Inhaltsverzeichnis
- 1 Blaubeuren: Die Attraktionen
- 2 Reisetipps: Blaubeuren und Schwäbische Alb
- 3 Der Blautopf von Blaubeuren: Karstquelle und Naturdenkmal
- 4 Historische Hammerschmiede am Blautopf
- 5 Eduard Mörike: Die Historie von der schönen Lau
- 6 Das ehemalige Benediktinerkloster Blaubeuren
- 7 Höhlenforschung: Tauchen im Blautopf
- 8 Wanderungen zu den Steinzeithöhlen der Neandertaler
- 9 Ausrüstung & Fotografie-Tipps: Einfache Höhlentouren
- 10 Wer waren die Neandertaler?
- 11 Cro-Magnon-Mensch: Der Homo sapiens der Eiszeit
- 12 Blaubeuren: URMU – Das Urgeschichtliche Museum
- 13 Buchtipps
Der berühmte Blautopf von Blaubeuren ist eine große Karstquelle in typisch runder Form und eines der bekanntesten Naturphänomene in der Schwäbischen Alb in Baden Württemberg.
In der über Jahrmillionen entstandenen Karstlandschaft liegen Vulkankrater, Höhlen und Quellen, die gemeinsam eine der weltweit spektakulärsten Landschaften dieser Art bilden.
Im Alb-Donau-Kreis im Osten Baden-Württembergs, liegt Blaubeuren mit Blautopf, Kloster und romantischen Fachwerkhäusern. Der Ort steht auf uraltem Siedlungsgebiet und bietet viele Attraktionen.
Blaubeuren: Die Attraktionen
- Blautopf: Deutschlands prachtvollste Quelle.
- Kloster Blaubeuren, direkt neben der Blautopfquelle.
- Steinzeithöhlen der Neandertaler.
- Urgeschichtliches Museum URMU.
- Altstadt von Blaubeuren mit vielen Fachwerkbauten.
Der Blautopf ist eine tiefe Karstquelle und ein einmaliges Naturdenkmal im Talkessel von Blaubeuren. In der Quelle öffnet sich eine unterirdische Welt mit kilometerweiten verschlungenen Tunneln.
Mehrere Höhlen aus der Altsteinzeit liegen um Blaubeuren. Sie zählen zu den weltweit wichtigsten Fundstellen. Unmittelbar neben dem Quelltopf steht das ehemalige Benediktinerkloster Blaubeuren.
Neandertaler und Cro-Magnon-Menschen (Homo sapiens) lebten auf der Schwäbischen Alb während der letzten Eiszeit. Es ist geologisch belegt, dass die Blautopfquelle schon damals existierte.
Aus der Blautopfquelle tranken Neandertaler. In den Flusstälern von Ach, Blau und Lone liegen die kulturellen Wurzeln Europas. Hier entstanden in der Altsteinzeit die ältesten Kunstwerke der Menschheit.
Reisetipps: Blaubeuren und Schwäbische Alb
Die Sehenswürdigkeiten in Blaubeuren und der Schwäbischen Alb sind umfangreich und liegen abseits des Massentourismus. Wir empfehlen einen Aufenthalt von mindestens drei Tagen.
In diesem Zeitraum sind die Besuche von Blautopf, Kloster, Altstadt in Blaubeuren und Wanderungen zu den UNESCO-Höhlen (Sirgenstein, Hohe Fels, Geißenklösterle), sowie URMU-Museum beinhaltet.
Dazu empfiehlt sich als Erweiterung ein Besuch im Lohnetal. Dort liegen weitere Höhlen mit UNESCO-Welterbe-Auszeichnung: Hohlenstein, Bocksteinhöhlen und der Archäopark Vogelherd mit Museum.
Wer länger bleibt sollte Ulm an der Donau besuchen: Museum-Ulm mit Löwenmensch (40.000 Jahre), Ulmer Münster (höchster Kirchturm der Welt), Fischerviertel, Stadttore, Stadtmauer, Botanischer Garten.
