Inhaltsverzeichnis
- 1 Rundgang zu 4 Highlights in 3 Stadtvierteln
- 2 Stadtteil Pigna – Der IX. Rione: Largo Argentina und Pantheon
- 3 Stadtteil Parione – Der VI. Rione: Piazza Navona
- 4 Stendhal über die drei Phasen einer Romreise
- 5 Stadtteil Borgo – Der XIV. Rione: Engelsburg und Engelsbrücke
- 6 Tipps für einen perfekten Aufenthalt in Rom
- 7 Pinne unsere Tipps für Rom auf Pinterest
- 8 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Eine Städtereise nach Rom bietet unendlich viele Möglichkeiten, spielend könnte man hier Wochen oder Monate verbringen um trotzdem jeden Tag etwas Neues zu entdecken. Für einen Kurzbesuch oder einen längeren Aufenthalt, die Stadt bleibt beinahe unübertroffen in ihrer Vielfalt.
Rom ist berühmt für seine einzigartige Kulturgeschichte, Kunst, Architektur, Mode und Lebensart. Die Stadt gibt seinen Bewohnern und Besuchern ein nirgendwo sonst erfahrbares Hochgefühl. Begleitet uns zu drei weltberühmten Highlights in Rom: Pantheon, Piazza Navona, Engelsburg. Um das Flair der Metropole intensiv aufspüren zu können, haben wir uns zu Fuß auf Entdeckungsreise gemacht.
Rundgang zu 4 Highlights in 3 Stadtvierteln
Unser Rundgang über das Marsfeld in Rom führt durch drei Altstadtviertel: Pigna, Parione und Borgo. Vier Highlights erwarten uns: Largo Argentina, Pantheon, Piazza Navona und Engelsburg. Die Tour kann an einem Tag bewältigt werden, wer es gemütlicher mag kann sie auf zwei Tage aufteilen. Ausgangspunkt war unser Apartment in Trastevere. Jeder der historischen Viertel bietet völlig unterschiedliche Eindrücke:
- Das republikanische Forum am Largo Argentina ist eines der ältesten Roms. Hübscher Kontrast ist die gepflegte Kolonie der römischen Katzen.
- Das Pantheon: Weltberühmter Tempel und Wunder antiker Architektur.
- Die elegante Piazza Navona mit ihren Malern, Straßenhändlern, Cafes und Restaurants.
- Mit dem Literaten und Reisenden Stendhal durchschreiten wir die „Die drei Phasen“ einer Romreise.
- Die Engelsbrücke: In der Antike galt sie als die schönste Brücke der Welt.
- Die Engelsburg (Castel Sant’Angelo), Grabmal von Kaiser Hadrian mit Museum. Tipp: Der Panoramablick von der Cafeterrasse auf Altstadt und Tiber – perfekt bei Sonnenuntergang.
- Unsere kulinarischen Empfehlungen: Die Pizzeria La Focaccia für Preisbewußte oder die luxuriöse Dachterrassen-Cocktailbar La Terraza Paradiso.
Campus Martius: Das Marsfeld in Rom
Das Marsfeld in Rom (lat.: Campus Martius) ist eine Tiefebene am linken Tiberufer, heute befindet sich hier das historische Zentrum. In republikanischer Zeit lag es außerhalb der Stadt und wurde als Exerzierplatz für die Miliz, Versammlungen der Komitien, Pferde- und Wagenrennen genutzt. Außerdem war das Marsfeld Ausgangspunkt der Triumphzüge. Erst durch den Bau der Aurelianischen Mauer wurde, das über 250 Hektar große Gebiet, in das Stadtgebiet einbezogen. Ab dem 1. Jhd. v. Chr. wurde der Campus Martius mit öffentlichen Gebäuden wie Tempeln, Thermen und Theatern ausgestaltet.
Lesetipp: Als Auftakt unserer Reisereportagen über Rom erzählen wir detailliert vom stimmungsvollen Stadtteil Trastevere, mit seinem dörflichen Charme. Die zentrale Lage von Trastevere nahe der Tiberinsel, die Lebendigkeit, und die Vielfalt der traditionsreichen Geschäfte, Bars und Trattorien gefielen uns. Wir wohnten für zwei Wochen in einem Apartement, direkt unterhalb des Gianicolo-Hügels.
