Inhaltsverzeichnis
- 1 Rundwanderung: Mallertshofer Holz mit Heiden
- 2 Mallertshofen: Die Dorfkirche St. Martin blieb erhalten
- 3 Entstehung der Heide im Münchner Norden
- 4 Schafbeweidung in der Mallertshofer Heide
- 5 Mallershofer See: Beliebter Badeplatz und Hunde-Paradies
- 6 Unser Tipp: Ausflug zum HeideHaus in Fröttmaning
- 7 Buchtipp und App-Empfehlung
- 8 BR-Video: Schäferleben – Unter unserem Himmel
- 9
- 10 Pinne den Ausflug in die Mallershofer Heide auf Pinterest
- 11 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Idyllische Heide-Landschaften bieten im Norden von München Erholung und schönste Naturerlebnisse. Wir waren im Mallershofer Holz und Heiden, einem Naturschutzgebiet bei Schleißheim unterwegs.
Die stille Weite wirkt wie die eurasische Steppe, aber nicht wie das Münchner Umland. Das FFH-Gebiet liegt zwischen Oberschleißheim, Garching, Eching und bedeckt eine Fläche von über 600 Hektar.
Die verträumte Landschaft der Mallershofer Heide ist abwechslungsreich und von Frühling bis Herbst ein Fotografen-Paradies: Trockenrasen, bunte Heidewiesen, niedrige Büsche, Kiesflächen und Schafherden.
Lichter Heidewald mit Kiefern- oder Eichen ergänzen das Bild. Der Baumbestand wurde früher als Loh- und Weidewald genutzt. Kiefern vertragen trockene und nährstoffarme Böden gut.
Die Heidelandschaft finden Kinder zunächst eintönig. Gerade Wege führen durch die Ebene. Mit Besonderheiten zur Insekten- und Pflanzenwelt (z. B. aus Naturführern) werden die Kids zu Entdeckern.
Die Vielfalt der Heide eröffnet sich erst bei Betrachtung der Details. Erlebnisse sind Begegnungen mit dem Schäferund seinem Hütehund, Schafen und Lämmern – die von April bis Oktober im Gebiet sind.
Die Heide ist eine verzauberte Landschaft mit duftenden Wildkräutern an Wegrändern. Das Gebiet ist ein Insekten-Paradies: Falter, Schmetterlinge, Käfer, Libellen, Heuschrecken finden idealen Lebensräume.
Vom Aussterben bedroht ist der Gelbringfalter (Lopinga achine). Auch der prächtige Bläuling (Polyommatus bellargus) ist stark gefährdet. Mit etwads Glück kann man hier einen Schwalbenschwanz beobachten.
Die nachtaktive Wechselkröte (Bufotes viridis) oder die Heidelerche (Lullula arborea) mit ihrem melodischen Gesang, sind Beispiele für Tierarten die hier ihr Refugium haben.
Umgeben wird die Mallersdorfer Heide von Schafweiden, Getreide- oder Maisfeldern. Das Mallertshofer Holz mit Heiden gehört zum NATURA 2000-Gebiet „Heideflächen und Lohwälder nördlich von München“. Dazu zählen fünf weitere FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitat):
- Fröttmaninger- und Garchinger Heide
- Panzerwiese, Milbertshofen-
Am Hart - Flugwerft Oberschleißheim, Teilflächen
- Echinger Lohe
- Korbiniani- und Hartelholz, Feldmoching
Die Heideflächen und Lohwälder um München sind eine der wertvollsten Heide-Landschaften Europas. Noch Mitte des 19. Jhds. umfassten sie etwa 15.000 Hektar, davon sind knapp 2.000 Hektar übrig.
Einst war das Areal der Mallertshofer Heide ein Truppen- und Panzerübungsplatz der Bundeswehr. Im Jahr 1995 wurde das Gebiet zum Naturschutzgebiet erhoben.
Typische Pflanzen im Heidewald: Filigrane Graslilie (Anthericum ramosum), Backenklee (Dorycnium pentaphyllum subsp. germanicum), Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum), Labkraut-Wiesenraute (Thalictrum simplex ssp. galioides), Fransen-Enzian (Gentianopsis ciliata), Gold-Distel (Carlina vulgaris), Fräber-Meier (Asperula tinctoria), Regensburger Zwergginster (Chamaecytisus ratisbonensis).
