Inhaltsverzeichnis
- 1 Kämpferische Minoer: Der Krieg als sozialer Prozess
- 2 Ägyptische Fresken belegen Kretas Eroberung durch Mykener
- 3 Das Waffenarsenal der Minoer (26. bis 12. Jhd. v. Chr.)
- 3.1 Dolche im Frühminoikum
- 3.2 Kupferäxte in Frühminoischer Zeit
- 3.3 Einführung des Schwertes im Mittelminoikum
- 3.4 Defensive Ausrüstung: Achterschild & Eberzahnhelm
- 3.5 Die minoische Doppelaxt
- 3.6 Kretische Bogenschützen
- 3.7 Speere: Wurf- und Stichwaffen für Jagd und Krieg
- 3.8 Leichte Rüstungen aus Bronze oder Leder
- 3.9 Schwerter und Dolche in Spätminoischer Zeit
- 3.10 Waffen in der minoischen Nachpalastzeit (SM III B – C)
- 3.11 Gab es Kriegergräber im minoischen Kreta?
- 3.12 Minoische Skelettfunde auf Kreta belegen Kriege
- 4 Unser Buchtipp
- 5 Quellen & Lesestoff
- 6 Pinne den Bericht über minoische Krieger auf Pinterest
- 7 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Das minoische Kreta war keine friedliche Hochkultur. Im Bericht Bronzezeit auf Kreta: Krieger-Ideologien und Waffen der Minoer setzen wir uns damit auseinander und wagen den Versuch diese Welt auferstehen zu lassen. Die Vorstellung ist veraltet, dass Minoer pazifistisch waren – während kriegerische Mykener über das Festland herrschten. Kreta produzierte erstklassige Waffen und Techniken.
Die minoische Zivilisation war zu ihrer Blütezeit mächtigste Autorität im östlichen Mittelmeer. Minoische Waffen wie z. B. Schwerter, Dolche, Streitäxte, Schilde, Pfeile, Kompositbögen, Schleudern, Speere, Helme, Rüstungen waren in den Nachbarregionen am Mittelmeer begehrt. Das mykenische Griechenland importierte oder kopierte die raffinierten Waffentechniken aus Kreta.
Die meist unbefestigten Städte der Minoer belegen, dass sie die Topografie des gebirgigen Kreta als eine natürliche Verteidigungslinie bei Konflikten betrachteten. Mauern oder Türme gab es, aber sie spielten im Kriegsfall eher untergeordnete Rollen. Krieger, Wachposten und Seepatrouillen bewachten ihre Heimat.
Die Ideologien der minoischen Krieger durchdrangen Religion, Kunst, Handwerk, Politik und Handel und waren Thema in Heiligtümern, Nekropolen und Wohngebäuden. Für jeden Kreter in der Bronzezeit war Krieger zu sein ein wichtiges Element seiner Identität und sein gesellschaftliches Recht. Krieger genossen ein hohes Ansehen in der Gesellschaft.
Leistungsfähigkeit und Fitness waren wichtige identitätsstiftende Elemente in der Lebensführung kretischer Kämpfer. Zum Training eines minoischen Kriegers zählten beispielsweise Stiersprung, Boxen, Ringen, Jagen und Duelle mit Schwertern oder Dolchen.
Ob Minoer oder Mykener als erster den Streitwagen nutzten bleibt bislang unklar. Erste Nachweise dazu aus Kreta stammen aus dem Mittelminoikum (MM III B, 1.600 – 1.550 v. Chr.). Eine Abbildung auf dem spätminoischen Agia Triada-Sakrophag zeigt zwei Frauen auf einen von Greifen gezogenen Streitwagen.
Traditioneller Brauch der Eliten des griechischen Festlands waren Waffengräber. Grablegen mit Waffen fehlen auf Kreta fast gänzlich, bis zur Zerstörung der Paläste um 1.450 v. Chr. Erst nach diesem Zeitpunkt finden sie sich in größerer Anzahl auf der Insel. Die Existenz von Waffengräbern belegt, dass Kreta im 15. Jhd. v. Chr. von Mykenern erobert worden war.
Ägyptische Fresken und Schriften aus der Mitte des 15. Jhds. v. Chr. überliefern die Eroberung Kretas durch kriegerische Invasionen vom griechischen Festland. Anschließend traten auf Kreta elementare Veränderungen ein, die in Grabmälern von Würdenträgern in Ägypten abgebildet wurden. Diesen Wandel überliefert der Hof von Pharao Thutmosis III. und Amenhotep II. während der 18. Dynastie.
Arthur Evans, der vor über hundert Jahren die ersten bedeutenden Ausgrabungen auf Kreta führte, entwickelte das noch heute verbreitete Konzept von einer minoischen Kultur, die in einem inneren Gleichgewicht und ohne Kriege lebte. Dieses Konzept führte zu einer gewissen Betriebsblindheit: Hinweise auf Waffen, Befestigungen und Überfälle wurden einfach heruntergespielt, um die Lehrbuchmeinungen nicht in Frage stellen zu müssen.
Eberhard Zangger, Geoarchäologe (* 1958), Interview „Der Untergang der Minoer“, Zeitschrift Merian, 10/2000.