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Orientierungsplan – Städtereise Rom: Vom Marsfeld bis zur Engelsburg
Tipp Öffentliche Verkehrsmittel: Zahlreiche Busse und die Straßenbahn haben an der Largo di Torre Argentina Haltestellen. Die Straßenbahnlinie 8 ist aus unserer Sicht ideal, denn sie fährt uns bequem von Trastevere zum Largo Argentina (Haltestelle „Torre Argentina“), die Tram fährt weiter bis zur Endhaltestelle Piazza Venezia, direkt am Kapitol.
Reisezeit & Wetter
Frühling oder Herbst ist die ideale Reisezeit. In der Hauptsaison, ab Mitte Mai bis (mindestens) Anfang Oktober, ist Rom sehr überlaufen. Wir waren in den ersten beiden Novemberwochen hier, die Preise für unser Apartement in Trastevere waren moderat, in den Bars und Pizzerien saßen überwiegend Römer. Das Wetter war herbstlich, aber sonnig und mild mit 15-20 Grad, für Besichtigungstouren perfekt.
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Stadtteil Pigna – Der IX. Rione: Largo Argentina und Pantheon
Unser Rundgang über das Marsfeld beginnt im sehenswerten Stadtteil Pigna, er umfasst das Altstadtgebiet zwischen Piazza Venezia und Pantheon. Pigna ist der IX. Rione und bei Römern und Besuchern beliebt. Besonders gerne besucht ist natürlich die Einkaufsstraße Via del Corso. Empfehlenswert am Largo Argentina ist die große Buchhandlung Feltrinelli mit ausgezeichnetem Sortiment internationaler Literatur. Pigna bietet auch viele Sehenswürdigkeiten, zwei davon wollen wir zu Beginn des Spaziergangs besichtigen: Den Largo di Torre Argentina und das weltberühmte Pantheon.
Der Largo di Torre Argentina
Der Largo di Torre Argentina entstand erst vor etwa hundert Jahren, als man im Zuge der Neuordnung der verschachtelten Altstadt begann, hier einen Platz anzulegen. Dabei wurden Wohnblöcke und sogar eine Kirche abgerissen. Nur der Torre del Papito blieb von der mittelalterlichen Bebauung übrig. Bei den Abbrucharbeiten entdeckte man antike Mauern und Säulentrommeln. Ab 1926 begann man mit der systematischen Ausgrabung des antiken Tempelbezirks aus der Zeit der Römischen Republik.
Der Platz wird von den Römern verkürzt Largo Argentina genannt und ist heute ein geschäftiger Knotenpunkt der Altstadt. Menschen hetzen von den Bussen zur Straßenbahn hinüber, ungeduldige Autofahrer hupen Vespas zur Seite und eine Ambulanz mit durchdringender Sirene und Blaulicht drängelt sich zusätzlich durch den Verkehr. So wirken die Tempel der Area Sacra wie eine antike Oase im Gewühl der Moderne.
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Das republikanische Forum: Area Sacra am Largo Argentina
Auf dem Grabungsareal am Largo Argentina befindet sich der Tempelbezirk mit vier römischen Tempeln, ein Rundtempel und drei rechteckige, aus dem 4. bis 1. Jhd. v. Chr. und angrenzenden Profanbauten. Das Forum liegt mehrere Meter unter dem heutigen Straßenniveau und ist einer der wenigen erhalten gebliebenen Komplexe aus vorkaiserlicher Zeit, als das antike Rom noch Republik war. Die Ruinen zählen somit zu den ältesten antiken Monumenten Roms.
Da die archäologischen Ausgrabungen noch nicht abgeschlossen sind, ist das Ruinengelände nicht zugänglich, aber von oben sehr gut einsehbar. Beim Rundgang um den Platz sollte man sich die Informationstafeln ansehen, die an den Mauern befestigt sind. Sie dokumentieren die Ausgrabungen des Geländes mit interessanten historischen Fotos. Der älteste Tempel reicht bis in die Anfangszeit Roms zurück und war einer Erdgöttin geweiht.
An das republikanische Forum grenzte auch der große Gebäudetrakt des Theaters des Pompeius. Die Fundamente des Theaters sind hinter dem Rundtempel, in Form eines heute eher unscheinbaren Tuffstein-Podiums, noch gut erkennbar. Dennoch, diese Mauern sind sprechende Geschichte: Während einer Senatssitzung wurde hier im Portikus des Theaters, am 15. März 44 v. Chr., Gaius Iulius Caesar ermordet.