Der Heidepfad verbindet seit 2005 drei NSG-Gebiete miteinander: Echinger Lohe, Garchinger Heide, Mallertshofer Holz mit Heiden. Die Strecke ist mit Infotafeln, jedoch keinen Markierungen versehen.
Zum erkunden des Heidepfads ist das Fahrrad ideal. Die Gebiete lagen in der Vergangenheit nicht isoliert voneinander, heute zertrennen sie Straßen (z. B. Autobahn A 9, A 99, Bundesstraße B 13).
In unserer Natur-Reportage Mallertshofer Heide: Steppen-Erlebnis im Norden von München zeigen wir Momentaufnahmen unserer Wanderung im August 2019. Wir möchten Inspiration bieten, die auf den ersten Blick spröde Heidelandschaft zu erkunden. Naturfotografen wird die Artenvielfalt begeistern.
Lest dazu unsere Natur-Reportage: München: Hügelgräber aus der Bronzezeit in der Garchinger Heide
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Rundwanderung: Mallertshofer Holz mit Heiden
Acht Infotafeln liegen entlang der rund 7,5 Kilometer langen Rundtour durch das Naturschutzgebiet Mallershofer Heide, die auch mit dem Fahrrad auf Feldwegen wunderschön ist.
Die Wanderung startet an der Staatsstraße St2052. Seit Januar 2021 wurden die Parkmöglichkeiten dort wegen Vermüllung und Pfadbildungen um den Mallertshofener See stark eingeschränkt.
Nach 500 Metern Richtung Süden ist die Kirche St. Martin erreicht. Der Weiler Mallertshofen wurde bereits im 19. Jhd. verlassen. Die alten Bauernhöfe wurden später abgetragen.
Wer nach Süden weitergeht erreicht nach 300 Meter den Mallertshofer See. Wir biegen für die Tour nach Osten ab und überqueren eine artenreiche Magerrasen-Wiese.
Wir gehen durch ein Waldstück und erreichen eine weitere Wiese. Dort befindet sich die Wechselkröten-Heide und eine Koppel für Schafherden im Gebiet. Schafe beweiden von April bis Oktober das FFH-Gebiet.
Wir folgen der alten Panzertrasse 2,4 km bis der lichte Kiefernwald links von uns endet. Dort biegen wir nach Norden und folgen dem Waldrand 1,5 km bis der Wald endet.
Der Weg führt nach Westen, nach 300 Metern im Bogen Richtung Südenwesten. Nach 1,9 km erreichen wir wieder den Feldweg der von der Mallertshofer Kirche kommt. Von der Gabelung sind es rund 1 km bis zum Ausgangspunkt.
Wir empfehlen für die Rundtour „Mallertshofer Heide: Steppen-Erlebnis im Norden von München“ den Rother-Wanderführer Rund um München – Vom Dachauer Land bis ins Alpenvorland (siehe Kapitel Buchtipp). Oder Karten von der Website des Heideflächenvereins. Das Gebiet ist nicht ausgeschildert.
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Mallertshofen: Die Dorfkirche St. Martin blieb erhalten
Die ersten Siedler von Mallertshofen waren frühmittelalterliche Bajuwaren. Das Stammesherzogtum der Agilolfinger bestand vom 5. bis 8. Jhd. Die Sippen im Weiler nannten sich Adalheri und Madelheri.
Die Grasheiden wurden über Jahrhunderte als Mähwiesen bewirtschaftet und dienten dem Vieh der Höfe als Weide. Mallertshofen kam später in den Besitz von Kloster Weihenstephan in Freising.
Ein erster urkundlicher Nachweis stammt von 1165. In dieser Zeit wurde die Kirche St. Martin, sowie eine Zins- und Gerichtsstätte erbaut. Der Weiler wird 1315 Sitz einer Pfarrei für die Dörfer der Umgebung.