Grundlage unseres Berichts Bronzezeit auf Kreta: Krieger-Ideologien und Waffen der Minoer war der Fachartikel „Martial Minoans: War as social process, practice and event in Bronze Age Crete“, des Archäologen Prof. Barry P. C. Molloy (University College Dublin), der 2012 im „Annual of the British School at Athens“ erschienen ist. Siehe Quellenangaben am Ende des Blogeintrags.
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Kämpferische Minoer: Der Krieg als sozialer Prozess
Neben Politik, Wirtschaft und Religion war Krieg auch in der Bronzezeit einer der fundamentalen Faktoren, der sämtliche Gesellschaften prägte. Dabei wurde unter Einsatz von Waffengewalt ein organisierter Konflikt ausgetragen, mit dem Ziel die Interessen von einer der beteiligten Kollektive durchzusetzen. Im minoischen Kreta war diese Zielsetzung nicht anders.
Dominierender Aspekt der männlichen Gruppenidentität war im bronzezeitlichen Kreta ein Krieger zu sein. Diese Sichtweise der Kriegerschaft herrschte auf Kreta vermutlich seit Frühminoischer Zeit (FM I, 3.100 – 2.650 v. Chr.), setzte jedoch spätestens im Mittelminoikum (MM II, 1.900 – 1.720 v. Chr.) ein.
Der minoische Krieger: Ein Portrait
Krieger spielten eine bedeutende Rolle in der minoischen Gesellschaft. Aktivitäten von Kriegern durchdrangen und beeinflussten religiöse, technologische und politische Strukturen. Den Status eines Kriegers im minoischen Kreta zu erlangen galt als soziales Recht, war jedoch kein Beruf.
Im Gegensatz zu heutigen Soldaten war ein minoischer Krieger nicht ausschließlich ein militärischer Spezialist. Krieger zu sein war Ausdruck seiner Identität, die von gesellschaftsspezifischen Bewertungen und sozialen Strategien abhing. Als Merkmal ihres Elitestatus verfügten die kretischen Krieger über ein „Recht zum Kampf“.
Die Identität eines Kriegers im minoischen Kreta war beispielsweise auch durch körperliche Ästhetik erkennbar, wie Muskulatur und Körperhaltung, Waffenbesitz, Schmuck, Haartracht oder Kleidung. Wichtig war auch ein entsprechender Lebensweg der Männer. Dieser wurde von minoischen Kämpfern mit Stierspringen, Boxen, Jagen, Sport und Kampftraining zum Ausdruck gebracht.
Auf Kreta gab es nur wenige Lebensbereiche, die keine kriegerische Komponente hatten. Dazu zählen auch entsprechende Symbole aus der Schriftzeugnissen der Minoer. Erhaltene Fresken überliefern zwar Kampfdarstellungen, könnten aber auch Schaukämpfe abbilden. Die minoische Kriegerkultur wurde in Heiligtümern, Nekropolen, Palästen, Gebäuden oder in Hortfunden nachgewiesen.
Im minoischen Kreta verbrachten Krieger viele Jahre mit Training und Kämpfen. Sie genossen ihren Lebensstil und ihr hohes Ansehen in der Gesellschaft, besonders nach errungenen Siegen. Ihre kämpferischen Aktivitäten waren nicht das Ergebnis von Unruhen, sondern ein Ausdruck sozialer Vitalität.
Eine Spezialisierung der Fähigkeiten, sowie die Ausrüstung von Kriegern demonstrierte eine Legitimität von Gewalt als Teil eines „Elite-Mechanismus“, der auch kultische und wirtschaftliche Aktivitäten umfasste. Kriegerische Konflikte waren richtungsgebende Prozesse. Diese Kriegerschaften durchdrangen das soziale Gefüge der gesamten kretischen Gesellschaft während der Bronzezeit.
Die Auswirkungen von Kriegen schlugen sich in Siedlungsmustern, Landschaftsnutzung, Technologie- und Handelsnetzwerken, Religion, Kunst, Verwaltung nieder. Indirekt übten Kriege konstante Einflüsse auf den Alltag der Minoer aus. Die Eliten auf Kreta manipulierten das Zusammenspiel von Macht, Wirtschaft, Religion und Gewalt. Jedoch gab es einen sozialen Aspekt des Krieges „Jenseits der Kämpfe“.
Religion, Krieg und Gesellschaft im Kreta der Bronzezeit
Die herrschenden Eliten auf Kreta sorgten sich um die Loyalität des Militärs und banden es mit wirtschaftlichen und ideologischen Mitteln an sich. Dazu erhielten die kriegerischen Verbände offenbar die Kontrolle über religiöse Rituale. Dadurch entstand eine gegenseitige Abhängigkeit, die von verschiedenen Elementen der Elitegruppen variabel manipuliert wurden.
Es sind Szenarien vorstellbar, dass Krieger religiöse Zustimmung für ihre Handlungen einforderten. Dazu nahmen sie an religiösen Festtagen teil. Übte die Religion eine Kontrollfunktion über das Militär aus, oder passten die minoischen Krieger religiöse Praktiken an ihre Bedürfnisse an? In der Bronzezeit wurden religiöse Rituale auf Kreta auch zur Rationalisierung und Legitimation von Gewalt eingesetzt.
