Inhaltsverzeichnis
- 1 Jouchtas oder Giouchtas? Ein Berg – viele Schreibweisen
- 2 Besuch im Wein- und Olivendorf Archanes
- 3 Am Jouchtas: Wilde Natur, Weingärten und Olivenkulturen
- 4 Im Süden des Jouchtas: Psiloritis-Blick mit Gänsegeiern
- 5 Archäologische Ausgrabungen: Leider geschlossen
- 6 Kokkini Hani: Unser Standort bei Heraklion
- 7 Tipps für Websites, Bücher und Apps
- 8 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
In unserer Reisereportage von der Insel Kreta berichten wir von unserem einwöchigen Aufenthalt in Kokkini Hani bei Heraklion. Zentrales Thema ist die faszinierende Pflanzenwelt auf Kreta, die jedes Jahr im Frühling spektakulär ist. Auf der Suche nach botanischen Raritäten waren wir auf Foto-Tour um den Gebirgszug des Jouchtas unterwegs. Außerdem haben wir der fruchtbaren Weinbauregion mit dem Winzerdorf Archanes einen Besuch abgestattet.
Wir waren Anfang April 2018 in Zentralkreta und konnten den Rausch der Farben und Düfte genießen. Einziges Manko unserer Kretareise: Die kleineren Ausgrabungsareale waren geschlossen, was wir sehr schade fanden. Dies ist offenbar den Sparmaßnahmen der Athener Regierung geschuldet. Frühling auf Kreta ist die schönste Jahreszeit, für uns einfach perfekt für entspannte Urlaubstage.
PS: Mehr über unsere Gastautorin Pauline Lindner erfahrt ihr im Autorenkasten am Ende des Berichts.
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Jouchtas oder Giouchtas? Ein Berg – viele Schreibweisen
Unübersehbar ragt der dominante Gebirgszug des Jouchtas südlich von Heraklion in Zentralkreta auf. Er stellt die markante Höhe um die kretischen Weinbaugebiete mit den Zentren Archanes und Peza dar.
Im Blickfeld der Rekonstruktionen des minoischen Palastes von Knossos liegt er – der Juchtas, wie er nach deutschen Phonetik-Regeln ausgesprochen wird. Doch wie schreibt man ihn? Wer sich auf den Weg in diese Region, nahe der Inselhaupstadt Heraklion, macht sollte das wissen.
Google Maps wendet eine, bei zweisprachigen Beschriftungen, nicht ungewöhnliche Methode an. Es überträgt die griechischen Buchstaben Όρος Γιούχτα eins zu eins in die lateinische Schrift. So heißt es dann: Oros Giouchtas. Denn in der griechischen Sprache wird der deutsche J-Laut durch das Gamma und Iota ausgedrückt. Gängiger ist, auch bei den Wegweisern und Straßenschildern: Jouchtas.
Eine weitere Variation der Schreibweise führte uns (meinen Mann, meine Tochter und mich) zu einem der schönsten Momente auf unserer doch kurzen, einwöchigen Reise Anfang April nach Kreta. Mitten hinein in den blühenden kretischen Frühling, mit seiner ganzen Farbenpracht.
„Youchtas“, also ganz der anglophonen Lautregelung angepasst, stand dann auf dem Wegweiser an der Straße zwischen Epano Archanes und Vathypetro. Da war er also, „unser“ Wegweiser zu einem optisch und emotional berührenden Moment unserer Kreta-Reise.
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Im folgenden Reisebericht über Zentralkreta berichten wir von unserer Tour im Gemeindegebiet Nikos Kazantzakis (Archanes-Asterousia). Mitte der 1990er-Jahre wurde diese Großgemeinde geschaffen, zu Ehren des kretischen Schriftstellers und Dichters Nikos Kazantzakis. Wir besuchen Myrtia, das Dorf aus dem Nikos‘ Vater stammt, und würdigen seinen berühmten Sohn mit einem Portrait.
