Inhaltsverzeichnis
- 1 Spaziergang durch Regensburg: Auf den Spuren der Römer
- 2 Das Legionslager Castra Regina war die Keimzelle Regensburgs
- 2.1 1. Porta Praetoria: Der Hauptzugang zum Legionslager
- 2.2 2. Castra Regina: Die Nordost-Ecke am Hunnenplatz
- 2.3 3. Römische Lagermauer an der Adolph-Kolping-Straße
- 2.4 4. Die Bauinschrift vom Osttor „Porta Pricipalis Dextra“
- 2.5 5. Parkhaus am Dachauplatz: Antike Lagermauern von Castra Regina
- 2.6 6. Die Lagermauer von Castra Regina im IHK-Gebäude
- 2.7 7. Castra Regina: Archäologische Freizone am Ernst-Reuter-Platz
- 3 Museen mit römischen Funden in Regensburg
Die Geschichte der Stadt Regensburg in der bayerischen Oberpfalz reicht bis in die Zeit der Römer zurück. In der Regierungszeit des römischen Kaisers Marc Aurel (121 – 180) wurde am nördlichsten Punkt der Donau das Legionslager Castra Regina errichtet und dort die III. Italische Legion stationiert.
Das Steinkastell wurde 179 n. Chr. eingeweiht. Das ist durch die erhaltene Bauinschrift auf einer Steintafel überliefert. Die Inschrift war einst über dem Osttor, der Porta Principalis Dextra angebracht.
Die Steintafel kann als „Gründungsurkunde“ von Regensburg verstanden werden. Für die Stadt ein wertvoller Fund. Heute wird die Bauinschrift im Historischen Museum am Dachauplatz ausgestellt.
Zusammenfassend zählt Castra Regina mit der Porta Praetoria, sowie den Resten der Lagermauern, zur eindrucksvollsten bis heute sichtbaren Monumental-Architektur in Süddeutschland.
Die Bedeutung dieser antiken Gebäudereste misst sich nicht nur darin, dass sie sich bis in unsere Zeit erhalten hat. Die Ruinen von Castra Regina sind auch historisch sehr wertvoll.
Das römische Steinkastell in Regensburg war das einzige in der Provinz Rätien. Es war neben der Zivilstadt Augsburg (Augusta Vindelicum) das militärische Machtzentrum der ganzen Region.
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Spaziergang durch Regensburg: Auf den Spuren der Römer
Der Spaziergang „Auf den Spuren der Römer“ führt zu sieben Punkten in der Altstadt von Regensburg. Der Weg verläuft von Norden nach Süden, entlang der Ostmauer des Legionslagers Castra Regina.
Start der Tour ist das Haupttor Porta Praetoria im Norden des Kastells. Alle Fundorte sind frei zugänglich. Wer den Mauerabschnitt in der IHK besuchen möchte ist an Öffnungszeiten gebunden.
Vor Ort befinden sich jeweils Infotafeln mit Abbildungen und Plänen. Die römischen Mauern dienten übrigens bis ins Frühmittelalter des 10. Jhds. als Regensburger Stadtbefestigungen.
Hinweis: Im Westen und Süden der Altstadt sind nur wenige Reste der Außenmauer des Steinkastells erhalten. Diese sind meist in Gebäuden oder Kellern verbaut und nicht mehr sichtbar.
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Das Legionslager Castra Regina war die Keimzelle Regensburgs
Das römische Legionslager Castra Regina wurde ab 171 n. Chr. aus Kalk- und Sandsteinquadern erbaut. Fertiggestellt wurde es 179 n. Chr. in der Regierungszeit von Kaiser Marc Aurel.
Mindestens sieben Jahre Bauzeit haben die Baumeister, Ingenieure, Steinmetze, Legionäre und Arbeiter benötigt. Das Kastell belegte eine Fläche von 450 x 540 Meter und mit vier Toren versehen.
Eingeweiht wurde es durch den Legionskommandeur und Statthalter der römischen Provinz Raetia Secunda. Das römische Legionslager wurde Castra, Legio, Regino oder Reginum genannt.
Die Zivilstadt hieß offenbar Regino oder Reginum und lag im Westen des Steinkastells. Ein römisches Verwaltungshandbuch aus dem 4. Jhd., die „Notitia dignitatum“, überliefert als erstes die Bezeichnung „Castra Regina“.
Die Außenmauern des Legionslagers waren 8 Meter hoch, 2,5 Meter tief und mit 22 Türmen gesichert. Hier war ab 179 n. Chr. die Legio III Italica mit bis zu 6.400 Soldaten fest stationiert.