Dieses Vorgehen der Minoer hatte auf die von Gewalt in kriegerischen Konflikten traumatisierten Kämpfer eine mildernde Wirkung. Auch damals waren Krieger keine „Tötungsmaschinen“ und litten nach Kampfhandlungen unter psychischen, seelischen oder mentalen Traumata. Heute werden Soldaten mit PTBS (Posttraumatischen Belastungsstörungen) psychologisch behandelt.
Kathartische Maßnahmen die bei rituellen Handlungen durchgeführt wurden, halfen minoischen Kriegern gegen ihre Traumata. Karthasis (κάθαρσις, Reinigung) ist ein Begriff aus der Psychologie und bezeichnet die Hypothese, dass das Ausleben von inneren Konflikten und verdrängten Emotionen zu einer Reduktion dieser Gefühle führt. Dazu wurde in der minoischen Gesellschaft die Religion genutzt.
Befestigungen und Wachstationen der Minoer
Ob es Befestigungen im bronzezeitlichen Kreta gab, das stand lange im Mittelpunkt der Diskussion über die Kriegsführung der Minoer. Bislang wurden Wachtürme oder Wehrmauern aus Mittelminoischer Zeit nur in Gournia bei Pachia Ammos, sowie in Petras bei Sitia, an der Nordküste Ostkretas gefunden. Ob sie im Kriegsfall wirklich eine entscheidende Rolle gespielt haben ist unklar.
Vielleicht waren die Befestigungen von Gournia und Petras auch symbolische Demonstrationen seiner Machthaber. Bislang fehlen entsprechende Ausgrabungen in den Randzonen minoischer Städte um die Existenz von Verteidungsanlagen zu belegen. In Spätminoischer Zeit (SM I B, 1.500 – 1.450 v. Chr.) werden defensive Veränderungen bei den städtischen Zugangswegen angenommen.
In unruhigen Zeiten wurden auf Kreta lediglich verteidigungsfähige Siedlungen bewohnt. Befestigungen waren für militärische Strategien im bronzezeitlichen Kreta offenbar nicht von grundlegender Bedeutung. Nicht einmal innerhalb der Städte und Zentren der Minoer konnten Wehrbauten nachgewiesen werden.
Die grundlegend unterschiedliche Handhabung zum Thema Befestigungen zwischen Minoern und Mykenern belegen die mächtigen Zitadellen (Mykene und Tiryns) aus dem Späthelladikum (SH III A/B, 1.400 – 1.190 v. Chr.) auf dem griechischen Festland.
Im minoischen Kreta bewachten Krieger die Palaststädte, Häfen und Siedlungen. Die Topografie der gebirgigen Insel Kreta bildete aus Sicht der Minoer eine natürliche Verteidigungslinie in kriegerischen Konflikten. Daher spielten Verteidigungsmauern oder Wachtürme offenbar eine untergeordnete Rolle.
Auf Kreta größere Truppenkontigente schnell von einer Siedlung zur nächsten zu bewegen war fast unmöglich. Wichtig war, die Zugangswege zu den Gebieten zu kontrollieren. Streitwägen (auch vierrädrige) wurden offenbar zum Transport von Kriegern, Waffen und Materialien eingesetzt.
Archäologen konnten entlang minoischer Verbindungsstraßen auf Kreta Wachhäuser nachweisen. Diese Wachposten belegen, dass von der Mittelminoischen Epoche (MM II, 1.850 – 1.900 v. Chr.) bis in Spätminoische Zeit (SM I, 1.500 – 1.700 v. Chr.) Verbindungsstraßen und Knotenpunkte auf Kreta von der herrschenden Elite kontrolliert wurden. Minoische Krieger bewachten diese Wachstationen.
Der Ausbau von Straßen, Knotenpunkten und Wachposten in Kreta, könnte ein indirekter Beweis dafür sein, dass minoische Spezialisten diese regionalen Verteidigungsstrategien auf der Insel entwickelt haben. Dies fand spätestens in Mittelminoischer Zeit (MM II, 1.850 – 1.900 v. Chr.) statt.
Damit konnte das Militär im minoischen Kreta die Zugänge und Nutzungen der Regionen kontrollieren. Patrouillenfahrten auf den Seewegen könnten ebenso stattgefunden haben. Diese Systeme erleichterten bei kriegerischen Überfällen auf Kreta die Kontrolle. Schlachten fanden außerhalb der Städte statt, wobei die Topografie zum Vorteil der Verteidiger genutzt wurde.
Nicht nur externe Aggressoren können auf Kreta zu Kriegen geführt haben. Die Forschung beobachtet im minoischen Kreta einen zunehmenden Wettbewerb zwischen den Eliten in den Palaststädten. Minoische Siedlungen und Gesellschaftsgruppen gingen durch Horizonte der Zerstörungen zu Grunde.