Obwohl vom Autoverkehr, Bussen, Straßenbahnen und Passanten stark frequentiert, hat der Largo Argentina dennoch ein besonderes Flair. Die Tempel der Area Sacra müssen sich vor den Ruinen des Forum Romanum in keinster Weise verstecken. Zusätzlich ist mitten in der Stadt ist ein Kleinod für Katzen und Katzenfreunde geschaffen worden. Uns gefällt dieser geschichtsträchtige Ort, hier liegen Antike und Moderne direkt neben- oder übereinander.
Die Katzenkolonie an der Largo Argentina
Besonderen Ruhm genießt die Katzenkolonie am Largo Argentina, sie ergänzt die malerischen Ruinen perfekt. Hier leben sozusagen archäologische Katzen! Stolz schlendern die Samtpfoten durch die Ausgrabungsbezirke, aalen sich fotogen auf den sonnengewärmten Säulenstümpfen und sind sich ihrer Schönheit bewusst.
Es ist die größte Kolonie Roms mit mehreren hundert Tieren. Sie sind nicht scheu, da sie von freiwilligen Helfer/Innen gefüttert und gepflegt werden. Stets sind es Frauen, die die Katzen füttern, streicheln und ihnen gut zureden. La gattara nennen die Römer eine solche Katzenmutter. Eine berühmte Katzenfreundin war die Schauspielerin Anna Magnani. Während sie am Teatro Argentina spielte, verbrachte sie die Spielpausen mit dem Füttern ihrer geliebten Katzen.
Es befindet sich eine Pflegestation am Rand des Areals, in der sich freiwillige Helfer seit den 90er-Jahren um Fütterung, Sterilisation und Impfungen der Straßenkatzen kümmern. Seit einiger Zeit gibt es Meinungsverschiedenheiten mit den Archäologen, da sich die Baracke der „La gattara“ inmitten einer der wichtigsten archäologischen Grabungsstätten Roms befindet. Der Streit ist noch immer ungelöst. Mittlerweile hat die Stadtverwaltung die Bedeutung der Felis romanis erkannt und alle Katzen Roms als Kulturgut unter Schutz gestellt.
… Geh in das Forum
geh ins Teatro Marcello oder zur Engelsburg.
überall diesseits und jenseits des Tiber
wo es nach Altertum und nach Touristen riecht
wirst du sie sehn
Sie werden auch uns überleben
die Katzen von Rom –
wie sie Neros Wut überlebten
den Sturm der Barbaren
das irre Gemetzel der schwarzen Jahrhunderte …… Die Katzen sind zäh –
Sieben Leben – sagt man – haben die Katzen.
Ich glaube sie leben noch länger
Sie leben von Schatten zu Schatten hindurch
und hinüber
Zum anderen Ausgang der Zeit.“Alois Hergouth, „Die Katzen von Rom“, Österreichischer Lyriker, 1925-2002
Website der Katzen-Kolonie mit Shop (T-Shirts, Taschen usw.): Torre Argentina Roman Cat Sanctuary
Das Theater Argentina
An der Westseite des Platzes steht das traditionsreiche Teatro Argentina aus dem Jahr 1732, eines der wichtigsten Theater Roms. In dem Schauspielhaus wurde 1816 die Oper „Der Barbier von Sevilla“ von Rossini uraufgeführt. Das Theater steht auf den Mauern des antiken Theater des Pompeius.
Link: Theatro di Roma
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Pantheon: Der größte Kuppelbau der Antike
Wir machen uns auf den Weg zum nur wenige hundert Meter entfernten Pantheon. Wir biegen in die Via dei Cestari ein, die uns direkt an der Basilika di Santa Maria Sopra Minerva (die Kirche steht auf den Mauern eines Minervatempels) vorbei, zum Pantheon hinführt. Wir waren am frühen Nachmittag hier und es war angenehm ruhig. Die meisten Reisegruppen und Besucher hatten ihr Besichtigungs-Programm bereits abgeschlossen und saßen zum Mittagessen in den umliegenden Trattorien.