Besuch im Wein- und Olivendorf Archanes
Doch bevor wir zum Jouchtas weiterfahren, erstmal wieder einen kleinen Schritt zurück. Aus Kreta stammen etwa zwanzig Prozent der gesamten griechischen Weinproduktion. Der kretische Winzerverband vertrat Griechenland bei weltgrößten Weinmesse, der ProWein in Düsseldorf. Das ist ein Anstoß für eine „wein-affine Familie“ die Anbauregionen zu besuchen. Die drei Hauptorte liegen um den Gebirgszug des Jouchtas. In einem weiten Bogen umziehen Weingärten seine steilen Abstürze.
Schnöde ließen wir die Ausgrabungen von Knossos am Stadtrand von Heraklion liegen und folgten dem Tal aufwärts bis Archanes. Ein kleines, griechisches Städtchen, das der Touristenwirbel bislang verschont hat. Wie in vielen anderen Dörfern auf Kreta sind auch hier die Straßen für heutige Fahrzeuggrößen viel zu schmal, mit vielen Engstellen, Ecken und Winkeln.
Aber so baute man über die Jahrhunderte, um sich vor Angriffen fremder Eroberer oder ferner Herrscher zu schützen, auf Kreta und auf vielen anderen Inseln der Ägäis. Archanes hat das Problem durch schleifenförmige Einbahn-Regelungen gelöst.
Die kleine Katharinenkapelle, halb unter den heutigen Straßenniveau, war uns einen Halt wert. Wir bummelten durch die engen Sträßchen und blickten über hohe Gartenmauern. Sie verbergen auch die Reste einer minoischen Siedlung.
Ein nagelneu wirkendes Hinweisschild (Foto unten) auf die kretische Weinstraße und die örtliche Winzergenossenschaft Archanes Union zog uns an. Doch groß war unser Erschrecken, als wir dann vor einer Industrieruine standen.
Archanes Union muss eine sehr moderne Weinkellerei gewesen sein, verrieten die Anlagen aus Edelstahl, die wohl noch vor Kurzem von den Winzern angefahren wurden. Eingeschlagene Fenster, herausgerissene Kabel – hier hatten Vandalen gehaust. Sollten die bunten Wandbilder dem Einhalt gebieten?
Die ganze Anlage hinterließ bei uns den Eindruck, als hätte der Ort hier mit einem großen ungelösten Problem zu kämpfen. Ob es dabei um eine Folge des finanziellen und wirtschaftlichen Dilemmas geht, aus dem sich Griechenland langsam herausarbeitet? Das muss Vermutung bleiben.
In Archanes haben wir keine weiteren Hinweise auf Winzer oder Weingüter gefunden. Im Nachbardorf Peza wurden wir doch noch fündig. Leider hatten die Ladengeschäfte der Weinkellereien Minos Wines – Miliarakis und Peza Union Anfang April noch nicht geöffnet.
Ohne einer großen Runde durch den Ortskern von Archanes kommt man nicht weiter in Richtung Vathypetro. Zu dieser Ausgrabungsstätte wollten wir unbedingt. Vor allem wegen des Funds einer minoischen Weinpresse. Sie markiert gewissermaßen den Beginn des Weinbaus auf Kreta.
Doch auf halber Strecke stoppte der Wegweiser zum Jouchtas unser Vorhaben. Ein geparkter Reisebus sagte uns, es lohnt sich hier abzubiegen. Doch die Schotterstraße hielt uns davon ab, Richtung Gipfel mit Metamorphosis-Kapelle und Spuren eines minoischen Heiligtums zu fahren. Wir bogen auf ein asphaltiertes Sträßchen links ein und waren umgehend von wunderschöner Natur umgeben.
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Am Jouchtas: Wilde Natur, Weingärten und Olivenkulturen
Schon auf den ersten Metern bildet mediterranes Buschwerk, Phrygana genannt, das sich die steilen Bergflanken hinaufzieht, die Grenze zwischen landwirtschaftlichen Flächen. Auf der einen Seite sorgfältig gepflegte Weingärten und Olivenhaine, gleich daneben eine üppige Blütenpracht, wie sie Reisende im Hochsommer nicht zu sehen bekommen.