Dieses Muster ist aus vielen Epochen und Orten der kretischen Bronzezeit bekannt. Wobei Krieg nur selten die ausdrückliche Ursache war. Auf die Zerstörungen der Städte und Dörfer folgte häufig die Aufgabe. In vielen Siedlungen wurden ausgedehnte Brände nachgewiesen.
Bei den Ausgrabungen des Archäologen Richard B. Seager in Mochlos wurden große Mengen verkohlter menschlicher Skelette in einem spätminoischen Haus (SM ! B) freigelegt. Die Ursachen für die abgebrannten Siedlungen waren offenbar angreifende Streitkräfte.
Durch das Verlassen ihrer Heimatdörfer schufen die Minoer jedoch auch eine Strategie der indirekten Verteidigung. Da die Eindringlinge keine Nahrung oder Unterkunft mehr vor Ort vorfinden konnten. Krieg war offenbar oft Ursache städtischer Zerstörungen in der gesamten kretischen Bronzezeit.
Zusätzlich könnten schwere Erdbeben auf Kreta die Palast- und Hafenstädte immer wieder beschädigt und dadurch geschwächt haben. Dieser Zustand könnte Aggressoren zu kriegerischen Überfällen animiert haben. Die meisten Schlachten auf Kreta haben ohnehin nicht in Städten stattgefunden, sondern in der Regel außerhalb.
Zu Beginn der Spätminoischen Zeit (SM I, 1.550 – 1.700 v. Chr.) können überall auf Kreta mächtige Eliten nachgewiesen werden. Jedoch ist die Existenz von Eliten am Ende dieser Epoche (SM II bis IIIA, 1.450 – 1.300 v. Chr.), außerhalb der Nordküste von Zentral- und Westkreta, nur noch selten zu belegen.
Wichtige minoische Hafenstädte, wie z. B. Kommos oder Agia Triada im Süden von Zentralkreta, wurden nach einer verhältnismäßig kurzen Wiederbelebung in Spätminoischer Zeit (SM III B, 1.300 – 1.150 v. Chr.) durch völlig andere Machthaber, Siedlungsmuster und Einwohner ersetzt.
Historische Beispiele belegen, dass Stagnation oder Rückgang der Bevölkerungsdichte in engem Zusammenhang mit Krieg steht. Kriegerische Konflikte könnten auf Kreta, neben Phänomenen wie Dürren oder Pandemien, aufgetreten sein oder wurden durch solche ausgelöst oder verschärft.
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Ägyptische Fresken belegen Kretas Eroberung durch Mykener
Die minoischen Flotten exportierten seit Mittelminoischer Zeit (MM II, ab 1.800 v. Chr.) nicht nur Handelswaren, sondern im Schwerpunkt Waffen nach Ägypten, Zypern, Ugarit (Syrien), Byblos (Libanon) oder in die mesopotamische Stadt Mari (Syrien). In Ägypten waren vor allem luxuriöse Waffen und Dolche begehrte Importwaren. Dies verrät das hohe Ansehen der minoischen Metallverarbeitung.
Erst ab dem 16. Jhd. v. Chr. (MM III B) setzten erste Handelskontakte des minoischen Kreta zum griechische Festland im Norden der Ägäis ein. Die Beziehungen und Einflüsse zwischen den beiden Regionen wurden im Verlauf von rund hundert Jahren so intensiv, dass das Volk der Mykener durch die kretischen Minoer den Status einer Hochkultur erreichen konnte.
Daher kann die mykenische Kultur kann als Ableger der minoischen Zivilisation betrachtet werden. Auf Kreta brannten um 1.450 v. Chr. (SM I B) die Paläste in Phaistos, Agia Triada, Malia, Gournia und Zakros ab. Verursacher dieser Zerstörungen waren kriegerische Invasoren. Mit dem Vulkanausbruch auf der Insel Thera (± 1.613 v. Chr., Abweichung 13 Jahre) hatte dieses Desaster jedoch nichts zu tun.
Diese für Kreta katastrophalen Zerstörungen werden von der Forschung auf die mykenische Machtergreifung der Insel zurückgeführt. Lediglich die Siedlungen um die einstigen minoischen Paläste wurden wieder aufgebaut. Auf Kreta treten anschließend viele veränderte Elemente auf, wie z. B. Kriegergräber, Keramik im Palaststil, neuartige Trachten.
Quellen aus Ägypten überliefern beispielsweise eine Gesandtschaft von kretischen Händlern, die um 1.460 v. Chr. in Theben weilte. Die Minoer wiesen eine rotbraune Hautfarbe auf, mit langen offenen schwarzen Haaren und Stirnlocke. Bekleidet waren die Kreter mit einem traditionell knappen Schurz.
Nur etwa fünf Jahre später (um 1.455 v. Chr.) traten am Hof von Pharao Thutmosis III. kretische Gabenbringer auf, die mit knielangen Zipfelschürzen bekleidet waren. Wesir Rekhmire betrachtete offenbar diese Veränderungen als derart gravierend, dass er die Fresken in seinem Grabmal verändern ließ. Die Abbildungen der Gesandten aus Kreta wurden inklusive der Beschriftungen korrigiert und mit neuer Tracht aktualisiert.
