Kaiser Hadrian: Biografie & Charakter des römischen Imperators


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Publius Aelius Hadrianus (76 – 138) war ein universell gebildeter, ehrgeiziger römischer Kaiser. Als Intellektueller förderte er Kunst und Wissenschaft. Als erster Imperator trug Hadrian Vollbart. Fotos: Bronzebüste, Wikipedia, Ophelia2. Hadriansvilla, Flickr, Carole Raddato. Composing: M. Hoffmann

Der römische Kaiser Hadrian war einer der größten, aber auch einer der rätselhaftesten Herrscher. Der dritte Teil unserer Serie „Antike Persönlichkeiten“ befasst sich als Projektarbeit mit dem vierzehnten römischen Kaiser, Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus (24. Januar 76 bis 10. Juli 138).

Auftakt unseres Mehrteilers: Kaiser Hadrian: Biographie & Charakter des römischen Imperators. Wir beschreiben einen hochgebildeten Mann der vor über 1.900 Jahren das römische Reich regierte.

Hadrians Kindheit, Karriere und Reisen als Kaiser, sowie seine Leistungen in Politik, Kunst und Kultur sind Thema weiterer Folgen. Im letzten Teil berichten wir über Krankheit, Nachfolgeregelungen und Tod.


Kaiser Hadrian blickt auf die Landschaft seiner Heimat Italien mit Getreide, Pinien und Zypressen. Die Bronzestatue wurde nach Hadrians Besuch 122 auf dem Forum in Londinium (London) aufgestellt. Entdeckt wurde der Bronzekopt 1834 in der Themse, nahe London Bridge. Ausstellungsort British Museum. Fotos Wikipedia, Paul Hudson, Pixabay. Composing M. Hoffmann

Lest dazu die zweite Folge über Hadrian in der Serie „Antike Persönlichkeiten“: Kaiser Hadrian: Kindheit und Jugend des zukünftigen Imperators. Hadrian war einer der fähigsten, aber auch umstrittensten römischen Kaiser. Unsere Themen sind Kindheit und Jugend. Wir schreiben über seine Amme, der Liebe zu Hellas, dem Astrologie ausübenden Großvater. Trajan wird nach dem Tod der Eltern Vormund.


Warum wählen wir Kaiser Hadrian zum Thema?

reise-zikaden.de, Kaiser Hadrian: Biografie & Charakter des römischen Imperators monika, hans, hoffmann, priene, tuerkei Unterwegs auf Spuren der Antike: Monika und Hans im Athena-Tempel von Priene in der Türkei. In der Nähe liegt Milet. Die antike Großstadt erbaute 129 ein monumentales Stadttor zu Ehren des Besuchs von Kaiser Hadrian. Foto: Reise-Zikaden

Monika und Hans im Athena-Tempel von Priene in der Türkei. Nur wenige Kilometer entfernt lag Milet. Die Großstadt erbaute 129 ein monumentales Stadttor zu Ehren von Kaiser Hadrian. Foto: Reise-Zikaden

Begegnungen auf Reisen mit Hadrian lassen uns immer wieder staunen. Auf den großen Philhellenen und Reisekaiser trafen wir unzählige Male. Seine Würdigung auf Reise-Zikaden ist daher für uns ein Muss.

Der Passion für antike Stätten in Italien und Griechenland gehen wir seit Mitte der 1980er-Jahre nach. Erste Italienreisen führten zu archäologischen Ausgrabungen in Verona, Rom und Pompeji.

Es folgten in Griechenland Athen, Eleusis und Delphi. Auf dem Peloponnes erkundeten wir Epidauros, Argos, Sparta, sowie die Inseln Kreta und Rhodos. Ägypten bereisten wir wie Hadrian auf dem Nil.

Rundreisen führten uns durch Spanien (Andalusien) und die Türkei (Ionien mit Ephesos, Milet und Pergamon). Oft folgten wir Hadrians Spuren – in den Anfangsjahren der Reisen noch unbewusst.

Unterwegs und während der Lektüre von Fachbüchern zur römischen Kulturgeschichte sagten wir oft verblüfft: „Erstaunlich, auch dieses Gebäude wurde unter Kaiser Hadrian errichtet!“

Hadrian verkörpert aus unserer Sicht den gebildeten Römer seiner Zeit. Der Kaiser war an Geschichte, Astrologie und Mysterienkulten interessiert. Architektur, Malerei und Dichtkunst erfreuten ihn auch privat.

