Inhaltsverzeichnis
- 1 Viereckschanzen um München: Keltische Spätlatènezeit
- 1.1 Utting, Ammersee: Viereckschanze mit Seeblick bei Achselschwang
- 1.2 Gauting, Buchendorf: Die Viereckschanze ist ausgezeichnet erhalten
- 1.3 Oberhaching, Deisenhofen: Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld
- 1.4 Oberhaching, Deisenhofen: Viereckschanze im Wald bei Kreuzpullach
- 1.5 Oberhaching, Oberbiberg: Die Viereckschanze im Dorfkern
- 1.6 Erding, Walpertskirchen: Viereckschanze im Wald beim Weiler Urtl
- 2 Oppida um München: Keltenstädte der Spätlatènezeit
- 3 Hügelgräber um München: Urnenfelder-, Hallstatt- und Latènezeit
- 4 Unser Tipp: BayernAtlas – Online-Karte & App
- 5 Buchtipps zum Thema Kelten
- 6 Quellen: Kelten in Bayern – Ausflüge zu 10 Siedlungsplätzen um München
- 7 Pinne Kelten in Bayern, Ausflüge um München auf Pinterest
- 8 Mehr Lesefutter? Hier entlang!
Im Bericht Kelten in Bayern: Ausflüge zu 10 Siedlungsplätzen um München möchten wir inspirierende Streifzüge durch die schönsten Bodendenkmäler aus keltischer Zeit empfehlen.
Alle von uns besuchten Fundplätze liegen in Kulturlandschaften. Wir stellen zehn historische Ausflüge zu den Kelten um München aus der Urnenfelder-, Hallstatt- und Latènezeit (1.600 bis 50 v. Chr.) vor.
- Sechs Viereckschanzen: Utting, Gauting, Oberhaching, Kreuzpullach, Oberbiberg, Erding.
- Zwei Oppida: Weyarn/Fentbach, Manching mit Kelten + Römer Museum.
- Zwei Hügelgräber-Nekropolen: Starnberg/Leutstetten, Pfaffenhofen an der Ilm/Geisenfeld.
Das Volk der Kelten zählt in Mitteleuropa zu den bedeutendsten Völkern der Antike. Keltische Stämme waren Zeitgenossen der Griechen, Etrusker und Römer.
Diese Hochkulturen nannten sie Keltoi, Keltai, Celtae, Galatei und Galli. Für die Bevölkerung am Mittelmeer waren die Kelten im Norden meist friedliche Nachbarn und wertvolle Handelspartner, in Konflikten aber auch gefürchtete Feinde.
Als einheitliches Volk oder Staat sollten Kelten jedoch nicht verstanden werden. Allerdings verband sie eine gemeinsame Sprach- und Kulturgemeinschaft.
Übereinstimmungen in Sprache und Kultur sind von Irland, England, Spanien, Frankreich, Deutschland bis Ungarn, Slowenien und Oberitalien erkennbar.
Das heutige Bayern war einer der Schwerpunkte keltischer Kultur. Im Südbayern lebten beispielsweise in der späten Eisenzeit (Spätlatènezeit, 150 – 50 v. Chr.) die Stammesgruppe der keltischen Vindeliker. Ihr Siedlungsraum wurde im Norden von der Donau und im Osten vom Inn begrenzt.
Die Bezeichnung „Baiern“ stammt offenbar vom keltischen Stamm der Boier ab. Auch die angrenzende Region „Böhmen“ (heute Tschechien) wurde nach den Boiern benannt. In diesem Gebiet siedelte der Stamm ursprünglich.
Um München sind Viereckschanzen besonders häufig. Die Errichtung dieser Anlagen wird im Münchner Raum dem vindelikischen Unterstamm der Benlauni zugeschrieben.
Lebensgrundlage der keltischen Bevölkerung war Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehzucht. Dadurch konnte sich ein hoch spezialisiertes Handwerk entwickeln.
In keltischen Werkstätten entstanden meisterhafte Produkte in Metall- oder auch Textilverarbeitung. Auf Handelsrouten in den Süden wurden z. B. Eisen, Zinn, Salz, Holz, Flachs, Wolle, Waffen, Werkzeuge, Prunkwagen, Textilien und Schuhe exportiert.
