle, religiöse und juristische Zusammenkünfte genutzt. Offiziere nutzten die Basilica auch für Versammlungen. Auch Weihealtäre oder Statuen wurden dort aufgestellt.
Die römische Basilica war die Grundform aller Kirchengebäude. Die ersten christlichen Kirchen wurden im Stil zuvor profaner Basiliken gebaut, deren Grundplan zunächst unverändert blieb.
Aedes: Fahnenheiligtum
In der Principia befanden sich die Diensträume des Präfekten, die Tabularia (Schreibstuben der Verwaltung), die Armamentaria (Waffenkammern), sowie das Aedes (Fahnenheiligtum) als Zentrum des Gebäudes. In einem Keller unter dem Heiligtum wurde die Truppenkasse (Aerarium) aufbewahrt.
Praetorium: Haus des Präfekten
Der Praefectus Castrorum (Lagerpräfekt) wohnte im Praetorium, das wie eine Villa der Oberschicht ausgestattet war. Der Kommandant konnte dort mit seiner Familie seinen römischen Lebensstandard beibehalten. In einigen Räumen des Praetoriums befindet sich heute das Forschungsinstitut.
Fabrica: Die Werkstätten
In der Fabrica arbeiteten die Handwerker, die für das Kastell sehr wichtig waren. Die weiß verputzte Fabrica in der Saalburg ist ein Neubau von 2008, die den heutigen Stand der Forschung zeigt.
Die römischen Handwerker wurden Immunes (Gefreite) genannt und waren vom Militärdienst befreit. Die zu jedem Handwerk gehörenden Lagerräume waren die Fabricula.
In der Fabrica arbeiteten Schmiede, Baumeister, Geschütz-, Wagen- und Waffenbauer, Glasmacher, Wasserbau-Techniker, Klempner, Maurer, Kalkbrenner, Holzfäller, Köhler, Bäcker, Köche.
Die Rekonstruktionen zeigen heute in einzelnen Räumen die Arbeitswelt römischer Handwerker, wie beispielsweise Schuster und Schnitzer. Auch eine Garküche wurde nachgebildet.
Centuriae: Barracken der Legionäre
In den Centuriae (Mannschaftsbaracken) hatten die einfachen Soldaten ihre Unterkunft. Eine rekonstruiertes Contubernium (Mannschaftsstube) zeigt die Wohnräume von acht Männern.
Die Stuben bestanden aus zwei Räumen. Im Vorraum lagerte Kleidung und Ausrüstung. Dahinter war der Schlafraum mit Herd zum Kochen und Heizen. Am Kopfende der Barracken wohnten Offiziere.
Panificium: Brotbacken im römischen Kuppelofen
Im nordöstlichen Kastellbereich wurden funktionsfähige Backöfen aus Lehm nachgebaut. Bei Aktionstagen wird dort nach römischen Rezepturen Panificium (Brotbacken) zelebriert.
Die rekonstruierten Kuppelöfen werden mit Holz geheizt und die Glut anschließend aus dem heißen Ofen geholt. Danach werden die Brotlaibe eingeschossen und knusprig gebacken.
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Das Saalburg-Museum
Die archäologischen Funde aus dem Römerkastell Saalburg sind in drei rekonstruierten Gebäuden ausgestellt: Getreidespeicher (Horreum), Kommandantur (Principia) und Werkstätten (Fabricia).
Das Stabsgebäude (Pincipa) mit seiner Großen Halle steht im Mittelpunkt. Um den Innenhof liegen die Ausstellungsräume des Saalburg-Museums. Aus dem Gebiet um den Saalburgpass werden auch Fundstücke aus der Steinzeit, der Bronze- und Eisenzeit und dem frühen Mittelalter gezeigt.
Das Fahnenheiligtum (Aedes) wurde mit Truppenfahnen ausgestattet und nach antiken Vorlagen ausgemalt. Dort flossen Kaiserverehrung, Götterglaube und Heereskult zusammen.
Der Nachbau eines Esszimmers (Triclinium) zeigt Fresken mit mythologischen Szenen. Das Original stammt aus einer Offizierswohnung in Kastell Echzell und befand sich auf einer Fachwerkwand.
Die Ausstellung im Getreidespeicher (Horreum) verdeutlicht mit vielen Exponaten in verschiedenen Schauvitrinen den römischen Lageralltag der Soldaten im Kastell Saalburg.