Ehe die Straße, die von den Bauern rege genutzt wird, eine große Kurve macht, führt geradeaus ein ebener Schotterweg weiter. Trotzdem ist man bereits nach nur wenigen Schritten mitten in einem Biotop, umgeben von einer blühenden Pflanzenvielfalt.
Kreta: Berühmt für seine faszinierende Pflanzenvielfalt
Kreta ist für den Reichtum seiner Flora berühmt. Er ist zum einen durch die südliche Lage im östlichen Mittelmeer bestimmt. Auf dem 36. Breitengrad liegt auch das nordafrikanische Festland bei Tunis. Kreta ist fast gleich weit von den Kontinenten Europa, Afrika und Asien entfernt. So können sich die Einflüsse mischen.
Zum anderen ist, durch die vier- bis fünfhundert Kilometer Entfernung, die Insel Kreta abgeschieden. Durch ihre Größe von rund 8.200 Quadratkilometern und ihre vielgestaltigen Landschaftsformationen entwickelte sich die Pflanzenwelt eigenständig. Um die 2.000 Pflanzenarten sind nachgewiesen, allein 65 Orchideen-Arten. 160 Pflanzenarten kommen nur auf der Insel vor, sind also endemisch.
Fachleute weisen meist auf Standorte an Berghängen und in schwer zugänglichen Schluchten hin. Das ist sicher für viele seltene Pflanzen zutreffend. Selbst das eher durchschnittliche Stück Phrygana am südlichen Jouchtas überrascht mit seiner Vielfalt.
Phrygana, wird im westlichen Mittelmeerraum Garigue genannt, ist eine die niedrige Vegetationsgemeinschaft, die steinige und karge Landschaften überzieht. Die Pflanzen haben sich perfekt diesen Bedingungen angepasst: Durch kleine, meist behaarte Blätter, durch schützende Wachsüberzüge, um Verdunstung zu mindern.
Dornen und Stacheln sollen sie vor Pflanzenfressern schützen und durch eine kurze Vegetationszeit bringen. Die meisten nutzen die Frühlingsmonate nach den winterlichen Regenfällen, um zu blühen und Frucht anzusetzen. Die heißen, regenlosen Sommer überstehen sie in einer Art Pausenstadium. Dabei sammeln sich bei vielen in den verbliebenen Stängeln und Blättern ätherische Öle an.
Sie machen den unvergesslichen Duft der Phrygana aus und haben eine heilende Wirkung. Weshalb nicht nur die Kreter viele Pflanzen sammeln und aus ihnen Tee zubereiten. Der als Souvenir beliebte griechische Bergtee enthält als Hauptbestandteil Sideris syriaca, mit deutschem Namen Gliedkraut: Auf Kreta wird die Pflanze Malotíra genannt.
Der botanische Name verrät es schon: Die Pflanze Sideris syriaca kam aus Asien nach Kreta. Bergtee blüht verhältnismäßig spät, so ab Juni. Dafür steht Anfang April andere beliebte Teelieferant in voller Blüte: von Salbei bis Bergminze oder Bohnenkraut. Die auffallendsten Farbtupfer setzten der gelbblühende Ginster (Genista anthoclada).
Rosa Zistrose und Dornige Bibernelle
Eine unwiderstehliche Anziehungskraft übt die Kretische Zistrose (Cistus incanus ssp. creticus; griechisch: Landaniá) offenbar auf Rosenkäfer aus. Die endemische Pflanze gehört zur Familie der Zistrosengewächse, die im ganzen Mittelmeerraum in der Garigue oder Phrygana vorkommt.
Zistrosen bilden zusammen mit Oregano, Thymian, Diktamos (Origanum dictamus) und Dornbibernelle (Sarcopoterium spinosum, griechisch: Afána) ein niedriges Gebüschpolster. Ihnen gemeinsam ist ihre Widerstandsfähigkeit gegen Dürrezeiten und der Gehalt an ätherischen Ölen, weshalb ihre behaarten Blätter seit alters zur Zubereitung von Heiltee gesammelt werden.