Pantheon: Die Aussenfassade
Als ein Wunder der Architekur gilt der größte Kuppelbau der Antike bis heute. Die Außenfassade der Rotunde ist einfach gestaltet und wird lediglich durch drei Gesimse gegliedert. Deutlich zu erkennen sind auch die Entlastungsbögen aus Ziegeln, die den enormen Schub der Kuppel abfangen. Es finden sich keine Spuren, dass die Fassade in der Antike verkleidet gewesen wäre.
Pantheon: Die Rotunde
Der Tempel hat die Gestalt eines Zentralbaus: Eine Rotunde verbunden mit einer rechteckigen Vorhalle – damals eine architektonische Revolution. Doch das eigentliche Wunder des Pantheon enthüllt sich erst nach dem Durchschreiten des gewaltigen Portals. Die Bronzetüren sind im antiken Original erhalten geblieben. Eine riesige Kuppel öffnet sich in Form einer Halbkugel über uns. Die Harmonie des Gesamtbildes ist beeindruckend. Bis 1913 war es die größte Kuppel der Welt. Sein Einfluss auf die Architekturgeschichte der Neuzeit ist enorm.
Einzige natürliche Lichtquelle im Inneren ist die große, runde Öffnung am höchsten Punkt der Kuppel. Das stets im anderen Winkel einfallende Licht schafft im weiten Inneren des Bauwerks eine besondere, erhabene Atmosphäre. Das Sonnenlicht bildet einen auf der Innenwand des Tempels entlang wandernden Lichtfleck, an dessen vertikaler und horizontaler Position der geübte Kenner Tageszeit und Datum genau erkennen kann. Das Pantheon ist also Uhr- und Kalenderbauwerk. Niemand kann sich der Faszination des Pantheon entziehen. Unter seiner Kuppel ist die Antike noch immer spürbar. Bis heute ist es ein spiritueller Ort geblieben und hat nur wenige bauliche Veränderungen erfahren.
Im Jahr 27 v. Chr. ließ Konsul Marcus Agrippa das erste Pantheon errichten, zu Ehren der sieben römischen Planetengötter. Dieser Tempel brannte im Jahr 80 n. Chr. ab. Unter Kaiser Domitian wurde die Ruine renoviert, brannte aber im Jahr 110 n. Chr. erneut ab. Ab 118 n. Chr. entstand unter Kaiser Hadrian eine völlige Neugestaltung, die wir bis heute bewundern können. Von den Vorgängerbauten haben sich nur Fundamentreste erhalten. Hadrian zeigte hohe Achtung vor dem ursprünglichen Erbauer, daher ließ er die Inschrift über der Vorhalle weiterhin Agrippa widmen:
M[arcus] AGRIPPA L[uci] F[ilius] CO[n]S[ul] TERTIUM FECIT
Marcus Agrippa, Sohn des Lucius, hat dieses Gebäude errichtet,
als er zum dritten mal Consul war.
Im Jahr 609 wurde der Tempel bereits in eine Kirche umgewandelt, das war die Rettung des Pantheons, da es dadurch hervorragend erhalten geblieben ist. Seit der Renaissance wurde das Pantheon auch als Grabstätte genutzt. Der Maler Raffael Sanzio fand hier seine letzte Ruhestätte. Seit dem 19. Jahrhundert dient es den italienischen Königen als Grabeskirche.
Für jeden Verehrer römischer Architektur steht das Pantheon im Zentrum der Bewunderung. Es ist von überwältigendem Maßstab und atemberaubender Einfachheit, eine gewagte Konstruktion und zugleich ein Beleg für die Tauglichkeit der Betonbauweise der Römer und der Gestaltung aus Licht, Farbe und Raum. Das Schönste ist, dass wir es noch so sehen können, wie die Römer es sahen.
Übrigens: Jedem ist die Kuppel des Petersdoms, die von Michelangelo entworfen wurde, ein Begriff wegen ihrer gewaltigen Dimension. Und doch ist sie einige Zentimeter kleiner als die Kuppel des Pantheons, die Michelangelo Vorbild und Vorlage zugleich war. Er beschrieb es als „Von Engeln, nicht von Menschenhand entworfen“. Ein Übertrumpfen kam für ihn aus Respekt vor der antiken Leistung nicht in Frage.
