
Volterra: Die mächtige Barockfassade von San Giusto Nuovo erhebt sich eindrucksvoll oberhalb einer gepflegten Grünanlage. Vor dem Portal stehen Terrrakottafiguren auf Säulen, die von Vorgängerbauten stammen. Sie zeigen die Heiligen Clemente, Linus, Giusto und Ottaviano (v.l.n.r.).
Inhaltsverzeichnis
- 1 Borgo San Giusto: Anfahrt & Parken
- 2 Linus aus Volterra: Erster Nachfolger des Apostel Petrus
- 3 Christenverfolgungen in Volterra: Was war der Grund?
- 4 Guisto und Clemente: Zwei Missionare aus Nordafrika in Volterra
- 5 Erste Kirchenbauten auf dem Monte Nebbio: San Giusto in Botro
- 6 Neubau: San Giusto Nuovo auf dem Hügel von Prato Marzio
- 7 Volterra: Die Klosterruine Badia Camaldulense
- 8 Der Borgo San Giusto und die Porta Menseri
- 9 Einkehrtipp: Trattoria Pizzeria „Le Balze“
- 10 Buchtipps
- 11 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Der Borgo San Guisto, im Westen der toskanischen Stadt Volterra, erzählt tragische aber historisch interessante Kirchengeschichte, die auch mit dem Leben frühchristlicher Missionare verknüpft ist. Das architektonisch bedeutendste Bauwerk im Borgo ist die Kirche San Giusto. Schon während unseres Besuchs im antiken Theater, am Rand der Altstadt, erweckte das hohe Kirchenschiff unsere Neugier.
Unterhalb der Kirche befinden sich etruskische Felsengräber der Badia-Nekropole. Die Stadtmauern der etruskischen Metropole Velathri reichten bis in dieses Gebiet. Teilabschnitte dieser antiken Befestigungen der Etrusker sind an der Porta Menseri im Borgo San Giusto, sowie an der Abtei Badia, erhalten.
Die Missionare Giusto und Clemente waren nicht nur Namensgeber der Kirche, die vollständig San Giusto e Clemente heißt. Sie wurden später die Schutzpatrone Volterras und werden bis heute verehrt. Erste sakrale Bauten für die beiden stammen aus der Spätantike und datieren in das 6. Jahrhundert.
Wir beginnen unseren Bericht mit den Überlieferungen zur Geschichte von San Guisto im 1. Jahrhundert. Das Christentum gelangte bereits in diesem frühen Zeitraum nach Volterra.

Oberhalb des antiken Theaters in Volterra bietet sich eine fantastische Aussicht auf das hohe Kirchenschiff von San Giusto Nuovo (links) und dem Turm der Abtei „Badia Camaldulense“ (am rechten Bildrand). Im Hintergrund ist der Apennin und die Apuanischen Alpen zu sehen.
Borgo San Giusto: Anfahrt & Parken
Am Rand der Altstadt von Volterra die Porta San Francesco passieren. Die Hauptstraße Via Patre Eugenia Barsanti, in Richtung Pisa fahren. Rechts wird der Supermarkt Conad-City passiert. Nach 350 Metern biegt links eine Straße zur Hochebene hinauf. Der Abzweig ist mit „Camping“ und „Balze“ beschildert.
Der Parkplatz „Le Balze“ liegt im Borgo San Giusto an der Via di Mandringa, gegenüber von Camping Le Balze. Von dort sind es bis zur Kirche San Giusto Nuovo etwa 150 Meter. Vom antiken Theater in Volterra ist der Parkplatz 1,6 Kilometer entfernt. GPS-Koordinaten: 43.412172, 10.850483
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Linus aus Volterra: Erster Nachfolger des Apostel Petrus