Von der Kretischen Zistrose wird zusätzlich noch der duftende Gummistoff Ladanum gewonnen, der bei der Herstellung von Parfüm eingesetzt wird. Wegen seiner klebrigen Konsistenz haftet er sich auch an Weidetieren an, aus deren Fell ihn dann die Hirten klaubten, wie bereits der bekannte altgriechische Schriftsteller Herodot berichtet. Eine optische Merkwürdigkeit sind die „Knitterfalten“ der Blütenblätter, die schon ab dem Aufblühen vorhanden sind.
Die häufig benachbart wachsende Dornige Bibernelle (Poterium spinosum), wirkt wegen ihres dichten Dornengeflechts in den trockenen Monaten beinahe wie aufgerollter Stacheldraht. In der abwehrenden Wirkung steht sie ihm in Nichts nach. Im Frühjahr dagegen treibt sie frischgrüne Blätter und rötliche Blüten. Die Aufnahmen entstanden bei einem Spaziergang am Südhang des Juchtas, in einem ausgewiesenen Landschaftschutzgebiet.
Hyazinthen, Ebenholzbüsche und Orchideen
Ein genauer Blick neben die größeren Büsche lohnte sich auf diesem Weg um den Jouchtas. Denn dort versteckten sich einige Schopf-Traubenhyazinthe (Muscari comosum, griechisch: Wolwós), deren Verwandte zu den eifrigsten Frühlingsblühern in deutschen Ziergärten gehören.
Das Zwiebelgewächs bildet eine Besonderheit aus. Die obersten blauvioletten Blüten sind unfruchtbar, nur aus den unscheinbaren bräunlichen darunter wird der Samen. Angeblich graben die Kreter die kleinen unterirdischen Zwiebeln dieser Hyazinthen aus, um daraus ein Sauergemüse, ähnlich wie Silberzwiebeln zuzubereiten.
Zu den endemischen Pflanzen gehört der Kretische Ebenholzbusch (Ebenus cretica), der sich kühn durch die Felsbrocken drückt. Aus ihm wird zwar kein Tee gewonnen, aber seine rosa Blütenähren fallen auch in der Blütenvielfalt am Wegrand auf. Die kerzenförmigen Blütenstände von wurden wegen ihrer dichten Behaarung früher als Kissenfüllungen verwendet.
Und gleich daneben wuchs wunderschönes Knabenkraut. Es könnte die Salépi genannte Orchis italica sein. Oder ist es doch das häufigere Anacamptis pyramidalis ssp. brachystachis, eine Orchidee die bei uns Pyramiden-Hundswurz genannt?
Faskómilo-Tee wird aus wildem Salbei hergestellt
Durch ihre vielen rot lila Blüten fallen in der Phrygana die Salbeibüsche ins Auge. Die in Kreta verbreitete Varietät ist der dreilappige Salbei (Salvia triloba). Am Grund der behaarten graugrünen Blätter wachsen manchmal zwei kleine Läppchen. Aus den Salbeiblättern wird der beliebte Faskómilo-Tee gewonnen. In Deutschland trinkt man ihn meistens bei Halsschmerzen, die Griechen mögen ihn auch so.
Das erzählt Nikos Kazantzakis gleich am Anfang seines bekanntesten und weltberühmt verfilmten Romans „Alexis Sorbas“. Der Titelheld ist noch im Hafen von Piräus, ehe er sich auf Kreta als Unternehmer betätigt. Die Kreter empfehlen den Salbeitee mit Honig (Meli) zu süßen, am besten mit Honig von Salbeiblüten.
Überhaupt ist die Wertschätzung für Honig sehr hoch. Mit einem Mischprodukt, mit ganzjährigem Einheitsgeschmack, geben sie sich keinesfalls zufrieden. Nicht einmal mit einer Kennzeichung, die unseren Begriffen wie Waldhonig, Akazienhonig usw. entsprechen. Nein, sie kennen sogar eine kleinräumige Herkunftsangabe.