Infos im Tourismusbüro: Kirchplatz 10, 89143 Blaubeuren. Website: Blautopfstadt Blaubeuren
Der Blautopf von Blaubeuren: Karstquelle und Naturdenkmal
Der Blautopf sieht auf den ersten Blick wie ein großer Teich aus, ist tatsächlich aber ein gewaltiger Quelltopf von über zwanzig Metern Tiefe. 2.000 Liter Wasser strömen aus der Quelle in der Sekunde.
In Spitzenzeiten fließen bis zu 32 000 Liter – eine gewaltige Menge. Der Blautopf die zweit-wasserreichste Karstquelle Deutschlands. Der Fluss Blau entspringt im Blautopf und mündet bei Ulm in die Donau.
Die Wasserfläche der Quelle gleicht einem riesigen blau-grünen Auge, das uns aus den Tiefen der Erde anblickt. Je nach Lichteinfall schimmert das Wasser in schönsten Blau-, Türkis- und Grüntönen.
Aufgrund des klaren Wassers und der Tiefe entsteht durch Absorption der übrigen Spektralfarben die intensive blaue Färbung. Beeindruckt blicken die Besucher auf die geheimnisvolle Quelle.
Blaubeuren liegt am Rand des Tals der Ur-Donautal, in dem die Donau noch während der letzten Eiszeit floss. Dass sich um die Stadt Sagen, Legenden, Mythen und Märchen ranken wundert uns nicht.
Historische Hammerschmiede am Blautopf
Seit 1742 steht am Blautopf ein Wasserwerk, das einst auch als Schleifmühle genutzt wurde. Im Jahr 1804 wurde das Gebäude zu einer Hammerschmiede umgebaut und war bis 1948 in Betrieb.
Die Fachwerkschmiede mit Wasserrad steht bis heute an der schimmernden Quelle. Die Lage am Blautopf war für eine Mühle ideal, der ständige Wasserfluss ist eine unerschöpfliche Energiequelle.
Über ein Wasserrad wurden zwei Schmiedehämmer, eine Schleifmaschine und der Blasebalg für die Esse betrieben. Noch heute kann die Schmiede in Betrieb gesetzt werden.
Die Schmiedewerkstatt, in der Eisen bearbeitet und Werkzeug hergestellt wurde, ist bis ins kleinste Detail funktionstüchtig. Heute ist sie ein Museum mit angeschlossenem Cafe und Andenkenladen.
An der Hammerschmiede startet das Blautopfbähnle und fährt Highlights in Blaubeuren und Umgebung an. Vier Thementouren werden angeboten. Website: www.blautopfbaehnle.de
- Panoramafahrt – die schönsten Plätze in und um Blaubeuren,
- Höhlentour – zu Geißenklösterle, Brillenhöhle und Hohler Fels mit Führung,
- Schillersteintour – zum Aussichtspunkt am Schillerstein mit Einkehr,
- Biosphärengebiet Schelklingen – mit Kloster Urspring, Aachtopf, Naturreservat Schmiechener See.
Eduard Mörike: Die Historie von der schönen Lau
In der Sage „Die Historie von der schönen Lau“ von Eduard Mörike wird folgendes erzählt: Auf dem Grund des Blautopfs lebte eine traurige Wassernixe mit langen fließenden Haaren und blauen Augen.
Sie sah wie eine schöne Frau aus, zwischen Fingern und Zehen hatte sie Schwimmhäute. Ihr Gemahl war ein Donaunix, er hatte sie in den Blautopf verbannt, nachdem sie aus Traurigkeit nur tote Kinder gebar.
Erst wenn sie fünf Mal von Herzen lacht, sollte der Fluch von ihr weichen. Mit einem Hofstaat an Zofen und Mägden ausgestattet, lebte Sie zurückgezogen in ihrem unterirdischen Palast in der Quelle.
Es bedurfte der Fröhlichkeit der Nonnenhofwirtin im Ort, um Sie zu erheitern und aus der Verbannung zu erlösen. Der Donaunix kam herbei, der Blautopf lief über und mit ihm das neue Liebesglück der beiden.