Seine Experimentierfreudigkeit in der Baukunst veranlasste Architekten aus dem Material alles herauszuholen. Während Hadrians Regierung vervollkommnete sich die Betonbauweise im Kuppelbau.


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Publius Aelius Hadrianus: Eine Kurzbiographie

Kaiser Hadrian: Biografie & Charakter des römischen Imperators - reise-zikaden.de, Kaiser Hadrian: Biografie & Charakter des römischen Imperators, pantheon, rome, night, emperor hadrian, portrait Kaiser Hadrian baute ein beeindruckendes architektonisches Erbe auf. Das weltberühmte Pantheon in Rom ist eines der am besten erhaltenen antiken Bauwerke, mit der bis heute größten unverstärkten Betonkuppel. Fotos: Pixabay, Wikipedia, Jastrow. Marmorkopf: Palazzo Massimo alle Terme.

Kaiser Hadrian baute ein beeindruckendes architektonisches Erbe auf. Das weltberühmte Pantheon in Rom ist eines der am besten erhaltenen antiken Bauwerke, mit der bis heute größten unverstärkten Betonkuppel. Fotos: Pixabay, Wikipedia, Jastrow. Composing: M. Hoffmann

In der Weltgeschichte stellt Kaiser Hadrian (24. Januar 76 bis 10. Juli 138) sicherlich eine der schillerndsten und rätselhaftesten Figuren dar. Sein Geburtsname war Publius Aelius Hadrianus.

Kaiser Hadrian bescherte dem römischen Reich ein Goldenes Zeitalter, das aber nicht ganz konfliktfrei war. Wichtigste Leistungen des Imperators lagen in Verwaltung und Rechtswissenschaft.

Bei der Niederschlagung eines organisierten Aufstandes in Judäa sollen mehr als eine halbe Million Juden getötet worden sein. Dazu wurden in diesem Krieg unzählige Dörfer und Festungen zerstört.

Von seinem kaiserlichen Vorgänger Trajan (52 – 117) übernahm Hadrian das römische Reich in seinem größten territorialen Ausmaßen. Von Schottland bis zur Sahara, vom Atlantik bis zum Euphrat.

Kaiser Hadrian stabilisierte die Grenzen, beendete territoriale Expansionen und stellte den Frieden im Reich wieder her. Seine Ziele waren Festigung, Sicherung und Einheit des riesigen Imperiums.

Strategisch und wirtschaftlich war eine weitere Expansion des römischen Reichs unhaltbar. Für den größten Teil des Imperiums war Hadrians Regierungszeit eine lange Friedensepoche.

Hadrian unterstützte die Baukunst und baute ein architektonisches Erbe auf, das bis heute beeindruckt: Die Villa Adriana in Tivoli, das Pantheon in Rom mit seiner Kuppel, der Hadrianswall in Schottland.

Unser Hauptfehler liegt in dem Versäumnis,
die in einem Menschen vorhandenen Tugenden zu fördern.
Stattdessen verlangen wir von ihm Tugenden, die er nicht hat“.

Publius Aelius Hadrianus (76 – 138), XIV. römischer Kaiser

Hadrian Aureus Aureus aus Gold. Vorderseite: Aufschrift HADRIANVS AVGVSTVS, Hadrianbüste mit Lorbeerkranz. Rückseite: Aufschrift COS III (Consul Tertium, drei mal Konsul), Lupa Romana säugt Romulus und Remus. Datierung: 125 - 128. Gewicht: 7,43 g. Foto: Grony & Mosch, www.gmcoinart.de

Aureus aus Gold. Vorderseite: Aufschrift HADRIANVS AVGVSTVS, Hadrianbüste mit Lorbeerkranz. Rückseite: Aufschrift COS III (Consul Tertium, drei mal Konsul), Lupa Romana säugt Romulus und Remus. Datierung: 125 – 128. Gewicht: 7,43 g. Foto: Grony & Mosch, www.gmcoinart.de

Mit seiner umsichtigen Politik war Hadrian erfolgreich. Nach seiner Regierungszeit hinterließ der Kaiser ein enormes Vermächtnis, das damals nicht alle schätzten. Schon gar nicht der römische Senat.