Die Legion sicherte defensiv die Donaugrenze der Provinz Raetien ab. Spätestens an der Wende vom 4. zum 5. Jhd. wurde die Legio III Italica in sechs Abteilungen aufgespalten. Diese unterstanden je einem Präfekten.
Etwa tausend Legionäre blieben in dieser Zeit weiter in Castra Regina stationiert. Wann die Kontrolle der Römer erlosch ist unbekannt, dies dürfte Ende des 5. Jhds. gewesen sein. Das Ende der Herrschaft ist weitgehend friedlich verlaufen, dies lässt sich am guten Zustand des Kastells ableiten.
Danach wird es für etwa hundert Jahre still um Castra Regina. Erst als Residenz der Bajuwaren, unter den Herzögen der fränkischen Adelsfamilie der Agilolfinger, taucht es im 6. Jhd. wieder in der Geschichte auf. Diese entwickeln Castra Regina zu einer der wichtigsten Städte in Süddeutschland.
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1. Porta Praetoria: Der Hauptzugang zum Legionslager
Die Gasse Unter den Schwibbögen verläuft entlang der Nordmauer bis zur antiken Porta Praetoria. Das einst dreigeschossige Doppeltor ist das Wahrzeichen des römischen Regensburg und der am besten erhaltene Teil des Legionslagers Castra Regina.
Die Porta Praetoria war das Haupttor im Norden. Ihr Gegenstück ist die Porta Nigra in Trier. Bis in 11,50 Meter Höhe ist der Ost-Turm der Porta Praetoria erhalten, einst war er zwanzig Meter hoch. Seine Breite beträgt 6,80 Meter.
Ursprünglich lagen zwischen den beiden Türmen der Porta Praetoria zwei Tore mit einer Innenhöhe von sechs Metern. Aus dem 10. Jhd. wird das erhaltene Tor mit der Bezeichnung „Porta Aquarum“ überliefert.
Bis ins 17. Jhd. wurde es als Stadttor weitergenutzt. In dieser Zeit wurde die Toranlage in die Brauerei des Bischofshofs verbaut. Erst 1885 wurde das Kastelltor bei Bauarbeiten entdeckt und saniert.
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2. Castra Regina: Die Nordost-Ecke am Hunnenplatz
An der Nordost-Ecke des römischen Legionslagers, am heutigen Hunnenplatz/St.-Georgen-Platz, haben sich Mauerreste des Legionslagers Castra Regina erhalten.
Die antiken Quader sind verwittert und zeigen Spuren von mehrfachen Umbauten. Einst stand hier ein vorspringender Eckturm, der heute jedoch kaum mehr auszumachen ist.
Die Nordseite des Kastells war vermutlich nicht mit einem Graben zusätzlich abgesichert. In römischer Zeit floss die Donau nahe der Befestigungsmauer, daher war eine solche Anlage wohl überflüssig.
An der Westseite des einstigen Kastells wurden mehrere Bauteile (Zwillingsbögen und Fenster) der romanischen Kapelle St. Georg und Afra aus dem 12. Jhd. freigelegt.
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3. Römische Lagermauer an der Adolph-Kolping-Straße
Zwischen mittelalterlichen und neuzeitlichen Häusern treffen wir entlang der Adolph-Kolping-Straße erneut auf Teilstücke der antiken Befestungsmauern des römischen Steinkastells.
Bis ins 14. Jhd. dienten diese Mauern als östliche Stadtbefestigung von Regensburg. Erst dann kam es zur Stadterweiterung der Donaumetropole nach Osten mit „neuen“ mittelalterlichen Stadtmauern.
Die Kastellmauer gab die Baulinie vor. Sie wird von der ehemaligen Kirche St. Peter und Paul aus dem 13. Jhd. unterbrochen. Westlich verläuft die Erhardigasse, bereits im Inneren des Kastells.
Die Erhardigasse folgt dem Verlauf der römischen Via Sagularis. Das erhöhte Laufniveau hat sich bis heute erhalten und stammt vom Rest des römischen Erdwalls an der Mauerinnenseite.
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4. Die Bauinschrift vom Osttor „Porta Pricipalis Dextra“
Die Porta Pricipalis Dextra, das Osttor von Castra Regina, lag einst am heutigen Dachauplatz. Bei Bauarbeiten an der Ecke D. Martin-Luther-Straße/Drei-Kronen-Gasse wurde 1873 das römische Lagertor freigelegt.
In seinen Fundamenten fanden sich Teile der Bauinschrift, aus deren Inhalt sich das Weihejahr des Legionslagers ableiten lässt: 179 n. Chr.