Zum Abschied von den Bürgern in Blaubeuren verspricht die Wassernixe mit dem Kind auf dem Arm wiederzukommen. Noch heute soll sie an manchen Tagen in den Tiefen kurz zu sehen sein.
Im Ort wird erzählt: „Vor langer Zeit galt der Blautopf als Heiliger Platz. Bei Überschwemmungen zogen die Bewohner in Prozessionen zur Quelle und warfen Schätze zur Versöhnung der Götter in die Tiefe.“
Wer war Eduard Mörike?
Eduard Friedrich Mörike wurde 1804 in Ludwigsburg im Herzogtum Württemberg geboren. Er war ein deutscher Lyriker, Erzähler und Übersetzer. Mörike war auch evangelischer Pfarrer.
Jedoch haderte er bis zu seiner Pensionierung mit dem Beruf. Schon zu Lebzeiten wurde Eduard Mörike als bedeutendster deutscher Lyriker nach Goethe bezeichnet. Er starb 1875 in Stuttgart.
Das ehemalige Benediktinerkloster Blaubeuren
Unmittelbar neben der Karstquelle des Blautopfs befindet sich das im Jahr 1085 gegründete, ehemalige Benediktinerkloster von Blaubeuren. Ursprünglich sollte es auf der Alb gebaut werden.
Doch seine Stifter die Grafen von Tübingen entschieden sich für das Gebiet nahe des Blautopfs, denn hier war die Wasserversorgung gesichert. Ein Neubau war wegen verheerender Brandschäden nötig.
Der Wiederaufbau der Klosteranlage ab 1466 stammt aus der Spätgotik und ist bis heute weitgehend ursprünglich erhalten geblieben. Herzstück und Abschluss war die Klosterkirche.
Die meisten Gebäudeteile von Kloster Blaubeuren die heute sichtbar sind stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Der im 11. Jahrhundert errichtete romanische Zentralturm ist noch in Teilen erhalten.
Von herausragender Bedeutung ist der Schlaftrakt der Mönche, auch Dormentbau, im Ost- und Südostflügel. Die beiden erhaltenen Dorment-Gänge im Obergeschoss sind in Europa einmalig.
Besichtigt werden kann auch Kreuzgang, der Kapitelsaal und der Kräutergarten des Klosters. In einem Fachwerkgebäude war das Badehaus, dort ist heute das Heimatmuseum untergebracht ist.
In den Klostergebäuden von Blaubeuren befinden sich heute ein Evangelisch-theologisches Seminar und ein öffentliches altsprachliches Gymnasium mit Internat.
Blaubeuren hat eine sehenswerte Altstadt mit zahlreichen Fachwerkbauten, gemütlichen Gasthöfen und Hotels. Das Gerberviertel mit seinen Kanälen, erinnert ein bisschen an Venedig im Kleinen.
Blaubeuren gilt als die Perle der Schwäbischen Alb. Ein gemütlicher Stadtrundgang führt durch verwinkelte Gassen und an malerischen Ecken des Spätmittelalters vorbei.
Kloster Blaubeuren: Adresse, Öffnungszeiten & Eintritt
Adresse: Kloster Blaubeuren, Klosterhof 2, 89143 Blaubeuren. Öffnungszeiten: Sommer – 1. März bis 1. November täglich 10 Uhr bis 17 Uhr. Winter – 2. November bis 28. Februar von Montag bis Freitag 14 Uhr bis 16 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage 11 Uhr bis 16 Uhr. Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Kombiticket mit Badhaus: 6,50 EUR, Kinder/Jugendliche unter 18 Jahren frei.
Höhlenforschung: Tauchen im Blautopf
Durch das poröse und brüchige Kalkgestein der Alb-Hochflächen versickern die Regenfälle sofort in den Untergrund. Dadurch entstehen in Gebiet weit verzweigte Höhlensysteme.
1957 gelang es Tauchern zum Grund des Blautopfes und den Eingang zur Blautopfhöhle zu erreichen. Die Höhle können nur erfahrene Höhlentaucher erforschen. Sie ist für Besucher nicht zugänglich.