Zu Beginn seiner Herrschaft ließ Hadrian vier Senatoren hinrichten. Alle vier Militärkommandanten und Konsularen waren direkte Rivalen. Offenbar hatten sie einen Putsch gegen den Kaiser geplant.

Der römische Senat sah durch die Hinrichtungen seine Vorrechte verletzt. Das Verhältnis des Senats zum Kaiser war dadurch getrübt. Am Ende seines Lebens ließ Hadrian zwei weitere Konsuln beseitigen.

Durch seine kluge Staatsführung bescherte der Kaiser dem Reich über zwanzig Jahre Frieden. Dazu kam Rechtmäßigkeit für die Bürger, sowie ein wirtschaftlicher Aufschwung innerhalb sicherer Grenzen.

Eine rege Reisetätigkeit führte Kaiser Hadrian über Jahre durch fast alle Provinzen seines Imperiums. Dort machte er sich vor Ort selbst ein Bild. Dabei begleitete ihn meist seine Ehefrau Vibia Sabina.

Der vielseitige Kaiser liebte und förderte Griechenland. Vor allem Athen, der Stadt schenkte er viele Bauwerke. Hadrians große Leidenschaft waren Architektur und Bildhauerei.

Unterwegs entwarf oder subventionierte er Bauprojekte und Institutionen. Ein gutes Beispiel ist das Athener Olympieion. Der Tempel wurde 561 v. Chr. begonnen und von Hadrian im Jahr 132 vollendet.

Die Kunst der griechischen Klassik erfuhr in seiner Amtszeit eine Renaissance. Seine Leidenschaft für griechischen Kunst spiegelte sich in seiner grandiosen Villa Adriana in Tivoli bei Rom wider.

Hadrian „hellenisierte“ das Imperium, indem er Athen zum kulturellen Zentrum machte. Dadurch wurde im Alltag der Römer das griechische Bildungssystem eingeführt, sowie Kunst aus Griechenland etabliert.

In militärischen Fragen reagierte Hadrian mit brutaler Härte gegen Revolten. Der Bar-Kokhba-Aufstand (132 – 136) in Judäa endete im Massaker. Widerspruch unterdrückte der Kaiser rücksichtslos.

Die Nachfolge regelte Hadrian in seinem Todesjahr 138, für zwei Generationen. Ihm folgten Antoninus Pius (86 – 161) und Mark Aurel (121 – 180). Ziel war die Reichskonsolidierung erfolgreich fortzusetzen.

Bestattet wurde Hadrian in seinem Mausoleum am Tiber, der weltberühmten Engelsburg (Castel Sant’Angelo) mit Engelsbrücke (Pons Aelius). Begonnen hatte er den Monumentalbau bereits um 125.

athens-zeus-temple_ol Das Olympieion in Athen wird auch Tempel des Olympischen Zeus genannt. Kaiser Hadrian ließ das Bau aus dem 6. Jhd. v. Chr. vollenden und weihte den Tempel im Jahr 132. Foto: Pixabay

Das Olympieion in Athen wird auch Tempel des Olympischen Zeus genannt. Kaiser Hadrian ließ den unvollendeten Tempel aus dem 6. Jhd. v. Chr. fertigstellen und 132 offiziell einweihen. Foto: Pixabay


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Kaiser Hadrian: Reformer und Wohltäter

Hadrian wurde als Statthalter von Syrien in Antiochia am 9. August 117 von seiner Adoption durch Kaiser Trajan informiert. Dort erhielt er nur zwei Tage später die Nachricht von Trajans Tod.

Nach der Bekanntmachung der Todesnachricht von Trajan am 11. August 117, riefen die Soldaten der Statthaltergarde und die syrischen Truppen Hadrian zum Imperator aus.

