München: Hügelgräber aus der Bronzezeit in der Garchinger Heide


München: Hügelgräber aus der Bronzezeit in der Garchinger Heide reise-zikaden.de, deutschland, oberbayern, eching, garchinger heide, naturschutzgebiet, bronzezeit, huegelgrab, grabhuegel titel In der Garchinger Heide im Norden von München führen Pfade durch den artenreichen Kalkmagerrasen. Die Hügelgräber aus der Bronzezeit belegen, dass das Gebiet vor über 3.000 Jahren bewohnt war. In der Heide fühlen sich Graslilien oder Hauhechel-Bläuling wohl. Fotos: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Eching im Norden von München: Pfade führen in der Garchinger Heide durch den Kalk-Magerrasen. In der Heide fühlen sich der Bläuling oder Graslilien wohl. Über fünfzig Hügelgräber aus der Bronzezeit belegen, dass hier vor über 3.000 Jahren Menschen lebten. Fotos: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Unsere Tour im Norden von München führt in zwei Naturschutzgebiete: Die Garchinger Heide und die Echinger Lohe. Wegen ihrer seltenen Flora und Fauna sind beide Areale von internationaler Bedeutung, obwohl sie insgesamt nur 50 Hektar bedecken.

Historisch interessant sind zwei Gruppen Hügelgräber aus der Bronzezeit. Die Naturschutzgebiete liegen zwischen Eching und Dietersheim im Landkreis Freising, nördlich von München.

Die abwechslungsreiche Rundtour bringt uns zu landschaftlichen Juwelen in der Münchner Schotterebene. Die Garchinger Heide kann auf markierten Pfaden erkundet werden.

Das Waldstück Echinger Lohe ist im Gebiet der leider klägliche Rest eines einst dichten Lohwald-Gürtels bei München . Der Lohwald hinterlässt auf uns einen urwaldähnlichen Eindruck.

Garchinger Heide und Echinger Lohe sind Teil des Natura 2000 Gebietes „Heideflächen und Lohwälder nördlich von München“. Die Grasheiden-Vegetation ist eine botanische Rarität.

Durch die Nähe zu Eching sollte es eigentlich „Echinger Heide“ heißen. Wegen seiner zentralen Lage wurde jedoch Garching Namensgeber. Wir waren Ende August 2019 und Anfang März 2021 vor Ort.


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Garchinger Heide: Über 200 Pflanzenarten auf kleinstem Raum

reise-zikaden.de, deutschland, oberbayern, eching, garchinger heide, naturschutzgebiet Aus der Kombination von Trockenheit und Nährstoffmangel haben sich in der Garchinger Heide seltene Pflanzenarten erhalten. Fotos: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Aus der Kombination von Trockenheit und Nährstoffmangel wachsen in der Garchinger Heide Pflanzenraritäten wie die Kugelblume (Globularia bisnagaric). Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Über zweihundert Pflanzenarten, von denen rund fünfzig auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen, wachsen in der Garchinger Heide. Dazu kommen Flechten, Moose und Pilze.

Eine Vielzahl von Tierarten findet Unterschlupf, z. B. Feldhase, Rebhuhn, Heidelerche, Goldammer, Neuntöter, Turmfalke, Mäusebussard, Bluthänfling, Feldsperling, Grauschnäpper, Zauneidechse.

Anfang des 20. Jahrhunderts sicherte die Bayerische Botanische Gesellschaft unter der Leitung von Dr. Franz Vollmann (1858–1917) die wertvollsten Gebiete der Heide, durch den Ankauf von Flächen.

Seit 1942 steht die Garchinger Heide unter Naturschutz und ist eines der ältesten Schutzgebiete in Bayern. Die Garchinger Heide zählt zu den vom Aussterben bedrohten Lebensgemeinschaften.

Auf dem Kalkmager-Rasen wachsen Pflanzen aus vier Großregionen – eine einmalige Kombination:

  • Alpengebiet: Gebirgsflora wandert während und nach der Eiszeit bis ins Alpenvorland.
  • West-Europa: Submediterrane Pflanzen erreichen über die Provence die Region.
  • Südost-Europa: Pontische Flora aus der Schwarzmeer-Region wandern in die Schotterebene.
  • Ost-Europa: Planzen aus Pannonischen Steppengebieten, z. B. Österreich, Ungarn, Slowakei.

