
Die Küche Südtirols verbindet österreichische und italienische Einflüsse. Bestes Beispiel dieser Liaison sind Südtiroler Spinatnocken mit Tomatensauce und Parmesan. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Inhaltsverzeichnis
Einen Klassiker aus Südtirol stellen wir im Rezept für Südtiroler Spinatnocken mit Tomatensauce und Parmesan vor. Sie gelingen leicht – lediglich das Formen der Nockerl erfordert etwas Geschick.
Ein Tiroler Bauernspruch lautet „Knödel, Nudeln, Nocken, Plenten sein die vier Tiroler Elementen“. Diese vier Gerichte in verschiedenen Variationen, bilden seit jeher die Grundlage der Tiroler Küche.
In Südtirol hat sowieso die Verständigung zwischen deutschsprachiger und italienischer Bevölkerung auf kulinarischer Ebene wesentlich schneller stattgefunden, als auf der politischen.
In der Südtiroler Küche vereint sich Kochkunst mit der kulinarischen Phantasie des Alpenraums auf höchst angenehme Weise. Hier koalieren genussvoll die Einflüsse aus Österreich mit Italien.
Nocken (Gnocchi) sind vielseitig kombinierbar. Klassisch werden sie mit zerlassener Butter und Parmesan serviert. Sehr gut passen Tomaten- oder Gorgonzolasauce. Ideal sind Nockerl auch als Suppeneinlage.
Spinatnocken ähneln Spinatknödeln, die jedoch mit Semmelwürfeln zubereitet werden. Italienische Köche nennen sie Strangolapreti, Malfatti, Gnocchi verdi und binden sie mit Ricotta und Mehl.

Das Fresko aus dem 12. Jhd. in der Burgkapelle von Hocheppan zeigt die älteste Darstellung einer Knödelzubereitung. Fotos: Wikipedia, M. Geisler
Übrigens findet sich die älteste Darstellung einer Zubereitung von Knödeln in der Kapelle von Burg Hocheppan im Überetsch bei Bozen. Die Fresken der berühmten Knödelesserin entstanden um das Jahr 1131.
Neben der Heiligen Maria werden in einem flachen Topf Knödel (oder Nockerl) zubereitet, einen davon probiert die Köchin. Der Künstler dieser volkstümlichen Malereien hat damit vermutlich seinen Tiroler Charakter verraten. Die Fresken von Hocheppan gehören zu den besterhaltenen in Tirol.
Ein Klassiker der Kochbücher aus Südtirol ist „Südtiroler Leibgerichte – Das Original der Südtiroler Küche“ von Hanna Perwanger. Es enthält alle Spezialitäten des Landes wie Knödel, Nocken, Nudeln, Plenten, Suppen, Braten, Süßspeisen und vieles mehr.
Hanna Perwanger (1904 – 2001), Köchin und Wirtin vom Zirmerhof schrieb 1967 ihre Rezepte auf Wunsch ihrer Gäste auf und veröffentlichte ein Kochbuch. Sie landete den ersten Bestseller unter den Kochbüchern aus Südtirol.
Die Lieblingsgerichte von Hanna Perwanger stehen bis heute auf Speisekarte des Landhotels Zirmerhof in Radein im Süden von Bozen. Die Vorlage für das Rezept im Blog haben wir der 11. Ausgabe von 1991 (BLV Verlag, München) entnommen und ergänzt.

Spinatnocken harmonieren bestens mit aromatischer Tomatensauce und geriebenem Parmesan. In Südtirol werden sie auch zu Schmorgerichten wie Gulasch serviert. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
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Zutaten für 4 Personen
1 kg Blattspinat, oder 800 g Tiefkühl-Blattspinat
300 g Semmelbrösel
1 EL Butter
1 kleine Zwiebel
3 EL gehackte Petersilie
2 EL Mehl
3 Eier
3 – 6 EL Milch
Salz, Muskat
Zum Anrichten
Klassische Version: 80 g Butter, in der Pfanne gebräunt
Für beide Varianten: 150 g frisch geriebener Parmesan
Tomatensauce
1 kg reife Tomaten, oder 2 Tomatendosen mit je 400 g
2 mittelgroße Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
1 Lorbeerblatt
1 TL frischer Thymian
3 EL frisches Basilikum, gehackt
3 EL Olivenöl
2 EL Rahm (Sahne)
Salz, Pfeffer, Zucker
Nockenteig mit frischem Blattspinat vorbereiten

Nach dem blanchieren und abkühlen wird der Blattspinat in einem Tuch fest ausgedrückt. Dadurch verbindet sich die Gemüse-Masse mit den restlichen Zutaten gut. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Frischen Blattspinat sorgfältig verlesen, waschen und die dicken Stiele entfernen. In einem großen Topf Salzwasser aufkochen lassen, vorbereiteten Spinat hineingeben und zwei Minuten blanchieren.
Abgießen und mit kaltem Wasser abschrecken. Spinat in einem Geschirrtuch sehr fest ausdrücken. Jetzt wird der Spinat passiert. Dafür das Gemüse mit einem Kochlöffel durch ein feines Sieb streichen.
Zwiebel fein schneiden. Butter in einer Pfanne schmelzen und die Zwiebel hellgelb dünsten. Dann den passierten Spinat zugeben und gut mischen. Kurz schmoren lassen, gehackte Petersilie dazugeben.
Die Gemüsemasse anschließend vollständig erkalten lassen. Anschließend den Spinat zu Semmelbröseln, Mehl, Milch, den verquirlten Eiern, Salz und Muskat in eine Schüssel geben.
Alle Zutaten sorgfältig durchmischen bis ein gleichmäßiger Teig entsteht. Die Nockenmasse sollte nicht zu fest und nicht zu weich sein. Eventuell mehr Mehl oder Milch zugeben, je nachdem.
Wichtig ist vor dem Abstechen sämtlicher Nockerl ein Probenocke ins Kochwasser einzulegen. Wenn die Spinatnocke zerfällt ist der Teig zu weich und es sollte noch etwas Mehl zugegeben werden.
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Nockenteig mit Tiefkühl-Blattspinat vorbereiten

