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Möchte man sich der Gesellschaft der Etrusker nähern und diese besser verstehen, lohnt sich eine Betrachtung etruskischer Gräber und deren Architektur, sowie der Grabbeigaben in den Museen. So haben wir uns in Volterra auf den Weg in die Portone-Nekropole, bei der Villa Marmini gemacht. Die Nekropole von Portone liegt im Norden der Stadt und war einst der größte etruskische Friedhof der antiken Metropole.
Wer das antike Stadttor Porta Diana in Volterra besuchen möchte, sollte anschließend bis zur ausgeschilderten etruskischen Nekropole von Portone in der Nähe weiterfahren. Die Kammergräber bei San Giusto in der Badia-Nekropole und die von Marmini in der Portone-Nekropole, sind die einzigen vier in Eigenregie zugänglichen etruskischen Grabstätten in Volterra.
Das Gräberfeld von Portone wurde von der hellenistischen Epoche (Ende 5. bis Anfang 4. Jhd. v. Chr.) bis in die römische Kaiserzeit (1. Jhd. v. Chr.) genutzt. Die meisten der etwa sechshundert Urnen im Archäologischen Museum Guarnacci stammen aus der Nekropole von Portone.
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Die Grabungsgeschichte der Portone-Nekropole
Der Archäologe Curzio Inghirami (1614 – 1655) aus Volterra, war im Besitz einer alten Landkarte seiner Heimatstadt, die im Gebiet nördlich der Porta Diana auf eine etruskische Nekropole hinwies.
Die darauf folgenden Ausgrabungen und Forschungen im antiken Friedhof wurden im 17. Jdh. allerdings nach völlig anderen Kriterien als bei neuzeitlichen archäologischen Kampagnen ausgeführt.
Die Funde wanderten in die Privatsammlungen ihrer „Entdecker“. Viele Kunstwerke wechselten mehrmals den Besitzer, so dass es oft unmöglich ist, die antiken Relikte ihrem Fundort zuzuordnen.
Daher sind offenbar viele Urnen im Museum Guarnacci meist nicht im Detail beschrieben. Dazu sind die kleinen Sakrophage nach Themen und nicht nach Fundorten aufgestellt, da ihre Herkunft unbekannt ist.
In der Nekropole von Portone haben im 18. Jhd. Kunstsammler und Gelehrte aus Volterra die Gräber der Etrusker freilegen lassen. Dies waren beispielsweise der berühmte Monsignore Mario Guarnacci (1701 – 1785), der Kanoniker Pietro Franceschini, oder der Priester Anton Filippo Giachi (1750 – 1810). Damals wurden selten Skizzen oder Grabungsberichte angefertigt.
Unter Niccolò Maffei (1833 – 1887), Bürgermeister von Volterra, sowie Giusto Cinci, einem der Grundbesitzer des Areals, wurden im 19. Jhd. zwei Ausgrabungen dokumentiert. Die wertvollen Fundstücke wurden 1828 vom Großherzog der Toskana, Leopold II. (1797 – 1870) gekauft. Seine Sammlung kam in das Archäologische Museum von Florenz, dort kann sie bis heute bestaunt werden.
Als Anfang der 1970er-Jahre die Hauptstraße Strada Comunale di Santa Margherita angelegt wurde, fanden in der Portone-Nekropole erneute archäologische Ausgrabungen statt. Dabei wurden etwa zwanzig, teilweise beschädigte etruskische Gräber, mit Urnen und Grabbeigaben entdeckt und erforscht.
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Nekropole von Portone: Kammergräber bei der Villa Marmini
Die Nekropole von Portone erstreckt sich über ein großes Gebiet im Norden von Volterra und umfasst die Gebiete Luoghino, Lecceto, Osteriaccia, Le Vigne und Marmini. In der Nekropole wurden etruskische Gräber aus der hellenistischen Zeit (Ende 5. bis Anfang 4. Jhd. v. Chr.) bis in die römische Kaiserzeit (1. Jhd. v. Chr.) gefunden. Grablegen aus dem 5. Jhd. v. Chr. sind deutlich geringer vertreten.