Überlebende der Eiszeit sind in der Garchinger Heide beispielsweise Finger-Kuhschelle (Pulsatilla patens), Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) oder der Clusius-Enzian (Gentiana clusii).

Viele seltene Schmetterlings-, Tagfalter-, Käfer- und Heuschrecken-Arten finden hier Nahrung und Lebensraum, wie z. B. der Schwarzfleckige Grashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus).

Die Bayerische Botanische Gesellschaft, der Heideflächenverein und die TU München pflegen die Garchinger Heide mit verschiedensten Maßnahmen.

Parzellen werden verbunden und renaturiert. Boden abgetragen, neu bepflanzt, Mähwiesen geschaffen. Jährliche Streifenmahd schafft Platz für Heidepflanzen und verhindert Verbuschung.


Lest dazu unsere Natur-Reportage: Mallertshofer Heide: Steppen-Erlebnis im Norden von München


Ein Streifen bleibt ungemäht, um Kleintieren Platz zum Überwintern anzubieten. Das Mähgut mit den Samen wird verteilt, damit wird die die Ansiedlung neuer Heideflächen unterstützt.

Seit den 1990er Jahren wurde 60 Hektar Land gekauft oder gepachtet. Damit in Zukunft die Garchinger Heide mit dem Naturschutzgebiet Mallertshofer Heide verbunden werden kann.

Garchinger Heide, Mallertshofer Heide und Fröttmaninger Heide sind der letzte verbleibende Rest einer Heide-Landschaft, die bis 1850 im Norden von München etwa 15.000  Hektar bedeckte.

Durch das sensible Gebiet der Garchinger Heide führen mit Holzpflöcken markierte Pfade. Mehrere Infotafeln und Flyer informieren über die Pflanzen- und Tierwelt im Naturschutzgebiet.

Übrigens: Im Frühjahr 2020 werden Samen aus der Garchinger Heide in der Fröttmaninger Heide verteilt. Die Aussaat sorgt dort für mehr Artenvielfalt und ein höheres Nahrungsangebot für Insekten.

reise-zikaden.de, deutschland, oberbayern, eching, garchinger heide, naturschutzgebiet Königskerzen (Verbascum) blühen von Juli bis August in der Garchinger Heide. Sie wachsen an sonnigen, steinigen sowie mäßig trockenen Stellen und findet hier ideale Bedingungen. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Königskerzen (Verbascum) blühen von Juli bis August in der Garchinger Heide. Sie wachsen an sonnigen und steinigen Stellen und finden hier ideale Bedingungen. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann


Anfang März blühen Küchenschellen und Schneeheide

reise-zikaden.de, München: Hügelgräber aus der Bronzezeit in der Garchinger Heide Ob wir tatsächlich eine Finger-Kuhschelle (Pulsatilla patens) in der Garchinger Heide bestaunen durften? Wir sind uns bei der Pflanzenbestimmung nicht sicher, ob es sich nicht um eine Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) handelt. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Ob wir tatsächlich eine Finger-Kuhschelle (Pulsatilla patens) in der Garchinger Heide bestaunen durften? Wir sind uns bei der Pflanzenbestimmung nicht sicher, ob es sich auf dem Foto nicht um eine Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) handelt. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Unser erneuter Besuch in der Garchinger Heide fand früh im Jahr statt. Bereits am 7. März 2021 gönnten wir uns eine entspannte Runde durch die Heideflächen. Lerchen zwitscherten in luftiger Höhe.

reise-zikaden.de, München: Hügelgräber aus der Bronzezeit in

Küchenschellen im März 2021 in der Garchinger Heide. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Wir waren auf der Suche nach den ersten Blüten der Küchenschelle in der Saison 2021. Schnell sind wir im Gebiet fündig geworden. Zwischen den bronzezeitlichen Hügelgräbern lugten die ersten violetten Blüten hervor.

Ob wir nun die gefährdete Finger-Küchenschelle (Pulsatilla patens) oder die Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) gesichtet haben? Wir uns nicht ganz sicher.

Denn die seltene Finger-Küchenschelle kommt in Deutschland nur noch in der Garchinger Heide vor. In der Roten Liste Bayerns wird sie als „vom Aussterben bedroht“ geführt.

Wie andere Arten im Halbtrockenrasen bevorzugten Küchenschellen lichte Stellen und reagieren empfindlich auf einwandernde Sträucher und Gehölze. Die starke Behaarung schützt sie vor Frost und kaltem Wind.

