Inhaltsverzeichnis
- 1 Der Römerturm am Alten Kornmarkt von Regensburg
- 2 Die Kaiser der Ottonen verschenken die Königspfalz
- 3 Die Regensburger Pfalz wird Residenz der Wittelsbacher
- 4 Woher stammt der Name „Alter Kornmarkt“?
- 5 Der Herzogshof: Ältester Repräsentationsbau Bayerns
- 6 Buch-Tipps
- 7 Pinne unsere Tipps für Regensburg auf Pinterest
- 8 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Der Alte Kornmarkt in der Altstadt von Regensburg ist einer der ältesten Plätze der Stadt. Kulturhistorisch ist er sicherlich der bedeutendste Platz Regensburgs. Im Frühmittelalter befand sich dort der Regierungssitz der bajuwarischen Herzöge. Davon erhalten sind der Herzogshof mit dem Römerturm. Bis heute können auf dem Alten Kornmarkt Gebäude von herausragendem städtebaulichen Rang bestaunt werden.
Im Jahr 788 wurde der letzte Herzog der Agilolfinger, Tassilo III. (um 741 – um 796), von König Karl dem Großen (747 – 814) abgesetzt. Danach übernahmen die Karolinger die Pfalz in Regensburg. Anschließend wurde das Herzogtum Bayern von Karl dem Großen aufgehoben und als Präfektur in das Frankenreich integriert. Die Epoche der Agilolfinger fand mit Herzog Tassilo III. ein tragisches Ende.
Die Vorgeschichte: Als Herzog trat Tassilo III., aus der vornehmen Dynastie der Agilolfinger, selbstbewusst auf. Das bairische Stammesherzogtum genoss seit den Merowingern eine Sonderrolle im Frankenreich. Karl der Große hatte sich aus politischen Gründen entschlossen, die Sonderstellung der Agilolfinger zu beenden. Eine königsähnliche Nebenherrschaft in seinem Reich war für ihn nicht tolerierbar.
Die Gründe: Der Bajuwarenherzog hätte vor 25 Jahren, im Jahr 763, mit dem asiatischen Steppenvolk der Awaren ein Bündnis geplant. Weiterhin soll er damals den bereits 757 geleisteten Vasalleneid gebrochen und sich der Fahnenflucht schuldig gemacht haben. Beweise wurden nie erbracht.
Tassilo III. und Karl der Große waren Cousins. Der bayerische Herzog war durch seine Mutter Hiltrud (715 – 754) ein Enkel von Karl Martell (688 – 741), sowie ein Neffe von Pippin dem Jüngeren (714 – 768).
In der Kaiserpfalz von Ingelheim bei Mainz wurde Herzog Tassilo III. im Jahr 788 der Prozess gemacht. Das Urteil war vernichtend, Tassilo III. sollte hingerichtet werden. Doch er wurde von Karl dem Großen begnadigt. Lebenslang wurde er als Mönch in die Abtei Jumièges in der Normandie verbannt. In der heutigen Forschung wird der Vorgang um Tassilo III. als politischer Scheinprozess gewertet.
Karl der Große residierte von Weihnachten 791 bis Ostern 793 in der Pfalz in Regensburg und machte sie mit Umbauten zur Königspfalz. In der Regensburger Pfalz wurden weiter Reichstage abgehalten, Urkunden ausgestellt und Recht gesprochen. Als Nachfolger in der bairischen Herrschaft setzte Karl der Große seinen Schwager, den fränkischen Grafen Gerold II. „Der Jüngere“ in der Baar (754 – 799), als Präfekten ein.
Ab 791 startete Karl der Große von Regensburg aus eine großangelegte Invasion der Karolinger gegen die feindlichen Awaren in der Pannonischen Tiefebene in Osteuropa. Zur Versorgung der Soldaten wurde beispielsweise eine große Schiffsflotte auf der Donau eingesetzt.
Der Karolingerkönig Ludwig II. der Deutsche (um 806 – 876), Enkel von Karl dem Großen, residierte seit 826 in der Regensburger Pfalz. 875 ließ er eine neue Pfalzkapelle am heutigen Alten Kornmarkt bauen, ein Vorgängerbau der Alten Kapelle. Dabei wurden auch spätantike römische Quader verbaut.
Der Nachfolger von Ludwig II. war Arnulf von Kärnten (um 850 – 899). Dieser erbaute eine neue Pfalz beim Kloster St. Emmeram, die sich teilweise in der heutigen Vorhalle erhalten hat. Die „alte“ Pfalz mit Kapelle blieb erhalten und wurde weiter für Reichsversammlungen, als Palast und Schule genutzt.
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Der Römerturm am Alten Kornmarkt von Regensburg
Der Römerturm am Alten Kornmarkt steht auf spätantiken Fundamenten. Darauf folgt ein karolingischer Unterbau und romanisches Bruchstein-Mauerwerk. Der Turm diente als Bergfried der Pfalz. Erst 1210 wurde er als beheizbarer Wohnturm ausgebaut und mit einem Schwibbogen mit der Pfalz verbunden.