Gefragte Importgüter der Kelten waren Wein, Glas, Luxusgüter aus dem Mittelmeerraum und Nahen Osten. Keltische Oppida (befestigte Städte) prägten eigene Münzen und waren Produktions- und Handelszentren, Markt- und Warenumschlagplätze.
Julius Caesar (100 – 44 v. Chr.) überliefert, dass sowohl Krieger aus dem Adelstand als auch Druiden (Priester) an der Spitze der keltischen Gesellschaft standen.
Druiden waren hoch angesehen und nicht nur für religiöse Zeremonien zuständig, sie waren auch Lehrer und Richter. Druiden mussten weder Steuern zahlen, noch Kriegsdienst leisten. Ihr Wissen gaben sie nur mündlich weiter.
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Viereckschanzen um München: Keltische Spätlatènezeit
Spätkeltische Viereckschanzen datieren auf das 2. und 1. Jhd. v. Chr. (Latène C2 – D2, 150 – 50 v. Chr.). Ihr Verbreitungsgebiet verläuft über Nordfrankreich, Süddeutschland, Schweiz, Österreich bis Tschechien. Ihre größte Dichte liegt in Süddeutschland (Bayern, Baden-Württemberg)
Viereckschanzen waren rechteckige oder quadratische Grabenanlagen, mit Seitenlängen von 80 bis 120 Metern. Entlang der Innenseite eines Grabens (Tiefe 3 Meter, Breite 7 Meter) wurde mit dem Aushub ein Wall erbaut. Dieser war 3 bis 4 Meter hoch, Tiefe am Grabenfuß 6 bis 8 Meter.
Seit hundert Jahren werden sie archäologisch untersucht und ihre Funktion diskutiert. Anfangs galten sie als römische Militärbauten. Später als keltische Kultplätze, da Hügelgräber in der Nähe lagen. Heute werden Viereckschanzen als multifunktionale keltische Gutshöfe interpretiert.
Der Zugang einer Viereckschanze lag meist in der Mitte der Ost- oder Westseite, nie im Norden. Eine Holzbrücke überquerte den Graben, auch Tore wurden nachgewiesen. Oft lag das größte Gebäude dem Eingang gegenüber, kleinere Bauten standen in den Ecken.
Das Zentrum war meist unbebaut. Warum die Wallanlagen in der Mitte des 1. Jhds. v. Chr. aufgegeben wurden ist ungeklärt. Forscher unterscheiden um München zwei Gruppen dieser Anlagen: Südlich von München „Isargruppe“. Östlich von München „Erdinger Gruppe“.
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Utting, Ammersee: Viereckschanze mit Seeblick bei Achselschwang
Westlich von Utting am Ammersee im Süden von München, befindet sich auf einer sanften Anhöhe über dem See eine gut erhaltene Viereckschanze aus keltischer Zeit.
Die Wallanlage wurde offenbar zusätzlich zu sakralen Zwecken mit Brandopfern genutzt. Herrliche Höhenlage mit Blick auf Ammersee, Utting und Andechs.
Ideal ist der Zugang vom Wanderparkplatz am Hottenbach im Osten (siehe unten). Guten Überblick bietet die große Eiche im Südwesteck der Schanze.
Zugang: Westen. Datierung: Spätlatenezeit (Latène C2 – D2, 150 – 50 v. Chr.). Maße: 110 – 120 Meter Seitenlänge. Wallhöhe: 3 Meter. Graben: Eingeebnet.
Wer mag kann bis Gut Achselschwang weiterwandern, mit Pferdeställen, Wirtshaus und Biergarten.
Adresse: Keltenschanze, 86919 Utting am Ammersee. Koordinaten: 48.030411, 11.064234
Entfernung von München-Zentrum: 50 Kilometer.
Wanderparkplatz: St2347, Landsberger Straße. Koordinaten: 48.033259, 11.075358
Einkehrtipp: Alte Villa, Wirtshaus mit Biergarten, Seestraße 32, 86919 Utting am Ammersee.