Abbildung des Linus aus Volterra. Aus dem byzantinischen Manuskript „Menologion Basileios’ II“, 10. Jhd.
Eine der interessantesten Persönlichkeiten der Stadt im 1. Jahrhundert nach Christus ist Linus aus Volterra (10 – 79), der in Rom eine beachtliche Karriere machte. Denn Linus wurde der zweite Bischof von Rom und somit der zweite Papst der römisch-katholischen Kirchengeschichte.
Linus war der erste Nachfolger des Apostel Simon Petrus (1 bis 67). Zuvor war er bei Petrus bereits Vikar (Vertreter des Diözesanbischofs). Dieser hatte ihn offenbar selbst zum Bischof geweiht. Dies unterstreicht wie angesehen Zeitgenossen aus Volterra auch in dieser Zeit in Rom waren.
„Im Namen von Petrus habe er Frauen geboten, ihren Kopf in der Kirche mit einem Schleier zu verhüllen.“ (aus dem 1. Korintherbrief 11, 5). Bischof Linus entsandte mehrere Missionare in seine Heimatstadt Volterra. Einige von ihnen starben im Gebiet um den heutigen Borgo San Giusto als Märtyrer. Heute sind sie in der Kirche San Giusto Nuovo bestattet.
Bischof Linus starb in Rom vermutlich ebenfalls als Märtyrer und wird als Heiliger verehrt. Sein Märtyrertod ist nicht sicher, da es in dieser Zeit keine Christenverfolgungen dort gab. Alte Chroniken überliefern, dass er in der Nekropole auf dem Vatikan beerdigt wurde. Nahe dem Grab des Apostel Petrus wurde auch eine Inschrift mit dem Namen „Linus“ gefunden. Deren Authentizität ist allerdings umstritten.
Eine Inschriftentafel, über dem Eingang in die Kirche San Guisto Nuovo, erinnert bis heute an den Heiligen Linus. Die Terrakottafigur mit Tiara, vor dem Portal der Kirche, stellt ebenfalls Linus dar. Beide Werke stammen aus Vorgängerbauten der Kirche. In Volterra wurden im Lauf der folgenden Jahrhunderte immer wieder Christen verfolgt oder sogar getötet.
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Christenverfolgungen in Volterra: Was war der Grund?
Das römische Reich, zu dem auch Volterra im 1. Jhd. n. Chr. gehörte, war fremden Religionen nicht feindlich eingestellt. Die Götter von Rom waren Mächte, die durch Opfer friedlich gestimmt werden mussten. Das Christentum aber wollte den Götterpantheon Roms nicht ergänzen, sondern ersetzen.
Die Römer sahen das so: Christen gefährdeten die Sicherheit und den Fortbestand des römischen Staates. Dessen Bewahrung war direkt mit religiösen Traditionen verbunden. Es war der Absolutheitsanspruch des Christentums, der den langwierigen Konflikt mit dem römischen Staat auslöste.
Die Christen sollten Opfergaben an römische Götter entrichten. Dies wurde von den Machthabern verlangt und war ein Loyalitätsbeweis gegenüber Rom als Staat. Dass für Christen dieses Opfer die Bekenntnis zur Existenz der römischen Götter beinhaltete, konnten Römer nicht verstehen. Es nutzte den Christen nichts, wenn sie ihre Treue zum Imperator als Staatsoberhaupt immer wieder beteuerten.
Lest dazu unsere Serie „Antike Persönlichkeiten“: Toskana – Cicero und die etruskische Familie Caecina aus Volterra. Wir befassen uns mit den Städten Volterra und Rom im 1. Jhd. v. Chr. Die mächtige etruskische Aristokratenfamilie Caecina lebt in Volterra. Freund der Caecinas ist der römische Anwalt Marcus Tullius Cicero, der sich im Modellprozeß „Pro Caecina“ erfolgreich für sie und die Bürger Volterras einsetzt.
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Guisto und Clemente: Zwei Missionare aus Nordafrika in Volterra

Giusto und Clemente beten in einer Höhle für die Befreiung Volterras von der Belagerung durch die Ostgoten. Gemälde um 1450. Foto: Wikipedia
Um das Jahr 537 trafen aus Nordafrika kommend, Bischof Giusto und sein Begleiter der Priester Clemente in Volterra ein. Offenbar waren sie Brüder. Sie mussten ihre afrikanische Heimat verlassen, weil sie dort von germanischen Vandalen verfolgt wurden. Die beiden Missionare wollten auch Christen in Volterra unterstützen. Die Stadt wurde durch Einfälle germanischer Stämme bedroht.
Sie lebten als Einsiedler im Wald bei der Hochebene die Prato Marzio genannt wird. Heute ist dieses Gebiet etwa mit dem Areal des Borgo San Giusto identisch. Beide starben an einem 5. Juni in einem nicht überlieferten Jahr.
Giusto und Clemente wurden an der Stelle ihrer Einsiedelei begraben, an der auch eine Quelle lag. Bald entwickelte sich an dieser Stelle ein Ziel für Wallfahrten. Anschließend wurden für Giusto und Clemente einfache Kapellen erbaut.
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Erste Kirchenbauten auf dem Monte Nebbio: San Giusto in Botro

Auf der Hochebene des Monte Nibbio schrieb Volterra Geschichte. Dicht besiedelt in etruskischer Zeit, im Frühchristentum wirkten Missionare, die späteren Schutzpatrone der Stadt. In der Bildmitte die „Badia Camaldulense“, rechts „San Giusto Nuovo“. Flankiert von Montebradoni und Borgo San Giusto.
Die erste Kirche San Giusto in Botro wurde vom mächtigen König Cunincpert (um 640 – 700), aus der Familie der Agilolfinger, beauftragt. Cunincpert war von 688 bis 700 König der Langobarden. Die beiden Kapellen aus dem 6. Jhd. waren während der Invasion der Langobarden zerstört worden.