Eine weitere Delegation aus Kreta die um 1.440 v. Chr. am Hof von Thutmosis III. erschien, trug den gleichen Zipfelschurz und wurde von einem hellhäutigen, bärtigen Anführer in derselben Tracht geleitet. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die Insel Kreta in ägyptischen Texten Kaftiu (auch Keftu) genannt. Von nun an verwenden ägyptische Schreiber jedoch die Bezeichnung Menus (auch Mennus oder Minus).
Ein weiterer Vertreter aus „Menus“ der in Ägypten erschien, wurde in mykenischem Mantel und Schnabelschuhen abgebildet. Nach der Machtübernahme der Mykener nannte sich der minoische Staat „Menus“, sein machtpolitischer Wirkungskreis umfasste Kreta, Teile des Festlands und ägäische Inseln. Hauptstadt war Knossos. Die Bezeichnung „Menus“ war offenbar gleichzeitig der Herrschertitel.
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Das Waffenarsenal der Minoer (26. bis 12. Jhd. v. Chr.)
Dolche im Frühminoikum
In Frühminoischer Zeit, noch weit im 3. Jahrtausend v. Chr. (FM II, 2.600 – 2.300 v. Chr.), treten auf Kreta die ersten Dolche aus Bronze auf. Im Verlauf dieser Epoche gab es deutlich erkennbare Tendenzen zu kriegerischen Kampfhandlungen auf Kreta.
Der frühminoische Waffensatz in dieser Zeit zeigt einen eindeutigen Übergang von reinen Jagdwerkzeugen zu Kriegswaffen, wie Schwertern, Schilden oder auch Lanzen.
Die Entwicklung der Waffentechniken waren für Kreta ein gesellschaftlicher Meilenstein, denn sie bestätigen sowohl interne wie externe Konflikte in der gesamten minoischen Welt.
Der minoische Dreiecksdolch war eine funktionale Fortführung die aus dem Neolithikum stammte. Jedoch war diese Waffe mit einer Länge von 7 bis 10 Zentimetern zu kurz für einen Kampf Mann gegen Mann. Langdolche der Typen III bis IX waren deutlich länger und wurden zusätzlich mit einer Mittelrippe verstärkt.
Diese neuen robusten Waffen waren für Krieger geeignet, denn sie besaßen einen Griff aus organischem Material und waren 25 bis 33 Zentimeter lang. Diese Langdolche verursachten schwere Schnitt- und Stichwunden.
Kupferäxte in Frühminoischer Zeit
Die ältesten Funde von minoischen Äxten wurden noch aus Kupferlegierungen angefertigt. Aufgrund ihrer Weichheit waren sie zum Fällen von Bäumen unbrauchbar. Daher nehmen die Forscher an, dass frühminoische Kupfer-Äxte zu ausschließlich kriegerischen Zwecken benützt worden sind.
Die berühmte Gletschermumie Ötzi (Ötztaler Alpen, Südtirol) aus dem Chalkolithikum trug beispielsweise eine sehr ähnliche Kurz-Axt aus Kupfer bei sich, wie sie auf Kreta gefunden wurden.
Einführung des Schwertes im Mittelminoikum
Die Einführung des Schwertes im minoischen Kreta stellte einen Quantensprung in der Kampfpraxis der Krieger dar. Erste Exemplare stammen aus der Mittelminoischen Zeit (MM II B, 1.700 – 1.900 v. Chr.). Schwerter waren keine einfache „Erweiterungen“ der Dolche. Ihre Handhabung erforderte völlig andere Fähigkeiten an die Kämpfer um die Schwerter auch effektiv nutzen zu können.
Die frühesten Schwerter waren Exemplare vom Typ A und hatten eine Länge von 70 bis 90 cm, bei einem Gewicht von 500 bis 700 Gramm. Wie bei Dolchen verstärkte auch bei Schwertern die Mittelrippe die Klinge. Bei Angriffen auf den Nacken oder die Leistengegend konnten Schwerter des Typs A tödliche Verletzungen mit den Schnittkanten oder der Schwertspitze verursachen.
Defensive Ausrüstung: Achterschild & Eberzahnhelm
Der minoische Helm bestand aus Leder und wurde mit den Hauern eines Wildschweinebers verstärkt. Der Schutzschild bestand aus einem Weidengeflecht, die Außenseite wurde aus Rindsleder angefertigt. Diese beiden Defensivwaffen wurden von der Mittelminoischen Zeit (MM II, 1.900 – 1.700 v. Chr., vermutlich sogar früher) bis in die Nachpalastzeit (SM III B, 1.300 – 1.200 v. Chr.) auf Kreta eingesetzt.
Helm und Achterschild waren über Jahrhunderte Schlüsselelemente der Kriegstaktik. Für die defensive Ausrüstung wurden Materialien von Tieren verwendet. Forscher vermuten, dass durch das Tragen dieser Helme und Schilde zwischen Mensch und Tier symbolische Verbindungen entstanden.
Der Eberzahnhelm symbolisierte offenbar aus Sicht der Minoer die gefährliche Wildschweinjagd. Der minoische Lederschild symbolisierte den Stier, der im minoischen Kreta allgegenwärtig war. Beide Ausrüstungsgegenstände verbanden Jagd und Kampf ideologisch miteinander.