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Gauting, Buchendorf: Die Viereckschanze ist ausgezeichnet erhalten
In der Gemeinde Gauting im Landkreis Starnberg südlich von München, liegt nordöstlich von Buchendorf eine große keltische Viereckschanze.
Die Wallanlage mit typisch überhöhten Ecken zählt zu den am besten erhaltenen in Süddeutschland. Die Viereckschanze datiert in die Spätlatenezeit (Latène C2 – D2, 150 – 50 v. Chr.).
Die antike Fernstraße „Via Julia“ (Augsburg – Salzburg) aus der römischen Kaiserzeit führte am Torbau im Westen vorbei. Im Frühjahr blühen an den Wällen Windröschen und Schlüsselblumen.
Maße: 110 – 120 Meter Seitenlänge. Wallhöhe: 3 Meter. Graben: Eingeebnet. Zugang: Westen.
Adresse/Parkplatz: Buchendorf, Keltenschanze, 82131 Gauting. Koordinaten: 48.060556,11.409722
Entfernung von München-Zentrum: 19 Kilometer.
Einkehrtipp: Forsthaus Kasten mit Biergarten, zwischen Neuried und Gauting.
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Oberhaching, Deisenhofen: Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld
Östlich von Deisenhofen liegt die Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld. Ihre Seitenlänge mit Vorwerk im Nordosten beträgt imposante fünfhundert Meter.
Damit zählt der Bau zu den größten keltischen Schanzanlagen in Süddeutschland. Wall und Graben sind heute leider nicht mehr vollständig erhalten.
Die antike Fernstraße der römischen Kaiserzeit verläuft wenige hundert Meter südlich der Schanze. Zugang: Osten. Innenschanze: 133 x 114 Meter. Vorwerk/Außenschanze: 480 x 550 Meter.
Wallhöhe: 2 – 3 Meter. Nord- und Südwall erhalten. Graben: Eingeebnet. Datierung: Spätlatenezeit (Latène C2 – D2, 150 – 50 v. Chr.).
Adresse: Deisenhofen, Viereckschanze, 82041 Oberhaching. Koordinaten: 48.013985,11.602507
Ausgangspunkt: Vor Pension Schelle, Tölzer Str. 65, Oberhaching. Koordinaten: 48.015621, 11.596636
Entfernung von München-Zentrum: 16 Kilometer.
Einkehrtipp: Biergarten Kugler Alm, Linienstraße 93, 82041 Oberhaching
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Oberhaching, Deisenhofen: Viereckschanze im Wald bei Kreuzpullach
Zwischen Deisenhofen und Kreuzpullach liegt eine Viereckschanze im dichten Wald. Vom Parkplatz die Hauptstraße überqueren und dem Weg ins Hachinger Holz folgen.
Nach 300 Metern ist die Anlage rechts vom Weg erreicht. Die überhöhten Ecken der Südwest-Ecke sind von aussen einsehbar. Das Innere ist ein herrlich geschützter Platz in dem gerne Wild rastet.
Datierung: Latène C2 – D2, 150 – 50 v. Chr. Maße: 75 x 90 Meter Seitenlänge. Wallhöhe: 3 Meter. Graben: Gut erhalten. Zugang: Osten.
Drei Hügelgräber aus der Bronze- und Hallstattzeit liegen westlich der Schanze. Dazu dem Weg nach Westen folgen. Links liegen nach 300 Metern die kleinen Grabhügel. Leider sind sie fast eingeebnet.
Adresse: Kreuzpullach, Hachinger Holz, 82041 Oberhaching. Koordinaten: Keltenschanze 47.997276, 11.573810. Hügelgräber 47.996736, 11.569988
Entfernung von München-Zentrum: 20 Kilometer.
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Deisenhofener Forst an der ST 2368/Dietramszeller Straße. Koordinaten: 47.996653, 11.577258
Einkehrtipp: Siehe Kapitel Oberbiberg oder Deisenhofen.
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Oberhaching, Oberbiberg: Die Viereckschanze im Dorfkern
Die Viereckschanze von Oberbiberg ist eine Besonderheit. Denn die keltische Anlage ist in den Dorfkern einbezogen. Im Zentrum steht das Anwesen „Beim Hofberger“.
