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In der malerischen italienischen Stadt Tarquinia in der Region Latium (Provinz Viterbo) können mehrere bedeutende Nekropolen aus der Epoche der Etrusker besucht werden.
Am Rand des Areals der weltberühmten Monterozzi-Nekropole von Tarquinia liegen zwei große Hügelgräber nebeneinander. Die aufwändigen Grablegen werden Doganaccia-Nekropole genannt.
Schon von weitem sind die monumentalen Grabhügel in der Landschaft sichtbar. Ein einfacher Fahrweg führt zum frei zugänglichen archäologischen Lehrpfad „Via dei Principi“.
Vor dem großen Tumulus del Re wurde ein Parkplatz mit Infotafel eingerichtet. Am zweiten Grabhügel wurde ebenfalls eine Schautafel mit Informationen angebracht.
Ein Besuch der Doganaccia-Nekropole ist sicherlich eine spannende Ergänzung nach der Besichtigung der mit bunten Fresken bemalten Felsengräber in der Monterozzi-Nekropole.
Die zwei Grabhügel von Doganaccia sind bislang die ältesten und eindrucksvollsten Begräbnisstätten im Gebiet um Tarquinia. Sie datieren auf die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr.
Die Gräber lassen sich der orientalisierenden Periode der etruskischen Kunst zuordnen. Gleichzeitig sind sie mit einem Durchmesser von bis zu vierzig Metern, die größten Grabdenkmäler von Tarquinia.
Die Landschaft ist sanft hügelig und neigt sich zur Meeresküste ab. Zwei einander ähnliche Geländestufen sind in der Mitte leicht erhöht.
Auf dieser Ergebung stehen die beiden großen Tumulusgräber der Doganaccia-Nekropole. Diese Position wurde sicherlich bewusst ausgewählt und unterstreicht den kolossalen Charakter der Grablegen.
Monumentale Tumulusgräber waren etruskische Statussymbole für Reichtum und Macht. Bei den Bestatteten handelte es sich stets um Personen mit großem Ansehen.
Daher werden die sie Tumulus des Königs (Tumuli del Re) und Tumulus der Königin (Tumuli della Regina) genannt. Die Hügel sind paarweise angeordnet, eine Ausfrühung die in Etrurien wenig verbreitet war.
Vielleicht deutet dieses Alleinstellungsmerkmal der Grabhügel auch auf die Hauptstadt-Funktion von Tarchna innerhalb Etruriens hin?
Beide Grabmäler sind einer Aristokratenfamilie aus Tarchna (etruskischer Stadtname für das heutige Tarquinia) zuzuordnen. Manche Überlieferungen nennen die Stadt auch Turchuna oder Tarxuna.
Diese Adelsdynastie war wohl durch Seehandel zwischen Etrurien, Griechenland und dem Orient reich geworden. Offenbar haben wir es hier tatsächlich mit den Königsgräbern von Tarchna zu tun.
Von der Küste und dem Hafen Gravisca am Tyrrhenischen Meer kommend, führte die antike Straße nach Tarchna, zwischen den beiden Grabhügeln der Doganaccia-Nekropole hindurch.
Der Verlauf der Straßenverbindung zwischen Hafen und Stadt, unterstreicht die Wichtigkeit der Bestatteten und lässt auf einen Ahnen- oder Heroenkult schließen.
Heute ist das Gebiet Forschungsobjekt der Universität Turin und der Soprintendenza per i Beni Archeologici dell’Etrurua Meridionale (Archäologische Forschungsleitung Süd-Etrurien, Rom).
GPS-Koordinaten, Doganaccia-Nekropole: 42.242009, 11.778185
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Lest dazu unsere große Reisereportage Latium: Tarquinia – Etrusker-Hauptstadt mit freskierten Gräbern. Wer nach Tarquinia reist bekommt Einblicke in die Welt der Etrusker. Nirgendwo befinden sich so viele bedeutende etruskische Kunstwerke noch am Entstehungsort wie hier. Wir haben vier Highlights von Tarquinia besucht und spannende Details aus der über dreitausendjährigen Stadtgeschichte entdeckt.