Umgehend Vertrauen und Zustimmung von Senat und Volk zu erhalten – das waren Kaiser Hadrians erste Ziele. Mit populären Maßnahmen sicherte er sich schnell Sympathien in der römischen Bevölkerung.

fresko, brotverteilung durch einen aedilen_haus des bäckers_pompeij_ol Brotverteilung an das Volk durch einen plebejischen Aedilen, einem Beamten der mit Toga bekleidet ist. Fundort: Pompeji. Ausstellungsort: Archäologisches Nationalmuseum von Neapel. Foto: Wikipedia, Marie-Lan Nguyen

Brotverteilung an das Volk durch einen plebejischen Aedil, einem Beamten der mit weißer Toga bekleidet ist. Fundort: Pompeji. Ausstellungsort: Archäologisches Nationalmuseum von Neapel. Foto: Wikipedia, Marie-Lan Nguyen

Eine seiner Handlungen am 9. Juli 118 war der Erlass von Steuerschulden in Höhe von rund 900 Millionen Sesterzen. Zum Vergleich: Ein Legionssoldat verdiente einen Sesterz pro Tag. Anordnungen im Finanzbereich waren:

  • Steuererlass bei Bürgern die Steuerschulden an den Staat hatten.
  • Straffreiheit bei Selbstanzeige im Tatbestand der Steuerhinterziehung.
  • Steuersenkungen in den Provinzen des Imperiums.
  • Kaiserlicher Verzicht von Finanzmitteln aus der römischen Staatskasse.

Zusätzlich initiierte Kaiser Hadrian mehrere Reformen im Bereich der Zivilgesellschaft:

  • Zusätzliche Verteilung von Getreide an die Bevölkerung.
  • Das Vermögen von Verurteilten begünstigte nun die Staatskasse, nicht mehr die kaiserliche.
  • Erhöhung der von Trajan initiierten Stiftungsbeträge für Kinder.
  • Finanzielle Unterstützung für Senatoren die unverschuldet verarmten.
reise-zikaden.de, Kaiser Hadrian: Biografie & Charakter des römischen Imperators hadriansbogen athen griechenland Das Hadrianstor in Athen wurde 132 geweiht und erinnert an den Bau eines neuen Stadtviertels durch den Imperator. Die Inschrift „Dies ist Hadrians, nicht Theseus’ Stadt“ sieht in Hadrian einen neuen Theseus und war größte Kompliment das Athen gewähren konnte. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann

Das Hadrianstor in Athen wurde 132 geweiht und würdigt den Bau eines neuen Stadtviertels durch den Imperator. Die Inschrift „Dies ist Hadrians, nicht Theseus’ Stadt“ sieht in Hadrian den neuen Theseus und war das größte Kompliment das Athen gewähren konnte. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann


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Welche Charaktereigenschaften zeichnen Hadrian aus?

Kaiser Hadrian: Biografie & Charakter des römischen Imperators, hadrian_face reconstruction_alessandrotomasi_ol Gesichtsrekonstruktion Kaiser Hadrians nach einer Marmorbüste im British Museum. Der italienische Digitalkünstler Alessandro Tomasi bildet Gesichter antiker Persönlichkeiten von Statuen mit Photoshop und Artbreeder nach. Auf Twitter und Instagram präsentiert seine Werke. Foto: Alessandro Tomasi

Gesichtsrekonstruktion von Kaiser Hadrian nach einer Marmorbüste im British Museum. Der italienische Digitalkünstler Alessandro Tomasi bildet Gesichter antiker Persönlichkeiten mit Photoshop und Artbreeder nach. Auf Twitter und Instagram präsentiert er seine Werke. Composing: Alessandro Tomasi

Den Charakter von Hadrian überliefern antike Chronisten zwiespältig. Der Kaiser wird als universell gebildeter Ästhet, als großer Diplomat und „Wohltäter der Menschheit“ beschrieben.

Zusammengefasst passen zu seiner Persönlichkeit die Attribute Reformer, Ästhet, Reisender und Philhellene. Dieser Eindruck festigte sich am Ende unserer Recherche-Arbeiten über Hadrian.

Hadrian liebte die griechische Kultur. Er war hochintelligent, ehrgeizig, vielseitig und künstlerisch begabt. Als extravaganter Kaiser förderte er Kunst und Architektur und trug als erster Imperator einen Vollbart.

Seine Leidenschaft für Architektur ist berühmt. Weniger bekannt sind heute Hadrians Gedichte. Außerdem verfügte er über Expertenwissen in Geometrie und Arithmetik, Heilkunde und Astronomie.

Im Demeter-Heiligtum von Eleusis nahm Hadrian 124, 128 und 131 am Mysterienkult teil. Eingeweihte hofften im Jenseits ein besseres Leben zu erlangen, über den Ritus mussten sie schweigen.