In der Südost-Ecke die Kirche Mariä Geburt. Eine erste Holzkirche wurde 778 geweiht. Die heutige Kirche wurde Mitte des 15. Jhds. erbaut.
Datierung: Latène C2 – D2, 150 – 50 v. Chr. Maße: 75 x 90 Meter Seitenlänge. Wallhöhe: 2 – 3 Meter. Graben: Eingeebnet. Zugang: Unklar, vermutlich in der Mitte der Ostflanke.
Unser Tipp ist eine Sonntags-Einkehr im Gasthaus Kandler mit Biergarten und Holzkegelbahn von 1905.
Mehrfach diente die urige Wirtschaft als Filmkulisse: Markus H. Rosenmüllers Kinofilm „Wer früher stirbt ist länger tot“ (2006), Szenen für „Forsthaus Falkenau“ und „Meister Eder und sein Pumuckl“.
Adresse: Viereckschanze Oberbiberg, Filialkirche Mariä Geburt, Oberbiberg, 82041 Oberhaching. Koordinaten: 47.980935, 11.571599
Entfernung von München-Zentrum: 20 Kilometer.
Einkehrtipp: Gasthaus Kandler, Marienplatz 1, Oberbiberg, 82041 Oberhaching. Nur an Sonn- und Feiertagen von 11.30 bis 15 Uhr geöffnet. Empfehlung: Schweinsbraten mit Kartoffelknödel 8,50 Euro.
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Erding, Walpertskirchen: Viereckschanze im Wald beim Weiler Urtl
Nordöstlich von Walpertskirchen bei Erding liegt eine keltische Viereckschanze. In der Gemarkung Lohholz beim Weiler Urtl befindet sich der Fundort im dichten Fichtenwald.
Erst 2018 fanden an der Schanze Magnetometer-Messungen des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege statt. Die Ergebnisse zeigen folgende Bebauung: Torbau im Osten.
Neun bis zehn Gebäude auf sechs Anwesen bzw. Höfen. Vier große Feuerstellen. Die Bebauung war nicht aufeinander oder entlang der Wälle ausgerichtet.
Das Hauptgebäude (14 x 12 Meter) wurde durch Brand zerstört. Drei Gebäude und die Toranlage brannten jedoch nicht ab. Brandschutt und Ascheschichten wurden später entfernt.
Maße: 100 x 110 Meter Seitenlänge. Wallhöhe: 2,8 Meter. Zugang: Osten, mit Torbau. Datierung: Spätlatenezeit (Latène C2 – D2, 150 – 50 v. Chr.). Zusätzlich: Kleinere „Nebenschanze“ für Kulte.
Einmalig in Bayern ist eine kleine Wall-Graben-Anlage in der Nähe. Sie misst etwa ein Viertel der Viereckschanze und diente offenbar kultischen Zwecken. Zugang: Osten.
Eine Nebenschanze soll hundert Meter entfernt liegen. Der Wall ist schwer auffindbar. Ein Gebäude von 6 x 10 Metern im Inneren wurde nachgewiesen. Wir konnten die Mini-Schanze nicht entdecken.
Adresse: Am Schrankberg, Ortsteil Urtl, 85469 Walpertskirchen. Koordinaten: 48.265310, 11.985690
Entfernung von München-Zentrum: 50 Kilometer.
Einkehrtipp: Gaststätte zum Erdinger Weißbräu, Lange Zeile 1-3, 85435 Erding
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Oppida um München: Keltenstädte der Spätlatènezeit
Oppidum (Mehrzahl: Oppida) ist eine lateinische Bezeichnung und bedeutet Befestigung, Schanzanlage, fester Platz. Cäsar (100 – 44 v. Chr.) beschrieb in seinem Buch „De bello gallico“ (58 – 49 v. Chr.) ein Oppidum als befestigte städtische Siedlung der keltischen Gallier in Westeuropa.
Wichtiges Merkmal der Oppida war eine geografisch geschützte Lage. Meist auf einem Hügelplateau, z. B. einem Sporn zwischen zwei steilen Flusstälern. Keltenstädte gab es auch in der Ebene. Die Siedlungen waren groß und wurden mit Mauern und Toren abgesichert.