Der Wehrturm ist 28 Meter hoch, hat eine Seitenlänge von 14 Metern und besitzt an der Basis 4 Meter starke Mauern. Auf Höhe des Bruchstein-Mauerwerks haben die Mauern eine Tiefe von 1,6 Metern, mit jedem Stockwerk nimmt die Tiefe um 10 Zentimeter ab. Der urspüngliche Zinnenkranz ist nicht erhalten.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde eine Stahlbetondecke eingezogen, um im Turm die Glasfenster vom Dom St. Petrus einzulagern. Heute ist der Römerturm nicht zugänglich, auch nicht im Rahmen einer Führung. Zugang hat nur die Dombauhütte, die seit 2007 den Turm als Depot für Bauteile nutzt.
Im Erdgeschoss des Römerturm befand sich eine der ältesten Schmieden Deutschlands, diese wurde 1326 urkundlich erwähnt. Heute befindet sich dort das Café „Cupcakery Regensburg“.
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Die Kaiser der Ottonen verschenken die Königspfalz
Unter den ottonischen Kaisern, aus der Dynastie der sächsischen Liudolfinger, begann im 10. Jhd. der Niedergang der Pfalz. Die Gebäude wurden verschenkt. Den Nordwest-Flügel bekam der Erzbischof von Salzburg. Dort entstand der Salzburger Hof, der leider im Jahr 1896 abgetragen wurde. Die Gebäude im Süden gingen an den Erzbischof von Magdeburg. Der Ost-Flügel mit Kollegiatstift ging an die Bischöfe von Freising und Bamberg. Dort entstanden der Freisinger- und Bamberger Hof.
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Die Regensburger Pfalz wird Residenz der Wittelsbacher
Ende des 12. Jhds. übernahmen die Wittelsbacher die Pfalz als Residenz. Herzog Ludwig der Kelheimer (1173 – 1231) ließ ab 1180 die Anlage umbauen. Bereits 1245 gaben die Wittelsbacher die Pfalz in Regensburg auf und zogen nach München. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts verblieb der Herzogshof im Besitz des bayerischen Staates und wurde Sitz verschiedener Verwaltungsämter. Später wurden Umbauten ausgeführt, aber auch Gebäudeteile abgebrochen.
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Woher stammt der Name „Alter Kornmarkt“?
Spätestens seit dem 15. Jahrhundert ist der Alte Kornmarkt unter der Bezeichnung Schrannenplatz nachweisbar. Ob der Platz in früheren Jahrhunderten anders genannt wurde ist nicht bekannt. Der heutige Name Alter Kornmarkt geht auf den Getreidemarkt zurück der bis 1825 dort stattfand. Von 1893 bis 1907 hieß er Moltkeplatz, nach Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke.
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Der Herzogshof: Ältester Repräsentationsbau Bayerns
Heute stehen von der einst vierflügeligen Pfalz nur noch der Saalbau des Herzogshofs und der Römerturm. Beide Gebäude stellen den nordöstlichen Teil der ab dem 9. Jhd. genutzten Karolingerpfalz dar. Sie sind die ältesten erhaltenen Repräsentationsbauten Bayerns, aber nicht museal zugänglich.
Der Herzogssaal im Obergeschoss wird heute zu Feierlichkeiten, wie Hochzeiten ect. genutzt. Seit karolingischer Zeit um 976 diente der Saal zu Versammlungen oder Gerichtsverfahren. Im Herzogshof befindet sich heute das Hotel „Achat Plaza“, sowie der Gasthof „Weltenburger am Dom“.
Adresse und Websites: Herzogshof am Alten Kornmarkt
- Adresse: Herzogshof, Alter Kornmarkt 3, Regensburg. Im Herzogshof befindet sich das Hotel „Achat Plaza Herzog am Dom Regensburg“ und der Gasthof-Biergarten „Weltenburger am Dom“.
- Öffnungszeiten: Achat Hotel, täglich 24 Stunden. Weltenburger am Dom, täglich 11 – 23 Uhr.
- Eintritt: Hotel, Gasthof und Biergarten frei zugänglich. Herzogshof mit historischem Saal, sowie Römerturm nicht öffentlich zugänglich.
- Websites: Achat Hotel achat-hotels.com, Herzogssaal www.herzogssaal.com, Weltenburger am Dom www.weltenburger-am-dom.de
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Buch-Tipps
- Friedrich Pustet Verlag, Regensburg: Kleine Stadtgeschichte, von Matthias Freitag, 184 Seiten, aktualisierte Auflage 2016.
- Friedrich Pustet Verlag, Tassilo III.: Höchster Fürst und niedrigster Mönch, Kleine bayerischer Biografien, von Herwig Wolfram, 144 Seiten, 1. Auflage 2016.
- WBG Verlag, Die Zeit der Karolinger, von Johannes Laudage, Lars Hageneier, Yvonne Leiverkus, 208 Seiten mit 76 Abbildungen und 6 Karten, 1. Auflage 2006.
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