Highlight im Museum: Der Pferdekopf von Waldgirmes
Ein Highlight im Saalburg-Museum ist der Pferdekopf von Waldgirmes. Entdeckt wurde das Fundstück 2009 auf einem Feld bei Lahnau-Waldgirmes nahe Wetzlar in Mittelhessen.
Seit 2018 wird der Pferdekopf aus vergoldeter Bronze im Saalburg-Museum gezeigt. Offenbar gehörte er zu einem Reiterstandbild, das einst auf dem Forum von Lahnau-Waldgirmes stand. Außer dem Kopf wurde der linke Fuß der Statue und Zaumzeug gefunden wurden.
Produziert wurde die prunkvolle Reisterstatue frühestens im Jahr 4 v. Chr. Vermutlich zeigte sie den römischen Kaiser Augustus (63 v. Chr. – 14). Die Vicus von Waldgirmes und vermutlich auch die Bronzeskulptur wurde nach der Varusschlacht um 9/10 n. Chr. zerstört.
Ähnlich wie der Waldgrimes-Fund: Figurengruppe „Bronzi Dorati“ aus Italien
Während einer Italienreise in die Region Marken hat uns die römische Figurengruppe „Bronzi dorati da Cartoceto di Pergola“ aus vergoldeter Bronze im Museum von Pergola tief beeindruckt. Der antike Aufstellungsort der sechs Skulpturen (zwei Ritter auf zwei Pferden und zwei Frauen) ist bis heute unklar.
Der Pferdekopf von Waldgirmes könnte für die rätselhafte Skulpturengruppe aus Pergola (Provinz Pesaro und Urbino) völlig neue Datierungs- und Identifikationsansätze bieten.
Lest dazu im Blog: Das Geheimnis der Skulpturengruppe von Pergola
Einkehr-Tipp: Museumscafé Taberna
Nach einem ausgiebigen Rundgang durch die Gebäude und Ausstellungen im Römerkastell Saalburg bietet sich eine entspannte Einkehr im Museumscafé Taberna an.
Schwerpunkt ist dort Römische Küche mit Vorspeisen, Suppen, Salaten, Kuchen. Die Rezepte stammen aus dem Kochbuch des Feinschmeckers Apicius (25 v. Chr. – 42).
In der Taberna treffen römische Gerichte auf Schnitzel, Pommes oder Eiscreme. Auch Vegetarier werden fündig. Das Café wurde antik-rustikal dekoriert, mit angenehmen Sitzplätzen im Freien.
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Sehenswürdigkeiten außerhalb von Kastell Saalburg
Um Kastell Saalburg liegen interessante Gebäudereste und Sehenswürdigkeiten, wie Therme, Mansio und Vicus. Wir empfehlen euch den Saalburg-Rundweg, der mit rund 2,5 Kilometer Länge und mehreren Infotafeln bis zum Limes führt. Zusätzlich bietet sich die Besichtigung der Jupitersäule an.
Therme: Das Badehaus
Die Therme (Badehaus) der Saalburg lag im Außenbereich im Westen des Haupttors. Das Kastellbad wurde offenbar gleichzeitig mit dem Holz-Steinkastell um 135 erbaut. Hier lag vermutlich auch das Lazarett (Valetudinarium). Heute sind die Fundamente freigelegt und konserviert.
Usprünglich war die Therme im Reihentyp erbaut. Heißbad (Caldarium), Laubad (Tepidarium) und Kaltbad (Frigidarium) lagen dabei hintereinander. Die Badeanlagen der Saalburg wurden über einen langen Zeitraum genutzt, was durch mehrere Um- oder Erweiterungsbauten belegt ist.
Ein Besuch in der Therme war fester Bestandteil römischen Lebens. Baden in warmen und kalten Becken diente nicht nur der Reinigung und Körperpflege, sondern auch der Geselligkeit, Entspannung und dem Wohlbefinden. Legionäre und Zivilisten aus dem Kastellvicus nutzen das Bäder.
Mansio: Herberge und Straßenstation
Neben der Therme liegen die Fundamente eines großen Gebäudes aus dem 2. Jhd. Die stattliche Ruine wird als antike Mansio (Herberge, Gasthof, Unterkunftshaus) gedeutet.