Drei Viertel aller Urnen, die sich im Museum Guarnacci von Volterra befinden, sollen aus der Portone-Nekropole stammen. Die meisten Gräber wurden nach ihrer Erforschung zugeschüttet, da sie schlecht erhalten sind.
Heute sind zwei dieser unterirdischen Hypogäen für Besucher zugänglich. Einige der in der Nekropole von Portone entdeckten Funde gehören zu den wertvollsten Kunstwerken aus der Epoche der Etrusker.
Manche der Tuffstein- oder Alabaster-Urnen von Portone waren mit den Namen der Verstorbenen beschriftet. Grabbeigaben waren wertvoller Schmuck, bemalte Keramik, Spiegel aus Bronze, Kunstwerke aus Elfenbein.
Die unterirdischen Gräber wurden in den Felsen geschlagen und bestehen aus einem oder mehreren kleinen Kammern. Sie sind nicht verputzt oder mit Fresken verziert. Meist sind die Anlagen quadratisch, rund oder elliptisch. Die zentrale Felskammer war über einen nach unten abfallenden Zugang (Dromos) zugänglich, der heute oft zerstört ist.
In der Portone-Nekropole wurden zwei Kammergräber im 18. Jhd. entdeckt, die nach der einflussreichen etruskischen Aristokratenfamilie Caecina (etruskisch: Ceicna, Kaikna, Kaiknas) benannt wurden: Tomba dei Caecina I und II. Die Urnen waren mit deren Namen beschriftet und sind im Museum ausgestellt.
In den Grablegen im Areal um die Villa Marmini wurde im Jahr 1830 ein beschrifteter Tuffstein mit vierzeiliger etruskischer Inschrift geborgen. Weitere Fundstücke waren zwei Fragmente aus Bleiblech mit zweizeiliger etruskischer Inschrift. Ob diese Relikte in einem der beiden heute zugänglichen Gräber entdeckt wurden, können unsere Recherchen nicht bestätigen.
Manche Gräber wurden von einem Erdhügel bedeckt und mit einem Cippus markiert, dieser konnte die Form einer Säule, Kugel, Zwiebel, Knospe, eines Häuschens oder eines Kopfes haben. Unter einem Cippus kann sich eine Art Grabstein mit religiöser und magischer Bedeutung vorstellen. Dieser konnte auch am Dromos oder am Eingang stehen.
Der moderne Straßenverlauf der Strada Comunale di Santa Margherita entspricht nicht mehr dem der antiken Straße aus etruskischer Zeit. Diese verlief ein Stück östlicher, als die heutige Hauptstraße. Dies beiden zugänglichen Kammergräber befanden sich daher einst am Rand der Nekropole.
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Anfahrt zur Nekropole von Portone in Volterra
Die Portone-Nekropole in Volterra ist ausgeschildert, am besten der schmalen Landstraße aufmerksam folgen. Von der Porta Diana bis zum Zugang der Grablegen sind es 750 Meter. Eine große Infotafel befindet sich auf der linken Seite, oberhalb der Strada Comunale di S. Margherita an einer Treppe.
Den Wagen haben wir auf am Straßenrand abgestellt. Für einen kleinen Parkplatz gibt es hier keine Möglichkeit. Zu den beiden Gräbern führt ein Pfad an Zäunen entlang und durch Olivengärten.
Die Treppen im oberen Bereich der Felskammern sind modern. Es folgen antike Stufen, diese führen in die schummrig beleuchteten Hypogäen hinab. Idealerweise sollte jeder eine Taschenlampe haben.
Kleine Gruppen von scheuen Fledermäusen rasten in den alten Felshöhlen, sie sollten möglichst nicht gestört werden da die nachtaktiven Tiere tagsüber schlafen. Fledermäuse sind faszinierende Kreaturen, sie sehen mit den Ohren, fliegen mit den Händen und schlafen mit dem Kopf nach unten.