Westeuropäische Oppida wurden mit Murus Gallicus-Mauern gesichert. Dies war ein mit Steinen gefülltes Holzkastensystem mit Erdrampe im Innenbereich. Osteuropäische besaßen Pfostenschlitzmauern mit senkrechten Pfosten in der Vorderfront, die Querhölzer sicherten.
Die Mauern der Oppida waren mit Zangentoren ausgestattet. Dazu wurden die Mauern rechtwinklig nach innen eingebogen und bildeten eine bis zu vierzig Meter lange Gasse mit dem Tor am Ende. Im Inneren der Anlagen befanden sich stadtartige Strukturen.
Keltische Wohngebäude wurden in Holzbauweise (Pfosten- und Schwellbalkenkonstruktionen) mit Wänden aus lehmbeworfenem Flechtwerk erbaut. Archäologische Funde aus Keltenstädten belegen ein hochentwickeltes Handwerk, Geldwirtschaft und Fernhandel.
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Weyarn, Fentbach: Das Oppidum Fentbachschanze
Die Fentbachschanze liegt auf einem Geländesporn nordwestlich von Fentbach bei Weyarn. Der Fundort ist keine Viereckschanze sondern ein keltisches Oppidum (befestige Stadt).
Das Plateau mit der Siedlung befand sich zwischen Mangfalltal und Moosbach. Das Oppidum von Fentbach zählt zu den ältesten städtischen Großsiedlungen der Kelten nördlich der Alpen.
Offenbar haben in der Keltenstadt mit Vorwall einst bis zu zweitausend Menschen gelebt. Nach Manching bei Ingolstadt war es die zweitgrößte Keltensiedlung in Bayern.
Fentbach war Zentrum der Region und wichtige Etappe an der Handelsstraße über die Alpen. In der Nähe war vermutlich ein Flussübergang. Der Wall ist gut erhalten.
Der Graben um das Areal ist heute nicht mehr sichtbar. Der Zugang zur Siedlung in der Fentbachschanze erfolgte von Süden, einst lag dort ein keltisches Zangentor.
Trapezförmige Befestigungswälle verlaufen 500 Meter in Nord-Süd-Richtung, sowie 350 Meter nach Ost-Westen. Steilhänge boten im Norden und Westen Schutz.
Im Süden wird das Gelände der keltischen Siedlung durch einen Vorwall gegliedert. Datierung: Mittel- bis Spätlatenézeit (Latène C – D, 250 – 50 v. Chr.).
Mehr dazu: Kelten in Bayern: Das Oppidum Fentbach-Schanze bei Weyarn
Adresse: Keltenschanze, Fentbach, 83629 Weyarn. Koordinaten: 47.88560, 11.79106
Entfernung von München-Zentrum: 38 Kilometer.
Einkehrtipp: Gasthof Lindl, Fentbach, Mittenkirchner Str. 1, 83629 Weyarn.
Extra-Tipp: Das „Weyarner Lindl“ in Standkirchen
Der Kulthügel „Weyarner Lindl“ mit Lindenbaum, Marterl, Alpenpanorama und Opferstein in Fentbach-Standkirchen. Koordinaten: 47.87422, 11.79377
Mehr Infos: Kelten in Bayern: Das Oppidum Fentbach-Schanze bei Weyarn
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Ingolstadt, Manching: Oppidum und Hauptstadt der Vindeliker
In Manching, südöstlich von Ingolstadt, lag das Oppidum der Vindeliker. Der Vindelikerstamm besiedelte das Alpenvorland zwischen Bodensee und Inn.
Die Keltenstadt wird als Hauptstadt gedeutet. Gegründet wurde das Oppidum im 3. Jhd. v. Chr. und florierte bis 50/30 v. Chr. In der Spätlaténezeit erreichte es mit 380 Hektar seine größte Ausdehnung.
Mit 5.000 bis 10.000 Einwohnern war es eine der größten Städte Europas, sowie Handels- und Handwerkszentrum. Keltische Münzen wurden geprägt. Ein Tempel datiert auf das 3. Jhd. v. Chr.
