Inhaltsverzeichnis
- 1 Kostenlos Parken an der Porta Docciola
- 2 Die Porta all’Arco: Wahrzeichen von Volterra
- 3 Porta Diana: Antiker Pendant der Porta all’Arco
- 4 Exkurs: Römische und etruskische Architektur
- 5 Cardo Maximus: Auf antiken Straßen durch Volterra
- 6 Das etruskische Forum bei der Kirche San Michele
- 7 Einkehrtipp: Pizzeria Ombra della Sera
- 8 Website-Tipp
- 9 Buchtipps
- 10 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Besonderes Interesse sollte jeder Reisende in Volterra dem monumentalen Stadttor Porta all’Arco aus dem 4. Jhd. v. Chr. widmen. Die Porta all’Arco stammt aus etruskischer Zeit, ihr Torbogen wurde mit plastischen Köpfen verziert. Sie war der Hauptzugang von Süden, die zur Zeit der Etrusker Velathri hieß.
Volterra bietet ein weiteres Stadttor aus der Epoche der Etrusker. Die Porta Diana im Norden, die wir euch ans Herz legen möchten. Sie liegt idyllisch am Ortsrand, meist sind nur wenige Besucher dort.
Wer zur Porta Diana möchte, kann bis heute dem antiken Cardo Maximus folgen. Diese Nord-Süd-Achse existiert seit der Antike und war, nach dem Decumanus, die zweitwichtigste Straße der Stadt.
Die Route entlang des Cardo führt auch zum antiken Forum. Dies befand sich im Bereich der Kirche San Michele an der Piazetta San Michele. Die Lage des Forums bestätigen Mauerreste und Fundstücke.
Zum Abschluss der Tour möchten wir für eine Mittagspause die Pizzeria Ombra della Sera vorschlagen, die mit ihrer Lage am antiken Cardo in der Via Guarnacci geradezu ideal ist.
Kostenlos Parken an der Porta Docciola
Ideal für Touren in der Altstadt ist der große kostenlose Parkplatz Docciola an der mittelalterlichen „Porta e Fonti di Docciola“. Für Camper mit Parkgebühren. Das Areal liegt am Viale dei Filosofi im Norden des Zentrums. Bis zur Porta all’Arco sind es vom Parcheggio Docciola 700 Meter zu Fuß.
Dem rechten Treppenweg folgen. Danach entlang der Via Matteotti und der Via Porta all’Arco. Das Parkhaus „La Dogana“ an der Piazza della Liberta ist zwar näher am Tor, aber eng und oft überfüllt.
Adresse: Piazzale di Docciola, 56048 Volterra. GPS-Koordinaten: 43.403344, 10.863596
WERBUNG
Die Porta all’Arco: Wahrzeichen von Volterra
Wahrzeichen Volterras ist die Porta all’Arco, das älteste erhaltene etruskische Stadttor Italiens. Seine antike Bezeichnung war Porta Herculis. Der untere Bereich aus Quadern stammt aus dem 4. Jhd. v. Chr., Bögen und Tonnengewölbe wurden etwas später errichtet. Die drei Köpfe am Torbogen stellen vermutlich die Schutzgötter des etruskischen Velathri dar: Tinia (Zeus), Uni (Hera) und Menvra (Minerva).
An seiner Innenseite sind im Kern noch die mächtigen Pfeiler erkennbar, die ägyptischen Pylonen ähneln. Das Tonnengewölbe der Porta all’Arco folgt dem Niveau der Hanglage mit gleicher Steigung und stammt aus etruskischer Zeit. Dies belegt, dass die Etrusker nicht nur das „falsche“ Kraggewölbe errichteten, sondern auch die Anlage des aus Keilsteinen erbauten „echten“ Gewölbes beherrschten.
Die drei Bauphasen der Porta all’Arco
- Erste etruskische Bauphase: Anlage der Pfeiler aus Sandsteinblöcken. Datierung: 4. Jhd. v. Chr.
- Zweite etruskische Bauphase: Errichtung der Bögen und des Gewölbes, Einbau der drei Götterköpfe. Datierung: 3. bis bis 1. Jhd. v. Chr.