Die hübschen Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) stammen aus den Steppen in Osteuropa. In den nacheiszeitlichen Wärmeperioden wanderte die Pflanze bis zu uns nach Deutschland.

Die Blüten der Küchenschelle sind leuchtend blauviolett und pelzig. Sie zählen zu den ersten Pflanzen die im Frühjahr erste Farbtupfer in den trockenen Grasflächen der Heide bilden.

reise-zikaden.de, München: Hügelgräber aus der Bronzezeit in der Garchinger Heide Anfang März 2021 stand die Schneeheide (Erica carnea) in der Garchinger Heide bereits in schönster Blüte. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Anfang März 2021 stand die Schneeheide (Erica carnea) in der Garchinger Heide bereits in schönster Blüte. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Ihre Pollen sind eine wichtige Nahrungsquelle für nektarfressende Insekten. Der kräftige Wurzelstock macht die Küchenschelle eher unempfindlich gegen Mahd oder Tritte von Menschen oder Wild- und Weidevieh.

Pflanzeneigene Bitterstoffe schützen sie zwar gut vor Verbiss durch Wild- oder Weidetieren. Doch sind die Bestandszahlen aller Küchenschellen-Arten rückläufig und in Deutschland vom Aussterben bedroht.

Außerdem blüht im Naturschutzgebiet Garchinger Heide im März die Schneeheide (Erica carnea) mit weißen, hellrosa-, rosa bis roten Blüten. Sie wird auch Winterheide oder Frühlingsheidekraut genannt.

Die Zwergsträucher der Schneeheide sind Schnee- und Frühblüher. Ihre Blütezeit reicht von Januar bis April oder sogar bis in den Mai. Aufgrund der frühen Blüte ist Schneeheide ebenfalls eine wichtige Bienenweide.

Wir werden sicherlich bald wiederkommen, denn im April blüht hier der Enzian, z. B. stängellose Kalk-Enzian (Gentiana clusii) und das gelbe Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis).

reise-zikaden.de, München: Hügelgräber aus der Bronzezeit in der Garchinger Heide, Schneeheide (Erica carnea) Die Blüten der Schneeheide (Erica carnea) sind nur 3 bis 5 mm groß. Die ausgezeichneten Bodendecker locken im zeitigen Frühjahr unzählige Bienen in der Garchinger Heide an. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Die Blüten der Schneeheide (Erica carnea) sind winzig und nur 5 mm lang. Die Bodendecker locken der Garchinger Heide im zeitigen Frühjahr bereits Bienen an. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann


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Hügelgräber aus der Bronzezeit in der Garchinger Heide

reise-zikaden.de, deutschland, oberbayern, eching, garchinger heide, naturschutzgebiet, bronzezeit, huegelgrab, nekropole In der Garchinger Heide bei Eching wurden zwei Gruppen von Hügelgrübern lokalisiert. Im Nordosten liegt die kleinere Nekropole mit elf Grabhügeln. Rechts der Gedenkstein an Freiherr von Eyb. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

In der Garchinger Heide befinden sich über fünfzig bronzezeitliche Hügelgräber. Eine Nekropole mit elf Grabhügeln liegt im Nordosten. Rechts die Stele des Freiherrn von Eyb. Foto: M. Hoffmann

In der Garchinger Heide liegen zwei Gruppen mit Hügelgräbern aus der Bronzezeit. Eine Gruppe mit 11 Grabhügeln liegt im Nordosten. Die größere Nekropole mit 41 Hügelgräbern befindet sich im Südosten, nördlich des Parkplatzes beim ehemaligen „Rollfeld“.

Die Datierung der Nekropolen legen die Wissenschaftler auf den Zeitraum von 1.800 bis 1.000 v. Chr. Dazu konnten vier Trichter-Gruben aus der Antike lokalisiert werden.

Huegelgrab_ol Die Grafik zeigt einen schematischen Schnitt durch ein bronzezeitliches Hügelgrab. Zeichnung: Wikipedia, Chron-Paul

Die Grafik zeigt einen schematischen Schnitt durch ein bronzezeitliches Hügelgrab. Zeichnung: Wikipedia, Chron-Paul

Archäologische Ausgrabungen fanden 1842 und 1908 statt. Dreizehn der über fünfzig Hügelgräber wurden geöffnet, sie enthielten neun Skelette. Die gefundenen Grabbeigaben wie z. B. Schmuck, Waffen und Keramik befinden sich heute im Archiv der Prähistorischen Sammlung in München.