Ab 150 v. Chr. entstand eine Ringmauer von über sieben Kilometer Länge. Der Innenbereich wurde durch eine Rampe verstärkt. Zangentore lagen im Süden und Osten.
Das rekonstruierte Osttor kann besichtigt werden. Das Original-Osttor mit Mauerresten ebenfalls (Koordinaten, siehe unten).
Der Flusshafen war Warenumschlagplatz und lag an der Paar („Dürre Au“), einem Nebenfluss der Donau. Dort wurden z. B. Wein, Glas und Luxusgüter aus Italien und Südfrankreich angeliefert.
Der Niedergang der Keltenstadt setzte ab der Mitte des 1. Jhds v. Chr. ein. Von 50 bis 30 v. Chr. wurde das Oppidum verlassen. Bei der Ankunft der Römer 15 v. Chr. waren von der Stadt nur Wälle erhalten.
Die Römer richteten im Stadtgebiet die Station Vallatum ein. Ein Kastell entstand bei Oberstimm. Dies lag daran, dass die Flussverbindung zur Donau nicht mehr intakt war.
Einmalige Fundstücke im Kelten + Römer Museum Manching
Erste Ausgrabungen im Oppidum von Manching begannen Ende des 19. Jhds. Beim Bau eines Militärflughafens wurde Ende der 1930er-Jahre jedoch vieles zerstört.
Notbergungen sicherten die wertvollen Funde aus dem Oppidum von Manching. Ab Mitte der 1950er-Jahre wurde der Flughafen im Ausgrabungsgebiet renoviert.
Großflächige Grabungen fanden durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (1955 – 2018) statt. Manching ist das am besten erforschte Oppidum in Mitteleuropa.
Wer sich einen Überblick über die Kultur der Kelten und Römer machen möchte ist im Kelten + Römer Museum Manching richtig. Die eindrucksvollsten Fundstücke aus Manching sind:
- Keltischer Kultbaum: Baumstamm einer jungen Eiche, mit Blattgold überzogen. Seitenast mit Bronzeblättern, vergoldeten Früchten und Knospen. Datierung: 3. Jhd. v. Chr.
- Keltischer Pferdekopf: Skulptur aus Eisenblech. Datierung: 2. Jhd. v. Chr.
- Goldmünzendepot: 450 Goldstratere aus Böhmen, ein Goldklumpen. Datierung: 2. bis 1. Jhd. v. Chr.
- Römische Schiffswracks: Zwei Wracks von antiken Patroullienbooten aus einem Seitenarm der Donau. Länge: 15 Meter. Datierung: 1. Jhd. v. Chr. Trajanische Zeit, zwischen 98 bis 117.
Adresse: Museum Manching, Im Erlet 2, 85077 Manching. Koordinaten: 48.713012, 11.493234.
Koordinaten Osttor-Rekonstruktion: 48.707001,11.504223.
Koordinaten Osttor-Original: 48.715524,11.525466.
Entfernung von München-Zentrum: 73 Kilometer.
Einkehrtipp: Manchinger Hof, Geisenfelder Str. 15, 85077 Manching
Extra-Tipp: Archäologischer Lehrpfad um das Oppidum Manching
Der archäologische Lehrpfad führt zu 20 Infotafeln an 11 Stationen um das keltische Oppidum mit einer Fläche von 380 Hektar. Startpunkt der Tour liegt am Kelten + Römer Museum Manching.
Lehrpfad-Faltblatt als Pdf-Download auf der Museums Website: www.museum-manching.de
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Hügelgräber um München: Urnenfelder-, Hallstatt- und Latènezeit
Während der Hügelgräberbronzezeit der mittleren Bronzezeit (1.600 – 1.300 v. Chr.) herrschte in Süddeutschland das Körpergrab vor. Dazu wurde der Verstorbene in eine rechteckige Grube mit Beigaben gelegt, wie z. B. Keramik, Schmuck, Werkzeuge, Waffen, Nahrung, Getränke.
Darüber wurden Steine oder Lehm aufgeschichtet und ein Grabhügel von etwa drei Meter Höhe aufgeschüttet. Das Hügelgrab wurde mit einem Steinkranz von etwa zehn Meter im Durchmesser umgeben. Die Größe der Hügel differiert und verweist auf Unterschiede in der sozialen Stellung.