Adresse, GPS-Koordinaten
- Adresse: Necropoli del Portone, Localtia Marmini, Strada Comunale di S. Margherita, 56048 Volterra.
- Öffnungszeiten und Eintritt: Frei zugänglich.
- GPS-Koordinaten: 43.414979, 10.864550
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Portone-Nekropole: Das rechteckige Grab mit vier Kammern
Das Kammergrab Nr. 2 in der Portone-Nekropole war einst durch einen steilen Korridor (Dromos) von Norden zugänglich. Heute ist die Treppe modern, die unteren Stufen sind im antiken Original erhalten. Unten angelangt befindet der Besucher sich im rechteckigen Hauptraum, der aus dem Felsen geschlagen wurde.
Vom Vestibül zweigen vier kleine Räume ab, dort wurden Urnen, Kratere und Grabbeigaben auf Steinbänken abgestellt. Freigelegt wurde das Grab zwischen 1830 und 1880. Die Fundstücke und Relief-Urnen von Grab 2 datieren von der hellenistischen Periode Ende des 4. Jhds. v. Chr. bis in die römische Kaiserzeit des 1. Jhds. v. Chr.
Die Beigaben und die Grabarchitektur der Etrusker geben Hinweise auf die soziale Stellung der Verstorbenen. Solche aufwändigen Felsengräber wie in der Nekropole von Portone waren nur reichen, meist aristokratischen Familien vorbehalten. Grabstätten der einfachen Bevölkerungsschichten lassen sich jedoch kaum fassen.
Portone-Nekropole: Das runde Hypogäum mit Mittelpfeiler
Zum runden Kammergrab der Portone-Nekropole (Nr. 1) bei der Villa Marmini, führt der Pfad Richtung Süden oberhalb der Hauptstraße entlang. Auch hier ist die obere Treppe neuzeitlich, die unteren Stufen sind im antiken Original erhalten. Der einstige Zugang war, wie bei Grab 1, ein steiler Korridorweg (Dromos).
Hier erwartet den Besucher ein rundes Hypogäum das komplett aus dem Felsen geschlagen wurden. Das Rundgrab hat etwa acht Meter Durchmesser und ist drei Meter hoch. In seiner Mitte befindet sich ein massiver runder Mittelpfeiler. Am Rand der Felskammer befindet sich eine zweistufige flache Steinbank, dort wurden Urnen, Kratere und Grabbeigaben platziert.
Die Etrusker glaubten, das Leben sei nach dem Tod nicht zu Ende. Der Brauch der Einäscherung lässt vermuten, dass sie Körper als Käfig betrachteten, aus dem der Verstorbene befreit werden müsse. Die Charakterdarstellungen auf den Urnen zeigen, dass die Individualität der Toten bewahrt wurde. Beigaben mit Alltagsgegenständen belegen die Überzeugung, das Leben würde im Grab weitergehen.
Im Hypogäum von Grab 1 wurden zwischen 1830 bis 1880 viele Asche-Urnen und wertvolle bemalte Vasen gefunden. Es war sicherlich ebenfalls ein Familiengrab das über viele Generationen genutzt wurde. Die Fundstücke und Relief-Urnen datieren von der hellenistischen Periode Ende des 4. Jhds. v. Chr. bis in die römische Kaiserzeit des 1. Jhds. v. Chr.
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Etruskische Bestattungen in bunten Krateren und Relief-Urnen
Die Asche der Verstorbenen wurde überwiegend in kunstvoll verzierte Urnen oder bemalten Krateren aus Keramik beigesetzt. Ab dem 4. Jhd. v. Chr. wurden bevorzugt Gefäße im Rotfigurigen Stil verwendet, die ihre Vorbilder im antiken Griechenland des 5. Jhds. v. Chr. hatten.