Die Piazza Rotonda
Besonders hübsch und natürlich immer belebt ist die kleine Piazza vor dem Pantheon: Die Piazza Rotonda. Hier befindet sich auch ein Brunnen, verziert mit einem ägyptischen Obelisken. Tagsüber ist es touristisch, am Abend wird es ruhiger und romantischer. Die Restaurants an der Piazza sind gut aber auch hier bestimmt die Lage den Preis. Ihr solltet euch dennoch eine Pause mit einem Cappuccino oder Eisbecher gönnen, den Blick auf das Pantheon in Ruhe genießen und wirken lassen. Ein einmaliges Erlebnis, das wir lange in Erinnerung behielten.
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Weiter führt uns der Spaziergang in Richtung Piazza Navona, nur wenige hundert Meter vom Pantheon entfernt. Dazu nehmen wir Salida dei Creszenzi bis zur kleinen Piazza di Sant’Eustachio, biegen in die Via degli Staderari und danach in den große Corso Rinascimento ein. Nun sehen wir die Piazza Navona bereits vor uns.
Parione ist der VI. Rione und umfasst das Altstadtquartier um die Piazza Navona und den südlich gelegenen Campo de’ Fiori. Der Name des Viertels stammt von der lateinischen Bezeichnung Paries für „Mauern“. Diese Bezeichnung leitet sich von den antiken Mauerresten des Stadions von Kaisers Domitian ab, das der Piazza Navona bis heute seine Form gibt.
Parione war im Mittelalter der Stadtteil der Prälaten, Hofleute, Notare, Buchhändler, Kopisten, Archäologen und Literaten – also der gebildeten und wohlhabenden Bürger der Stadt. Auch heute ist Parione der Stadtteil der Kreativen, die in der Mode- und der Musikbranche oder beim Film beschäftigt sind und das Flair des La Dolce Vita pflegen. Bars, Pasticcerien und Boutiquen ergeben, im ansonsten eher traditionellen Altstadtviertel, ein abwechslungsreiches Straßenbild.
Die Piazza Navona mit den Fassaden der vornehmen Palazzis, ist einer der elegantesten und schönsten Plätze Roms. Der Platz besticht mit seiner besonderer Stimmung, dem prächtigen Vierströmebrunnen von Bernini, barocken Palästen und Kirchen gleichermaßen. Das große Oval der Piazza Navona wurde bereits in der Antike angelegt. Die langgestreckte Form des Platzes mit den beachtlichen Maßen von 240 x 65 Metern, folgt einem römischen Stadion aus dem 1. Jahrhundert, das Kaiser Domitian errichten ließ. Die den Platz umgebenden Gebäude sind auf den Fundamenten der Stadiontribünen errichtet.
In der Mitte der westlichen Platzseite erhebt sich die barocke Kirche Sant‘ Agnese in Agone. Die Piazza Navona ist der Volksplatz der Römer aber auch der Touristen, das merkt man an warmen Sommerabenden, die oft bis in die Nacht hinein verlängert werden. Es gibt jede Menge Straßenkünstler, Kunst- und Portraitmaler, Souvenirverkäufer, Cafes und Restaurants. Nur in den frühen Morgenstunden und im Winter gehört der Platz den Römern alleine. Mittlerweile ist es Zeit für eine längere Pause geworden, direkt an der Piazza Navona ist zwar reichlich Auswahl an hübschen Lokalen geboten, aber hier bestimmt die exlusive Lage den Preis.
Das Archäologische Museum des Stadion des Domitian
Die Ausgrabungen des antiken Stadions des Domitian, unter der heutigen Piazza Navona, sind nach langen Restaurierungsarbeiten wieder geöffnet. Am Nordende der Piazza Navona kann man zu den Arkaden hinabsteigen. An der Via di Tor Sanguigna wurde ab 1936 bei einem Neubau ein Teil der Nordwestkurve freigelegt. Erst seit dem Jahr 2013 sind diese Ausgrabungen öffentlich zugänglich. Man kann zwischen den Stadionbögen hindurchgehen, durch die einst die Zuschauer zu ihren Sitzplätzen strömten und Händler ihre Waren anboten. Man sieht die Reste der Ausstattung, des Stucks und der Treppen, die zu den oberen Rängen führten. In einem Videofilm wird gezeigt, wie das Stadion einst ausgesehen hat. Ein lohnenswerter und informativer Abstecher in die Antike, den interessante Sonderausstellungen ergänzen.