Eine Trichter-Grube wurde geöffnet. Ihre Funde datieren in römische Zeit und enthielten verbrannte Knochen von Schafen und Ziegen, Opfermesser, sowie Münzen aus der Zeit von Kaiser Caligula (37 – 41 n.Chr.).

Offenbar waren diese Gruben sakrale Plätze für Opfergaben an die Götter. Das Gebiet von Eching lag an einer Römerstraße die von Augsburg bis nach Freising und von dort weiter bis zur Donau führte.

reise-zikaden.de, deutschland, oberbayern, eching, garchinger heide, naturschutzgebiet, bronzezeit, huegelgrab, nekropole Garchinger Heide: Während archäologischer Ausgrabungen im 19. und 20. Jhd. wurden in den Hügelgräbern aus der Bronzezeit Skelette, Schmuck, Waffen und Keramik gefunden. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Garchinger Heide: Archäologische Ausgrabungen im 19. und 20. Jhd. konnten in den bronzezeitlichen Hügelgräbern Skelette, Schmuck, Waffen und Keramik bergen. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

GPS-Koordinaten, kleines Gräberfeld im Nordosten: 48.292839, 11.655700
GPS-Koordinaten, großes Gräberfeld im Südosten: 48.289818, 11.652611

Infos im Bildband „Garchinger Heide – Echinger Lohe“ von Oswald Geisel (19,50 Euro). Das Buch liegt im Echinger Bücherladen auf, Danziger Straße 2, 85386 Eching.


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Die Bronzezeit in Bayern im Überblick

Litzendorf_Huegelgräber Die Abbildung zeigt rekonstruierte Hügelgräber bei Litzendorf om oberfränkischen Landkreis Bamberg. Foto: Wikipedia, Ermell

Die rekonstruierten Hügelgräber von Litzendorf bei Bamberg wurden von der Bronze- bis in die Eisenzeit genutzt. Mit einem Durchmesser von 8 – 25 Metern und der dichten Anordnung ähneln sie den Nekropolen in der Garchinger Heide. Foto: Wikipedia, Ermell

Grabhügel können weder nach Regionen noch Epochen eingegrenzt werden. In Europa wurden sie durchgängig ab der Steinzeit, über die Bronze- und Eisenzeit bis ins Mittelalter angelegt.

Die europäischen Hochkulturen der Griechen, Etrusker und Römer nannten sie τύμβος bzw. Tumulus. Im Osten Europas wurden sie Kurgan genannt. Diese Grabform trat auch in Afrika, Asien und Amerika auf.

Die Bronzezeit in Süddeutschland wird in drei Chronologien aufgeteilt. Da die Datierung der Hügelgräber in der Garchinger Heide von 1.800 bis 1.000 v. Chr. fällt, sind hier alle drei Epochen vertreten.

  • Frühbronzezeit von 2.200 bis 1.600 v. Chr.
  • Mittlere Bronzezeit von 1.550 bis 1.300 v. Chr.
  • Spätbronzezeit/Urnenfelderzeit von 1.300 bis 800 v. Chr.

Bei archäologischen Ausgrabungen im Sommer 2018 wurden im Baugebiet Eching-West spektakuläre Funde gesichert. Sie stammen aus dem Endneolithikum (2.500 bis 2.100 v. Chr.), der Frühbronzezeit bis ins Frühmittelalter. Gold- und Bernsteinschmuck und Keramik stammt Glockenbecherkultur.

Die jüngsten Entdeckungen datierten auf 600 bis 1.100 n. Chr., also in die Zeit der Bajuwaren und des Frühmittelalters. Es wurde mehrere Grubenhäuser, Brunnen, Gruben und Pfostenlöcher gefunden.


Frühbronzezeit: 2.200 bis 1.600 v. Chr.

Das Ingolstädter Bernsteincollier

Das prächtige Bernsteincollier aus der Frühbronzezeit wurde in einem Tongefäß im Augraben bei Ingolstadt entdeckt. Es besteht aus etwa 2.700 Bernsteinperlen mit Halskette. Foto: Wikipedia, Brian Clantorf

Die Frühbronzezeit zeichnet sich durch Kriegergräber mit Waffen und mit Schmuck ausgestattete Frauengräber aus. Um 2.000 v. Chr. wurden Hockergrab-Nekropolen nicht mehr genutzt. Schwerpunkt der Funde sind Depots mit Waffen, Schmuck, Keramik und Werkzeugen.