Als Blauhöhlensystem werden die zusammenhängenden Höhlen der Blautopfhöhle, sowie der Vetterhöhle bezeichnet. Das ganze Höhlensystem ist insgesamt über sieben Kilometern lang.
Unter dem Blautopf liegt das längste Höhlensystem der Schwäbischen Alb. Bekannt geworden ist eine große Höhlenhalle mit dem Namen „Mörike-Dom“, sie ist 40 Meter hoch und 125 Meter lang.
Die 1997 gegründete Arbeitsgemeinschaft Blautopf ist ein Zusammenschluss aus Höhlenforschern und Tauchern. Im Mittelpunkt steht die wissenschaftliche Erforschung der Blautopfhöhle.
Die ARGE Blautopf betreibt neben der Neulandforschung zahlreiche geologische und biologische Forschungsprojekte. Informative Bildbände und eine DVD wurden von der ARGE produziert.
Wanderungen zu den Steinzeithöhlen der Neandertaler
Die Höhlen am Südrand der Schwäbischen Alb gehören zu den wichtigsten Fundstellen aus der Altsteinzeit. Während der letzten Eiszeit lebten hier Neandertaler und Cro-Magnon-Menschen.
Am Rande der Flusstäler von Ach, Blau und Lone meist unterhalb von Felsvorsprüngen, liegen die Wohnhöhlen unserer Vorfahren. Hier wurden die Wurzeln der Steinzeit Europas entdeckt.
Im Urdonautal bei Blaubeuren standen drei Lebensräume zur Verfügung: Talauen, Felshänge, Hochflächen der Alb. Die dichten Wälder die hier heute stehen gab es damals nicht.
Eine fast baumlose Steppe bedeckte die eiszeitliche Landschaft. Die große Quelle des Blautopfs existierte bereits und war schon damals für Menschen und Tiere wichtig.
Heute führen durch die Wälder um die Stadt Blaubeuren markierte Wanderwege zu den interessanten Höhlenfundstellen. Vier dieser Höhlen möchten wir vorstellen:
- Große Grotte – Jagd- und Lagerplatz der Neandertaler
- Höhle Geißenklösterle – Die ältesten Musikinstrumente der Welt
- Brillenhöhle – Jagdlager und Grablege während der Eiszeit
- Sirgensteinhöhle – Funde von der Altsteinzeit zur Neuzeit
Die Eiszeithöhlen im Ach- und Lonetal in der Schwäbischen Alb wurden 2017 als UNESCO Welterbe anerkannt und dort als Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb gelistet.
Folgende sechs Höhlen wurden ausgezeichnet:
- Geißenklösterle im Achtal bei Blaubeuren
- Sirgensteinhöhle im Achtal bei Blaubeuren
- Hohle Fels im Achtal bei Schelkingen
- Bocksteinhöhle im Lonetal bei Öllingen
- Hohlensteinhöhle im Lonetal bei Rammingen
- Vogelherdhöhle im Lobei Niederstotzingen-Stetten
Mehr Infos auf der Website: www.tourismus.alb-donau-kreis.de
Große Grotte: Jagd- und Lagerplatz der Neandertaler
Die Große Grotte im Blautal bei Blaubeuren diente ausschließlich Neandertalern als Unterkunft. Sie hinterließen zahlreiche Werkzeuge aus Jurahornstein, dem hier vorkommenden Feuerstein.
Eine Speerspitze aus Knochen gehört zu den besonderen Fundstücken aus der Großen Grotte. Die Grabungsschichten datieren auf einen Zeitraum zwischen 100.000 und 50.000 Jahren.
Die Große Grotte liefert die ältesten Belege zur Existenz der Neandertaler in der Schwäbischen Alb. Die Gründe für die Vorliebe der Neandertaler für die Höhle sind einleuchtend.
Der Ausblick von der Höhle auf das Blautal und damit auf potenzielle Beutetiere ist hervorragend. Neben Rentieren, Wildpferden, Rothirschen und Wisent wurden überwiegend Steinböcke erlegt.