Adresse: Museo di Stadio di Domiziano, Piazza Tor Sanguigna 3 (am Nordende der Piazza Navona)
Öffnungszeiten und Preise: Montag bis Sonntag 10 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 20 Uhr, Eintritt 8 Euro
Restaurant-Tipp: Die urige Pizzeria La Focaccia liegt in einer der Seitenstraßen nahe der Piazza Navona und wird preisbewußte Rombesucher glücklich machen.
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Stendhal über die drei Phasen einer Romreise
Eine Exkursion in die Welt der Literaten und Reisenden vor zweihundert Jahren soll das nächste Thema sein. Der französische Schriftsteller Stendhal (1783 – 1842), sein weltlicher Name war Marie-Henri Beyle, ist heute ein Klassiker der Literatur, zu Lebzeiten war er ein Außenseiter. Im Jahr 1811 bereiste er Rom das erste Mal. Stendhal besuchte noch das alte Rom, dessen Ruinen nicht archäologisch freigelegt und erschlossen waren, sondern unter Blumenteppichen schlummerten.
Stendhal kam immer wieder nach Rom, lebte auch mehrere Jahre in der Stadt. 1829 brachte er die Promenades dans Rome (Römische Spaziergänge, 2 Bände) heraus, die er in der Form von Tagebuchnotizen zusammengetragen hatte. Aus diesen Werken haben wir die Drei Phasen, in abgewandelter Form, entnommen. Stendhal erzählte, er habe seine Römischen Spaziergänge deshalb geschrieben, weil er sich oft gewünscht habe, ein solches Hilfsmittel für Reisende möge existieren.
Nachfolgend beschrieb er drei Phasen oder Zustände, die jeder Rom-Reisende während seiner Besichtigungstage in der Stadt durchliefe. In seinen Schilderungen findet sich jeder Besucher wieder, denn diese „Zustände“ haben ihre Richtigkeit bis heute nicht verloren. Auch wir haben im Ablauf unserer Reisen an uns selbst alle drei Phasen feststellen können.
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Romreise: Phase 1
Wir stürzen uns auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie Kinder auf neue Spielsachen. Wirkung: Wir sind erschreckt vor der riesigen Menge der berühmten Bauwerke. Aber wir lassen uns nicht abbringen. Trotz der Hitze des Sommers sind wir den ganzen Tag in Bewegung, haben einen unersättlichen Hunger unbedingt alles zu sehen und kommen jeden Abend steinmüde nach Hause.
Romreise: Phase 2
Auch nach mehreren langen Tagen laufen wir immer weiter und weiter, mit einer gewissen Gier, alles Sehenswerte an uns zu raffen. Dann folgt der Zustand der Erschöpfung, in dem wir am liebsten die Stadt verlassen möchten, gleichgültig wohin. Nur hinaus, nur weg von Rom, das uns schier erdrückt. Die meisten Besucher machen überhaupt nur diese beiden Stadien durch.
Romreise: Phase 3
Wir entdecken plötzlich den Reiz des Bummelns, des Sichtreibenlassens, ohne jegliche Bindung an Zeit. Morgens wollen wir ein noch berühmtes Denkmal bestaunen, aber unterwegs fesselt uns derart eine schöne Ruine, dass wir an ihr nicht vorbeikommen. Dann der Anblick eines hübschen Palazzos, den wir besichtigen, ohne es vorher geplant zu haben. Schließlich irren wir aufs Geradewohl durch die Gassen. Endlich – wir haben jetzt das Glück gekostet, in aller Freiheit in Rom zu sein, ohne ständig an das Pflicht-Sehen zu denken.
Fazit
Mehr Zeit für Bauwerke oder Ausstellungen einplanen. Nicht zuviel Programm in einen Tag hineinpacken. Weniger ist in Rom mehr. Ein guter Vorsatz: Auf jeden Fall wiederkommen!
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Stadtteil Borgo – Der XIV. Rione: Engelsburg und Engelsbrücke
Unser Spaziergang führt und nun weiter zur Ponte Sant’Angelo und dem Castel Sant’Angelo (Engelsburg). Wir biegen vom La Focaccia, an der Kirche vorbei, in den Vicolo della Volpe ein. Haben wir die Via dei Coronari erreicht, biegen wir links ab und folgen der Straße bis in die Via dei Panico, halten uns auf ihr rechts – und stehen kurz danach am Tiber und an der Ponte Sant’Angelo.