Diese Defensivwaffen waren Querverweise zwischen militärischen, sozialen und religiösen Symbolen und Aktivitäten. Interessant ist, dass Schwerter auf Kreta nie eine symbolische Kraft angenommen haben. Speere wurden meist nur verwendet, um Macht und Würde zu demonstrieren.
Die minoische Doppelaxt
Die Doppelaxt (Labrys) war das Symbol für die Palastzeit auf Kreta (Zeitraum MM I B bis SM I B) und wurde meist im Bronzeguss hergestellt. Bei frühen Exemplaren dieser Hiebwaffen war der Zinngehalt in der Bronze noch sehr niedrig, daher war eine Labrys nicht zum Fällen von Bäumen geeignet.
Trug ein Krieger Eberzahnhelm, Achterschild und eine große Doppelaxt, spiegelten diese drei Ausrüstungsgegenstände eine Verschmelzung von militärischer und religiöser Symbolik wider. Dadurch erhielt der Träger vermutlich sowohl eine göttliche, wie auch irdische Identität.
Im Kampf könnten Doppeläxte als Waffen im Nahkämpfen eingesetzt worden sein. Eine Doppelaxt kaonnte über den Schild hinweg den Kopfbereich eines Gegners schwer treffen. Oder die Labrys hakte sich in eine Formation von Schilden ein, um deren Verteidigungsmauer aufzubrechen. Die minoische Doppelaxt war daher offenbar nicht nur sakrales Statussymbol.
Minoische Doppeläxte dienten dennoch meist rituellen Zwecken. Vielleicht wurden sie zum Opfern von Stieren verwendet, dies ist aber nicht belegbar. Die Labrys war die zeremonielle Waffe minoischer Priesterinnen, das Symbol weiblicher Göttinnen und der Fruchtbarkeit. Für die Minoer war die Doppelaxt eines ihrer heiligsten Symbole und in ihrer Religion Sinnbild der Magna Mater (Große Mutter).
Kretische Bogenschützen
Bogenschützen gab es auf Kreta sicherlich bereits im Neolithikum. Ob sie auch bei Konflikten eingesetzt wurden bleibt unklar.
Aus der Bronzezeit überliefern Fresken aus der Burg von Mykene (Region Argolis, Peloponnes) den Einsatz von minoischen Bogenschützen. Diese Abbildungen datieren auf das Späthelladikum (SH I, 1.600 – 1.500 v. Chr.).
Die mykenischen Schachtgräber in Grabkreis A (SH I, 1.600 – 1.500 v. Chr.), in der Zitadelle von Mykene, verweisen mit drei Fundstücken darauf, dass minoische Bogenschützen in der Infanterie gekämpft haben.
- Löwenjagd-Dolch (Lion Hunt Dagger).
- Kampfkrater aus Silber (Silver Battle Krater).
- Belagerungs-Rhyton aus Silber (Silver Siege Rhyton). Siehe Kapitel: Befestigungen und Wachstationen der Minoer.
Die Abbildungen auf diesen Funden belegen, dass es Schlachten zwischen Minoern und Mykenern gegeben haben muss. Idealistische Vorstellungen von Schaukämpfen haben in dieser Epoche wenig Grundlage.
Minoische Bogenschützen agierten auch als Schleuderschützen, die Feinde mit Steinen oder Bleistücken bewarfen. Schleuderblei wurde beispielsweise im Palast von Knossos in Zentralkreta gefunden.
Die Verwendung von Pfeil und Bogen im minoischen Kreta ist um 2.200 v. Chr. auf einem Siegelstein (Abbildung oben links) nachgewiesen. Das Stadtmosaik aus Knossos, das auf 1.700 – 1.600 v. Chr. datiert wurde, zeigt Krieger die mit einfachen Bögen und auch Kompositbögen bewaffnet gewesen sind. Kretische Bogenschützen waren während der Bronzezeit im Mittelmeerraum gefragte Söldner.
Speere: Wurf- und Stichwaffen für Jagd und Krieg
Seit Früh- und Mittelminoischer Zeit wurden auf Kreta einfache Speere aus Bronze hergestellt. Diese Stangenwaffen wurden zur sowohl bei der Jagd, als auch im Krieg als Wurf- und Stichwaffe eingesetzt. Nur wenige Speere aus Spätminoischer Zeit wurden von Archäologen auf Kreta bislang entdeckt.
Vermutlich waren die kretischen Lanzen den abgebildeten Speeren auf dem prunkvollen Löwenjagd-Dolch (siehe Foto oben) aus den Schachtgräbern von Mykene sehr ähnlich. Freskenfunde aus der minoischen Stadt Akrotiri auf der Insel Thera (Santorin) zeigen ebenfalls Speere.
In Spätminoischer Zeit (SM II/IIIA, 1.500 – 1.400 v. Chr.) wurden die minoischen Lanzenformen komplexer. Dies bestätigen Funde aus Gräbern bei Knossos, mit Speer-Typen E, F und H. Offenbar hatten gegenseitige Inspirationen zur Waffentechnik zwischen griechischem Festland und Kreta stattgefunden. Viele Speere besaßen Schneidekanten um dem Gegner weitere Verletzungen zufügen zu können.