Die römische Steintafel befindet sich heute im empfehlenswerten Historischen Museum von Regensburg am Dachauplatz.
An der Stelle des antiken Lagertors wurde im Mittelalter das sogenannte Schwarze Burgtor, im nördlichen Teil des Dachauplatzes errichtet. Dieses wurde im Fünften Koalitionskrieg im Jahr 1809 schwer beschädigt und daher später abgebrochen.
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5. Parkhaus am Dachauplatz: Antike Lagermauern von Castra Regina
In einem abgetrenntem Untergeschoss im Parkhaus am Dachauplatz befindet sich ein eindrucksvoller Abschnitt der ausgezeichnet erhaltenen römischen Lagermauer.
Zusätzlich kann in diesem Bereich auf großen Bildschirmen eine informative Multimedia-Präsentation mit vielen virtuellen Rekonstruktionen des römischen Militärlagers abgerufen werden.
Auf dem Gelände des ehemaligen Klarissenklosters St. Magdalena wurde im Jahr 1972 ein modernes Parkhaus errichtet. Das Kloster wurde 1809 im Koalitionskrieg gegen Napoleon zerstört.
Während der Bauarbeiten wurde ein sechzig Meter langer und fünf Meter hoher Mauerabschnitt von Castra Regina entdeckt. Die Mauer ist gut erhalten, da sie über Jahrhunderte im Kloster verbaut war.
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6. Die Lagermauer von Castra Regina im IHK-Gebäude
Im Gebäude der Industrie- und Handelskammer in der D.-Martin-Luther-Straße 12, wurde 1951 bei Umbauten ein etwa dreißig Meter langes Teilstück der Legionslagermauer entdeckt.
Sie liegt im Untergeschoß des Foyer und ist während der Öffnungszeiten frei zugänglich. Bei Bauarbeiten wurde wenig pfleglich mit den Mauern umgegangen und Mauerteile herausgebaggert.
Einige Kalksteinquader wurden später an der Ostseite der antiken Mauern am Ernst-Reuter-Platz eingefügt. IHK-Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8 – 17 Uhr, Freitag 8 – 15 Uhr.
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7. Castra Regina: Archäologische Freizone am Ernst-Reuter-Platz
Die Südost-Ecke des Legionslagers Castra Regina, beim heutigen Ernst-Reuter-Platz, ist archäologische Freizone und das eindrucksvollste Teilstück der Befestigungen.
Die massive Ausführung der Lagermauer mit tonnenschweren Quadern hat kein vergleichbares Gegenstück nördlich der Alpen. Die Mauern sind hier bis zu einer Höhe von fast fünf Metern erhalten.
An der Innenseite der Mauer befand sich einst ein Erdwall der den Legionären einen schnellen Zugang zur Mauerkrone mit Wehrgang ermöglichte. Die antiken Mauern wurden 1961/62 freigelegt.
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Museen mit römischen Funden in Regensburg
Im Gebiet um Regensburg blieben zahlreiche Spuren der Römerzeit erhalten. Für eine spannende Entdeckungstour im Gebiet möchten wir euch den übersichtlichen Führer von Gerhard H. Waldherr, Römisches Regensburg – Ein historischer Führer (siehe Quellenangabe) empfehlen. Das Büchlein schildert dazu das römerzeitliche Castra Regina, sowie das Alltagsleben der Legionäre.
Historisches Museum Regensburg, am Dachauplatz
Das Historische Museum Regensburg am Dachauplatz befindet sich im ehemaligen Minoritenkloster St. Salvator, das auch ohne der wertvollen Ausstellungsstücke schon sehenswert ist.
Die Sammlungen zeigen die Kunst- und Kulturgeschichte von Regensburg und Umgebung von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert. Schwerpunkte: Vor- und Frühgeschichte, Römerzeit und Mittelalter.
Römermuseum Regensburg-Prüfening, am Kornweg
Das Römermuseum in Regensburg-Prüfening ist ein Museumspavillon am Kornweg (zwischen Haus 24 und 26). Es zeigt ein römisches Wirtschaftsgebäude, das auf Anfang des 3. Jhds. datiert. Bei den dort gezeigten Ausgrabungen handelt es sich offenbar um die älteste Brauerei nördlich der Alpen.
GPS-Koordinaten: 49.017353, 12.039085
Quelle: Römisches Regensburg – Ein historischer Führer, von Gerhard H. Waldherr, 112 Seiten, überarbeitete Neuausgabe 2015, Verlag Friedrich Pustet.
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Oberpfalz: Römisches Regensburg – Das Legionslager Castra Regina
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