Der Borgo ist der XIV. Rione, erstreckt sich von der Engelsburg bis zum Vatikan, also auf der westlichen Seite des Tibers. Manchmal wird der Stadtteil auch Vatikan-Viertel genannt und ist einer der charakteristischsten und namhaftesten Rione im Zentrum der Stadt. Seine historische Bedeutung als Vorzimmer zum Petersdom und den Vatikanischen Palazzis hat sich erhalten. Tagsüber wimmelt es vor Besuchern, denn der Vatikan ist das ganze Jahr Pilgerziel, dem der Rione den größten Teil seiner Berühmtheit zu verdanken hat.
Auf dem antiken Ager Vaticanus legten Päpste eine ummauerte Stadt zum Schutz der Pilger an, zwischen der mittlerweile zur Festung ausgebauten Engelsburg und dem Petersdom. Es setzte sich der von deutschen Pilgern verwendete Name „Burg“ in der italienisierten Form „Borgo“ durch. Durch den Bau der breiten Via della Conciliazione (1936–1950) wurde ein Teil der mittelalterlichen Gebäudesubstanz abgerissen.
Pons Aelius: Die am besten erhaltene antike Brücke Roms
In der Antike galt die Ponte Sant’Angelo als die schönste Brücke der Welt. Sie ist die jüngste und vollkommenste, zugleich die am besten erhaltene antike Brücke Roms. Der Bau wurde von Kaiser Hadrian beauftragt, sie wurde zwischen 130 bis 134 n. Chr. errichtet und steht im architektonischen Kontext zum Handrians-Mausoleum. Ihre Bausubstanz entspricht im Wesentlichen dem antiken Zustand, die mittleren drei Bögen sind im Original erhalten.
Die Engelsbrücke führt seit der Antike vom Marsfeld über den Tiber direkt auf das Hadrians-Mausoleum zu. Die Idee der Architekten war, hier eine Einheit zwischen Brücke und Grabmal zu schaffen. Kaiser Hadrian hieß mit vollem Namen Publius Aelius Hadrianus, nach ihm wurde die Brücke Pons Aelius genannt.
Die wichtigsten baulichen Veränderungen, die das Gesamterscheinungsbild prägen, wurden 1671 im Auftrag von Papst Clemens IX. beauftragt. Auf den Vorschlag von Bernini ließ er zehn Engelsstatuen aufstellen, die der Brücke ihren heutigen Namen gaben. Jeder der Engel trägt ein Symbol des Leidensweges der Passionsgeschichte.
„Andererseits wirft die Tatsache eines römischen Aufenthalts über ganze Menschen einen Glanz,
der völlig der Stadt zu verdanken ist, nur zum geringen Teil dem Individuum“.
Stendhal, Promenades dans Rome (Römische Spaziergänge), Paris 1829
Wir empfehlen trotz des Trubels, sich hier Zeit zu nehmen und in Ruhe über die Brücke zu schlendern, zumal das Ensemble mit dem Kaiser-Mausoleum ein verführerisches Fotomotiv ist. An kaum einem anderen Ort der Stadt kann man angesichts der fast 2000 Jahre alten Brücke, umgeben von den filigranen Engeln und im Angesicht der Fassade des Mausoleums Geschichte derartig intensiv spüren, wie hier.
Der Parco Sant’Angelo
Angenehm, erholsam und mit Parkbänken angelegt, ist der Parco Sant’Angelo der die Engelsburg umgibt. Große Schirmpinien spenden Schatten, Kinder spielen, Römer plaudern auf den Parkbänken, die Anlage verströmt eine ruhige und entspannte Atmosphäre. Eine lebensgroße Bronzestatue von Kaiser Hadrian blickt auf das eigene Grabmal. Beim Umkreisen des Mausoleums werden die Dimensionen noch deutlicher. Auch die riesigen Eingangstore der Festung kann man erkunden.
Bar-Tipp: Die luxuriöse Dachterassen-Cocktailbar La Terraza Paradiso liegt gleich um die Ecke der Engelsburg. Nichts für Schnäppchenjäger – aber einmal La Dolce Vita darf schon sein!