Dort konnten römische Kuriere und Reisende in teils beheizten Zimmern Übernachten, Speisen und ihre Pferde in Ställen unterbringen. Mansiones dienten dem Postverkehr und dem Pferdewechsel.
Zwischen Therme und Mansio konnte ein Verbindungsgang nachgewiesen werden. Damit konnten Gäste des römischen Gasthofs bequem in die Badeanlagen überwechseln.
Vicus: Die Zivilsiedlung
Römische Soldaten wurden oft von ihren Familien begleitet. Nach Gründung eines Kastells ließen sich Veteranen, Händler, Wirte, Handwerker, Freigelassene und Sklaven gerne in seiner Nähe nieder. Die Soldaten waren willkommene Kundschaft. Mit einem Vicus entstand eine dauerhafte Zivilsiedlung.
Der Vicus der Saalburg mit Häusern, Fundamenten, Kellern und Brunnen wurde teilweise freigelegt und konserviert. In rekonstruierten Streifenhäusern sind Kasse, Kiosk und Museumsshop untergebracht.
In Kastell und Zivilsiedlung am Taunuskamm sollen etwa zweitausend Menschen gelebt haben. Zusätzlich wurden die Reste eines Mithraeums (Tempel des Mithras-Kultes) wieder aufgebaut.
Der Vicus erstreckte sich entlang der Straße nach Süden, die nach rund 14 Kilometern die römische Stadt Nida (Frankfurt-Heddernheim) verband. Nida war Hauptstadt der Region Civitas Taunensium.
Vom Kastell lief die Straße weiter nach Norden und überquerte den Limes. Sie stellte die wichtigste Verkehrsverbindung von Kastell Saalburg mit dem Hinterland und dem freien Germanien dar.
Im 3. Jhd. erreichte der Vicus seine größte Ausdehnung mit 12 Hektar. Inzwischen wird, mit den nicht freigelegten Bereichen der Siedlung, eine Fläche von 15 bis 16 Hektar angenommen.
Das Lagerdorf erstreckte sich an den Ausfallstraßen im Westen, Osten und Süden des Kastells. Nach einem Überfall von germanischen Alamannen im Jahr 233 wurde der Vicus nicht wieder aufgebaut.
Jupitersäule: Denkmal für den höchsten römischen Gott
Im Süden der Saalburg steht im Wald, an der Kreuzung König Wilhelm-Weg und Lindenweg, die über zwölf Meter hohe Jupitersäule. Das Weihedenkmal für den obersten römischen Gott Jupiter ist eine Replik der Jupitersäule aus Mainz, die einst für Kaiser Nero (37 – 68) gestiftet worden war.
Die Säule steht auf einem zweistufigen Sockel und zeigt Abbildungen aus dem gallisch-römischen Götterkreis. Oben auf der Säule steht die Jupiter-Figur aus vergoldeter Bronze.
Die Inschrift überliefert, dass die Einwohner von Mogontiacum (Mainz) die Säule ihrem Gott Jupiter, zu Ehren von Kaiser Nero weihten. Dies geschah nachdem Nero im Jahr 65 einem Attentat entgangen war.
Die Jupitersäule fertigten die gallischen Bildhauer Samus und Severus. Das antike Denkmal datiert auf die Jahre 65 – 67. Die Jupitersäule wurde 1904/05 in der Mainzer Vorstadt wieder entdeckt.
Die etwa 2.000 Bruchstücke aus Kalkstein wurden mühsam wieder zu einer Säule zusammengesetzt. Die Nachbildung erstellte 1912 der Bildhauer Eduard Schmahl aus Mainz.
Von der Statue des Jupiter wurden nur wenige Stücke gefunden. Rekonstruiert wurde sie nach anderen Vorbildern. Das Original der Großen Mainzer Jupitersäule befindet sich heute im Landesmuseum Mainz.
Adresse: Jupitersäule, 61350 Bad Homburg vor der Höhe. 240 Meter südlich des Landgasthofs Jupitersäule (Jupiterstraße 10) mit Parkplatz. GPS-Koordinaten: 50.266038, 8.566662
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Anfahrt zur Saalburg
Mit dem PKW: Von Frankfurt am Main kommend auf Autobahn A5 bis Ausfahrt Bad Homburger Kreuz. Auf Autobahn A661 bis zum Abzweig Oberursel-Nord und auf die Bundesstraße 456 abbiegen.