Der Tumuli del Re
Erste Gabungen am Tumuli del Re fanden 1928 unter dem Archäologen Giuseppe Cultrera statt. Dabei kam das erste etruskische Fürstengrab der orientalisierenden Periode in Tarquinia ans Licht.
Der Tumulus hat knapp vierzig Meter Durchmesser und datiert auf die erste Hälfte des 7. Jhd. v. Chr. An der Basis liegt eine ringförmige Struktur, die eine Einfassung oder auch Abtrennung darstellte.
Im Inneren befindet sich eine Grabkammer mit Eingang im Westen. Diese wurde teils in den Felsen geschlagen und zusätzlich mit großen Quadern aus Tuffstein errichtet.
Das Kragsteingewölbe wurde spitzbogenartig angelegt. Nach Ende der Ausgrabungen wurde versuch die zusammengestürzte Grabkammer aufzurichten und zu rekonstruieren.
Die neu hinzugefügten Elemente wurden bewusst in mit Ziegelmauerwerk und Zement angebracht und heben sich deutlich ab. Vor dem Eingang wurde ein unterirdischer Tunnel entdeckt, der als Wasserablauf diente.
Vor dem Eingang befindet sich ein geräumiger Vorraum von 12 Meter Länge und 7,50 Meter Breite. Von den Archäologen wird der Vorraum meist Piazzaletto genannt.
Diese Fläche wurde sicherlich für Zeremonien am bereits verschlossenen Königs-Grab genutzt. Der Tumuli del Re wurde leider schon vor langer Zeit geplündert.
In der Grabkammer wurden noch Keramikscherben für ein Festbankett, Bronzefragmente, Schmuck mit Blattgold und Reste eines Streitwagens gefunden.
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Rutile Hipucrates: Warum war sein Weinkrug im Königsgrab?
Im Tumulus des Königs fanden Archäologen eine Keramikscherbe von einem Weinkrug mit etruskischer Inschrift. Das Fundstück datiert auf das 7. Jhd. v. Chr.
Dies Inschrift lautet: Axapri Rutile Hipucrates. Auf dem Fuß der Oinochoe (altgriechisch: οἰνοχόη = Weinkanne) steht, dass der Krug einst Rutile Hipucrates gehört hatte.
Offenbar stammte der einstige Besitzer aus Griechenland. Sein ursprünglich griechischer Familienname war Hippokrates gewesen.
Sein Vorname lautete Rutilus und stammte aus der frühlateinischen Sprache. Der griechische Name Hippokrates war auf die etruskische Sprache angepasst worden.
Offensichtlich war Rutilus Hippokrates, der spätere Rutile Hipucrates, in die höchsten Gesellschaftsschichten der etruskischen Stadt Tarchna integriert und hoch angesehen.
Doch warum befand sich der Weinkrug von Rutile Hipucrates im Tumuli del Re? Hatte seine offensichtlich steile Karriere ihn vielleicht sogar zum König von Tarchna gemacht?
Im Haupthafen Gravisca, an der tyrrhenischen Küste, hatten die Etrusker zu Beginn des 6. Jhd. v. Chr. die Entstehung eines griechischen Emporion (Handelsniederlassung) gestattet.
Möglicherweise geschah dies auf Veranlassung eines mächtigen Amtsträgers der Griechenland wohlgesonnen war. Vielleicht hatte Rutile Hipucrates dazu die Initiative ergriffen?
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Der Tumuli della Regina
Der Tumuli della Regina wurde erst ab 2008 untersucht, geöffnet und ausgewertet. In der Größe steht dieses Hügelgrab dem Tumuli del Re nur geringfügig nach.
In die Grabkammer führt eine breite Treppe hinab, der Eingang liegt im Westen. Die Grabkammer ist 6 Meter breit, 8 Meter lang. An drei Seiten ist sie von Kalksteinblöcken eingefasst.
Putzreste zeigen, dass ihr Inneres mit Fresken verziert worden war. Die antiken Malereien sind leider schlecht erhalten. Menschliche Figuren, umgeben von Wasservögeln, lassen sich nur erahnen.