- Mittelalterliche Bauphase: Die etruskischen Stadtmauern werden Anfang des 12. Jhds. abgetragen. Einbeziehung des Tors in die neuen Befestigungsmauern des 13. Jhds. Verstärkung durch einen Turmbau auf der Spitze des Tores im 14. Jhd., dieser wurde im 16. Jhd. abgerissen.
Baubeschreibung der Porta all’Arco
Die Porta all’Arco ist ein Doppeltor vom Korridor-Typ mit innerer Kammer. Die verschiedenen Bauepochen sind an den verwendeten Materialien deutlich erkennbar. Die mächtigen Pfeiler bestehen aus Sandstein, der aus der Umgebung der Stadt stammt und „Panchina“ genannt wird.
Die helleren Bögen wurden aus „Tufo di Pignano“ angefertigt, dieser stammt aus einem Steinbruch nahe der Stadt. Die dunklen Köpfe wurden aus vulkanischem Selagit hergestellt, dieser stammt aus dem Gebiet von Montecatini di Val di Cecina.
Ob das Tor von Beginn an mit Bogengewölbe geplant war ist nicht sicher. Es könnte nach der ersten Bauphase auch mit einem Architrav, der den Oberbau trug, abgedeckt gewesen sein. Ebenfalls unklar ist, ob die Götterköpfe schon während der zweiten Bauphase angebracht wurden, oder älter oder deutlich jünger sind.
Eine etruskische Urne im Guarnacci Museum aus dem 1. Jhd., zeigt eine Belagerungsszene, die vor einem mit drei Köpfen verziertem Stadttor stattfindet: Dieses Relief ist offenbar die älteste Darstellung der Porta all’Arco.
Velathri im Krieg mit Rom: Zerstörungen an der Porta all’Arco
Bei der Belagerung der Stadt durch den römischen Heerführer Sulla, während des Bürgerkriegs (83 – 79 v. Chr.) wurde die Porta all’Arco schwer beschädigt. Später wurde sie komplett renoviert. Die etruskischen Stadtmauern wurden im 12. Jhd. abgetragen und mit antikem Steinmaterial neu aufrichtet. Der Verlauf dieser mittelalterlichen Befestigungsmauer folgt dem etruskischen Mauerverlauf.
Porta all’Arco: Architekturvorbild für Bernini
Der Architekt Gian Lorenzo Bernini (1598 – 1680) nahm sich das Tonnengewölbe der Porta all’Arco zum Vorbild, als er das barocke Treppenhaus „Scala regia“ im Vatikan erbaute.
1944: Die Porta all’Arco wird von den Bürgern gerettet
Eine Gedenktafel an der Außenseite der Porta all’Arco erinnert an den Zweiten Weltkrieg, als am 30. Juni 1944 die Führung der deutschen Besatzung beschloss das antike Stadttor zu sprengen.
Durch die Sprengung sollte amerikanischen Truppen und deren Panzern der Zugang in die Stadt versperrt werden. Die Bevölkerung von Volterra war entsetzt. Sie beschlossen ihr Wahrzeichen zu retten und widersetzten sich dem Befehl.
Die Porta all’Arco konnte vor der Zerstörung bewahrt werden. Die Bürger schafften es innerhalb von zwei Tagen, das Stadttor komplett mit Pflastersteinen aus den umliegenden Straßen aufzufüllen, sowie eine Mauer im Torbogen aufzurichten.
Adresse, Öffnungszeiten, Eintritt
- Adresse: Via Porta all’Arco 62 – 64, 56048 Volterra.
- Öffnungszeiten und Eintritt: Frei zugänglich
Porta Diana: Antiker Pendant der Porta all’Arco
Die Porta all’Arco liegt im Süden, am Beginn des antiken Cardo. Dieser endet an der Porta Diana im Norden. Diese Nord-Süd-Achse war eine der Hauptstraßen von Velathri. Die Porta Diana, wurde in der antike Porta Portone genannt, und ist das zweite erhaltene etruskische Stadttor von Volterra.