Dabei werden die figürlichen Darstellungen in roter Farbe auf schwarzem Grund gemalt. Diese Gefäße wurden Kelebai, oder Kelebe, genannt und können als Kolonettenkrater bezeichnet werden. Ursprünglich wurden diese luxuriösen Keramikgefäße zum Mischen von Wein verwendet.
In den Werkstätten der Kunsthandwerker wurden die bemalten Kratere hergestellt. Die Gefäße waren begehrt und wurden im Gebiet um Velathri verkauft, aber auch in entfernte Regionen exportiert. Einige Exemplare sind im Guarnacci Museum, sowie im Archäologischen Museum von Florenz ausgestellt.
Ab dem 3. Jhd. v. Chr. kamen zweiteilige Urnen, mit rechteckigem Gehäuse und Deckel auf. Sie wurden aus Kalkstein, Terrakotta oder Alabaster angefertigt. Auf dem Deckel wurde die Figur des Verstorbenen dargestellt. Auf dem Gehäuse wurden Trauerzeremonien, Dämonen, mythologische, religiöse oder lokale Szenen abgebildet.
Zusammen mit Grabbeigaben für die Nutzung im Jenseits, wurde die Urne bei der Trauerfeier im Kammergrab aufgestellt. Die Beigaben waren überwiegend Gegenstände des Alltags: Gefäße für Trankopfer oder Bankette, einige enthielten noch Getränke- oder Speisereste. Dazu kamen Schmuck, Kosmetikartikel, Werkzeuge, Schreibutensilien oder Waffen.
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Die Villa Marmini und der antike Weg zur Portone-Nekropole
Im weiträumigen Gebiet der Nekropole von Portone befindet sich die Villa Marmini, die den etruskischen Grablegen im Areal den Namen gab. Die Villa Marmini hat eine lange Geschichte, im Jahr 1731 schenkte der Kanoniker Pietro Franceschini das Anwesen seiner Heimatstadt Volterra.
Die vielen von ihm gesammelten Urnen aus der Portone-Nekropole übergab er ebenfalls der Stadt und legte mit damit den Grundstein für das Archäologische Museum in Volterra. In der Vergangenheit wurden um die Villa Urnen-Bruchstücke in ihre Umfassungsmauern verbaut.
In der Villa Marmini lebte der berühmte Schriftsteller Carlo Cassola (1917 – 1987), Autor zahlreicher Romane über Volterra, dessen Romanfiguren aus dem wirklichen Leben stammen. Heute befindet sich im Gutshof die Ferienanlage Agriturismo Villa Marmini mit gepflegten Gästewohnungen. Website: www.agriturismo-volterra.com
Östlich der Villa Marmini verläuft die alte Straßenverbindung. An Teilstrecken ist noch die Pflasterung aus dem Mittelalter erhalten, die offenbar der etruskischen Wegführung folgt. Dieser ehemalige Verbindungsweg kam aus dem Talgrund des Vallebuona (beim römischen Theater) herauf.
Anschließend führte die historische Straße durch die Porta Diana (einst Porta Portone genannt) am alten Gasthof Villa dell’Osteriaccia vorbei. Der Gasthof befindet sich hundert Meter nach der Porta Diana, in einer Kurve auf der linken Straßenseite. Einst wurde er von Reisenden genutzt die, nachdem die Stadttore an der Porta Diana verschlossen waren, keinen Einlass in die Stadt bekamen.
Gegenüber der L’Osteriaccia zweigt rechts die alte Straße durch die Nekropole ab, die heute an einem Bauernhof endet. Dreihundert Meter weiter entlang der Hauptstraße, zweigt rechts ein Fahrweg ein, der erneut der ehemaligen Trasse zur Villa Marmini folgt. Von dort verlief sie in Richtung Nordosten weiter.
Hallo,interessanter Beitrag.
Im Mai geht es nach Etrurien das Land der Etrusker.
Romanik und Archäologie auf meiner werbefrein HP.
Der älteste Goldschatz der Welt wurde in Bulgarien gefunden.
Grüssle Jens.