Brandbestattungen breiteten sich in der Urnenfelderzeit (1.300 – 800 v. Chr.) aus. Die Urne wurde namensgebend für die Epoche. Dennoch gab man Körperbestattungen in Hügelgräbern nie ganz auf. In der Hallstattzeit (800 – 500 v. Chr.) wurden alte Grabhügel genutzt oder neue anlegt.
Große Gräber der Hallstattzeit waren der Oberschicht vorbehalten. Manche wurden von Steinkreisen aus senkrecht stehenden Steinplatten, niedrigen Trockenmauern, Kreisgräben oder Pfostenkränzen umgeben. Hügelgräber mit Grabbeigaben bildeten locker gruppierte Friedhöfe.
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Mühltal, Leutstetten: Hügelgräber, Drei Bethen Quelle und Karlsburg
Im Mühltal bei Leutstetten, nördlich von Starnberg, liegen auf dem westlichen Hochufer der Würm Hügelgräber. Sie datieren auf die Bronze- und Hallstattzeit, sowie auf die frühe Latènezeit.
Die Nekropole befindet sich westlich vom Bahnhof Mühltal. Entlang der Bahn liegen die Gräber, bis auf eines wurden sie ausgeraubt. Dieses wird verehrt und von Besuchern mit Stoffbändern geschmückt.
Das Areal hoch über der Würm birgt mehr als zwei Dutzend Grabhügel. Im Norden, am Ende der Nekropole, liegt direkt neben den Gleisen das geschmückte „Grab der Seherin“.
Der Archäologe Julius Naue (1833 – 1907) ließ es 1868 öffnen. Darin lag das Skelett einer Frau mit wertvollen Grabbeigaben, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Vermutlich handelte es sich bei der Toten um eine Priesterin.
Durch das Mühltal lief in der Antike die Römerstraße (Augsburg – Bregenz), von der noch Spuren im Gelände erkennbar sind.
Am Westufer knapp oberhalb der Würm liegt die „Drei Bethen Quelle“ (auch Mühltalquelle). Die „Drei Bethen“ waren Heilige Frauen: Einbeth, Warbeth und Wilbeth.
Die Triade geht auf keltische Göttinnen zurück. Die Quelle ist Pilgerort für Menschen die an die Kraft des Wassers glauben. Einheimische holen am Quelltopf Trinkwasser für ihren Haushalt.
Ein besonderer Platz ist der Burgstall Karlsburg auf einem Moränenhügel zwischen Forsthaus Mühltal und Leutstetten.
Funde der Bronze- und Hallstattzeit lassen hier einen keltischen Herrensitz mit Siedlung vermuten. Der Friedhof zur Siedlung war offenbar die Grabhügel-Nekropole am westlichen Hochufer der Würm.
Im Frühmittelalter gehörte das Würmtalgebiet der fränkischen Dynastie der Karolinger. Eine Legende berichtet, dass auf der Karlsburg Karl der Große 747/748 zur Welt kam.
Eine Burganlage mit Ringmauer und sieben Türmen ist erst um 1120 belegt (siehe Abbildung). Von der Brücke über die Würm den Pfad nach Osten durch den Wald hinauf gehen.
Dann an der Gabelung scharf nach Nordwesten halten. Oben das Plateau der Karlsburg erkunden. Wir konnten Wälle mit Mauerresten und Fundamente eines Tores der Vorburg ausmachen.
Adresse: Parkplatz „Forsthaus Mühltal“, Mühlthal 124, 82319 Starnberg. Koordinaten: Grab der Seherin, Westufer der Würm: 48.03673, 11.35665. Drei Bethen Quelle: 48.031339, 11.359454. Burgstall Karlsburg, Zugang von der Brücke über die Würm: 48.033165, 11.359663. Hauptburg: 48.034160, 11.359867.
Entfernung von München-Zentrum: 25 Kilometer.