Diese spätantike Goldmünze (Tremissis) zeigt Cunincpert und wurde in Pavia geprägt. Er war der erste Langobardenkönig, dessen Abbild auf Münzen geprägt wurde. Rechts ist der Erzengel Michael abgebildet. Foto: Wikipedia
Die Langobarden waren ein Stamm der Elbgermanen. Die Landnahme der Langobarden in Italien fand im 6. Jhd. statt. Sie gilt als letzter Zug der spätantiken Völkerwanderungen. In der Zeit des Kirchenbaus, unter König Cunincpert, waren die Langobarden in Italien vollständig integriert und hatten überwiegend den katholischen Glauben angenommen.
Im Jahr 1030 veranlasste Volterras Bischof Gunfredo da Novara (Amtszeit 1016 – 1039) den Bau einer größeren Kirche, mit gleichem Namen. Wie dieser Folgebau von San Giusto in Botro ausgesehen hat ist nicht bekannt. Offenbar war die langobardische Kirche von Cunincpert beschädigt oder baufällig.
Den Bauauftrag gab Bischof Guffredo an Mönche vom Benediktinerorden. Dafür durften diese auf dem nahegelegenen Monte Nebbio ein Kloster errichten, das sie San Salvatore nannten. Erst später wurde das Kloster in Badia dei SS. Salvatore, Giusto e Clemente umbenannt.
Um San Giusto in Botro hatte sich ein Dorf gebildet, auch ein Friedhof hat sie umgeben. Dies belegen Funde von Grabsteinen aus dieser Zeit. Vermutlich gab es noch eine zweite Kirche, die San Clemente geweiht war. Erste Berichte über Erosionszerstörungen stammen aus dem Jahr 1140, als diese Kirche beschädigt wurde. Danach wurde die Urne von Clemente nach San Giusto gebracht.
Über tausend Jahre hatten auf der Hochebene von Prato Marzio (heute Borgo San Giusto) Kirchen gestanden. Dann folgten Erdbeben und Erosionen. Diese bildeten die Klippen „Le Balze“ und rissen San Giusto in Botro Stück für Stück in den Abgrund. Als letztes fiel 1627 der Glockenturm. Die Reliquien von Giusto und Clemente, die Glocken und Säulen mit Skulpturen, konnten gerettet werden.
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Neubau: San Giusto Nuovo auf dem Hügel von Prato Marzio

Volterra: Der Blick von den Felsabbrüchen „Le Balze“ zur Klosterruine „Badia dei SS. Salvatore, Giusto e Clemente“ (links) und der Kirche „San Giusto Nuovo“ zeigt deutlich die Nähe zu den Klippen.
Ein Jahr nachdem die Vorgängerkirche in den Abgrund gestürzt war, wurde mit dem Bau von San Giusto Nuovo begonnen. Start der Bauarbeiten war auf dem Hügel von Prato Marzio im Jahr 1628. Geweiht wurde der Neubau 1775 durch den Bischof von Volterra.
Beeindruckend ist die mächtige barocke Fassade von San Giusto Nuovo. Unterhalb der breiten Treppe rahmen Zypressenalleen eine gepflegte Grünfläche ein.
Flankiert wird der Aufgang von vier Terrrakottafiguren die auf Säulen stehen: Diese zeigen die Heiligen Clemente, Linus, Giusto und Ottaviano. Die Statuen stehen in der genannten Reihenfolge, wenn der Betrachter vor dem Portal steht und zur Kirche blickt. Säulen, Kapitelle und Skulpturen stammen noch aus den Vorgängerbauten.
Über dem Portal ist eine Inschrift zu Ehren des Heiligen Linus angebracht: LINUS SECUDS, A PETRO, VOLATERRARUM DECUS (Linus, Nachfolger Petri, den Volterranern zum Ruhme). Im Hochaltar wird die Urne mit den Reliquien der Heiligen Giusto und Clemente aufbewahrt.
An den Außenwänden des unverputzten Kirchenschiffs wurden Elemente der alten Kirche verbaut, z. B. Löwenköpfe und Kapitelle. San Guisto Nuovo hinterlässt äußerlich nicht den Eindruck barocker Architektur. Vielleicht wurde dies bewusst so ausgeführt, um die verlorene romanische Kirche zu ehren.
Die Badia-Nekropole: Tomba della Chiesa di S. Giusto