Die Große Grotte wurde in 1960er Jahren von der Universität Tübingen ausgegraben.
Info & Lage: Große Grotte
Die Große Grotte liegt einen Kilometer südöstlich von Blaubeuren, an einer steilen Felswand unterhalb der Burgruine Rusenschloss, etwa 80 Meter über dem Tal. Sie ist 15 Meter breit, 17 Meter hoch, 28 Meter lang und außerhalb der Vogelschutzzeiten frei zugänglich.
Höhle Geißenklösterle: Die ältesten Kunstwerke der Menschheit
Die Höhle Geißenklösterle gehört zu den wichtigsten Fundstellen der Altsteinzeit weltweit und wurde sowohl von Neandertalern. wie auch von Cro-Magnon-Menschen (Homo sapiens) bewohnt.
Unter den Wissenschaftlern gilt Geißenklösterle als Referenzfundstelle für die Altsteinzeit und ist daher sehr gut erforscht. Berühmt wurde sie durch die Kunstwerke aus Mammut-Elfenbein.
Dargestellt wurden von den Künstlern der Altsteinzeit Tiere wie Mammut, Wisent und Bär. Auch ein Mischwesen aus Mensch und Tier (Adorant) wurde in der Höhle entdeckt.
Mit einem Alter von 42.000 bis 35.000 Jahren sind diese Figuren die ältesten bekannten Kunstwerke der Menschheit. Besonderes Highlight sind die in der Höhle entdeckten Musikinstrumente.
Drei Flöten sind die ältesten Funde dieser Art weltweit und wurden aus Schwanenknochen bzw. Mammut-Elfenbein angefertigt. Die Flöten datieren auf etwa 43.000 bis 42.000 Jahre.
Die Begegnung zwischen Neandertaler und dem modernen Menschen steht bis heute im Mittelpunkt der Forschungen. In der Höhle blieb eine ungewöhnlich vollständige Abfolge aus der Eiszeit erhalten.
Bisher kann am Fundort Geißenklösterle keine zeitliche Überlappung beider Menschenarten festgestellt werden. Wir wissen also nicht, wer die Musikinstrumente hergestellt und verwendet hat.
Waren die Künstler Neandertaler oder Cro-Magnon-Menschen? Die Höhle wurde überwiegend in den 1980er- und 1990er Jahren von der Universität Tübingen ausgegraben.
Mehr Infos auf der Website: www.archaeologie-online.de
Info & Lage: Höhle Geißenklösterle
Die Höhle Geißenklösterle liegt in einer halbrunden Felsengruppe auf der rechten Seite des Achtals bei Blaubeuren-Weiler, vier Kilometer nordöstlich von Schelklingen, 60 Meter über dem Tal. Ein steiler Pfad führt in das kesselartige Felsmassiv. Die Höhle ist vergittert, gute Einblicke sind jedoch möglich.
Brillenhöhle: Jagdlager und Grablege während der Eiszeit
Während der Eiszeit vor 30.000 bis 12.000 Jahren nutzten Cro-Magnon-Menschen (Homo sapiens) die Brillenhöhle als Jagdlager. Sie hinterließen Werkzeuge, Schmuck und Reste ihrer Jagdbeute.
Die Höhle wurde im Winter und Frühjahr bewohnt. Große Feuerstellen belegen eine intensive Nutzung. Als Kälteschutz wurde ein Steinwall erbaut, der auch als Begrenzung für Einbau eines Zeltes diente.
Außerdem ist es den Forschern gelungen, Steinwerkzeuge aus der Brillenhöhle und Geißenklösterle zusammenzusetzen. Dies bedeutet, dass beide Höhlen zeitgleich bewohnt waren.
Zu den besonderen Entdeckungen zählen die Bestattungen mehrerer Personen. Die Menschen waren an anderen Orten verstorbenen und wurden vor etwa 14.000 Jahren in der Brillenhöhle bestattet.
Die Brillenhöhle wurde in den 1950er- und 1960er-Jahren von der Universität Tübingen erforscht.