Kurfürst Maximilian I. (1573 – 1651) kaufte Mallertshofen 1630 und ließ die Kirche erweitern. Erster Niedergang von Mallershofen 1632 im Dreißigjährigen Krieg, dazu Pest und Hungersnöte.
In der Zeit der Französischen Revolutionskriege um 1800 folgen Plünderungen, Dürren, Viehseuchen. Im Jahr 1818 lebten nur noch wenige Menschen in Mallertshofen. Ein Abriss der Kirche drohte.
Das Jahrbuch von 1828 der Königlich Bayerischen Landwirthschaftlichen Lehr-Anstalten verzeichnete für den Weiler Mallertshofen rund achtzig Hektar Ackerland.
Angebaut wurden hier Kartoffeln, Gerste, Klee, Sommerweizen, Roggen, Hafer, Bohnen, Mischsaat und die Futterpflanzen Esparsette (Onobrychis sativa).
Die umliegenden Wiesen und Kieferwälder begraste das Vieh. 1849 hatte der Mallershofen nur noch acht Bewohner. Von 1860 bis 1879 werden die Anwesen und die Wirtschaftsgebäude abgebrochen.
Erhalten blieb am Ortsrand der Wüstung Mallershofen die denkmalgeschützte Kirche St. Martin aus dem 12. Jhd. im Stil der Romanik. Im Friedhof stehen einige alte Grabkreuze aus dem 19. Jhd.
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Entstehung der Heide im Münchner Norden
Nach dem Ende der Würm-Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren zog sich der Isar-Loisach-Gletscher zurück. Unmengen von Schotter und Geröll blieben in der Ebene von München liegen.
Auf meterdicken Kies-Schichten bildete sich eine dünne Humusschicht. Auf bereits eisfreien Gebieten hatten sich Tier- und Pflanzenarten der Kältesteppen, sowie aus dem Alpenraum angesiedelt.
Nachdem das Eis der Gletscher abgetaut war, kam wärmeliebende Flora und Fauna aus dem Mittelmeerraum nach Südbayern. Diese wanderte entlang der Isar immer weiter nach Norden.
Ein in Europa einzigartiges Gebiet verschiedenster Tier- und Pflanzenarten war entstanden. In der nördlichen Münchner Ebene blieb der bedeutsamste Magerrasen-Verbund in Südbayern erhalten.
Die Grasheide in der Münchner Schotterebene bildete sich auf kalkhaltigen Böden. Dieser Bewuchs wird Kalk-Magerrasen genannt und ist an nährstoffarme, trockene Standorte angepasst.
Die Heiden im Norden von München dehnten sich einst über Freimann, Fröttmaning, Schwabing, Oberwiesenfeld, Allach, Feldmoching, Schleißheim, Garching, Eching bis Neufahrn aus.
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Schafbeweidung in der Mallertshofer Heide
Die Heide im Münchner Norden wird seit Jahrhunderten beweidet. Auf den offenen Wiesen um die Mallershofer Heide grasen heute fast zweitausend Merino-Landschafe.
Drei Schäfereien in Hüte-Schafhaltung halten mit ihren Tieren die wertvolle Heidelandschaft offen. Dabei werden von den Tieren auch Jungbäume und kleine Büsche verbissen.
Die Schafe sind ab Ende April bis Oktober dort „tätig“. Vom Heideflächenverein wurde für die Schäfereien Flächen für die Beweidung und die Anlage von Pferchen und Tränken freigegeben.
Die Schäfer begleiten ihre Schafe, die von Hütehunden gesteuert und beschützt werden. Die Beweidung ist wichtig für die Verbreitung von Pflanzen und Tieren im Biotop.
Die Bundeswehr hatte in den 1970er-Jahren am Rand der Mallershofer Heide in aufgegeben Kiesgruben und auf ehemaligen Ackerböden Grünland ausgesät. Daher weisen die Wiesen dort weniger Vielfalt auf.
Die Arbeit eines Schäfers hat meist wenig mit Romantik zu tun. Der Beweidungsplan muss eingehalten werden. Dazu kommt der dramatische Preisverfall für Schafwolle.