Lest dazu unsere Reportage: Griechenland: Attika – Eleusis und der Mysterienkult im Demeter-Heiligtum


Als Kaiser war Hadrian ein Intellektueller und förderte Kunst und Wissenschaft. Dazu liebte er das Spielen von Saiteninstrumenten, Gesang und Flötenspiel, sowie Malerei und Bildhauerei.

Latein und Griechisch beherrschte Hadrian exzellent. Antike Fragmente bestätigen seine rhetorischen Qualitäten, die auf einer intensiven Ausbildung in Grammatik und Rhetorik basierten.

Auch über Schlagfertigkeit und Witz soll Hadrian verfügt haben. Der römische Historiker Cassius Dio bescheinigte Hadrian unersättlichen Ehrgeiz und Neugier, sowie grenzenlosen Tatendrang.

Dominantester Charakterzug war Pragmatismus. Schon als Statthalter von Syrien erkannte Hadrian nüchtern, dass sich die Grenzen in Britannien, Germanien und im Parther-Reich nicht halten ließen.

Nachdem er Kaiser war, beschloss Hadrian das Imperium mit befestigten Grenzen abzusichern. Die Ergebnisse waren der Ausbau des Limes in Germanien und der Hadrianswall in Britannien.

Seine politischen Entscheidungen basierten auf der Philosophie des Stoizismus in seiner römischen Ausprägung. Das „Ideal der Weisen“ war Vorbild: Weisheit, Tapferkeit, Mäßigung, Gerechtigkeit.

Kaiser Hadrian: Biografie & Charakter des römischen Imperators - antinoos silvanus_Antinoos (um 110 – 130) war der Geliebte von Kaiser Hadrian. Zur damaligen Zeit waren „Erastes-Eromenos-Verhältnis“ typisch. Das Marmorrelief zeigt Antinnos als Gott Silvanus mit Winzermesser. Foto: Wikipedia, Carole Raddato

Antinoos (um 110 – 130) war Kaiser Hadrians Geliebter. Zur damaligen Zeit waren „Erastes-Eromenos-Verhältnisse“ typisch. Das Marmorrelief zeigt Antinnos als Gott Silvanus mit Winzermesser. Foto: Wikipedia, Carole Raddato

Als Herrscher soll Hadrian empfindlich auf Kritik reagiert haben. Manchmal war er exzentrisch und egomanisch. Zeitweilig war er im Umgang launisch und dabei voller Neid und Bosheit.

Seit dem Jahr 100 war Hadrian mit Vibia Sabina (83 – 136) verheiratet, einer Großnichte Trajans. Sie gingen auf Wunsch von Kaiserin Plotina eine arrangierte, kalkulierte Ehe ein. Die Verbindung war unglücklich und kinderlos.

In seinen Beziehungen bleibt Hadrian widersprüchlich. Denn die Geschichte der Regierungszeit (117 – 138) des Imperators war ein Trauerspiel von häuslicher Zwietracht, familiären Intrigen und Hinrichtungen.

In Rom kursierten Gerüchte, dass Hadrian seine Ehefrau wie eine Sklavin behandelte und sie sogar in den Selbstmord getrieben hätte.

Die Partnerschaft zwischen den Hadrian und Vibia Sabina war distanziert. Außerhalb der Ehe führte er viele Liebesverhältnisse zu Frauen, hatte aber keine bestätigten Nachkommen.

Antike Quellen überliefern, dass Hadrian bisexuell gewesen ist. Seine homoerotischen Neigungen pflegte er in „Erastes-Eromenos-Verhältnissen“, einer institutionalisierten Form der Knabenliebe aus Griechenland.

Eine zentrale Rolle im Privatleben Hadrians spielte seine Liebesbeziehung zu dem rund fünfunddreißig Jahre jüngeren Antinoos (um 110 – 130). Antinoos stammte aus Claudiopolis in Bithynien, im Nordwesten von Kleinasien.

Auf einer Ägyptenreise begleitete Antinoos Hadrian. Der junge Man ertrank er unter mysteriösen Umständen im Nil. Nach seinem Tod setzte Hadrian im Imperium dessen kultische Verehrung in Gang.