Bei der Verwendung von Tiefkühl-Blattspinat zerkleinern wir das Gemüse mit Eiern und Petersilie im Mixer. Dadurch entfällt das passieren des Spinats durch ein Sieb. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Wir verwenden gerne tiefgekühlten Blattspinat und sparen uns das Putzen. Dazu wie oben beschrieben vorgehen. Zwiebel fein schneiden und in Butter an dünsten. Dann den TK-Blattspinat zugeben.
Spinat mit der Zwiebel für etwa fünf Minuten, ohne Zugabe von Wasser, auf kleiner Hitze zugedeckt auftauen und schmoren lassen. Gemüse vollständig erkalten lassen.
Blattspinat in einem Geschirrtuch ausdrücken, damit später die Nocken-Masse bindet. Jetzt kommt der Trick mit dem Küchenmixer. Spinat mit Eiern und Petersilie in den Mixer geben und alles zerkleinern.
Wer keinen Mixer zur Verfügung hat, kann Blattspinat und Petersilie auch mit einem Messer sehr fein hacken. Anschließend zu Semmelbröseln, Mehl, Milch, Salz und Muskat geben und gut vermengen.
Spinatnocken abdrehen und zubereiten

Das Abdrehen der Südtiroler Spinatnocken ist nicht schwer. Wer den Dreh erst einmal heraus hat wird schnell die schönsten Nockerl formen können. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Die Zubereitung der Spinatnocken erfordert etwas Fingerspitzengefühl. Vor dem Einlegen ins kochende Salzwasser, das jedoch noch nicht sprudeln darf, werden die Nocken mit Esslöffeln abgestochen.
Zwei Esslöffel anfeuchten, um gleich große Nocken aus dem Teig abzustechen. Das Nockerl mit einem Esslöffel in der feuchten Handfläche drehen. Es sollte eine längliche Form bekommen und glatt sein.
Zuerst Probe-Nockerl einlegen, um die Teigfestigkeit zu testen. Restliche Nocken auf einem feuchten Teller legen bis alle geformt sind. Dann alle bei mäßiger Hitze in Salzwasser 20 Minuten offen garziehen.
Unser Rezept für Südtiroler Spinatnocken mit Tomatensauce und Parmesan ergibt für 4 Personen eine Menge von 50 bis 55 Nockerl. Wer den Dreh heraus hat wird diese Menge in etwa 20 Minuten abrollen.
Zunächst sinken die Spinatnocken im Kochwasser ab. Nach einigen Minuten beginnen die ersten Nockerl jedoch aufzusteigen. Den Kochtopf während der Garzeit nicht zudecken.
Spinatnocken mit einem Schaumlöffel aus dem Wasser heben, kurz auf einem Tuch abtropfen lassen. Für die klassische Version mit brauner Butter übergießen und mit reichlich Parmesan bestreut anrichten.
Wir bereiten uns für die Südtiroler Spinatnocken am liebsten eine fruchtig-aromatische Tomatensauce zu. Zu Tisch darf eine ordentliche Menge frisch geriebener Parmesan auf den Nocken nicht fehlen.

Die Spinatnocken sind nach zwanzig Minuten in leicht kochendem Salzwasser fertig. Nocken und Knödel sind übrigens ein zentraler Bestandteil der Südtiroler Küche. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
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Fruchtig-aromatische Tomatensauce zubereiten

Selbstgemachte Tomatensauce ist kinderleicht und schmeckt fruchtig-aromatisch. Sie ist Grundlage verschiedener Gerichte und Grundpfeiler der Küche Italiens. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Feingehackte Zwiebel, Knoblauch, Lorbeerblatt, Thymian und Basilikum in Olivenöl kurz dünsten. Kleingeschnittene Tomaten (oder Dosentomaten), Salz und Zucker zugeben und aufkochen lassen.
Etwa 300 ml Wasser/Brühe angießen und alles 30 Minuten köcheln lassen. Mit Salz, Pfeffer und Rahm (Sahne) abschmecken. Fertige Tomatensauce mit dem Pürierstab zerkleinern oder mit Sieb passieren.
Die fertigen Nocken kurz auf einem Tuch abtropfen lassen. Auf den vorgewärmten Tellern die Tomatensauce verteilen. Spinatnocken auflegen und mit frisch geriebenem Parmesan bestreuen.

Südtiroler Spinatnocken mit Tomatensauce und Parmesan schmecken jedem. Bei uns haben sie sich schnell zum Familien-Liebling entwickelt. Foto: Reise-Zikaden, M. Hoffmann
Tipp: Spinatnocken und Tomatensauce vorab herstellen. Nocken in gebutterten Bratgeschirr im Ofen (10 – 15 Minuten/180 Grad) erwärmen. Sauce nochmals aufkochen. Nockerl lassen sich gut einfrieren.
Weinempfehlung: Terlaner Classico DOC, 60% Weissburgunder, 30% Chardonnay, 10% Sauvignon Blanc. Trockener Weißwein, blumig, fruchtig und harmonisch.
Unser Buchtipp für Spinatnocken aus Südtirol
Athesia Trappeiner Verlag, Südtiroler Leibgerichte – Das Original der Südtiroler Küche, von Hanna Perwanger, 192 Seiten, gebunden, 1. Auflage, 2020. Nach fünfzig Jahren im neuen erweiterten Outfit.
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