Der Preis für ein Kilo Schafwolle lag 2019 unter 50 Cent. Merinos liefern feinste Wolle und ein schmackhaftes, zartes und fettarmes Fleisch.
Die Schäfer appellieren an alle Hundebesitzer, ihre Fellnasen an der Leine zu führen. Dadurch wird Wild- und Nutztieren im Naturschutzgebiet ein stressfreies Leben ermöglicht.
Läuft ein Hund in eine Schafherde schreckt er die Tiere auf. Schafe und Lämmer laufen in Panik wild umher, treten sich gegenseitig. Bei Mutterschafen kommt es danach oft zu Totgeburten.
Übrigens: Über Hundekot können Schafe sich mit Parasiten infizieren, der für Hunde ungefährlich ist. Der Parasit kann bei Schafen zu Fehlgeburten oder Missbildungen führen. Daher immer Kot-Beutel mitführen und auch entfernen. Oft werden gefüllte Gassi-Beutel im Naturschutzgebiet „entsorgt“.
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Mallershofer See: Beliebter Badeplatz und Hunde-Paradies
Der Mallershofer See liegt Rand des FFH-Naturschutzgebiets Mallertshofer Holz mit Heiden bei Oberschleißheim. Im rund fünf Hektar großen Baggersee dürfen auch Hunde plantschen.
Der See speist sich durch Regen und Grundwasser. Die Kiesgrube stammt aus den 1970er-Jahren und wurde mit undeklarierten Müll und Bauschutt gefüllt. Daher wurde er nicht zum Badesee ausgebaut.
Gassigeher, Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer sollen im Naturschutzgebiet Mallertshofer Heide auf den Feldwegen bleiben. Bitte nicht in die wertvollen Magerrasen-Wiesen hinein gehen.
Es besteht Leinenpflicht für Hunde im FFH-Gebiet. Missachtung kostet Strafgebühren. Leider halten sich nicht alle daran. Schade fanden wir, dass gefüllte Gassibeutel oft entlang der Wege zum See lagen.
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Mallertshofer Heide: Adresse, Koordinaten, Website
Adresse, Parkplatz: Mallertshofer Holz, Kirche St. Martin, Kreuzung: Kreuzstraße – Staatsstraße St2053, Ingolstädter Landstraße – Bundesstraße B13, 85764 Unterschleißheim.
GPS-Koordinaten, Kirche Mallertshofen: 48.267655, 11.601563
Website: heideflaechenverein.de mit vielen Karten und Flyern im Downloadbereich.
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Unser Tipp: Ausflug zum HeideHaus in Fröttmaning
Seit ihr auch von Heidelandschaft begeistert? Dann bietet sich ein Besuch im HeideHaus in der Südlichen Fröttmaninger Heide an. Das Informations- und Umweltbildungszentrum für Besucher befindet sich in München-Freimann, gegenüber der U-Bahnstation Fröttmaning (U 6).
Zur Anfahrt sind U-Bahn, Bus oder Fahrrad sind ideal. Eine direkte PKW-Zufahrt ist nicht möglich.
PKW-Anfahrt: Autobahn A9, Ausfahrt Fröttmaning, bis Werner Heisenberg-Allee, Fußweg über U-Bahnbrücke. Oder Autobahn A9, Ausfahrt Freimann, bis Kieferngartenstraße, zehn Minuten Fußweg.
Buchtipp und App-Empfehlung
- Rother-Wanderführer, Rund um München – Vom Dachauer Land bis ins Alpenvorland, Bergverlag Rother, von
- MAPS.ME mit GPS-Ortung ist ideal zum Aufstöbern von versteckten oder unbeschilderten Arealen. Die kostenlose App fürs Smartphone funktioniert offline und wird für iPhone und Android angeboten.
Wer seine Amazon-Buchbestellung über die Anzeige unten abwickelt, unterstützt uns ohne jeglichen Mehraufwand, um unsere laufenden Kosten für den Blog etwas abzudecken. Vielen Dank dafür.
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BR-Video: Schäferleben – Unter unserem Himmel
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Mallertshofer Heide: Steppen-Erlebnis im Norden von München
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