Einkehrtipp: Schloßgaststätte Leutstetten, Altostraße 11, 82319 Starnberg
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Pfaffenhofen an der Ilm: Die Grabhügel-Nekropole von Geisenfeld
Der Fundplatz liegt zwischen Geisenfeld und Niederlauterbach bei Pfaffenhofen an der Ilm. Mit 180 Hügelgräbern ist Geisenfeld eine der größten erhaltenen Grabhügel-Nekropolen in Oberbayern.
Auf einer Fläche von dreißig Hektar verteilt sich ein Friedhof der mittleren Bronzezeit (1.600 – 1.300 v. Chr.). Die Hügelgräber liegen geschützt im Wald, daher wurden sie weder beraubt noch überbaut.
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege untersuchte und dokumentierte 1983 die Grabhügel in der Gemarkung „Geaichet“ im Lauterbacher Holz, südlich von Geisenfeld in der Hallertau.
Die Gemeinde Geisenfeld hat einen markierten Hügelgräber-Rundwanderweg mit Infotafeln von 3,4 Kilometern Länge angelegt. Ausgangspunkt ist ein Wanderparkplatz im Süden von Geisenfeld.
Dieser liegt an der Staatsstraße ST 2232, die nach Pfaffenhofen an der Ilm führt.
Adresse: Lauterbacher Holz, Niederlauterbach, 85283 Wolnzach. Koordinaten: 48.657579, 11.620752
Entfernung von München-Zentrum: 70 Kilometer.
Einkehrtipp: Landgasthof Rockermeier mit Biergarten & Brauerei, Bachstraße 3, 85290 Unterpindhart.
Extra-Tipp: Rundgang durch die Altstadt von Geisenfeld
Schön für einen Rundgang ist der denkmalgeschützte Dorfkern von Geisenfeld mit Gebäuden aus dem 17. – 20. Jhd., sowie der Stadtpfarrkirche und Gebäudetrakten der Benediktinerinnen-Abtei.
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Unser Tipp: BayernAtlas – Online-Karte & App
Hilfreich zum Auffinden der keltischen Plätze ist der Kartenviewer von BayernAtlas mit amtlichen Karten, Luftbildern und Themenkarten. Website: geoportal.bayern.de/bayernatlas
Smartphone-App: www.ldbv.bayern.de/produkte/dienste/apps.html
Buchtipps zum Thema Kelten
- Pustet Verlag, Die Kelten in Bayern: Archäologie und Geschichte, von Markus Schußmann, 416 Seiten, durchgehend farbig bebildert, 1. Auflage, September 2019.
- Deutsche Verlags-Anstalt, Die Kelten: Geheimnisse einer versunkenen Kultur, Ein SPIEGEL-Buch, von Eva-Maria Schnurr, 208 Seiten, 1. Auflage, April 2018.
Quellen: Kelten in Bayern – Ausflüge zu 10 Siedlungsplätzen um München
- Online-Publikation: Lehre in den Digital Humanities, Portal der IT-Gruppe Geisteswissenschaften der LMU, Viereckschanzen in Bayern, Caroline von Nicolai, 2018/19. Website: www.dh-lehre.gwi.uni-muenchen.de
- Hansebooks, Die Hügelgräber zwischen Ammer- und Staffelsee: geöffnet, untersucht und beschrieben, von Julius Naue (1833 – 1907), Originalausgabe 1887, Reprint 2016, 340 Seiten.
- Online-Publikation: Kraftvolle Orte – Kraftvolle, mytische und geheimnisvolle Orte in Bayern, von Stephan Gröschler, www.kraftvolle-orte.de
- wbg Theiss, Das archäologische Jahr in Bayern 2018, Viereckschanze mit „Außenposten“: Magnetometerprospektion im Wald bei Walpertskirchen, Hrsg. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Gesellschaft für Archäologie in Bayern, 200 Seiten, 300 Abbildungen, 2019.
- Archäologischer Verein im Landkreis Freising 2018, Archäologie im Landkreis Freising, Heft 13/2018.
- Neuentdeckung einer Viereckschanze bei Langenbach in der „Königlichen Au“ im Ampertal, von Harald Krause, 2018.
- AiD, Archäologie in Deutschland, Oppidum. Website: www.aid-magazin.de
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Pinne Kelten in Bayern, Ausflüge um München auf Pinterest
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