Das kann man nur mit der Weinkennzeichnung vergleichen, mit Rebsortenangabe und Herkunftsort. Wie sehr Kreter und die Griechen im allgemeinen den Honig schätzen, haben wir zum einen beim Durchblättern des Werbeprospekts (einer aus Deutschland stammenden Discounter-Kette) festgestellt. Eine ganze Seite widmete die Firma acht oder neun verschiedenen Honigangeboten unterschiedlicher Herkunft – mit genauen Angaben zur Region und ihrer Eigenart.
Zur Begrüßung von Gästen wirde gerne Graviera-Hartkäse mit Honig gereicht. Auch im gut geführten Hotel. Graviera wird in Kreta aus Schafsmilch hergestellt; vielleicht wird noch Ziegenmilch beigemischt, niemals Kuhmilch. In der Konsistenz ähnelt er alpinen Hartkäse, wie dem Schweizer Greyerzer.
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Im Süden des Jouchtas: Psiloritis-Blick mit Gänsegeiern
Nach diesem botanischen Abstecher fuhren wir auf gut Glück das Sträßchen weiter. Es führt zu keinem geschlossenen Ort, sondern verästelt sich in zahlreiche Zufahrten zu Gehöften und Landhäusern.
Das Risiko eines schwierigen Wendemanövers rentiert sich aber wegen der Aussicht ins Talbecken von Karnari. Im Hintergrund die Schneeflanken des Psilioritis, des höchsten Gipfels des Ida-Gebirges.
Um die eigene Achse gedreht, steht man vor einem Weinberg, der bis an den südlichen Steilabbruch des Jouchtas reicht. Ein großes Vogelpärchen zog seine Kreise im Aufwind. Ihre Silhouette ließ große Greifvögel vermuten; vielleicht Gänsegeier. Sie sind als Brutvögel auf dem Jouchtas nachgewiesen.
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Archäologische Ausgrabungen: Leider geschlossen
Die Krise in Griechenland ist noch nicht vorbei. Das bekamen wir bald zu spüren. Leider sind, trotz der steigenden Besucherzahlen, landesweit kleinere Ausgrabungsstätten oft geschlossen. Das liegt überwiegend an den leeren Kassen der griechischen Regierung, die für die entsprechenden Personalkosten offenbar keinerlei finanzielle Möglichkeiten zur Verfügung hat. Für die Menschen in Griechenland und seine Gäste bleibt die Hoffnung …
Die minoische Villa Vathypetro bei Archanes
Nun aber los, zur Ausgrabungsstätte Vathypetro. Wörtlich übersetzt würde Vathypetro „Tiefstein“ heißen. Wenn das mal kein Omen für eine Ausgrabung ist. Eine elegante Zufahrt, in nahezu römischer Pflaster-Bauweise, führt von Archanes kommend, nach rechts ab. Deutlich ausgeschildert.
Vor dem Tor saßen drei Landarbeiter mit einer Brotzeit. Einer sprach uns an, dass die archäologische Sehenswürdigkeit geschlossen ist. „Gehen Sie nur durch meinen Weinberg ums Gelände herum“, bot er an. So konnten wir zwar in das Areal hineinblicken, aber leider nicht die älteste Weinpresse Kretas (und somit auch Europas) sehen. Die Anlage datiert auf das 16. Jahrhundert v. Chr.: „Sehr Schade!“
Wir begriffen aber sofort, weshalb die Erbauer exakt diesen Standort gewählt haben. Mitten in fruchtbaren Weinbergen liegt es genau oberhalb einer Geländekante. Die Aussicht vor über dreitausend Jahren kann nicht schöner als heute gewesen sein.