Das etruskische Felsengrab „Tomba della Chiesa di S. Giusto“ wird auf das 2. – 3. Jhd. v. Chr. datiert und verzweigt sich in vier Kammern, dort wurden die Urnen aufgestellt.
Unterhalb von der Kirche San Giusto Nuovo befinden sich zwei etruskische Felsengräber aus dem 3. und 2. Jhd. v. Chr. Die Gräber dieses Teils der Badia-Nekropole fungieren unter der Bezeichnung Tomba della Chiesa di S. Giusto und wurden im 19. Jhd. von Archäologen erforscht.

Der Zugang zum etruskischen Felsengrab „Tomba della Chiesa di S. Giusto“ liegt unter der barocken Kirche San Giusto Nuovo.
Die eindrucksvollere der beiden Gräber besteht aus einem Zugangskorridor (Dromos) mit mehreren Stufen und einem Vorraum mit Ablagebank für die entsprechenden Grabbeigaben. Von diesem Vestibül zweigen vier Zellen ab. In den einzelnen Kammern befindet sich eine umlaufende Steinbank, auf dieser wurden die Asche-Urnen aufgestellt.
Die Felsengräber wurden leer vorgefunden, offenbar wurden sie bereits in der Antike geplündert. Ob dies einst der Wohnort von Giusto und Clemente war? Vermutlich nicht, denn bei ihrem Siedlungsort wurde die erste Kirche San Giusto in Botro erbaut. Diese wurde 1627 Opfer der Erosionen.
Die Gräber sind mit vergitterten Türen gesichert und nicht zugänglich. Davor befindet sich ein Cafe, Tennisplätze und ein Spielplatz. So ist Neuzeit und Antike bestens vereint.
Adresse, Öffnungszeiten, Eintritt
- Adresse: San Giusto Nuovo, Piazza XXV Aprile, 56048 Volterra.
- Öffnungszeiten und Eintritt: Frei zugänglich.
- Facebook: Parrocchia San Giusto Volterra
- Website: www.volterracity.com
- GPS-Koordinaten: Felsengräber 43.410517, 10.850760
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Volterra: Die Klosterruine Badia Camaldulense

Volterra: Das Kloster „Badia dei SS. Salvatore, Giusto e Clemente“ liegt gefährlich nahe an den „Le Balze“ genannten Klippen. Die Klostergeschichte ist eng mit den Kirchen von San Giusto verbunden.
Das Kloster Badia dei SS. Salvatore, Giusto e Clemente im Westen von Vollterra stammt aus dem 11. Jhd. Inzwischen ist es von Erdbeben und Erdrutschen schwer beschädigt. Ursprünglich war es ein Benediktinerkloster und hieß San Salvatore. Um 1113 wechselten die Mönche zum Orden der Kamaldulenser. Sie betreuten die Kirchen von San Giusto in Botro, sowie die Klosterkirche San Salvatore.
Immer wieder erschütterten Erdbeben die Gebäude, so verließen die verängstigten Kamaldulenser-Mönche ihr Kloster im Jahr 1861. Sie siedelten in das Kloster San Francesco in der Altstadt von Volterra um. Im Jahr 1895 brach auch noch die Klosterkirche zusammen. Inzwischen steht die Abtei, die meist Badia Camaldulense genannt wird, beängstigend nahe am Rand der Klippen.
Durch weitere Erdrutsche wurde im 19. Jahrhundert auch ein Teil der etruskischen Stadtmauern nahe der Abtei zerstört. Auch die etruskische Nekropole Badia Guerruccia, im Gebiet der Abtei, verschwand in der Tiefe. Für die Etruskologie eine Katastrophe. Die Klosterruine der Badia wurde zwar renoviert, ist aber offenbar aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich zugänglich.
In der Nähe der Badia Camaldulense liegt das befestigte Dorf Montebradoni. Die Siedlung war ein Lehen der Abtei und wurde 1216 in Urkunden erwähnt. Hier wohnten Handwerker-Familien, die für das Kloster tätig waren. Früher hieß der Berg Monte Nibbio, heute wird er meist Montebradoni genannt.
Archäologische Ausgrabungen belegen, dass in Montebradoni mindestens seit etruskischer Zeit eine Siedlung existierte. Die Forscher konnten Hypogäen und Felsengräber aus dieser Zeit feststellen. Heute leben nur noch wenige Einwohner hier. Ein Spaziergang durch den Borgo ist lohnenswert.