Vor der Grabkammer fanden offenbar komplexe Zeremonien zu Ehren der Verstorbenen statt. Die Grablege wird auf die Mitte des 7. Jhd. v. Chr. datiert und hat einen Durchmesser von etwa 35 Meter.
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Das Felsengrab Tomba Gemina
Seit 2008 werden in der Doganaccia-Nekropole wieder Grabungen durchgeführt. 2010 konnten die Archäologen direkt vor dem Hügel, ein Felsengrab mit zwei Grabkammern freilegen.
Nach und nach wurde alles freigelegt. Das entdeckte Felsengrab wird Tomba Gemina (Zwillingsgrab) genannt und kann als architektonische Rarität der etruskischen Epoche bezeichnet werden.
Eine breite Treppe führt in einen Vorraum hinab. Dort führt jeweils ein Zugang zu den beiden Grabkammern. Deren unregelmäßiger Grundriss und wurde mit Kragsteingewölbe abgedeckt.
Die Decke der Gräber ist heute noch teilweise erhalten. Die Verstorbenen waren offenbar nahe Verwandte der luxuriösen Aristokraten-Bestattungen in den „Königsgräbern“.
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Lest dazu auch unsere Strand-Tipps: Latium: Die 5 schönsten Strände bei Tarquinia. Die Strände und Küstenlandschaften bei Tarquinia am Tyrrhenischen Meer bieten für jeden etwas. Strandbäder und Sandstrände für Familien oder versteckte Meeresbuchten für Naturliebhaber. Der Duft des Meeres und der schattigen Pinienwälder bei den idyllischen Stränden blieb uns lange unvergessen.
D. H. Lawrence: Ein Reisebericht von 1927
Der britische Schriftsteller D. H. Lawrence schrieb in seinem Reisebericht durch die Regionen Toskana und Latium im Frühling des Jahres 1927:
Von allen Völkern, die je in Italien gelebt haben,
sind die Etrusker sicher das unrömischste gewesen“.
Dies war ein Kompliment an die Etrusker. Denn „unrömisch“ war für ihn italienisch. So wie die Bewohner im Latium und der Toskana, denen er auf seiner Reise begegnet war. Er hatte damit vermutlich recht.
Eine sanfte Stille umgibt diese hohen Grashügel mit ihren uralten Steinumfassungen …
Es ist hier noch so etwas wie ein schlichtes Glücksgefühl zurückgeblieben. Es war ein ruhiger und sonniger Frühlingsnachmittag und aus den Feldern stiegen Lerchen auf …
Aber etwas Stilles und Lindes erfüllte die ganze Luft an diesen versunkenen Ort, und man hatte das Gefühl, das es der Seele gut tat hier zu sein …“D. H. Lawrence, Etrurienreise, 1927
Diogenes Verlag, Etruskische Stätten,
Reisebericht von D. H. Lawrence aus dem Jahr 1932, 3. Auflage, 2007.
Inhalt:
Die Reise durch Etrurien, die der Brite D. H. Lawrence im Frühjahr 1927 unternahm, führt durch ihn in die Städte Ceveteri, Tarquina, Vulci und Volterra. Er berichtet von antiken Stätten, den Landschaften und seinen Bewohnern. Diese werden von Lawrence in ihren Eigenarten scharf erfasst und liebevoll charakterisiert.
Buchtipp
- Philipp von Zabern Verlag, Tarquinia: Stadt und Umland von den Etruskern bis in die Neuzeit, von Bildband, 144 Seiten mit 172 Abbildungen, 1. Auflage, 2012.
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Websites
- Website der Gemeinde Tarquinia zu allen etruskischen Grabhügeln bei Tarquinia, mit vielen Infos und Fotos zu den Grabungen. (italienisch, teilweise englisch): tarquiniaturismo.com
- Website der Archäologischen Forschungsleitung für Süd-Etrurien. Ministerio Beni Archeologici dell’Etruria Meridionale (englisch, italienisch): www.etruriameridionale.beniculturali.it
- Etruschi-Name vom Ministero degli Etruschi (italienisch). Infos zu etruskischen Stätten von A bis Z, mit vielen Fotos: www.etruschi.name
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