Sie ähnelt in ihren architektonischen Grundzügen der Porta all’Arco. Allerdings erhielt sie kein Tonnengewölbe mit Torbögen. Wer mag, kann der alten Straße noch heute bis zur Porta Diana folgen.
► Ein detaillierter Bericht über die Porta Diana folgt demnächst.
WERBUNG
Exkurs: Römische und etruskische Architektur
Die Hochkultur der römischen Republik und Kaiserzeit (etwa 500 v. Chr. bis 400 n. Chr.) war die letzte, die in der Antike im Mittelmeerraum eine bedeutende Rolle spielte. Die Römer trafen auf die von italischen, griechischen und orientalischen Einflüssen geprägte Baukunst der Etrusker.
In Auseinandersetzungen mit den Römern verloren die Etrusker nach und nach ihre politische Macht und gingen, wie auch ihre Architektur, im Römischen Reich auf. So lehnen sich die wesentlichen Bauwerke, die in Rom in den ersten Jahrhunderten des Staates errichtet wurden, an die etruskische Architektur an.
Hinweis: Mit einem Klick auf die Abbildung, öffnet sich eine größere Darstellung. Die Abbildung Nummer 3, zweite Reihe links oben, zeigt das „Thor zu Volterra“.
WERBUNG
Cardo Maximus: Auf antiken Straßen durch Volterra
Die beiden etruskischen Stadttore Porta all’Arco und Porta Diana wurden durch die antike Hauptverkehrsader „Cardo Maximus“ verbunden. Der Cardo war, nach dem Decumanus, der von Westen nach Osten verlief, die zweitwichtigste Straßenachse der Stadt.
Ein geradliniger Straßenverlauf war in einer Bergstadt wie Volterra nicht möglich. Die heutigen Straßen Via Porta all’Arco, Via Giacomo Matteotti, Via Guarnacci, Piazza del Bastione und Via di Porta Diana geben den antiken Verlauf des Cardo, der immer von Süden nach Norden verlief, wieder.
Das aufstrebende Rom übernahm das rechtwinkelige Straßenraster von den Etruskern, deren Städteplaner verwendeten es seit dem 6. Jhd. v. Chr.. Griechische Kolonien in Süditalien hatten etruskische Ingenieure dazu angeregt.
Die Etrusker wendeten ab Ende des 5. Jhd. v. Chr. die Prinzipien des Hippodamus von Milet an. Dieser hatte das „Hippodamische Schema“ 479 v. Chr., während des Wiederaufbaus seiner Heimatstadt Milet entwickelt.
Auf dem Stadthügel von Volterra existierten in der Eisenzeit des 8. Jhds. v. Chr. unregelmäßig angelegte Siedlungen, die sich der hügeligen Landschaft anpassten. Ab dem 6. Jhd. v. Chr. wurde in Velathri mit einer regelmäßigen rechtwinkligen Ordnung neu geplant, um die Flächen rationaler aufzuteilen. In diesem Jahrhundert entstand auch der erste Mauerring, im Areal um die Fortezza und den Stadtpark.
Bei geplanten Städtegründungen der Etrusker, wie z. B. in Marzabotto bei Bologna wurde nach diesem Muster gebaut: Im Zentrum lag das Forum, auf dem neben Märkten auch Gerichtsverhandlungen oder politische Debatten stattfanden.
Im Forum schnitten sich die Hauptstraßen der Stadt, Cardo (Nord-Süd-Achse) und Decumanus (Ost-West-Achse). Alle weiteren Straßen verliefen parallel dazu und teilten die Stadt schachbrettartig auf. Schließlich wurde die Stadt von einer Stadtmauer umgeben, die wiederum zu den Straßen parallel lag und die Bewohner vor Angriffen schützte. Sie hatte in der Idealform ein Stadttor an jedem Achsenende.
WERBUNG
Das etruskische Forum bei der Kirche San Michele
An der Piazzetta San Michele befand sich das etruskisch-römische Forum von Velathri. Bis heute liegt die Piazzetta San Michele am antiken Cardo Maximus, der Nord-Süd-Verbindung durch die Stadt. Diese startet an der Porta all’Arco im Süden und endet an der Porta Diana im Norden.