Erste Bestattungen in Hügelgräbern. Im Übergang zur Mittelbronzezeit werden Grabhügel üblich. Der Wagenbau wurde in dieser Epoche technisch verfeinert: Lenkbarkeit, Speichenräder und auswechselbare Buchsen für die Räder.

Die individuelle Mobilität war wesentlich für den Austausch von Kulturgütern und Ideen. Dies förderte die Entwicklung neuer Technologien. Die Frauen kamen oft aus entfernten Regionen während die Männer von hier stammten.

Die Menschen lebten von der Landwirtschaft an Flüssen und Bächen. Ackerbau (Einkorn, Emmer, Gerste) und Viehzucht betrieben sie seit der Jungsteinzeit. Wichtigste Nutztiere waren Rinder, Schafe, Ziegen.

Neu war der Anbau von Saubohnen und Hirse, sowie die Einführung der Bronze-Sichel ab dem 2. Jtd. v. Chr. Die Produktivität stieg deutlich an und ermöglichte einen Bevölkerungszuwachs.

Ausgedehnte Handelsbeziehungen ließen Höhensiedlungen entstehen, wie auf dem Domberg in Freising. Diese bestanden bis zum Beginn der Mittleren Bronzezeit.

Anschließend wurden die Siedlungen befestigt. Dort lag der Sitz der privilegierten Anführer. Offenbar vollzog sich ein Wandel vom Häuptling zu einer vererbbaren Führungsposition.

Fürsten kontrollierten die Ressourcen, sowie Handels- und Kommunikationsnetzwerke. Die Frühbronzezeit endet mit Aufgabe von Höhensiedlungen und dem Ende von Depots mit Wertgegenständen.


Mittlere Bronzezeit: 1.550 bis 1.300 v. Chr.

Vollgriffschwert oder Achtkantschwert, Bronzezeit, Pferdsdorf, Unterbreizbach, Thrüringen Achtkantschwerter aus der Bronzezeit hatten eine im Querschnitt achtkantige Griffstange. Bei der Herstellung wurde auch Griff aus Bronze gegossen wurde, daher wird diese Waffe auch Vollgriffschwert genannt. Fundort: Thüringen. Foto: Wikipedia, SwissChocolateSC

Achtkantschwerter aus der Bronzezeit hatten im Querschnitt achtkantige Griffstangen. Bei der Herstellung wurde auch der Griff aus Bronze gegossen, daher werden diese Waffen auch Vollgriffschwerter genannt. Fundort: Thüringen. Foto: Wikipedia, SwissChocolateSC

In der Mittleren Bronzezeit setzten sich die Bestattungen in Hügelgräbern durch. Die Epoche wird auch Hügelgräber-Bronzezeit genannt. Die ältesten Anlagen entstehen um 1.600 v. Chr.

Bald werden derartige Nekropolen massenhaft erbaut. Schmuck-Funde aus Freising und Ingolstadt weisen auch auf den lukrativen Handel mit Bernstein hin.

Im Ostalpenraum entwickelte sich eine Kupferindustrie, die ihren Höhepunkt in der mittleren und späten Bronzezeit erreichte. Reger Tauschhandel mit Kupfer aus dem ostalpinen Raum nach Norden.

Bronzeschwerter mit achtkantigem Griff stammen aus Bayern waren bis Skandinavien verbreitet. Über die Dörfer dieser Zeit ist wenig bekannt. Meist lagen sie bei Feldern und Weiden oder Anhöhen.

Die verlassenen Höhensiedlungen wurden in diesem Zeitraum wieder bezogen und auch befestigt, wie z. B. in Bernsdorf im Landkreis Freising. Die Siedlung bei Bernsdorf datiert auf das 14. Jhd. v. Chr.

Bei archäologischen Ausgrabungen wurde in Bernsdorf hochentwickelter Gold- und Bernsteinschmuck gefunden. Als Reit-, Arbeits- und Lasttier kam damals das Hauspferd hinzu.

Die Siedlungen bestanden aus zweischiffigen Langhäusern und Wirtschaftsgebäuden für etwa fünf bis acht Familien und ähnelten eher Weilern. Steinhäuser waren unbekannt.