Vielseitige Interessen und viele Widersprüchlichkeiten erschweren ein Urteil über die Persönlichkeit von Hadrian. Sein sicherlich komplizierter Charakter entzieht sich dem heutigen Betrachter.

Infolge des neu gewählten breiteren Blickwinkels erscheint Hadrian oftmals als ein Herrscher, der für die Probleme seiner Zeit sensibel war und angemessen auf Mißstände und Notwendigkeiten reagierte.“

Susanne Mortensen, Hadrian: Eine Deutungsgeschichte, Seite 352, 2004 (Habelt)

Quellen: Kaiser Hadrian – Biografie & Charakter des römischen Imperators

  • wbg Zabern Verlag, Zeitschrift Antike Welt, Antoninus Pius, Ausgabe 2/2019, 100 Seiten.
  • Gruner + Jahr Verlag, GEO Epoche, Das Magazin für Geschichte, Rom – Die Geschichte des Kaiserreichs, Ausgabe 54/2012, 173 Seiten.
  • Universitätsverlag Göttingen, Kriegsherr und Reisekaiser? Eine vergleichende Studie zur Baupolitik der Kaiser Traian und Hadrian, von Tina Wellhausen, 325 Seiten, 1. Auflage, 2018.
  • Vandenhoeck & Ruprecht, Religion und Erinnerung: Die Religionspolitik Kaiser Hadrians und ihre Rezeption in der antiken Literatur, von Peter Kuhlmann, 296 Seiten, 1. Auflage, 2002.
  • Habelt Verlag, Hadrian: Eine Deutungsgeschichte, von Susanne Mortensen, 376 Seiten, 1. Auflage, 2004, (Überblick der Hadrianforschung).
  • Western Journal of Medicine, Diagonal Earlobe Creases, Type A Behavior and the Death of Emperor Hadrian, Nicholas L. Petrakis, Issue 132, 87 – 91, January 1980.
  • Website von Bill Thayer (englisch): Cassius Dio, Römische Geschichte, Buch LXIX (69).
  • Nachschlagewerk von Peter Lichtenberger zum römischen Reich: Imperiumromanum.com
  • Geschichts- und Reiseblog über Hadrian von Carole Raddato (englisch): Followinghadrian.com
  • Twitter-Account von Alessandro Tomasi (Gesichtsrekonstuktion von Kaiser Hadrian)

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Unsere Buchtipps

  • Verlag de Gruyter, Bibliothek der alten Welt, Cassius Dio, Römische Geschichte, 5 Bände im Schuber, 2299 Seiten, von Cassius Dio und Otto Veh (Herausgeber), 2. Auflage, 2012.
  • Theiss Verlag, Hadrian: Machtmensch und Mäzen, von Thorsten Opper, 256 Seiten, 1. Auflage, 2009. Begleitband zur Ausstellung „Hadrian: Emperor and Conflict“ im British Museum London, 2008.
  • Gruner + Jahr Verlag, GEO Epoche, Das Magazin für Geschichte, Rom – Die Geschichte des Kaiserreichs, Ausgabe 54/2012, 173 Seiten.
  • dtv-Verlag, Ich zähmte die Wölfin. Die Erinnerungen des Kaisers Hadrian, von Marguerite Yourcenar, Übersetzung Fritz Jaffé, 336 Seiten, 22. Auflage, 2006.
  • Zabern Verlag, Des Kaisers neue Bauten: Hadrians Architektur in Rom, Athen und Tivoli, Bildband von Heiner Knell, 128 Seiten, 1. Auflage 2008.
  • Routledge  & CRC Press, Hadrian: The Restless Emperor (englischsprachige Biographie), von Anthony R. Birley, 420 Seiten, 2. Auflage, 2000.

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Zuletzt aktualisiert am 8. August 2022 um 10:38 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

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Monika Hoffmann

schreibt Foto-, Natur- und historische Reportagen aus Griechenland, Italien, Österreich, Deutschland mit Schwerpunkt München und Bayern. Passion auf Reisen: Geschichte und archäologische Plätze. Spezialgebiete: Ur- und Frühgeschichte & Antike Hochkulturen. Die Fotografin, Redakteurin, Köchin, Naturfreundin liebt Griechenland, Italien und ihre Heimat Oberbayern: Über die Geschichte bis zu Musik, Literatur, Filmkunst.

2 Kommentare:

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