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Engelsburg – Castel Sant’Angelo: Kaiser und Päpste
Mittlerweile ist es Abend geworden und wir freuen uns auf den Sonnenuntergang von der obersten Terrasse der Engelsburg – ein würdiger Abschluss unseres Besichtigungstages. Die Innenräume des Mausoleums sind heute ein sehenswertes Museum. Interessant ist das Modell des Kaiser-Grabmals und Statuen von Kaiser Hadrian und seiner Familie. Die wuchtigen Festungsanbauten des Mittelalters und die Prunk- und Schatzräume der Päpste. Das Museum hat ein schön gelegenes Cafe, der Blick auf Rom von hier oben ist unschlagbar. Mindestens zwei Stunden für eine Besichtigung solltet ihr einplanen.
Eines der drei eindrucksvollsten erhaltenen Bauwerke des antiken Roms ist die Engelsburg, die beiden anderen sind das Pantheon und das Kolosseum. Die Engelsburg ist das Grabmal von Kaiser Hadrian (76–138 n. Chr.), der die Errichtung in seinen letzten Regierungsjahren für sich und seine Nachfolger in Auftrag gab. Sein Nachfolger Septimus Severus ließ Bauwerk 139 n. Chr. vollenden. Im Mausoleum des Hadrian wurden folgende Kaiser mit ihren Angehörigen beigesetzt:
- Kaiser Hadrian und seine Frau Sabina
- Kaiser Antoninus Pius und seine Frau Faustina
- Kaiser Lucius Verus
- Kaiser Mark Aurel
- Kaiser Commodus
- Kaiser Septimius Severus
- Kaiser Marcus Aurelius Antoninus Bassianus, auch „Caracalla“ genannt
Das Grabmal hatte die Form eines flachen Zylinders mit 64 Meter Durchmesser und 20 Meter Höhe, der auf einem quadratischen Sockel von 84 Meter Seitenlänge und 15 Meter Höhe errichtet wurde. Seine Gesamthöhe beträgt 48 Meter. Die Oberseite des Zylinders war in der Antike als Garten gestaltet. In der Mitte stand ein kleiner Rundtempel. Auf der Spitze des Gebäudes stand eine Quadriga, die Hadrian als Sonnengott darstellte.
Der architektonische Baustil geht auf die viel älteren Grabbauten der Etrusker zurück. Erhalten geblieben ist der antike 122 Meter lange, spiralförmige Aufgang, der auch nach den zahlreichen Umbauten alle Gebäudeteile miteinander verbindet. In der Mitte des Mausoleums befindet sich die Grabkammer, hier war eine von Hadrian selbst verfasste Inschrift angebracht:
Kleine Seele, schweifende, zärtliche,
Gast und Gefährtin des Leibs,
Die du nun entschwinden wirst dahin,
Wo es bleich ist, starr und bloß,
Und nicht wie gewohnt mehr scherzen wirst.
Aufgrund der günstigen Lage des Grabbaus direkt am Tiberufer, diente das Mausoleum ab dem 3. Jhd. n. Chr. bereits als vorgeschobene Festung im Norden der Stadt, mit Kontrolle über den Tiber und einem Brückenzugang. Zusätzlich wurde es in die Aurelianische Stadtmauer einbezogen. Später wurde die Engelsburg zur stärksten Befestigungsanlage Roms ausgebaut.
Der Name „Engelsburg“ geht auf eine Legende aus dem Jahre 590 zurück, der zufolge Papst Gregor I. der Erzengel Michael erschienen sei. Dieser habe sein Schwert in die Scheide gesteckt und damit das Ende der in Rom wütenden Pestepidemie angekündigt. Die bronzene Engelstatue auf der Spitze des Castel Sant’Angelo erinnert an diese Vision.
Seit dem 13. Jahrhundert ist die Anlage Fluchtburg der Päpste, ein geschützter Gang verbindet die Engelsburg mit dem Vatikanpalast. Diesen kann man von den oberen Terrassen gut erkennen. So verwandelte sich der Bau vom kaiserlichen Grab in eine Festung. In der repräsentativen Fluchtburg residierten die Päpste in prachtvollen Gemächern. Im Mittelalter diente die Engelsburg auch als Schatzkammer, Gefängnis, Richtstätte und Kaserne. In den berüchtigten Gefängniszellen war auch Galileo Galilei eingekerkert. Der umstrittenen Borgia-Papst Alexander VI. (1492-1503) ließ die vier imposanten Eckbastionen anbauen.