Dass auch Einzelgehöfte existierten ist anzunehmen. In der Regel lagen die Siedlungen der Mittleren Bronzezeit nur wenige Kilometer voneinander entfernt.


Spätbronzezeit und Urnenfelderzeit: 1.300 bis 800 v. Chr.

Langhaus I im Archäologischen Zentrum Hitzacker Bronzezeitliches Langhaus im Archäologischen Zentrum Hitzacker in Niedersachsen. In den Gebäuden lebten mehrere Familien gemeinsam mit ihren Nutztieren. Foto: Wikipedia, Hermann Junghans

Rekonstruiertes bronzezeitliches Langhaus aus dem Archäologischen Zentrum Hitzacker in Niedersachsen. Die Gebäude waren 20 bis 40 Meter lang. Unterteilt in mehrere Bereiche lebten dort Großfamilien gemeinsam mit ihren Tieren. Foto: Wikipedia, Hermann Junghans

Archäologen setzen die Spätbronzezeit mit der Urnenfelderzeit gleich. Der Bestattungsritus änderte sich in dieser Epoche völlig. Die Verstorbenen wurden nun auf Scheiterhaufen verbrannt.

Die Asche wurde in Grabgruben, in Behältnissen aus Holz oder Urnen aus Ton in „Urnenfeldern“ beigesetzt. Es gab einfache Brandgräber und aufwändige Grabkammern aus Stein.

Die größten Urnenfelder stammen aus der Schotterebene um München, Kehlheim, Garmisch-Partenkirchen und Ingolstadt. Urnen wurden zu Beginn der Spätbronzezeit in Hügelgräbern bestattet.

Seit der späten Jungsteinzeit wurde der von Rindern gezogene Pflug eingesetzt. Die stetige Modernisierung der Werkzeuge und der Anbau neuer Sorten steigerte die Ernteerträge der Bauern.

Nachgewiesen ist in der Urnenfelderzeit die Produktion von Käse aus Kuhmilch. Dennoch kam es in den Gebieten des Gäuboden und im niederbayerischen Donautal zu Entvölkerung.

Am Ende der Urnenfelderzeit taucht ein neuer Siedlungstyp auf: Das befestigte Einzelgehöft, welches als der Vorläufer eisenzeitlicher Herrenhöfe betrachtet werden kann.


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Gedenkstein für Freiherr von Eyb in der Garchinger Heide

reise-zikaden.de, deutschland, oberbayern, eching, garchinger heide, naturschutzgebiet, gedenkstein, Julius Freiherr von Eyb Der verwitterte Gedenkstein erinnert an einen Reiterunfall aus dem Jahr 1908. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Der verwitterte Gedenkstein in der Garchinger Heide erinnert an Oberstleutnant Freiherr von Eyb der hier 1908 bei der Jagd zu Tode kam. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Wer durch Gelände der Garchinger Heide oder der Echinger Lohe streift, dem wird bald eine auffällige Stele aus Sandstein auffallen. Inzwischen ist die Beschriftung fast unleserlich.

Dieser imposante Gedenkstein wurde für Julius Freiherr von Eyb (1862 – 1908) aufgestellt, einem Oberstleutnant der im Kriegsministerium in München seinen Dienst versah.

1908 verunglückte Julius Freiherr von Eyb mit 46 Jahren im Heidegebiet bei der Fuchsjagd. Diese wurde von der „Königlich-Bayerischen Equitationsanstalt“, einer Militärreitschule aus München, veranstaltet.

Am 31. Oktober 1908 ereilte hier nach flotter Fahrt hinter der Meute den königlich bayerischen Oberstleutnant im Kriegsministerium Julius Freiherrn von Eyb ein schöner jedoch allzufrüher Reitertod. Ehre seinem Andenken.“
Errichtet von der Kgl. bayerischen Equitationsanstalt

Die „Echinger Jagdchronik“ überliefert, dass Julius von Eyb im Heidegebiet zwischen Eching und Dietersheim von seinem Pferd stürzte. Vermutlich erlitt er einen schweren Schlaganfall und starb.

Sein Pferd ging durch und wurde in Eching eingefangen. Der Stein befindet sich in Nachbarschaft zum „Osterhärder Acker“ und dem „Osterhart“. Die Flurnamen beziehen sich auf ihre Lage östlich von Eching.