Römische Villa Dionysos bei Knossos
Leider stießen wir im Verlauf unserer Reise noch auf mehr geschlossene Ausgrabungstätten. So hielt schon von Weitem ein Schild „Kleisto“ (geschlossen) Interessierte von der Anfahrt zur großen römischen Villa Dionysos, oberhalb des Palastes von Knossos ab. Immerhin wurden dort prächtige Mosaikbögen aus dem 1. Jahrhundert freigelegt, nach diesen Motiven bekam die Villa ihren Namen.
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Kokkini Hani: Unser Standort bei Heraklion
Unser Standort in Zentralkreta war Kokkini Hani, ein typischer, kleinerer Touristenort an der Nordküste Kretas – mit allen Vor- und Nachteilen. Mindestens im Stundentakt fährt ein Bus, in einer guten Viertelstunde, nach Heraklion. Auch weiter nach Osten bis Agios Nikolaos und Ierapetra ist die Verbindung gut. Die Fahrzeit beträgt aber mehr als eine bzw. zwei Stunden.
Wie alle Orte an der Küste östlich von Heraklion, liegt Kokkini Hani in der Einflugschneise des Flughafens. Der Fluglärm dürfte in der Hauptsaison erheblich sein. Aber in zwei Jahren soll ein neuer Flughafen bei Kastelli im Küstenhinterland in Betrieb gehen.
Um 1900 bestand die Siedlung Kokkini Hani aus einem Gasthaus, wie der Name „Rotes Gasthaus“ schon besagt. Dort übernachteten Reisende, bevor sie nach Heraklion hinein fuhren. Daraus sind viele Beherbergungsbetriebe aller Arten und Preisklassen geworden, leider auch Bauruinen.
Der Sandstrand von Kokkini Hani ist öffentlich, auch wenn die Einrichtungen der Hotels bis knapp an die Wasserlinie reichen. Wellenbrecher schützen immer wieder vor zu kräftigem Wellengang, wie ihn der kalte Wind Worias aus der Adria und der sommerliche Wind Meltemi aus Nordosten auslösen.
Die minoische Villa „Nirou Hani“ in Kokkini Hani
Vor dem Haus des Niros (Νίρου Χάν = Nirou Hani) in Kokkini Hani steht zwar freier Zutritt, aber ein großes Vorhängeschloss verwehrt ihn. Das kleine Ausgrabungsareal mit der minoischen Villa liegt an der Hauptstraße des überwiegend aus Hotels und Herbergen bestehenden Orts an der Nordküste.
Während der Ausgrabungen wurden zahlreiche zeremonielle Gefäße gefunden. Daher wird das einst zweistöckige Gebäude auf das Haus eines Hohepriesters gedeutet. Es wurde im 16. Jahrhundert v. Chr. erbaut.
Nirou Hani ist sicherlich nicht wichtig für eine Gesamtschau minoischer Kultur. Aber die Villa ist ein steinernes Zeugnis dafür, dass die ältesten Kreter bis an die Küste siedelten. Sie mussten sich nicht vor Piraten und Eroberern in den Bergen verstecken wie ihre Nachfahren zweitausend Jahre später.
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Unser Hotel in Kokkini Hani: Mitsis Rinela Beach Resort & Spa
Unsere Unterkunft in Zentralkreta war das Mitsis Rinela Beach Resort & Spa, ein All-inclusive-Hotel in Kokkini Hani, dreizehn Kilometer östlich des Flughafens von Heraklion. Wir haben pauschal gebucht und – es nicht bereut. Wir entschieden uns dafür, weil uns nur ein enges Zeitfenster von acht Tagen, bedingt durch Schulferien, zur Verfügung stand. Ostern war 2018 früh, so dass das Angebot an Appartments und Privatquartieren überschaubar war.
Die Nähe zu Heraklion war uns wichtig, weil unser Reise-Schwerpunkt das Archäologische Museum in der Inselhauptstadt war. Immerhin ist das Archäologische Museum von Heraklion die bedeutendste Antikensammlung von Griechenland, nach dem Athener Nationalmuseum. Es beherbergt eine einzigartige Schau zur bronzezeitlichen Hochkultur der Minoer auf Kreta.