Der kompakte und robuste Querschnitt der minoischen Speer-Typen F und H ließ sogar das Durchschlagen von Rüstungen zu. Die Typ-G-Speere aus der Bronzezeit hatten starke Ähnlichkeit mit mittelalterlichen Lanzen zur Wildschweinjagd mit ihren breiten, sich erweiternden Klingen.
Leichte Rüstungen aus Bronze oder Leder
Im Palast von Knossos und Agia Triada wurden Steingefäße mit Reliefs gefunden, die minoische Krieger mit Rüstungen zeigen. Diese Abbildungen ähneln der berühmten mykenischen Dendra-Rüstung aus Bronze.
Die archaische Panzerung wurde bei Dendra in der Region Argolis auf dem Peloponnes gefunden. Das einzigartige Fundstück aus der mykenischen Nekropole stammt aus einem Kammergrab und wird ins 14./15. Jhd. v. Chr. datiert. Die Rüstung wird im Archäologischen Museum von Nafplio ausgestellt.
Jedoch ist unklar ob minoische Rüstungen aus Bronze oder Leder angefertigt wurden. Sicherlich waren die Panzerungen mit Leder gefüttert und wurden mit Lederbändern zusammen gehalten. Zusätzlich überliefern Texte auf Tontafeln in Linear B-Schrift aus Knossos und Phaistos, die Herstellung und Nutzung von Rüstungen auf der Insel Kreta.
Getragen wurden derartige Rüstungen von der Infanterie, von Kriegern auf Streitwägen und bei Duellen. Diese Bronzerüstungen waren fein gearbeitet und hatten mit 15 Kilogramm ein relativ geringes Gewicht. Daher waren diese Panzerungen für die geschilderten Einsätze der bronzezeitlichen Krieger perfekt geeignet.
Schwerter und Dolche in Spätminoischer Zeit
Kurzschwerter wurden in Spätminoischer Zeit (SM I bis III A, 1.500 – 1.300 v. Chr.) auf Kreta hergestellt und eingesetzt. Im Vergleich zu Langschwertern legen sie unterschiedliche Einsatzbereiche nahe.
Später entfiel die Mittelrippe (SM III A, 1.400 – 1.300 v. Chr.), dies zeigte sich zuerst beim minoischen Dolch Typ D I. In diesem Zeitraum tauchten auch andere Formen von minoischen Kurzschwertern auf. Dazu gehörten Langdolche vom Typ E, sowie vom Typ F I und F II.
Breite minoische Langdolche vom Typ E und F I finden eine interessante Parallele in römischen Dolchformen aus dem 1. Jhd. n. Chr. Ein solcher spätminoischer Dolch Typ E II wurde in Knossos auf Kreta gefunden. Die Abbildung links zeigt die kretische Waffe neben dem römischen Dolch, der erst 1.500 Jahre später zum Einsatz kam.
Daneben entwickelten sich auf Kreta Schwerter vom Typ-G I, die tiefere und tödlichere Schnitte verursachten konnten, als ihre Typ-C-Vorgänger. Die Dolche und Kurzschwerter in SM II bis III waren stämmiger und robuster als ihre langen und dünnen Vorgänger.
Ein minoisches Kurzschwert konnte deutlich stärkere und schwungvollere Angriffe im Kampf mit dem Gegner ausführen. Die Klingenstärke dieser Waffen differierte zwischen 2,5 bis 5 Millimeter. Allerdings konnten nur die schweren Exemplare mit dicken Klingen einen Krieger mit Bronzerüstung schwer verletzen.
Aus der kretischen Nachpalastzeit (SM III A) haben sich keinerlei minoische Kunstwerke oder Fresken erhalten. Für die Forschung ist es daher schwierig, die Bedeutung der Schwert- und Kampfkunst in dieser Epoche richtig einzuschätzen und zu deuten.
Waffen in der minoischen Nachpalastzeit (SM III B – C)
Die Schwerter der Nachpalastzeit (SM III C, 1.190 – 1.100 v. Chr.) wurden im Schwerpunkt im Typ F II, oder Naue II angefertigt. Die Naue-Schwerter erreichten im Späthelladikum (SH III B, 1340 – 1190 v. Chr.) aus Nordeuropa die Ägäis. Auf Kreta wurden diesen Schwert-Typen kürzere und leichtere Proportionen verpasst.
Die Schwertformen Typ F II hatten auf Kreta eine ähnliche Form, die etwas kürzer war. Speere blieben in dieser ihrer Form zu dieser Zeit etwa gleich. Anhand von Schildformen aus anderen Teilen der Ägäis ist anzunehmen, dass die minoischen Schilde nicht sehr groß waren. Sie reichten bestenfalls vom Kinn bis zur Leiste.
In der Idäischen Grotte (Ideo Andro) im Psiloritis-Massiv auf Kreta wurden als Votive Metallmodelle von Schilden gefunden. Die Funde datieren auf Spätgeometrische Zeit (740 – 700 v. Chr.). Ihre Formen entsprechen Schilden, die seit der Bronzezeit genutzt wurden.