GPS-Koordinaten, Gedenkstein: 48.293623, 11.654290


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Heidewiesen bei Eching: Von den Bajuwaren bis heute

reise-zikaden.de, deutschland, oberbayern, eching, garchinger heide, naturschutzgebiet, echinger lohe Die Hockäcker aus der Zeit der Bajuwaren liegen am Rand der Echinger Lohe und sind als wellenförmige Geländeausformung im Boden erkennbar. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Hochäcker aus bajuwarischer Zeit liegen am Rand der Echinger Lohe. Als wellenförmige Geländeausformungen sind sie schwer auffindbar, eine Infotafel weist darauf hin. Foto: M. Hoffmann

Das Römische Reich brach im 5. Jhd. zusammen. Im 6. Jhd. setzte die fränkische Königsdynastie der Merowinger, die Adelsfamilie der Agilolfinger als Herzöge der Bajuwaren ein.

In dieser Zeit entstand die Landesbezeichnung Baiern. Anfang des 8. Jhds. erbauten sich die Agilolfinger auf dem Freisinger Domberg eine Pfalz. Damit ist Freising die älteste Stadt Oberbayerns.

Im Osten der Garchinger Heide wurden in dieser Zeit Hochäcker angelegt. Diese werden Wolbäcker genannt und sind eine Ackerform des Mittelalters, die durch Verwendung von Beetpflügen entstand.

Die frühmittelalterlichen Hochäcker belegen, dass die bajuwarischen Bauern hier Ackerbau betrieben. Im Osten des Naturschutzgebiets am Waldrand der Echinger Lohe sind Reste davon sichtbar.

Die Hochäcker sind heute als wellenförmiges Gelände im Boden erkennbar. Das Gebiet wurde auch als Weideland und Mähwiese genutzt, auf dem Schafe, Rinder, Ziegen und Schweine grasten.

Dadurch entstand der niederwüchsige Kalkmagerrasen, der durch Hecken und Gehölze unterbrochen wurde. Die Umwandlung in Äcker begann erst Ende des 19. Jahrhunderts.

GPS-Koordinaten, Hockäcker mit Infotafel: 48.298234, 11.645285


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Echinger Lohe: Vom Hutewald zum Naturschutzgebiet

reise-zikaden.de, deutschland, oberbayern, eching, garchinger heide, naturschutzgebiet, echinger lohe Wie ein verzauberter Märchenwald wirkt die Echinger Lohe auf uns. Alte Eichen, Eschen, Ulmen, Ahorn und Hainbuche bieten beispielsweise Waldkauz und Waldohreule Lebensraum. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Wie ein verzauberter Märchenwald wirkt die Echinger Lohe auf uns. Eichen, Eschen, Ulmen, Ahorn und Hainbuchen bieten Waldkauz und Waldohreule Lebensraum. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Die Echinger Lohe ist ein Wald mit Eichen, Eschen, Ulmen, Ahorn und Hainbuchen der eine Fläche von 24 Hektar bedeckt. Seit 1951 ist die Echinger Lohe Naturschutzgebiet.

Der Wald war Teil eines Lohwaldgürtels der bis ins 19. Jhd. im Münchner Norden existierte. Danach wurde fast alles gerodet. Da sich der Echinger Lohwald in Staatsbesitz befand blieb er verschont.

Lohwälder wurden als Hutewald genutzt. Dabei weideten Rinder und Schweine im Wald. Erst als dies aufgegeben wurde, entwickelten sich Büsche und Schlehen-Hecken an den Rändern.

Der Name „Lohe“ beinhaltet eine weitere Nutzung: Aus der Rinde von jungen Eichen wurde Gerberlohe gewonnen, die Leder sehr lange haltbar machte.

Heute ist der Urwald Refugium gefährdeter Tiere und Pflanzen. Waldkauz und Waldohreule sind als Brutvögel nachgewiesen. Abends huschen Fledermäuse und große Nachtfalter durchs Unterholz.