Das gewählte Rinela Beach Resort war keines der Touristenghettos. Alle örtlichen Einrichtungen von Taverne bis Supermarkt sind zu Fuß erreichbar. Das Publikum war international. Sicher haben Familien mit kleinen Kindern die weitläufige Anlage nicht verlassen. Das Hotel ist durch gekühlte Lunchpaket-Boxen und einer Mietwagen-Agentur, auf die Bedürfnisse von „Überland-Bummlern“ eingerichtet.
Im Hotel beschränkte sich naturgemäß der Kontakt zu Einheimischen auf das sehr aufmerksame und freundliche Personal. Drei Brocken Griechisch tun da bekanntlich Wunder.
Großen Wert legt offenbar Küchenchef Manolis auf die Verarbeitung von einheimischen Produkten zu Gerichten aus der griechisch-levantinischen Küche. Sonst heißt der Rat oft „schau dich auf dem Markt um“, wenn es um Obst und Gemüse geht.
Hier genügte der Blick auf das lange Büfett im Haupt-Restaurant. Auf Nachfrage erklärten die Mitarbeiter bereitwillig Zutaten und Zubereitung, allerdings auf Englisch oder Griechisch.
Jeden Morgen war im Rinela Beach Resort zusätzlich ein Extra-Büffet mit den Bestandteilen für ein griechisches Frühstück hergerichtet. Es war sogar mit den griechischen Namen beschriftet. Es gab nicht nur Honig und Joghurt (Yaourti me Meli), sondern beispielsweise auch Graviera-Käse, den die Kreter gerne in den Honig tauchen.
Das doppelt gebackene Gerstenbrot Paximadi mit gewürztem Tomaten-Mus und krümeligem Mizithra-Käse fehlte nicht. Nur Olivenöl musste man selber draufträufeln. Himmlisch! Und sehr kretisch! Die Sesamkringel Koulouria waren nicht dabei, sie sind auch eher im Norden Griechenlands zuhause.
Zusammenfassend können wir sagen: Das Mitsis Rinela Beach Resort & Spa in Kokkini Hani gab sich wirklich Mühe, seinen Gästen aus aller Welt die einheimische Esskultur nahe zubringen.
Adresse: Mitsis Rinela Beach Resort & Spa *****, Rinela Beach, Kokkini Hani, 71500 Heraklion.
Website: www.mitsishotels.com/hotels/rinela-beach
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Tipps für Websites, Bücher und Apps
Website-Tipps
- Greek Travel Pages, (englisch): www.gtp.gr
- Hellenistic Ministry of Culture, (englisch): odysseus.culture
- Ausführliche und fachkundige Informationen zu den Ausgrabungen aus Minoischer Zeit mit Fotos und Videos findet ihr bei Ian Swindale (englisch): www.minoancrete.com
Reiseführer
- Michael Müller Verlag, Reiseführer Kreta, von Eberhard Fohrer, 756 Seiten, mit herausnehmbarer Karte, 21. Auflage, 2018.
- DoMont Reiseverlag, DuMont direkt Reiseführer Kreta, von Klaus Boetig, 120 Seiten mit großem Faltplan, 1. Auflage, 2017.
Flora auf Kreta
- Franckh Kosmos Verlag, Naturführer: Was blüht am Mittelmeer?, von
- Verlag Adam Geisler, Kreta – Ein einzigartiges Blumenparadies, von
- Eigenverlag, Blumen von Kreta, von Yanoukos Iatridis, ISBN 960-7001-00-1, 1986.
Smartphone-App
- My Crete Guide ist eine englischsprachige App und bietet einen kompletten Reiseführer inkl. City-Guides für Heraklion, Chania, Rethymnon, Sitia, Agios Nikolaos, Ierapetra. Die kostenlose Smartphone-App funktioniert offline und wird für iPhone und Android angeboten.
Wer seine Amazon-Buchbestellung über die Anzeige unten abwickelt, unterstützt uns ohne jeglichen Mehraufwand, um unsere laufenden Kosten für den Blog etwas abzudecken. Vielen Dank dafür.
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