Info & Lage: Brillenhöhle
Die Brillenhöhle liegt einen Kilometer südwestlich von Blaubeuren am linken Hang des Achtals, 80 Meter über dem Tal, im Felsenlabyrinth Weiler Halde. Zwei Deckendurchbrüche gaben ihr den Namen. Sie hat einen Durchmesser von 17 Metern, ist 6 Meter hoch und ist 32 Meter lang. Die Höhle ist vergittert, gute Einblicke sind möglich. Evtl. Besichtigung mit Führung: Infos im URMU-Museum, Blaubeuren.
Mehr zu den Naturhöhlen im Geopark Schwäbische Alb: www.geopark-alb.de
Sirgensteinhöhle: Funde von der Altsteinzeit zur Neuzeit
Die Forschungen der Sirgensteinhöhle ergaben eine Schichtfolge von der Altsteinzeit bis in die Neuzeit. Neandertaler und Cro-Magnon-Menschen (Homo sapiens) nutzten offenbar nacheinander die Höhle.
In den Lehmschichten der Neandertalerzeit fanden sich Schaber, Klingen, Speerspitzen. Knochen von Höhlenbären weisen darauf hin, dass die Höhle sowohl vBären als auch Neandertaler bewohnten.
Die Bewohner der Eiszeit hielten sich überwiegend im Eingangsbereich auf. Dort lagen die Feuerstellen der Cro-Magnon-Menschen, hier wurde gearbeitet und geschlafen.
Der Zustand der Steinwerkzeuge zeigt, dass die Aufenthalte am Sirgenstein länger dauerten und auch dazu dienten, neue Werkzeuge oder Waffen herzustellen oder beschädigte zu reparieren.
Jagdbeute waren Wildpferd und Ren, Mammut, Bison, Höhlenlöwe, Wollnashorn. In den obersten Grabungsschichten wurden Funde aus dem Mittelalter, der Römer- Eisen- und Bronzezeit geborgen.
Ab 1906 wurde die Sirgensteinhöhle die Universität Tübingen erforscht.
Info & Lage: Sirgensteinhöhle
Die Sirgensteinhöhle liegt am Fuß des Sirgensteinfelsen auf der linken Talseite der Ach. Sie hat einen überhängenden Eingang. Im Inneren führt ein niedriger Gang in eine Halle mit zwei Deckenöffnungen. Die Höhle ist 40 Meter lang und frei zugänglich. Zugang vom Parkplatz an der B 492, zwischen Blaubeuren-Weiler und Schelklingen. Außerhalb der Vogelschutzzeiten frei zugänglich.
Ausrüstung & Fotografie-Tipps: Einfache Höhlentouren
Auch einfache Höhlen nicht alleine erkunden. Robuste, schmutzabweisende, wasserdichte Kleidung: Jacke, Hose, Wanderschuhe. Dort herrscht kühles und feucht-nasses Klima von 6 bis 10 Grad.
Zwei Lampen pro Person sind empfehlenswert. Jeweils eine wasserdichte Taschenlampe, plus Stirnlampe. Wichtig ist der Kopfschutz (z. B. Outdoor-Helm), Höhlendecken sind scharfkantig.
Vorab Höhleninfos ermitteln. Fledermäuse nutzen Höhlen als Winterquartier. Von 1. Oktober bis 31. März dürfen sie dort nicht gestört werden. Das Verbot ist im Bundesnaturschutzgesetz geregelt.
Fotoausrüstung: DSLR Kamera, stabiles Stativ, Fernauslöser, Ultraweitwinkel-Objektiv, Blitz, robuster Fotorucksack. Objektive z. B. 16 – 35 mm mit Vollformatsensor, 10 – 24 mm mit Crop-Sensor.
Kamera und Blitz auf Manuell stellen und in der Höhle experimentieren. Plastische Fotografien entstehen mit drahtlosen Blitzsystemen. Jedoch ist die teure Ausrüstung wasser- und schmutzanfällig.
Höhlen-Fotografien im RAW-Format anfertigen. Bei vollständig manueller Steuerung sollte die Farbtemperatur (AWB) der Kamera eingestellt werden: Tageslicht 5.200 Kelvin, Blitzlicht 6000 Kelvin.