Solche Schilde gelangten gleichzeitig mit Schwertern von Typ Naue II in die Ägäis. Offenbar orientierten sich die Votiv-Schilde aus der Idäischen Grotte an Modellen aus der minoischen Nachpalastzeit.
Die sogenannte „V-Kerbe“ auf Schilden entsteht, wenn es ein Schwerthieb trifft. Oder wenn ein Krieger auf den Schild schlägt, um laute Geräusche zu erzeugen. Der Mythos der Idäischen Grotte überliefert, dass dort Kureten (Dämonen) auf ihre Schilde schlugen. Damit übertönten sie das Schreien des dort geborenen Zeus, der in der Höhle versteckt wurde. Die Votive spiegeln diesen Mythos wider.
Gab es Kriegergräber im minoischen Kreta?
Das Thema minoischer Kriegergräber ist problematisch. Die ältesten Waffenbestattungen stammen aus Agia Fotia bei Sitia in Ostkreta, sowie aus Tholosgräbern in der Messara-Ebene (Foto oben) im Süden Zentralkretas. Trotz unterschiedlicher Praktiken wurden Einzelpersonen Dolche, Äxte und Speere in die Gräber beigelegt. In Mittelminoischer Zeit (MM II bis SM 1 A) werden Bestattungen mit Waffen selten.
Spätminoische Kriegerbestattungen (SM II bis III A, 1.430 – 1.300 v. Chr.) wurden bei Knossos und Chania gefunden. Sie gelten als Beweis für die Ankunft der „kriegerischen Mykener“ auf Kreta. In der Nachpalastzeit (SM III C, 1.190 – 1.100 v. Chr.) wurden auf ganz Kreta Bestattungen mit Waffen ausgeführt. Besonders viele sogenannte Kriegergräber fanden sich im Osten von Kreta.
Bislang ist unklar, ob die mit Waffen begrabenen Individuen Minoer waren, oder ob es Mykener gewesen sind. Ob sie tatsächlich Krieger waren, kann ebenfalls nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Denn Grabbeigaben mit Waffen, könnten auch Begleiter für Bedürfnisse im Jenseits gewesen sein. Oder sich auf die Verehrung einer mit Waffen verbundenen Gottheit bezogen haben.
Minoische Skelettfunde auf Kreta belegen Kriege
In der Agora von Athen wurden in einem Friedhof Individuen aus der Bronzezeit mit Waffen als Grabbeigabe gefunden, die jedoch keinerlei Kampfverletzungen am Skelett aufwiesen. Verletzungen deren Ursache der Einsatz von Waffen war, fanden sich allerdings im minoischen Kreta. Jedoch waren die entsprechenden Personen ohne Waffen als Grabbeigabe bestattet worden.
Zwei derartige Funde wurden in Armeni (Rethymno) auf Kreta nachgewiesen. Ein Individuum wurde wiederholt mit einem Schwert oder Axt am Arm verletzt. Einer weiteren Person steckte noch eine Pfeilspitze im Rücken. In diesen Fällen können die Verletzungen nicht sicher auf Kriegshandlungen zurückgeführt werden, da sie Mord, Hinrichtung oder Folter gleichermaßen widerspiegeln könnten.
Die menschlichen Überreste aus der Höhle von Aghios Charalambos (Gerontomouri-Höhle) in der Lasithi-Hochebene in Ostkreta sind die besten Beispiele für absichtlich zugefügte Traumata. Dort wurden insgesamt sechszehn Schädel gefunden, die unterschiedliche vorsätzliche Verletzungen aufweisen. Diese Individuen datieren in die Mittelminoischen Zeit (MM II B, 1.800 – 1.700 v. Chr.).
Elf männliche und fünf weibliche Schädel aus der Aghios Charalambos-Höhle belegen schwere Kopfverletzungen. Eine mögliche Erklärung der Deformierungen könnte ein schwungvoller Axtschlag gewesen sein, der einen mit Helm geschützten Kopf getroffen hatte. Minoische Siedlungen und ihre Bewohner waren potenzielle Ziele in kriegerischen Konflikten.
Die minoische Doppelaxt war die wichtigste potenzielle Schlagwaffe im mittelminoischen Waffenarsenal. Einige Verletzungen könnten auch durch Speer- Dolch- oder Schwerter verursacht worden sein. Klingen- oder Stichwaffen treffen meist Weichteile und sind heute nicht mehr nachweisbar.
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Quellen & Lesestoff
- Annual of the British School at Athens, Martial Minoans: War as social process, practice and event in Bronze Age Crete, von Barry P. C. Molloy, University of Sheffield, Vol. 107, Seiten 87 – 142, 2012.
- Thames & Hudson Verlag, The Ancient World at War, von Philip DeSouza, Kapitel: Warfare in the Aegean Bronze Age, Seite 87 – 99, 320 Seiten, 1. Auflage, 2008.
- Artemis-Cicerone, Kunst- und Reiseführer Kreta, von Reinhold Bichler und Peter W. Haider,
320 Seiten, 1. Auflage, 1988.
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Bronzezeit auf Kreta: Krieger-Ideologien und Waffen der Minoer
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