Ein antikes Forum ist ein Stadt- und Marktplatz mit Verwaltungsgebäuden. Das etruskische bzw. römische Forum, hat seinen Vorläufer in der griechischen Agora. Übrigens wurde das weltberühmte Forum Romanum in Rom von einem legendären etruskischen König in die Stadt einbezogen.
Die Kirche San Michele Arcangelo an der Piazzetta S. Michele wird in einer Urkunde aus dem Jahr 987 das erste Mal erwähnt. Dort wird sie unter der Bezeichnung „Ecclesia S. Michaeli in Foro” genannt.
In den umliegenden Gebäuden sind zahlreiche Mauern aus römisch-etruskischer Zeit erhalten, die Rückschlüsse auf ein Forum zulassen.
Doch San Michele ist deutlich älter, darauf weisen Zierelemente hin. Es gab offenbar einen Vorgängerbau aus langobardischer Zeit. Die Langobarden übernahmen im 7. Jhd. die Herrschaft in der Stadt.
Bei Kanalisationsarbeiten an der Piazzetta San Michele legten Arbeiter römisches Bodenpflaster frei, dies lag etwa zwei Meter unter dem heutigen Niveau. Noch im 18. Jhd. stand an der Piazzetta San Michele eine Statue mit dem römischen Gott Merkur. Mercurius war ein römischer Gott und Beschützer des Handels, von ihm stammt die italienische Bezeichnung des Wochentags Mercoledi, für Mittwoch.
Eindruckvolle Reste des Forums wurden im Taddeini-Palast, in der Via Guarnacci 31, verbaut. Dort befinden sich im Erdgeschoss und in den Kellergewölben antike Mauerzüge und Säulenreste.
WERBUNG
Einkehrtipp: Pizzeria Ombra della Sera
Gut gespeist haben wir in der Pizzeria Ombra della Sera. Die Lage an der Via Guarnacci (dem antiken „Cardo“) war für uns perfekt. Wir haben Pasta und Pizza getestet, beides fanden wir ausgezeichnet. Außer dem Innenraum unter alten Steingewölben werden auch einige Sitzplätze im Freien angeboten. Auf der Tageskarte finden sich toskanische Gerichte und auch Pizzen. Beliebt bei Volterranern.
Adresse: Via Guarnacci 16, 56048 Volterra.
Website: www.ristoranteombradellasera.it
Website-Tipp
Auf der Website des Consorzio Turistico Volterra wurde ein umfangreicher Download-Bereich mit Dutzenden von Flyern und Broschüren eingerichtet: www.volterratur.it
WERBUNG
Buchtipps
-
- Michael Müller Verlag, Reisehandbuch Toscana, 784 Seiten, 18. Auflage, 2018.
- DuMont Reiseverlag, Kunst-Reiseführer Toscana, Das Hügelland und die historischen Stadtzentren, von Klaus Zimmermann, 464 Seiten, 8. Auflage, 2008.
- DuMont Reiseverlag, Kunst-Reiseführer, Das etruskische Italien, Kunststätten und Nekropolen der Etrusker, 424 Seiten, von Robert Hess und 1990.
- Theiss Verlag (WBG), Die Etrusker: Weltkultur im antiken Italien, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Bildband, 400 Seiten, 1. Auflage, 2017.
- Zeitschrift G/GESCHICHTE, Die Etrusker – Italiens geheimnisvolles Volk, Bayard-Media, August 2017.
- Zabern Verlag, Volterra: Etruskisches und mittelalterliches Juwel im Herzen der Toscana, von Stephan Steingräber, Bildband, 142 Seiten, 1. Auflage, 2002.
Wer seine Amazon-Buchbestellung über die Anzeige unten abwickelt, unterstützt uns ohne jeglichen Mehraufwand, um unsere laufenden Kosten für den Blog etwas abzudecken. Vielen Dank dafür.
WERBUNG
Volterra: Porta all’Arco – Das älteste etruskische Stadttor Italiens
Pingback:Toskana: Volterra – 14 Sehenswürdigkeiten aus der Zeit der Etrusker