Mit Adobe Lightroom lässt sich, unabhängig von einem vorab eingestellten manuellen Weißabgleich, nachträglich alles komfortabel einstellen. Ideal sind LED-Handlampen mit viel Lumen.
Tipp: Kamera auf Stativ montieren, Langzeitbelichtung starten. Zu zweit mit möglichst vier Lampen die Lichtkegel langsam durch die Höhle bewegen. Das funktioniert nach einigen Testläufen sehr gut.
Wer sich für anspruchsvolle Höhlentouren interessiert, sollte sich an professionelle Touren-Anbieter wenden. Beispielsweise Cojote Outdoor Events aus Bad Urach. Website: cojote-outdoor.de
Wer waren die Neandertaler?
Der Neandertaler (Homo neanderthalensis) ist ein ausgestorbener Verwandter des heutigen Menschen (Homo sapiens). Er entwickelte sich in Europa, parallel zum Homo sapiens in Afrika.
Der gemeinsame Vorfahre von Neandertaler und Homo sapiens war der Homo erectus. Neandertaler besiedelten zeitweise große Gebiete in Süd-, Mittel- und Osteuropa.
Älteste Skelettreste des Neandertalers sind etwa 430.000 Jahre alt. Der namensgebende Fund wurde in Neandertal bei Düsseldorf im Jahr 1856 gemacht. Der Fund datiert auf ein Alter von 42.000 Jahren.
Warmzeit, Eiszeit, wilde Tiere: Mehrere hunderttausend Jahre behaupteten sich Neandertaler gegen die Widrigkeiten der Natur. Ein starker Zusammenhalt der Gruppen war Überlebenswichtig.
Neandertaler pflegten ihre Kranken und teilten ihre Jagdbeuten untereinander auf. Sie waren kräftig und klug, kannten die sichersten Schlupfwinkel und die besten Jagdgebiete.
Der Körperbau der Neandertaler war robust und an Kälte angepasst. Sie besaßen starke Unterkiefer, große Nasen und Wülste über den Augen. Zähne, Hände und Füße wurde als Werkzeuge genutzt.
Neandertaler konnten sprechen, denn sie besaßen ein Zungenbein wie wir. Ihr Gehirn war sogar größer als das der heutigen Menschen. Ein Neandertaler benötigte mehr Nahrung als wir heute.
Verspeist wurde das Fleisch seiner Jagdbeute, aber auch pflanzliche Kost. Durch das Eiweiß im Fleisch wuchs das Gehirn. Ob Neandertaler schlauer als Homo sapiens waren ist unbekannt.
Obwohl der Neandertaler an ein Leben in der Kälte angepasst war, scheint das starke Absinken der Temperaturen offenbar allmählich zu seinem Aussterben geführt zu haben.
Der aus Afrika eingewanderte Homo sapiens konnte sich wohl besser gegen extreme Temperaturen schützen. Es könnten auch eingeschleppte Krankheiten zum Ende des Neandertalers geführt haben.
Zusätzlich konnte der Homo sapiens vermutlich seinen Wissens- und Erfahrungsschatz besser, oder auch schneller in unterschiedlichsten Situationen Umsetzen und Anwenden.
Der Homo sapiens lebte in deutlich größeren Gruppen und hatte daher offenbar mehr Erfolg im Kampf um begehrte Jagdreviere. Die Spur der Neandertaler verliert sich vor etwa 30.000 Jahren.
Cro-Magnon-Mensch: Der Homo sapiens der Eiszeit
Cro-Magnon-Menschen waren anatomisch moderne Menschen (Homo sapiens) die während der letzten Eiszeit lebten. Die ältesten Knochenfunde in Europa stammen aus der Zeit vor etwa 40.000 Jahren.
Jüngste Nachweise von Cro-Magnon-Menschen datieren auf etwa 12.000 Jahre. Anatomische Merkmale widerlegen, dass der Cro-Magnon-Mensch ein evolutionäres Bindeglied zwischen Homo sapiens und Neandertaler gewesen ist.