Das Foto vom Zugang zur Abtei „Badia Camaldulense“ zeigt, dass eine Besichtigung im Juli 2018 nicht möglich war. Auch der Rundweg durch die Klippen der Balze ist gesperrt.
Adresse, Öffnungszeiten, Eintritt
- Adresse: Badia Camaldulense, Strada Provinciale Volterrana, 56048 Volterra.
- Öffnungszeiten und Eintritt: Geschlossen (Stand: Juli 2018).
- GPS-Koordinaten: 43.415826, 10.850369
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Der Borgo San Giusto und die Porta Menseri

Borgo San Giusto: Die Porta Menseri ersetzt seit 1240 die von Erdrutschen zerstörte Porta San Marco. Das Tor wurde in die etruskischen Stadtmauer eingebaut und ermöglicht wieder Zugang zu den Feldern.
Ein Spaziergang durch den Borgo San Giusto ist empfehlenswert und ausgesprochen malerisch. Touristenströme sind in den Außenbezirken von Volterra ohnehin Fehlanzeige. Das mittelalterliche Stadttor Porta Menseri im Borgo wurde um 1240 in den Verlauf der etruskischen Stadtmauer eingebaut. Es sollte den Bewohnern wieder den Zugang zu ihren Feldern und Gärten ermöglichen.
Denn die Porta Menseri hatte einen Vorgängerbau, die Porta San Marco. Diese war nach Erdbeben in den Abgrund gestürzt. An der Porta San Marco lag einst das westliche Ende des antiken Decumanus. Diese Hauptstraße durchquert bis heute Volterra und beginnt an der mittelalterlichen Porta a Selci im Osten. Das etruskische Stadttor in seiner Nähe hieß Porta Solis und ist heute in die Fortezza eingebaut.
In der Nähe der Porta Menseri befindet sich die Trattoria Lo Sgherro (Borgo San Giusto 74). Diese wurde im Roman „Fausto e Anna“, des italienischen Schriftstellers Carlo Cassola (1917 – 1987), beschrieben.
Somit stehen wir im Borgo San Giusto auf etruskischem Siedlungsboden, am Rand des antiken Velathri. Die Hochebene um den Borgo wurde bis ins Mittelalter Prato Marzio genannt. Nach dem Neubau der Kirche San Giusto im 18. Jhd. wurde auch das Stadtviertel in Borgo San Giusto umbenannt. Die ältesten mittelalterlichen Wohnhäuser stammen übrigens aus dem 13. Jahrhundert.

Im malerischen Borgo San Giusto stehen viele mittelalterliche Wohnhäuser inzwischen leer, wie dieses Turmhaus an der Via di Mandringa. Auf dem Hügel von Prato Marzio steht die Kirche San Giusto Nuovo.
Einkehrtipp: Trattoria Pizzeria „Le Balze“
Die Trattoria Pizzeria Le Balze liegt im Borgo San Giusto und wurde uns empfohlen. Wir wurden nicht enttäuscht. Hervorragende große Pizzen und Calzoni. Guter Hauswein und hausgemachte Desserts. Auch Pasta, Fisch, Fleisch. Abends bei Einheimischen beliebt. Preisbeispiele: Pizza Porcini e prociutto cotto 8,50 Euro, Spaghetti alla puttanesca 7,50 Euro.
Adresse: Borgo San Giusto 49, 56048 Volterra. Öffnungszeiten: 12 – 15, 19 – 22.30 Uhr. Dienstag Ruhetag, Sa. u. So. 19 – 22.30 Uhr.
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Buchtipps
- Michael Müller Verlag, Reisehandbuch Toscana, 784 Seiten, 18. Auflage, 2018.
- DuMont Reiseverlag, Kunst-Reiseführer Toscana, Das Hügelland und die historischen Stadtzentren, von Klaus Zimmermann, 464 Seiten, 8. Auflage, 2008.
- DuMont Reiseverlag, Kunst-Reiseführer, Das etruskische Italien, Kunststätten und Nekropolen der Etrusker, 424 Seiten, von Robert Hess und 1990.
- Theiss Verlag (WBG), Die Etrusker: Weltkultur im antiken Italien, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Bildband, 400 Seiten, 1. Auflage, 2017.
- Zeitschrift G/GESCHICHTE, Die Etrusker – Italiens geheimnisvolles Volk, Bayard-Media, August 2017.
- Zabern Verlag, Volterra: Etruskisches und mittelalterliches Juwel im Herzen der Toscana, von Stephan Steingräber, Bildband, 142 Seiten, 1. Auflage, 2002.
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Volterra: Die Geschichte von San Giusto und der Badia-Nekropole