Die bajuwarischen Hochäcker im Südosten und Norden der Echinger Lohe sind offenbar älter als der Wald. Die frühmittelalterlichen Ackerfurchen lassen sich bis in den Wald verfolgen.

reise-zikaden.de, deutschland, oberbayern, eching, garchinger heide, naturschutzgebiet, echinger lohe Die Echinger Lohe ist seit 1951 ein Naturschutzgebiet. Früher wurde aus der Rinde junger Eichen Gerberlohe gewonnen, die Leder haltbar machte. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Die Echinger Lohe ist seit 1951 ein Naturschutzgebiet. Früher wurde aus der Rinde junger Eichen Gerberlohe gewonnen, die Leder haltbar machte. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

GPS-Koordinaten, Echinger Lohe: 48.299653, 11.649383


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Garchinger Heide: Adresse, Koordinaten, Website

karte_garchinger_heide_eching_freising_muenchen-ol Quelle/Karte: Flyer "Naturschutzgebiet Garchinger Heide - Ein einzigartiges Heiderelikt"

Quelle/Karte: Flyer „Naturschutzgebiet Garchinger Heide – Ein einzigartiges Heiderelikt“

Adresse, Parkplatz: Naturschutzgebiet Garchinger Heide, Dietersheimer Straße zwischen Eching und Dietersheim (nahe Baggersee am Hart) 85386 Eching. Hunde dürfen nicht ins Naturschutzgebiet.
GPS-Koordinaten, Parkplatz: 48.288798, 11.648897

Öffentliche Verkehrsmittel: Vom Bahnhof in Eching (S-Bahn 1) erreicht man die Garchinger Heide nach etwa 3,5 km Fußweg, vom Bahnhof Garching-Forschungszentrum (U-Bahn 6) aus sind es 4,5 km.

Beste Jahreszeit: Von April bis August ist die Blütezeit der Pflanzen. Wir waren im August 2019 vor Ort.

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Zuletzt aktualisiert am 8. August 2022 um 10:48 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

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Monika Hoffmann

schreibt Foto-, Natur- und historische Reportagen aus Griechenland, Italien, Österreich, Deutschland mit Schwerpunkt München und Bayern. Passion auf Reisen: Geschichte und archäologische Plätze. Spezialgebiete: Ur- und Frühgeschichte & Antike Hochkulturen. Die Fotografin, Redakteurin, Köchin, Naturfreundin liebt Griechenland, Italien und ihre Heimat Oberbayern: Über die Geschichte bis zu Musik, Literatur, Filmkunst.

4 Kommentare:

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  3. Maria Anna Strietzel

    Sehr geehrte Frau Hofmann,ich habe eben Ihre sehr interessante Beschreibungen über die Heidegebiete im Münchner Norden gelesen.Danke für diese genaue Informationen!Da Sie diese Gegend sehr gut kennen,können Sie mir vielleicht auf folgende Frage eine Antwort geben:Kürzlich wanderten mein Mann und ich auf der Mallertshofer Heide.Auf den jetzt braunenHeideflächen nördlich der kleinen St.Martinskirche fällt auf mehrere oval -oder ringförmige Kreise.Durchmesser ca.2,5-ca.3,5 m.Hier ist die Farbe des Grases anders,dunkler.Können Sie mir erklären,woher diese Kreisgebilde kommen?Es sind keine Erhebungen oder Vertiefungen! Kann es sein,dass das von militärischen Übungen,also Einschüsse auf dem Boden sind,wo sich anschließend anderes Gras angesiedelt hat?Es inressiert mich sehr,darüber etwas zu erfahren und ich würde mich freuen,von Ihnen eineErklärung zu bekommen.Mit freundlichen Grüssen.
    Maria Anna Strietzel

    • Sehr geehrte Frau Strietzel,
      zu ihrer Frage über die Heideflächen im Norden der St. Martinskirche, kann ich Ihnen leider keine sicheren Auskünfte übermitteln. Vermutlich sind die ringförmigen Formationen Reste der Weidewirtschaft aus dem Dorf Mallershofen. Es könnten beispielsweise Viehtränken gewesen sein.

      Bronze- oder Eisenzeitliche Hügelgräber sind nicht anzunehmen, da diese einen deutlich höheren Durchmesser von 8 bis maximal 25 Metern hatten.

      Eine weitere Möglichkeit der runden Gebilde, wären Relikte von Bombardierungen aus dem Zweiten Weltkrieg, wie z. B. zugeschüttete Trichter von Bomben oder Granaten. Die südliche Fröttmaninger Heide ist erheblich mit Munition u. ä. Resten belastet, dies könnte auch die Region im Norden gelten.

      Bereits im 19. Jhd. wurde die Fröttmaninger Heide als Übungs- und Schießplatz genutzt. Daher sind die Areale abseits der Wege mit Vorsicht zu betreten, auch der schönen Natur zuliebe.

      Mit freundlichen Grüßen, Monika Hoffmann

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