Seinen Namen erhielt der Cro-Magnon-Mensch vom Abri de Cro-Magnon, einer Halbhöhle am Ortsrand von Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil in Frankreich, Departement Dordogne. Dort wurden fünf etwa 30.000 Jahre alte menschliche Skelette entdeckt: Drei Männer, eine Frau und ein Säugling.
Wusstet ihr, dass alle heutigen Menschen immer noch ein bisschen mit Neandertalern verwandt sind? Denn etwa ein bis drei Prozent der Erbanlagen des Homo sapiens stammen direkt vom Neandertaler ab.
Das ist ein erstaunlich kleiner Anteil, wenn man die rund 5.000 Jahre gemeinsamer Existenz des Neandertalers in Europa mit dem modernen Menschen (Homo sapiens) bedenkt.
Blaubeuren: URMU – Das Urgeschichtliche Museum
Viele Funde aus den Höhlen um Blaubeuren sind im URMU, dem Urgeschichtlichen Museum von Blaubeuren ausgestellt. Der absolute Star im Museum ist die Venus vom Hohle Fels.
Die Figurine ist mit 40.000 Jahren die älteste bekannte Darstellung eines Menschen der Welt. Wer erfahren will wie eiszeitliche Jäger und Sammler gelebt haben, sollte das Museum besuchen.
Schwerpunkt sind die altsteinzeitliche Besiedelungen im Ach- und Blautal, die Funde aus den Höhlen in der Region belegen. Hier eröffnet sich ein neuartiger Zugang zur geheimnisvollen Eiszeitkunst.
Urgeschichtliches Museum Blaubeuren: Adresse, Öffnungszeiten & Eintritt
Adresse: Urgeschichtliches Museum Blaubeuren – URMU, Kirchplatz 10, 89143 Blaubeuren. Öffungszeiten: Sommer – 1. April bis 31. Oktober, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Winter – 1. November bis 31. März, Dienstag und Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 17 Uhr. Eintritt: Erwachsene 7 Euro, ermäßigt 5 Euro, Kinder/Jugendliche von 7 bis 17 Jahren 3 Euro, Familienkarte 15 Euro. Adresse: Kirchplatz 10, 89143 Blaubeuren, Website: www.urmu.de
WERBUNG
GetYourGuide ist Kooperationspartner von reise-zikaden.de und die weltweit größte Online-Plattform für Ausflüge und Touren zu Sehenswürdigkeiten. Die Auswahl reicht von Flughafentransfers über Führungen bis zu Koch-Events. Angeboten werden rund 32.000 Touren zu über 7.000 Reisezielen weltweit.
Buchtipps
- Theiss-Verlag, Als der Mensch die Kunst erfand – Eiszeithöhlen der Schwäbischen Alb, von Nicholas J. Conard und Claus-Joachim Kind, 192 Siten, 110 Illustrationen, 5 Karten, 2017.
- Knaus-Verlag, Die Venus aus dem Eis: Wie vor 40 000 Jahren unsere Kultur entstand, von
- Katz-Verlag, Geschichte der Schwäbischen Alb – Von der Eiszeit bis zur Gegenwart, von Casimir Bumiller, 467 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 2008.
- Oertel & Spörer-Verlag, Wilde Höhlen, Grotten, Felsennester – 100 geheimnisvolle Hohlräume zwischen Alb und Donau, Ausflugs- und Wanderziele auf der Schwäbischen Alb, von Jürgen Meyer, 96 Seiten, 2011.
- Emons-Verlag, 111 Orte auf der Schwäbischen Alb, die man gesehen haben muss, von Barbara Goerlich, 240 Seiten, 2014.
- Bergverlag Rother, Wanderführer Schwäbische Alb – Ost, 50 Wanderungen, von
Wer seine Amazon-Buchbestellung über die Anzeige unten abwickelt, unterstützt uns ohne jeglichen Mehraufwand, um unsere laufenden Kosten für den Blog etwas abzudecken. Vielen Dank dafür.
WERBUNG