Die Saalburg liegt an der B 456 zwischen Bad Homburg und Wehrheim im hessischen Hochtaunuskreis. Entfernung Frankfurt Zentrum bis Römerkastell Saalburg: 32 Kilometer.
Öffentliche Verkehrsmittel: Stadtbuslinie 5, Bad Homburg, Haltestelle Saalburg. Taunusbahn, Linie 15, Haltestelle Saalburg/Lochmühle (plus 2,5 km Wanderweg, etwa 30 Minuten Gehzeit).
Adresse, Öffnungszeiten, Eintritt
- Adresse: Römerkastell Saalburg – Archäologischer Park, Saalburg 1, 61350 Bad Homburg v. d. Höhe.
- Öffnungszeiten: März-Oktober, täglich 9 – 18 Uhr. November-Februar, Dienstag – Sonntag 12-16 Uhr.
- Eintritt: Erwachsene 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Kinder und Jugendliche von 6 bis 17 Jahren 3 Euro. Kinder bis 6 Jahre frei. Familienkarte (2 Erwachsene mit Kindern) 14 Euro.
- Kombitickets: Römerkastell Saalburg und Keltenwelt am Glauberg. Erwachsene 9 Euro, ermäßigt 7 Euro. Kinder 3 Euro. Familienkarte 18 Euro.
- Website: www.saalburgmuseum.de
Corona-Maßnahmen: Keine Voranmeldung nötig. Besucherzahl: maximal 500. Mund-Nasenschutz-Pflicht im Museum. Führungen im Außenbereich bis 15 Personen. (Stand: September 2020).
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UNESCO-Welterbe: Obergermanisch-Raetischer Limes
Der Obergermanisch-Raetische Limes verband das Gebiet zwischen Rhein und Donau. Inzwischen zählt die römische Grenzanlage zum UNESCO-Welterbe „Grenzen des Römischen Reiches“.
Mit 550 Kilometern ist der Obergermanisch-Raetische Limes das längste Bodendenkmal nach der Chinesischen Mauer und das größte archäologische Geländedenkmal in Mitteleuropa.
Nach den Kriegen gegen den germanischen Volksstamm der Chatten (83 – 85) plante das Römische Reich Grenzbefestigungen, die von 100 bis 160 umgesetzt wurden. Bis ins 3. Jhd. war der Limes Grenze zwischen Römischen Reich und germanischen Stämmen.
Am Limes standen rund neunhundert Wachtürme. Hinter der Grenze rund hundert Kastelle, drei davon waren Legionslager. Dazu kamen noch hunderte Kleinkastelle mit unter hundert Mann Besatzung.
Der Limes-Wanderweg verläuft von Rheinbrohl am Rhein (Rheinland-Pfalz) bis nach Bad Gögging an der Donau (Niederbayern) und ist einer der bedeutendsten Kulturwanderwege in Europa. Sein Verlauf ist durchgehend markiert und führt durch Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz.
Mehr Infos: Deutsche Limes-Straße
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Quellen
- Nachrichtenblatt der Deutschen Limeskommission, Neue Erkenntnisse zum Kastell
Saalburg, von Cecilia Moneta, 10. Jahrgang, 2016, Heft 1. - wbg Theiss Verlag, Perspektiven der Limesforschung, 5. Kolloquium der Deutschen Limeskommission,
Der vicus der Saalburg – eine Auswertung der alten Grabungsdokumentation, von Cecilia Moneta, 1. Auflage, 2010.
Unsere Buchtipps
- wbg Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Die Saalburgkastelle: Auswertung und Altgrabungen, von
- Nünnerich-Asmus Verlag, Römerkastell Saalburg: Rundgang durch den archäologischen Park, von Carsten Amrhein, Elke Löhnig, Rüdiger Schwarz, 52 Seiten, 3. Auflage 2016.
- Reclam Verlag, Das römische Kochbuch, von Marcus Gavius Apicius
- Nünnerich-Asmus Verlag, Glanz und Alltag – Preziosen aus den Sammlungen des Römerkastells Saalburg, von Carsten Amrhein, Peter Knierriem, Elke Löhnig, 208 Seiten, 1. Auflage 2015.
- Pustet Verlag, Der römische Limes in Hessen: Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes, von Margot Klett,
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